KVW Aktuell

Als Weiß-Kreuzler über Südtirol­ hinausfahren

Langstreckentransporte sind ein wichtiger Bereich im Weißen Kreuz, für den der Landesrettungsverein neue Freiwillige sucht. Die Malserin Ingrid Andreaus erzählt über diesen Dienst und rührt dabei auch kräftig die Werbetrommel.
Warum hast du dich für den Langstreckendienst entschieden?
Als langjährige Freiwillige der Sektion Mals hatte sich einmal die Gelegenheit ergeben, bei einem Langstreckentransport mitzufahren. Da ich Gefallen daran gefunden habe, war ich dann öfters bei einem Langstreckentransport mit dabei. Und seit meiner Pensionierung ist diese Tätigkeit im Weißen Kreuz eine wirklich großartige Lebensaufgabe für mich geworden.
Welche Voraussetzungen brauchtest du dafür? Welche Voraussetzungen sollte in deinen Augen jemand zum Langstreckendienst mitbringen?
Da ich, wie gesagt, schon bald ein Vierteljahrhundert diesem Verein angehöre, hatte ich alle Voraussetzungen für den Langstreckentransport. Ein Neueinsteiger sollte gerne reisen sowie flexibel, hilfsbereit und diskret sein. Auch ein netter Umgang mit Patienten ist nötig. Und man muss in diesem Bereich natürlich auch Verantwortung übernehmen – für das Fahrzeug und seine Insassen.
Wo führen dich deine Fahrten hin?
Meine Fahrten führten mich von Süditalien samt Inseln bis hinauf in den Norden – Schweiz, Frankreich, Holland und Belgien miteinbegriffen.
Was gefällt dir besonders am ­Langstreckendienst?
Mir gefällt das Reisen. Bereichernd für mich sind aber auch die Kontakte zu verschiedenen Menschen anderer Länder sowie wertvolle Einblicke in andere Rettungsorganisationen und Gesundheitseinrichtungen. Zudem lerne ich auch die Kulinarik der verschiedenen Nationen kennen. Es gibt bei den Langstreckentransporten auch keine Stresssituationen wie sie beispielsweise im Rettungsdienst vorkommen können. Und zudem kann ich meinen geographischen und kulturellen Horizont immer wieder neu erweitern.
Würdest es ­weiterempfehlen?
Ja, natürlich. Ich würde einem jeden Rentner diesen Dienst weiterempfehlen. Man sieht und spürt, dass man gebraucht wird. Zudem hält diese Tätigkeit gesund und fit.
Was gibt dir dieser Dienst?
Eine kleine Spesenvergütung, Zufriedenheit, Dankbarkeit und viele neue Bekanntschaften.
Das Weiße Kreuz sucht Freiwillige für den Langstreckendienst, für den es auch eine Spesenvergütung gibt. Infos auf www.weisseskreuz.bz.it.
Ingrid Andreaus

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Im Westen viel Neues

KAB Schweiz Christliche Sozialbewegung
Armin Huerner
In der letzten Ausgabe des Kompass haben wir die EBCA, die europäische Bewegung der christlichen Arbeitenehmer:innen genauer kennengelernt und nun werden wir fortlaufend die einzelnen Mitgliedsorganisationen vorstellen. Der Reigen wird durch die KAB Schweiz Christliche Sozialbewegung in der Schweiz eröffnet, kurz KAB Schweiz.
Die Südtiroler schielen gerne zu ihren Nachbarn und so tun sie dies auch in die angrenzende Schweiz. Seit der Gründung des Katholischen Arbeitervereins St. Gallen im fernen Jahr 1899, aus dem die heutige KAB entstanden ist, ist die Aufgabe die materielle und geistige Besserstellung der Arbeiter:innen. Im Vergleich mit vielen andern Ländern hat die Schweiz ein gut ausgebautes Sozialsystem; dennoch gibt es auch hier einiges zu tun. Viele Menschen haben Schwierigkeiten mit ihrem Einkommen über die Runden zu kommen, Einwanderern aus fremden Kulturen wird mit Ablehnung begegnet, der Einfluss der katholischen Kirche schwindet. Die KAB und katholische Soziallehre will den Bürger:innen Orientierung bieten, die Gesellschaft mitgestalten und sich für eine lebendige Kirche einsetzen. Leitmotiv der KAB Schweiz ist „Sehen-Urteilen-Handeln“. Hervorstechend sind dabei auch das Hilfswerk Brücke Le Pont und das Institut für christliche Sozialethik, Trägerverein von ethik22.
Wir haben mit Armin Huerner, den KAB –Schweiz Vertreter in der EBCA gesprochen.
Kompass: Gemeinsam mit unserem geistlichen Assistenten Charly Brunner sitzen Sie im Leitungsgremium der EBCA. Wir kommt KAB Schweiz, bekanntermaßen kein EU Mitglieder, sich dazu in der europäischen Arbeitnehmerbewegung zu engagieren?
Die KAB Schweiz schaute schon immer gern über den Tellerrand hinaus. So kam es, dass die KAB Schweiz vorerst nur Mitglied der EBCA war. Auslöser zur engeren Zusammenarbeit war dann das sog. Bodenseetreffen. Seit ca. 60 Jahren treffen sich KAB-Vertreter der an den Bodensee angrenzenden Bistümer einmal jährlich zu einem Austausch. Es sind dies St. Gallen, Basel (der an den Bodensee angrenzende Kanton Thurgau gehört zum Bistum Basel), Vorarlberg, Freiburg, Augsburg und Rottenburg-Stuttgart. Über diesen Kontakt kam die Anfrage aus Freiburg, ob ich an einer Mitarbeit in der EBCA interessiert sei.
Kompass: Genau wie Südtirol ist auch die Schweiz mehrsprachig. Ist die KAB Schweiz Ansprechpartner für alle Sprachgruppen? Wie schaut das in der Praxis aus?
Jede Sprachregion hat eine eigene Organisation mit wenig Kontakt untereinander: deutsche Schweiz: KAB Schweiz, französische Schweiz: CTC (Communauté de Travailleurs Chrétiens) – Kanyamibwa Melchior, Vorstandsmitglied CTC ist Koordinator der EBCA und schliesslich noch die italienische Schweiz: ACLI, Niederlassung der italienischen ACLI.
Kompass: Können Sie unseren Lesern jeweils ein herausragendes, aktuelles Projekt der beiden Initiativen Brücke- Le Pont und Ethik22 nennen und ein wenig darüber berichten?
Weltweit leben heute mehr als 700 Millionen in extremer Armut. Die Brücke Le Pont setzt sich in über 30 Projekten in Afrika und Lateinamerika ein. Die Arbeitsweise fußt auf folgende Grundsätze für eine nachhaltige Veränderung der Bedingungen vor Ort: Förderung der beruflichen Kompetenzen, Einhaltung der Arbeits- und Menschenrechte und existenzsicherndes Einkommen. Beispielhaft dafür ist das Projekt Karité: 3600 Frauen aus dem armen Norden Benins stellen Sheabutter her. Sie lernen in Schulungen Techniken um die Nüsse des Karitébaums effizienter, umweltschonender und hygienischer zu Butter zu verarbeiten. Das Projekt hilft ihnen auch sich in Kooperativen zusammenzuschließen. So können sie sich gemeinsam weiterbilden, neue Käufer:innen ansprechen und bessere Preise für ihre Produkte aushandeln.
Die Projektteilnehmerinnen konnten ihr Einkommen im ersten Projektjahr durch die verbesserte Qualität des Produkts bereits um 20 Prozent steigern. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zum kargen Einkommen ihrer Familien. Viele der Frauen berichten außerdem, dass sie durch das Projekt selbstbewusster geworden sind und ihre Arbeit in ihren Gemeinden stärker anerkannt wird.
Das Institut für Sozialethik, ethik 22, organisiert christlich fundierte Impulsveranstaltungen (z.B. Sozialtag) und räumt drängenden gesellschaftlichen Fragen breiten Raum ein und macht sie sichtbar. Ethik22 ist auf vielen Kanälen vertreten: Bei „radioEinfluss“ (www.ethik22.ch/einfluss) wird regelmäßig zu aktuellen Fragen diskutiert. Solche greift auch das gedruckte Magazin auf. Mit dem Newsletter erhalten viele Interessierte u.a. jeweils vertiefte Informationen zu den Themen der Volksabstimmungen in der Schweiz. Ethik22 hilft, die richtigen Fragen zu stellen, wenn aus sozialethischer Sicht ein Ja oder Nein zu Fragen zum Tierschutz, zum Klimawandel oder zur Ehe für alle oder auch zum Asylrecht auf der politischen Agenda stehen.
Text und Interview: Iris Pahl