Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser



Sich ein Auto zu kaufen ist ein weitreichende Entscheidung. Zum einen kostet es viel Geld, sowohl in der Anschaffung als auch in der Erhaltung. Zum anderen bindet es. Mal bräuchte es ein größeres für den Transport von Sachen oder ich hätte gerne ein neues, moderneres, ökologischeres. So einfach ist die Sache dann schon nicht mehr. Das Auto wechsle ich nicht wie ein Kleidungsstück.
All dies kann beim Carsharing umgangen werden. Das aus dem Englischen kommende Wort ist aus car (Auto) und share (teilen) zusammengesetzt. Es bedeutet also, dass ich kein Auto besitze, es jedoch zusammen mit anderen teile und jederzeit nutzen kann.
Der KVW unterstützt das Projekt Carsharing, die Arche im KVW war in vorderster Front an der Ausarbeitung beteiligt.

Unsere Mobilität hat sich mit unserer Lebensweise stark verändert. Ein eigenes Auto zu besitzen war vor 50 Jahren keine Selbstverständlichkeit. Einen SüdtirolPass in der Tasche zu haben und die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen, wird langsam zu einer Selbstverständlichkeit. Unsere Mobilität wird ökologischer und ökonomischer. Viel Geld für ein eigenes Auto ausgeben, dass dann selten benutzt wird, ist weder sinnvoll noch zweckmäßig.
Carsharing bietet eine gute und vor allem günstige Alternative zum Besitz eines eigenes Autos oder eines Zweitautos in einer Familie.

Ingeburg Gurndin

KVW Soziales
Noch immer Nachteile

Weniger Frauen in großen Betrieben und niedriger Gehalt

In den großen Betrieben Südtirols ist ein Drittel der Beschäftigten weiblich. Ihre Entlohnung hinkt hinter jener der Männer her. Unterrepräsentiert sind die Frauen nach wie vor an der Spitze; bei den befristeten Verträgen, Teilzeit-Arbeitsverhältnissen und Warteständen sind sie hingegen führend. Das geht aus dem Bericht über die Beschäftigung in Südtirols Großbetrieben hervor, der kürzlich vorgestellt wurde.
Das Arbeitsförderungsinstitut AFI hat die Beschäftigungslage in Südtirols Großbetrieben nach Geschlechtern genauer unter die Lupe genommen. Der Bericht über die männliche und weibliche Beschäftigung in Betrieben mit mehr als hundert Beschäftigten im Zweijahreszeitraum 2010/11 wurde von der Verfasserin Silvia Vogliotti gemeinsam mit Landesrat Roberto Bizzo, Gleichstellungsrätin Simone Wasserer und Abteilungsdirektor Helmuth Sinn vorgestellt.
Dem neuen Bericht liegen die Daten von 134 Betrieben zugrunde. Zur Übermittlung der Daten im Zweijahresrhythmus an die Gleichstellungsrätin sind die Großbetriebe verpflichtet. Diese dank einer neuen Software erstmals digital übermittelten Daten wurden vom Arbeitsförderungsinstitut (AFI- IPL) ausgewertet. Nach den Worten von Landesrat Roberto Bizzo sei es äußerst wichtig, die arbeitsrechtliche Situation der Frauen auch in der Privatwirtschaft kontinuierlich zu beobachen: „Nur so können wir politische Maßnahmen gezielt setzen.“
Betroffen von den vorliegenden Daten zeigte sich Gleichstellungsrätin Simone Wasserer: „Die Studie spiegelt unsere Realität wider: Immer noch erhalten eher Männer als Frauen einen unbefristeten Arbeitsvertrag, immer noch gibt es Lohnunterschiede.“
Ungleichgewichte aufgezeigt
Silvia Vogliotti ging auf die Daten und Zahlen im Detail ein: Demnach arbeiteten in den 134 Unternehmen zum Jahresende 2011 34.095 Personen, davon 11.431 Frauen (ein Drittel). Als bemerkenswert bezeichnete Vigliotti die so genannte horizontale Segregation, also den besonders hohen Anteil von Frauen in bestimmten Branchen, beispielsweise im Bildungswesen (zwei Drittel), im privaten Gesundheits- und Sozialwesen (60,9 Prozent), im Gastgewerbe (54,3 Prozent) und den geringen Frauenanteil in der Metallverarbeitung (14,7 Prozent) und im Bauwesen. Hoch blieb die so genannte vertikale Segregation, also der geringe Frauenanteil an höheren Führungspositionen: Unter den höheren Führungskräften waren lediglich 6,2 Prozent Frauen, bei den mittleren Führungskräften 18 Prozent. „In keiner Branche entspricht der Anteil der Frauen in Führungspositionen dem Anteil an beschäftigten Frauen“, so Vogliotti.
Ungleichgewicht gab es auch bei den unbefristeten (75 Prozent der Frauen gegenüber 81 Prozent der Männer) und den befristeten Arbeitsverträgen (17,7 Prozent der Frauen gegenüber 9,6 Prozent der Männer). In Teilzeit arbeiten 27 Prozent der beschäftigten Frauen.
Augenscheinlich bleibt das geschlechterspezifische Lohngefälle, nämlich der Unterschied zwischen der Entlohnung von Männern und Frauen in gleichen Positionen. Er beläuft sich durchschnittlich auf 28,1 Prozent bei Vollzeiterwerbstätigen. Bei den Angestellten beträgt das geschlechterspezifische Lohngefälle 33 Prozent, bei den Arbeitern 25, bei den mittleren Führungskräften 15 und bei den höheren Führungskräften 21 Prozent. „Wenn Frauen mehr verdienen würden, wären immer mehr Frauen bereit, außer Haus zu arbeiten. Dies hätte zur Folge, dass sie Sozialabgaben und Steuern bezahlten und neue Arbeitsplätze im Bereich der Dienstleistungen für Betreuung und Haushalt entstünden“, gab Vogliotti zu bedenken.
Teilzeit ist nicht nur positiv
Betont wurde auch, dass Teilzeitarbeit nicht die einzige Lösung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sein dürfe, da sie eine Wiederholung des herkömmlichen Modells der Rollenaufteilung in der Familie darstelle und sich auf die Karriere, die aktuellen Einkünfte und zukünftigen Ruhestandsbezüge der Frauen auswirke.