Soziales

Fortbildung für Hebammen

Text: Hebamme Lisa Holzer
Herausforderungen im Hebammenberuf: Nährendes und Zehrendes
Der Kurs wurde von der österreichischen Prof.in Martina König-Bachmann abgehalten. Seit 1987 in verschiedensten Settings als Hebamme tätig, erwarb die Dozentin im Jahre 2001 ihr psychotherapeutisches Fachspezifikum und praktiziert seither zusätzlich als Psychotherapeutin in Existenzanalyse in freier Praxis.
Der Beruf der Hebamme und die Abteilungen Kreißsaal / Geburtshilfe werden häufig als die schönsten in den Bereichen der klinischen und außerklinischen medizinischen Betreuung beschrieben. Was dem Laien oft verborgen bleibt, da in der Gesellschaft leider noch stark tabuisiert: Psychische Erkrankungen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, peripartaler Kindstod, Gewalterfahrungen im häuslichen Rahmen und im Rahmen der Geburtshilfe, ethische Herausforderungen und Grenzerfahrungen im Zusammenhang mit den Themen Mutter werden und Mutter sein. All diese Begegnungen können sich zehrend auf unsere Psyche auswirken. In der Fortbildung „Herausforderungen im Hebammenberuf“ wurde behandelt, wie wir als ExpertInnen mit solchen Themen umgehen können, auf welche Weise wir betroffenen Menschen richtig entgegentreten und ihnen helfen können und was wir selbst für unsere sogenannte Psychohygiene tun können - was uns also nährt. Uns Teilnehmerinnen wurden hilfreiche Screeningbögen ausgehändigt und erläutert, wie und wann diese in der Praxis eingesetzt werden können, um Problematiken wie häusliche Gewalt oder peri- und postnatale Depression frühzeitig zu erkennen und richtig zu reagieren. Denn Studien zeigen, dass Betroffenen durchschnittlich erst 10 bis 12 Jahre später psychotherapeutische Hilfe zugutekommt, als nötig gewesen wäre. Dies liegt nicht zuletzt an der Tabuisierung von genannten Themen. Hätten Sie beispielsweise geglaubt, dass bis zu 20% der Mütter an postpartaler Depression erkranken? Weniger als 15% davon werden entdeckt und behandelt. Es wird also klar, dass wir Hebammen aufgrund unseres oft ersten Kontaktes eine Schlüsselrolle innehaben. Umso wichtiger ist es, gut vorbereitet zu sein. Denn: Wer wegschaut, ist mitverantwortlich.

Kommentar

Mobbing am Arbeitsplatz!

Text: MichelA Morandini
Kein Kavaliersdelikt
Mobbing am Arbeitsplatz hat viele Gesichter. 1993 hat der Arbeitspsychologe Heinz Leymann in seinem Werk „Mobbing: Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann“ eine erste Definition verfasst und das Thema Mobbing in die öffentliche Diskussion gebracht.
Leymann beschreibt Mobbing „als negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnen.
Im Landesgesetz Nr. 4 vom 21. Juni 2021 zur Prävention und zum Umgang mit Mobbing, Straining und Gewalt am Arbeitsplatz wird Mobbing definiert als Verhaltensweisen, die
� von einer systematisch aufgebauten, andauernden und sich stetig weiterentwickelnden Konfliktsituation gekennzeichnet sind,
� durch die eine oder mehrere Personen Verfolgungsaktionen seitens einer oder mehrerer Personen ausgesetzt sind, wobei die Beteiligten jeweils eine übergeordnete oder gleichgestellte Position innehaben können,
� deren Ziel darin besteht, der betroffenen Person Schäden verschiedener Art und unterschiedlichen Schweregrades zuzufügen.
Kennzeichnend dabei ist, dass die betroffene Person keine Möglichkeit oder große Schwierigkeiten hat, auf die Mobbinghandlung zu reagieren, mit negativen Folgen für die psycho-physische Gesundheit, die Ausgeglichenheit, die sozialen Beziehungen, den persönlichen Ruf und die Professionalität. Nicht immer kommen schädliche Tetx Handlungen am Arbeitsplatz kontinuierlich und regelmäßig vor, können aber dauerhaft negative Auswirkungen haben. In diesem Fall spricht man von Straining. Unter Straining wird eine Situation von erzwungenem Stress am Arbeitsplatz verstanden, bei der die betroffene Person mindestens eine Handlung erfährt, die sich dauerhaft negativ auf das Arbeitsumfeld auswirkt. Eines haben Mobbing und Straining gemeinsam: Für die betroffene Person und das Unternehmen haben sie weitreichende Folgen. Betroffene entwickeln nicht selten psychosomatische Symptome wie z. B. Schlafstörungen, Angstzustände, die nicht nur die Arbeitsleistung reduzieren, sondern das gesamte Privatleben beeinflussen. Oftmals kommt es zu krankheitsbedingten Ausfällen, die wiederum Kosten für das Unternehmen produzieren.
Für Betroffene ist es wichtig, sich frühzeitig Beratung und Unterstützung zu holen. Zudem ist eine Dokumentation der Übergriffe in Form eines „Mobbingtagebuches“ wichtig.
Der seit September 2021 aktive Anti-Mobbing-Dienst bietet folgende Dienstleistungen an:
� Information, Beratung und Mediation für Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer sowie für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber;
� Sensibilisierung der Öffentlichkeit in Zusammenarbeit mit Vereinen und Institutionen;
� Informations- und Bildungsmaßnahmen für Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber;
� Organisation von Konferenzen und Tagungen in Zusammenarbeit mit Institutionen, Interessensverbänden und Vereinen.

Das Beratungsangebot ist kostenlos und kann anonym in Anspruch genommen werden. Beratungstermine werden nach Vereinbarung in Bozen, Meran, Brixen und Bruneck angeboten.
Info
Die Ombudsstelle Gleichstellungsrätin ist beim Südtiroler Landtag angesiedelt und informiert und berät rund um Themen der geschlechterbasierten Diskriminierung am Arbeitsplatz. Seit 2021 ist zudem der Anti-Mobbing-Dienst bei der Ombudsstelle angesiedelt.
Kontaktaufnahme unter: