Kommentar

Mobbing am Arbeitsplatz!

Text: MichelA Morandini
Kein Kavaliersdelikt
Mobbing am Arbeitsplatz hat viele Gesichter. 1993 hat der Arbeitspsychologe Heinz Leymann in seinem Werk „Mobbing: Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann“ eine erste Definition verfasst und das Thema Mobbing in die öffentliche Diskussion gebracht.
Leymann beschreibt Mobbing „als negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnen.
Im Landesgesetz Nr. 4 vom 21. Juni 2021 zur Prävention und zum Umgang mit Mobbing, Straining und Gewalt am Arbeitsplatz wird Mobbing definiert als Verhaltensweisen, die
� von einer systematisch aufgebauten, andauernden und sich stetig weiterentwickelnden Konfliktsituation gekennzeichnet sind,
� durch die eine oder mehrere Personen Verfolgungsaktionen seitens einer oder mehrerer Personen ausgesetzt sind, wobei die Beteiligten jeweils eine übergeordnete oder gleichgestellte Position innehaben können,
� deren Ziel darin besteht, der betroffenen Person Schäden verschiedener Art und unterschiedlichen Schweregrades zuzufügen.
Kennzeichnend dabei ist, dass die betroffene Person keine Möglichkeit oder große Schwierigkeiten hat, auf die Mobbinghandlung zu reagieren, mit negativen Folgen für die psycho-physische Gesundheit, die Ausgeglichenheit, die sozialen Beziehungen, den persönlichen Ruf und die Professionalität. Nicht immer kommen schädliche Tetx Handlungen am Arbeitsplatz kontinuierlich und regelmäßig vor, können aber dauerhaft negative Auswirkungen haben. In diesem Fall spricht man von Straining. Unter Straining wird eine Situation von erzwungenem Stress am Arbeitsplatz verstanden, bei der die betroffene Person mindestens eine Handlung erfährt, die sich dauerhaft negativ auf das Arbeitsumfeld auswirkt. Eines haben Mobbing und Straining gemeinsam: Für die betroffene Person und das Unternehmen haben sie weitreichende Folgen. Betroffene entwickeln nicht selten psychosomatische Symptome wie z. B. Schlafstörungen, Angstzustände, die nicht nur die Arbeitsleistung reduzieren, sondern das gesamte Privatleben beeinflussen. Oftmals kommt es zu krankheitsbedingten Ausfällen, die wiederum Kosten für das Unternehmen produzieren.
Für Betroffene ist es wichtig, sich frühzeitig Beratung und Unterstützung zu holen. Zudem ist eine Dokumentation der Übergriffe in Form eines „Mobbingtagebuches“ wichtig.
Der seit September 2021 aktive Anti-Mobbing-Dienst bietet folgende Dienstleistungen an:
� Information, Beratung und Mediation für Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer sowie für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber;
� Sensibilisierung der Öffentlichkeit in Zusammenarbeit mit Vereinen und Institutionen;
� Informations- und Bildungsmaßnahmen für Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber;
� Organisation von Konferenzen und Tagungen in Zusammenarbeit mit Institutionen, Interessensverbänden und Vereinen.

Das Beratungsangebot ist kostenlos und kann anonym in Anspruch genommen werden. Beratungstermine werden nach Vereinbarung in Bozen, Meran, Brixen und Bruneck angeboten.
Info
Die Ombudsstelle Gleichstellungsrätin ist beim Südtiroler Landtag angesiedelt und informiert und berät rund um Themen der geschlechterbasierten Diskriminierung am Arbeitsplatz. Seit 2021 ist zudem der Anti-Mobbing-Dienst bei der Ombudsstelle angesiedelt.
Kontaktaufnahme unter:

KVW Aktuell

Margareth Fink und das Patronat KVW/ACLI

Text: Margareth Fink/ Elisabeteh Scherlin
Unser Vorstand stellt sich vor
Über 70.000 Aktenvorgänge pro Jahr werden erfasst. Foto: pexels-andrea-piacquadio
Mit dem neuen Jahr öffnen wir auch eine neue Serie in unserem Kompass:
bei jeder Ausgabe wir jemand aus dem Vorstand und dessen Aufgabenbereich vorgestellt.
Den Auftakt mach Margareth Fink und das Patronat KVW ACLI.
Margareth Fink
Margareth Fink
Seit 2003 arbeite ich in einem Sozialsprengel für die finanzielle Sozialhilfe. Dieser Dienst unterstützt Menschen, die es nicht aus eigener Kraft schaffen, die Ausgaben für ihren Lebensunterhalt zu bewältigen.
In selben Jahr 2003 wurde ich für den Landesausschuss der Frauen vom Bezirk Bozen vorgeschlagen und gewählt. Die wichtigsten Anliegen der Frauen im KVW sind die Verbesserung der Rentenabsicherung für Frauen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dass hier noch einiges zu tun ist, wird auch bei meiner Arbeit im Sozialsprengel deutlich: Frauen sind besonders im Alter stärker von Armut bedroht als Männer. Auf Vorschlag der Frauen im KVW bin ich auch Mitglied des Landesbeirates für Chancengleichheit für Frauen, nun bereits die 3. Legislatur. Dieser Beirat ist eine wichtige Vernetzung von Frauenorganisationen, um gemeinsame Anliegen weiterzubringen.
In meiner knappen Freizeit, neben Beruf und ehrenamtlichen Tätigkeiten, gehe ich gerne ins Theater und stehe auch selbst immer wieder auf der Bühne. Außerdem lese ich verschiedenste Literatur bevorzugt zu Sozial- und Frauenthemen, liebe gutes Essen und verreise gerne, am liebsten mit meinem langjährigen Partner.
Seit 2021 bin ich Mitglied des KVW-Vorstandes, vorgeschlagen vom Bezirk Bozen. In diesem Gremium bin ich für das Patronat zuständig, auch begründet durch meine jahrzehntelange Erfahrung auf Landesebene in sozialen Belangen und Fragen.
Patronat
Eines der wichtigsten Anliegen bei der Gründung des KVW im Jahr 1948 war der Aufbau des Patronats, um den Zugang zu den Sozialleistungen, wie beispielsweise die Rentenabsicherung, für die deutsch- und ladinischsprachige Bevölkerung zu erleichtern. Das Patronat hat die Aufgabe, die Bürgerinnen und Bürger bei den verschiedenen Anträgen im Bereich der Vorsorge und Fürsorge zu begleiten. Es ist für die arbeitende Bevölkerung und für Rentner sowie für italienische Staatsbürger, Ausländer und Staatenlose zuständig, unabhängig von der Mitgliedschaft im KVW. Infolgedessen wird das Patronat vom Staat beaufsichtigt und regelmäßig kontrolliert.
Einige Dienste werden durch den Patronatsfonds des Staates vergütet aber nicht alle. Auch die Region und das Land Südtirol gibt Beiträge, da über das Patronat tausende von Anträgen für Landesleistungen eingereicht werden. Zudem unterstützen private Spenden die soziale Funktion des Patronats. Wichtig ist auch der Tag der Solidarität am dritten Sonntag in der Fastenzeit, an dem für das Patronat in der Kirche gesammelt wird. Es gibt aber auch Leistungen, die der Antragsteller zum Teil bezahlen muss, wie beispielsweise die telematische Kündigung.
Generaldirektor Acli Rom, Damiano Bettoni, Direktorin Patronat KVW-Acli Bozen, Elisabeth Scherlin und der ehemalige Direktor Patronat KVW-Acli, Sebastian Wieland
In Südtirol erfüllt das Patronat neben den institutionellen Aufgaben, die vom Staat vorgegeben sind, auch Aufgaben für die Provinz Bozen, wie beispielsweise die Anträge um das Landeskindergeld. Es kommen aber immer wieder neue Aufgaben dazu. Besonders in den letzten beiden Jahren wurden aufgrund der verschiedenen Krisen neue Maßnahmen eingeführt, wie die Unterstützungsmaßnahmen für Covid und die Maßnahmen der Regierungen des Staates und des Landes, um die Teuerungen abzufedern. Sehr oft werden die genauen Anweisungen für die einzelnen Anträge zu kurzfristig erteilt, sodass es nicht möglich ist, sich umfassend organisatorisch vorzubereiten. Trotzdem leisten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Patronat mit den Bezirksbüros jeden Tag Großartiges. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken.
Ich engagiere mich im größten Sozialverband Südtirols, dem KVW, weil es wichtig ist, für die Benachteiligten unserer Gesellschaft einzutreten. Eine sozial ausgewogene Gesellschaft ist die Grundlage für eine gesunde Entwicklung unserer Gesellschaft. Die Schwachen haben selbst oft nicht die Kraft, für ihre Themen einzustehen. Daher ist es notwendig, dass auch sie einen Ansprechpartner haben, der für sie Partei ergreift und sie in sozialen Belangen unterstützt.
Eine Gesellschaft, die dafür sorgt, dass alle ihren Platz finden, sorgt auch dafür, dass sie sich in Ruhe und in Frieden entwickeln kann. Diese gelebte Solidarität muss auch organisiert werden, und dafür steht und arbeitet der KVW.
Landesstelle Patronat KVW-ACLI
Südtiroler Straße 28, 39100 Bozen
Tel. +39 0471 978 677
Fax +39 0471 973 806
patronat@kvw.org
Die Landesstelle ist in Bozen, Außenstellen sind in Meran, Schlanders, Mals, Brixen, Bruneck, Sterzing und Neumarkt.