Soziales

Danke

Spenden für den KVW Hilfsfonds
- KVW Ortsgruppen Kurtinig, Margreid, Kurtatsch, Penon, Graun und Fennberg
- Reingewinn des Familiensonntags
- Marktgemeinde Tramin in Gedenken an Frau Hanni Rinner Geb. Thaler
- Zwei anonyme Spenden
Gesamtsumme 2.400 Euro

Kommentar

Wie kann Demokratie gelingen?

Unter diesem Motto fanden Anfang September die Brixner Philosophietage statt. Die Maturaklasse des Franziskanergymnasiums Bozen hat ebenfalls daran teilgenommen und die Schüler haben in einem Essay sich selbst Gedanken darüber gemacht. Der folgende Beitrag stammt vom Maturanten Tobias Vale aus Bozen.
Foto: gayatri malhotra - unsplash
Politik ist kein Fußball
Hupende Autos, jubelnde Anhänger, entgeisterte Gegner sitzen vor dem Fernseher und können das Ergebnis nicht fassen. Es könnten Szenen vom letzten Spieltag der Serie A sein. Eigentlich aber sind es Szenen vom 28. September 2022. Fratelli d’Italia haben in den Parlamentswahlen 26% der Stimmen erhalten – 21,4 Prozentpunkte mehr als bei den vorherigen Wahlen.
Man kann sie ja verstehen. Immerhin kann diese Partei nun die Interessen ihrer Wähler deutlich besser vertreten. Das könnte tatsächlich diesen ganzen Trubel deutlich eher rechtfertigen, als der Sieg der eigenen Fußballmannschaft. Bestimmt doch die Parlamentswahl das eigene Leben für vier Jahre und oft noch deutlich darüber hinaus beträchtlich. Von einem Fußballspiel ist das selten der Fall.
Was viel eher Sorgen bereitet ist die sich wandelnde Mentalität, die sich in die Politik einschleicht, bei der die Parteien wie Fußballmannschaften behandelt werden. Gewinnt die Partei Wähler, so ist das ein Tor, verliert sie diese ein Eigentor. Dem ist aber leider ganz und gar nicht so. Das Wesen der Politik ist nämlich die Pluralität. Oft gibt es viele Wege zum Ziel und meist ist es eine Synthese mehrerer Wege, die schlussendlich der beste unter ihnen ist. Der Weg zu einer erfolgreichen Regierung ist folglich der Dialog zwischen Parteien, um Ideen auszutauschen und sich auf einen Kompromiss zu einigen.
Eine Mentalität des „dem Gegner eins Auswischens“, wie es im Sport und zunehmend eben auch in der Politik zu spüren ist, schadet diesem Dialog enorm, was zu einer weiteren Spaltung der Lager führt und den Effekt nur weiter ankurbelt. Zunehmend ist man nicht mehr Anhänger der eigenen Partei, weil man von deren Visionen überzeugt ist, sondern ist von diesen Visionen überzeugt, weil man Anhänger ebendieser Partei ist und jede andere Haltung als Verrat an der Partei gewertet werden müsste.
Doch auch dieser Schluss ist gefährlich. Viele Menschen wählen eine Partei, weil sie einen Teil derer Ansichten teilen. Wenn solche Menschen nun als, in allen Interessen mit ihrer Partei übereinstimmend, abgestempelt werden, behindert das die politische Debatte zusätzlich.
Im schlimmsten Fall können sich Individuen sogar dazu gezwungen sehen, nun tatsächlich diese Mentalitäten anzunehmen. Öffentlich etwas anderes zu behaupten, könnte ja der Partei als Ganzen schaden und somit auch jenen Interessen, für welche man die Partei ursprünglich wählte.
Menschen in solche Schubladen zu sperren ist fatal für die Demokratie, was sich ja klar an den Wahlergebnissen in großen Teilen Europas ablesen lässt. Ein- und scheinbar abgegrenzte Menschen tendieren dazu extrem zu wählen und das System leidet darunter.
Was braucht es also? Nun zuallererst braucht es Politiker, die versuchen den Interessen der Wähler zu dienen, statt die Wähler von den eigenen Interessen zu überzeugen. Andererseits braucht es ein Umdenken von Seiten aller Wählern. Wir müssen die Anhänger anderer Parteien ebenso wie uns selbst als vielschichtige Menschen und nicht als Blaupause des Wahlprogramms ihrer Partei verstehen. Vielleicht sollten wir gar aufhören von „unserer“ und „ihrer“ Partei zu sprechen und uns schlicht und ergreifend zur Debatte auf Augenhöhe treffen, um einzelnen Themen, statt von Wahlprogrammen zu diskutieren. Traurige Realität des politischen Alltags mag zwar sein, dass man am Ende nur eine Partei mit der man nur teils übereinstimmt wählen kann, aber immerhin wäre die Debatte zuvor dann mit Argumenten und Fakten, statt mit Floskeln und Feindbildern geführt worden.
Tatsächlich können nämlich auch zwei Parteien zusammenarbeiten um endlich das Runde ins Eckige zu befördern. TOOOOOOR – und alle können jubeln.
Tobias Vale