KVW Aktuell

International unterwegs

Der KVW im Austausch mit europäischen Partnerorganisationen
EBA Gruppenbild aus Lissabon: Sonja Schöpfer und Charly Brunner vertreten den KVW
Kürzlich fand in Lissabon die Generalversammlung der EBCA statt. Diesmal waren die Delegierten bei der portugiesischen Bewegung LOC Portugal zu Gast.
Sonja Schöpfer
Der Schwerpunkt des Austausches lag auf der Situation während und nach COVID. Die Gewerkschaften und Arbeitnehmerverbände waren während der Pandemie eine bedeutende Schnittstelle und setzten ihre Arbeit unter sehr schwierigen Bedingungen fort. Wir vom Kompass haben Sonja Schöpfer, Ortsvorsitzende in Bruneck und in Zukunft auch Rechnungsrevisorin bei der EBCA, einige Fragen gestellt.
KOMPASS: Herzlichen Glückwunsch zur neuen Aufgabe. Du und der geistliche Assistent des KVW Karl Brunner seid in Lissabon bei der Generalversammlung als Delegierte des KVW Südtirol anwesend gewesen. Was ist die EBCA? Warum lohnt es sich für den KVW bei dieser Organisation dabei zu sein?
Schöpfer: Die EBCA ist die Europäische Bewegung Christlicher Arbeitnehmer:innen bei der sich Vertreter:innen von Arbeitnehmerorganisationen aus ganz Europa regelmäßig treffen und austauschen. Bei der diesjährigen Generalversammlung in Lissabon waren 40 Personen aus 8 europäischen Ländern vertreten. Karl Brunner und ich haben dabei unsere Anliegen aus Südtiroler Sicht vertreten und dabei wurde ganz schnell klar, dass sich die Fragen, Sorgen und Nöte der Arbeitnehmer in ganz Europa ähneln. Der Austausch auf internationaler Ebene öffnet neue Perspektiven und hilft auch neue Lösungsansätze zu finden.
KOMPASS: Was sind die Themen, welche die EBCA und ihre Partnerorganisationen in nächster Zukunft bewegen?
Schöpfer: Insgesamt gibt es 4 große Themenblöcke und dazu zählen Armut in Europa, Migration, Bildung und Arbeit. Die EBCA ist ein Netzwerk, das sich für ein sozial gerechtes Europa einsetzt und dazu beiträgt, dass auch jene gehört werden, die sonst keine Stimme haben. Der KVW setzt sich auch auf lokaler Ebene dafür ein, dass – obwohl wir uns schon seit mittlerweile einigen Jahren im Krisenmodus befinden – die Lohnschere nicht weiter auseinandergeht, Bildung dezentral auch in den Dörfern angeboten wird und dass die Menschen aller Altersgruppen und Herkunft am sozialen Leben teilhaben.
KOMPASS: Was sind die nächsten konkreten Schritte, die gesetzt werden?
Schöpfer: Karl Brunner wurde gemeinsam mit der Portugiesin Olinda Marques zum Co-Präsidenten der Europäischen Bewegung gewählt. Beide treffen sich noch im Herbst in Barcelona mit den anderen Mitgliedern des Leitungsteams der EBCA und werden die konkreten Maßnahmen für das nächste Jahr und darüber hinaus planen. Dabei tauschen sich die unterschiedlichen Bewegungen miteinander aus. Ziel ist es vor allem auf Ebene der EU und der europäischen Bischofskonferenz im Sinne der christlichen Soziallehre aktiv zu werden und für konkrete Anliegen wie z.B. das europäische Lieferkettengesetz oder den freien Sonntag einzutreten. Ich freue mich, dass ich neben Charly Teil dieser Gruppe sein, meine Erfahrungen aus Südtirol einbringen und die unterschiedlichen Realitäten in Europa immer besser kennenlernen kann.
Sonja, danke für das Gespräch!
Info
Die Europäische Bewegung christlicher Arbeitnehmer:innen (EBCA) ist der europäische Ausdruck der Welt Bewegung der christlichen Arbeitnehmer (WBCA), die 1966 in Rom gegründet wurde. Die EBCA versteht sich als eine Koordination von Verbänden und Bewegungen christlicher Arbeitnehmer, die menschenwürdige Arbeit, das Recht auf ein menschenwürdiges Leben, Solidarität und soziale Gerechtigkeit verteidigen, inspiriert vom Evangelium und der Soziallehre der Kirche.

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Ein Kommentar zur Patientenverfügung

Primar Dr. Herbert Heidegger
Dank des Fortschrittes der modernen Medizin können heute viele Krankheiten geheilt oder zumindest in ihrem Verlauf positiv beeinflusst werden.
Insbesondere gibt es viel mehr Möglichkeiten, menschliches Leben auch bei schwersten Unfällen und Erkrankungen zu erhalten.
Wenn Maßnahmen aber das Leiden und den Sterbeprozess verlängern, stellt sich die Frage, ob die sonst so segensreichen Errungenschaften der modernen Medizin wirklich im Interesse der Patientinnen und Patienten sind. Das macht vielen Menschen Angst. Besonders groß ist die Angst vor Situationen, in denen eigene Entscheidungen nicht mehr getroffen werden können, in denen Fremdbestimmung oder sogar Entmündigung drohen.
Wir möchten mitentscheiden dürfen bei medizinischen Maßnahmen, die uns selbst betreffen, und wir möchten Vorsorge treffen können für den Fall, dass wir nicht mehr entscheidungsfähig sind.
Immer mehr Menschen sterben nicht plötzlich und unerwartet, sondern nach einem längeren Krankheitsverlauf, der mit einem Verlust der Entscheidungsfähigkeit einhergeht und irgendwann Entscheidungen über den Einsatz lebensverlängernder Behandlungsmaßnahmen erfordert.
Dafür gibt es die Patientenverfügung.
Sie bietet die Möglichkeit, rechtzeitig über eigene Wünsche im Hinblick auf schwerwiegende Erkrankungen und das eigene Sterben nachzudenken und diese schriftlich festzuhalten.
Dies ist zugleich eine gute Gelegenheit, mit vertrauten Menschen über das Thema Lebensende ins Gespräch zu kommen.
Dank der Verfügung können Betroffene auch nach Verlust ihrer Entscheidungs- oder Kommunikationsfähigkeit Einfluss auf die medizinische Behandlung nehmen und damit ihre Selbstbestimmung wahren.
Für Angehörige, Ärztinnen und Ärzte und für die Pflegenden kann es eine große Erleichterung sein, zu wissen, wie weit die Lebenserhaltungsmöglichkeiten nach dem mutmaßlichen Willen einer Person ausgeschöpft werden sollen.
Primar Dr. Herbert Heidegger M.Sc.
Sanitätskoordinator
Direktor der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe
Präsident des Landesethikkomitees