KVW Aktuell

Leere Gebäude nutzen

Plattform Land sucht gute Beispiele
Noch immer wird auf der grünen Wiese neu gebaut, obwohl viele Gebäude gerade in den Ortszentren leer stehen. Darauf hat die Plattform Land bei der „Woche der Innenentwicklung“ aufmerksam gemacht und gleichzeitig Wege aufgezeigt, Leerstände wieder zu nutzen, Ortszentren zu beleben und neue Formen des Wohnens im ländlichen Raum umzusetzen.
An vier Tagen und in vier verschiedenen Orten (Rasen-Antholz, Lüsen, Mölten und Schlanders) diskutierten Expertinnen und Experten, Praktiker und politische Vertreterinnen und Vertreter über neue Wege in der Innenentwicklung im ländlichen Raum.
In den vergangenen eineinhalb Jahren hatte die Plattform Land im Auftrag von über einem Dutzend Gemeinden die Leerstände erhoben. „Mit dem Leerstandsmanagement und den Sanierungsberatungen, die demnächst für Private und Gemeinden angeboten werden, soll der Innenraum belebt und der Flächenverbrauch gesenkt werden“, sagte Ulrich Höllrigl, der Geschäftsführer der Plattform Land.
Beispiele für eine intelligente Flächennutzung und eine Belebung der Dörfer und Städte gibt es viele. In Lüsen ist erst kürzlich in Zusammenarbeit mit der Apothekerfamilie Peer eine Medikamentenausgabestelle eröffnet worden. Das Besondere daran ist, dass Kunden Medikamente und Apothekenartikel auch außerhalb der Öffnungszeiten abholen können. Zudem hat die Gemeinde Lüsen darauf geachtet, dass alle öffentlichen Gebäude leicht zu Fuß erreichbar sind, sagte Bürgermeisterin Carmen Plaseller. Viel Wert haben die Gemeindenvertreter auf die Aufwertung des Ortskerns gelegt. Dazu hat es u. a. einen Ideenwettbewerb für Planer gegeben. Freizeiteinrichtungen im Ortskern tragen ebenfalls zur Attraktivität bei.
Ein wichtiger Aspekt, wenn es um Lebensqualität und Nachhaltigkeit im ländlichen Raum geht, ist die Mobilität. Der Autoverkehr nimmt weiter zu, ein Trend zu nachhaltiger Mobilität ist in Südtirol nicht erkennbar, stellte Helmuth Pörnbacher vom Meinungsforschungsinstitut Apollis fest. Zukünftig sei die Frage entscheidend, wer wann wohin muss und wie er sein Ziel erreichen kann – und das idealerweise zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln. Gut bewährt haben sich Rufbusse: Sie sind eine bessere und flexiblere Alternative für den abgelegenen ländlichen Raum als große Busse, die im Stundentakt oft fast leer fahren.

Jugend

Gegen Gift im Netz

Online-Veranstaltung der KVW Jugend
„Front gegen Fake“ mit v.l. Karl Brunner (KVW), Josef Bernhart (KVW Vinschgau/Moderator), Jasmin Ladurner (Landtagsabgeordnete), Verena Rinner (Oberschuldirektorin) und Patrick Rina (ORF-Südtirol heute) - FOTO: Sendemostn1 | SM 1
Hass im Netz hat viele Gesichter. Falschmeldungen, Mobbing und sonstige Anfeindungen. Oft verborgen, manchmal auch ganz klar und offen. Generell sind eher Frauen betroffen, vielfach auch politisch Verantwortliche.
Wie funktionieren soziale Netzwerke? Wer beeinflusst wen und wie? Und was kann die Gesellschaft gegen Hass und Hetze tun? All diese Fragen stellte sich eine Diskussionsrunde der Katholischen Werktätigen Jugend, gemeinsam mit dem KVW Bezirk Vinsch­gau mit Jugendvorstand Hannes Weithaler und Bezirksvorsitzendem Heinrich Fliri. Die Veranstaltung wurde live im Internet übertragen. Der Titel: Gift im Netz. Diskutant­*innen waren Schuldirektorin Verena Rinner, ORF-Journalist Patrick Rina, Landtagsabgeordnete Jasmin Ladurner und Karl Brunner, geistlicher Assistent im Katholischen Verband der Werktätigen (KVW).
Falschmeldungen im Netz
Es geht darum, Farbe zu bekennen, sagte Patrick Rina gleich zu Beginn der Diskussion. Er muss es wissen, stellt sich der ORF doch mit seiner Initiative „So geht Vertrauen“ systematisch gegen Betrüger, Fälscher und Märchenerzähler im Netz. Dafür stehen wir mit unserem Namen, ergänzt Rina in Anlehnung an einen bekannten Werbeslogan. Auch er wurde bereits als Lügenpresse beschimpft und ist den Anfeindungen klar entgegengetreten. Ähnliches hat Jasmin Ladurner erlebt, ihres Zeichens jüngste Landtagsabgeordnete Südtirols. Bis hin zu Morddrohungen sei es schon gegangen. Damit wurde eine klare Linie überschritten und der Fall zur Anzeige gebracht.
Vernünftigen Umgang lernen
Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage geben über 60 Prozent der Jugendlichen an, es würde ihnen leichter fallen, Falschmeldungen zu identifizieren, wenn diese Thema im Unterricht sind. Hier hakt Verena Rinner ein, die als Schuldirektorin in Schlanders und ehrenamtlich als Notfallpsychologin arbeitet. Sie plädiert weniger für ein Verbot, denn für einen vernünftigen Umgang mit den sozialen Medien. Auch Charly Brunner, geistlicher Assistent im KVW und Direktor des Südtiroler Kinderdorfes, findet es wichtig, auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren. Sein Rezept: Digitalhygiene. Wichtiger denn je, zeigt sich doch allein in Deutschland, dass Smartphones und soziale Netzwerke für viele Depressionen und sogar Selbstmordversuche bei Teenagern verantwortlich sind. Auch hierzulande ist das so, wie der bekannte Gemeindearzt Toni Pizzecco in seinem Buch aufzeigt. Der Buchtitel spricht Bände: „Mensch bleiben im digitalen Chaos“. Cybermobbing und Onlinesucht sind längst an jedem noch so kleinen Ort Südtirols angekommen. Doch wir alle können das Gegengift sein, so die hoffnungsvolle Botschaft, zusammengefasst von Jugendvorstand Ursula Thaler. Deshalb auch das Jahresthema des KVW „Digital, kompetent, menschlich“.
Diskussion online nachsehen
Die Veranstaltung wurde vom KVW Vinschgau, den Raiffeisenkassen des gesamten Vinschgaus, der Stiftung Südtiroler Sparkasse und von Südtirols Internet-TV „Sendemostn1“ unterstützt und ist in voller Länge nachsehbar unter: youtube.com/c/Sendemostn1
TEXT: Josef Bernhart