KVW Aktuell

Wohnen im Alter, Analyse und Vorschläge

Im Tagungsraum des Pastoralzentrums am Domplatz in Bozen fand unter großem Publikumsinteresse eine Konferenz zu den Wohnbedingungen betagter Menschen statt. Auch konkrete Fallgeschichten und Fallstudien wurden vorgestellt und besprochen.
Viele Interessierte hörten den Referent:innen zu
Das Thema des Wohnens im Alter stand im Mittelpunkt eines im Tagungsraum des Pastoralzentrums am Domplatz in Bozen abgehaltenen Symposions, dem ein zahlreiches Publikum im Saal und dank Livestream-Übertragung auch online beiwohnen konnte.
Wieder wurde somit ein besonders aktuelles Argument umfassend behandelt, wobei auch diesmal der brennende Bedarf hervorgehoben wurde. Die aktuelle Situation in Südtirol wurde analysiert und anhand von interessanten Fallgeschichten und Fallstudien beleuchtet.
Das in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für den sozialen Wohnbau des Landes Südtirol und in Abstimmung mit den Gewerkschaften Cgil-Agb, Sgb-Cisl, Uil-Sgk und Asgb organisierte Treffen zum aktiven Altern wurde von Monica Devilli, der Vorsitzenden von Coopbund Alto Adige - Südtirol, moderiert. Mit dieser brennenden Angelegenheit befasst sich die Genossenschaft „Wohnen im Alter“ seit geraumer Zeit mit großem Engagement. Gemeinsam mit den Institutionen und allen in irgendeiner Weise involvierten Parteien versucht sie, den Bedürfnissen einer zunehmenden Zahl von Menschen gerecht zu werden.
Einleitend schilderte WOBI-Präsidentin Francesca Tosolini die Situation mit Bezug auf die Mieter des Instituts für sozialen Wohnbau des Landes Südtirol. Es handelt sich dabei größtenteils um über Sechzigjährige – Anteil steigend. Unbestritten ist, dass sich ältere Menschen wünschen, so lange wie möglich zu Hause leben zu können, und zwar auf eine für sie passende Art und Weise. Allerdings entsprechen die Unterkünfte oft nicht ihren tatsächlichen Bedürfnissen, sodass mitunter tief greifende Maßnahmen erforderlich sind, um es den Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zu ermöglichen, in der eigenen Wohnung zu bleiben und wertvolle Bezugspunkte und Beziehungen aufrechtzuerhalten.
Auch in den Beiträgen der anderen Referenten wurde auf die häufige Notwendigkeit hingewiesen, die Wohnungen an die körperlichen und motorischen Erfordernisse ihrer Bewohner anzupassen, das heißt eine Teil- oder Totalsanierung durchzuführen, damit alle Bereiche ohne architektonische Barrieren voll genutzt werden können.
Alfred Ebner und Otto von Dellemann setzten sich mit dem Thema „Aktives Altern“ auseinander, das von der Südtiroler Landeshauptmannstellvertreterin und Landesrätin für Familie, Senioren, Soziales und Wohnbau Waltraud Deeg auf beispielhafte Weise analysiert wurde.
Stefanie Locher, die Generaldirektorin der deutschen Stiftung Liebenau „Leben im Alter“, berichtete anschließend zum Thema „Wohnen mit Service für Senioren“. Der Vorsitzende der Genossenschaft Sophia, Karl Tragust, stellte das „Modell der Seniorengenossenschaften” vor und bezog sich dabei auf Beispiele, die in Deutschland erfolgreich umgesetzt werden konnten.
Ingrid Hölzl, Projektleiterin der Stiftung St. Elisabeth, schilderte die ersten Erfahrungen im Mehrgenerationenhaus „Lebensräume Meran“. Auf dem Programm standen schließlich noch die Präsentation des Projekts „Seniorenresidenz Stiftung Bauer Polo” durch den Präsidenten der Stiftung Norbert Bertignoll sowie die Vorstellung des „Wegweisers 60+“ durch Armin Bernhard, den die Genossenschaft Sophia mit dem Projekt betraut hat.

KVW Aktuell

Energiegemeinschaften: Chance für Südtirol?

Die Preise für Strom und Wärme steigen und steigen
Die Kraft der Sonne um Strom zu erzeugen
Zugleich ist die Versorgungssicherheit nicht garantiert. Ein Ausweg aus Energiekrisen könnten in Zukunft Energiegemeinschaften sein. Sie sollen für moderate Preise und mehr Versorgungssicherheit sorgen. Auf einer Tagung der Plattform Land, bei welcher der KVW auch Partner ist, wurden nicht nur Vorteile und Herausforderungen beleuchtet, sondern auch erfolgreiche Modelle vorgestellt.
Die stark gestiegenen Preise für Strom und Wärme bereiten immer mehr Menschen Sorgen. Daher sei es richtig, sich Gedanken über neue Modelle der Energieerzeugung und -verteilung zu machen. „Ein interessantes Modell, das sich auch für Südtirol anbietet und eine Chance darstellt, sind Energiegemeinschaften“, sagte Andreas Schatzer, der Präsident der Plattform Land, den knapp hundert Interessierten bei einem Webinar zu den Chancen für Energiegemeinschaften. Das Prinzip dahinter sei recht einfach: „Jemand produziert Strom oder Wärme oder beides, die Energie wird an Kunden meist in der näheren Umgebung verteilt“, so Schatzer. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen auf den Energiemärkten, die länger anhalten dürften, werden Energiegemeinschaften zu einem großen Thema werden, prophezeite Schatzer. Derzeit gebe es aber noch viele offene Fragen, da einige Durchführungsverordnungen fehlen.
Gute Voraussetzungen hierzulande
Südtirol besitze gute Voraussetzungen für Energiegemeinschaften, war Rupert Rosanelli, Direktor vom Beratungs- und Energieunternehmen „Inewa“, überzeugt. Zudem habe man bereits erste Erfahrungen gesammelt: „Fernheizwerke und einige Genossenschaften im Bereich Energie funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip.“ Das Interesse an Energiegemeinschaften sei hierzulande groß. Hinzu komme noch, dass gleich mehrere interessante Energieträger zur Verfügung stünden, wie Photovoltaik, Biomasse oder Wasserkraft. Für Pascal Vullo vom Südtiroler Bauernbund sind Energiegemeinschaften auch für die Bäuerinnen und Bauern interessant. Sie hätten oft große Dachflächen für Photovoltaikanlagen. Aber auch die Biomasse könnte interessant sein. Barbara Passarella vom Raiffeisenverband Südtirol sieht eine große Chance für Energiegemeinschaften durch das funktionierende Genossenschaftswesen. Gerade Genossenschaften seien als Modell für Energiegemeinschaften die erste Wahl.
Vorbild aus Wien
Gute Erfahrungen mit Energiegemeinschaften habe man in Wien gemacht, erklärte Michaela Turetschek von Power Solution, die Projektleiterin der „Grätzl Energiegemeinschaft“ ist. „Vier Stromproduzenten beliefern unter dem Motto ‚Miteinander füreinander‘ 30 private und betriebliche Annehmer mit Strom von Photovoltaikanlagen auf Dächern. Dadurch sind die Projektpartner unabhängig von großen Energieversorgern. Zudem ist der Strompreis stabiler und auch etwas günstiger“, so Turetschek. Hinzu komme, dass sich alle Beteiligten intensiv mit der Energiegemeinschaft und der Stromerzeugung auseinandersetzen würden. Natürlich gebe es aber auch Herausforderungen: „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen auf EU-Ebene und in Österreich sind komplex. Zudem ist der Verwaltungsaufwand gerade für eine kleine Energiegemeinschaft nicht zu unterschätzen. Und gerade zu Beginn würden Energiegemeinschaften oft nicht wirtschaftlich arbeiten.“
Energiegemeinschaften schaffen Mehrwert
Dreh- und Angelpunkt vieler Energiegemeinschaften seien die Gemeinden, erinnerte Energiemanagerin Daniela Patrucco. Eine große Herausforderung sei, ein lokales Energiesystem zu entwickeln und das Wissen um das Thema Energie an die Bürger:innen zu vermitteln. „Energiegemeinschaften schaffen vor Ort einen Mehrwert für die Menschen – Arbeitsplätze, Wohlstand und Wertschöpfung.“ Zudem habe Patrucco die Erfahrung gemacht, dass sich die Mitglieder der Energiegemeinschaften intensiv mit dem Energiesparen auseinandersetzen.
Dass es auch in Südtirol großes Interesse gerade von Seiten der Gemeinden gebe, bestätigte auch der Bürgermeister von Rasen-Antholz, Thomas Schuster.
Gemeindeübergreifend denken und handeln
Wie gemeindeübergreifende Energiegemeinschaften funktionieren können, hat Emiliano Mian, Direktor der CCF „Comunità Collinare del Friuli“, erklärt. In 15 Gemeinden, die sich zusammengeschlossen haben, liefern 40 Photovoltaikanlagen, die z. T. auf öffentlichen Gebäuden installiert wurden, Strom. Daneben setzen die Gemeinden auf Elektromobilität, Radwege usw. Ziel sei es auch hier, die Wertschöpfung vor Ort zu belassen, die Lebensqualität zu verbessern, der Abwanderung vorzubeugen und damit insgesamt das Territorium zu stärken.
Plattform Land
Die „Plattform Land“ ist eine Südtiroler Allianz für lebendige ländliche Räume und intelligente Flächennutzung.
Mit der Gründung des Vereins Plattform Land im April 2017 wurde die Zusammenarbeit institutionalisiert und gefestigt. Der KVW ist gemeinsam mit 15 Partnern Mitglied der Plattform Land.