KVW Aktuell

Fair gehandelter Kaffee

Bauern und Bäuerinnen von konventionell hergestelltem und gehandeltem Kaffee erhalten im Durchschnitt lediglich fünf Prozent des Kaffeepreises im Einzelhandel. Sie haben die meiste Arbeit in der Wertschöpfungskette, doch ihr Verdienst reicht oft kaum zum Überleben. Bei fair gehandeltem Kaffee gehen bis zu 26 Prozent an die Produzent* innen einer Kooperative. Das ermöglicht eine wirtschaftlich rentable Kaffeeproduktion.

KVW Aktuell

Ein Tabu

Von einer heilsamen Unruhe
Karl Brunner,
geistlicher Assistent im KVW
Ein Tabu ist bekanntlich eine Thematik, die heikel ist, die man in einer Gemeinschaft am besten nicht antippt. Es ist der oft unausgesprochene Konsens, ein Thema auszusparen. Warum? Weil es weh tut und bestehende Ordnungen in Frage stellt. Rührt man an ein Tabu, kommt ordentlich Unruhe auf und man läuft Gefahr, von der Gemeinschaft zumindest deutlich zurechtgewiesen oder sogar ausgeschlossen zu werden. Tabus gibt es auch in Familien und manche davon stehen in einer Wechselwirkung mit der Gesellschaft. Ein solches Tabu ist der sexuelle Missbrauch. Es war und ist richtig, dass der Missbrauch in der Kirche gut aufgearbeitet und der Prävention große Aufmerksamkeit gewidmet wird. Das aber darf uns nicht davon ablenken, welch tiefes Leid so manche Frau und auch mancher Mann in ihren Familien oder anderswo erdulden musste. Ich kenne Personen, die von ihrem Vater, ihrem Onkel, ihren Brüdern, aber auch von anderen Personen – teils unter Mithilfe ihrer Mütter – über Jahre missbraucht wurden. Es ist unvorstellbar, welches Leid damit verbunden ist. Vielen Beteiligten – seien es Opfer, Täter*innen oder „Weg­schauer­*innen“ – fehlt auch lange danach noch der Mut, zu diesen Lebenswahrheiten zu stehen und sie anzusprechen. Der Deckmantel des Schweigens wird nicht selten zum Ausweg der Wahl. Es entsteht ein Tabu! Für die Opfer ist es sehr schwer daran zu kratzen, u.a. wegen Selbstzweifeln, Kraft- und Hoffnungslosigkeit. Sie brauchen dringend unser aller Mut, damit das Geschehene benannt, ausgesprochen und aufgearbeitet werden kann. Das aber ist wichtig für sie selbst, für alle Beteiligten und auch für uns als Gesellschaft: Denn nicht selten „vererbt“ sich Missbrauch. Wie schwer es auch fällt, manchmal braucht es die heilsame Unruhe des Tabubruchs!
TEXT: Karl Brunner