KVW Aktuell

Leistbares Wohnen

Hohe Kosten für den Grund und hohe Bau- und Materialkosten
Der Begriff „leistbares Wohnen“ wurde in den vergangen zehn Jahren so oft und für so
viele Zwecke verwendet, dass wir ihn teilweise nicht mehr hören können.
Leonhard Resch,
Referatsleiter der Arche im KVW
Dennoch ist das Thema aktueller denn je. Die Preise für Miet- und Eigentumswohnungen steigen seit vielen Jahren schneller als das Einkommen und in der Folge spitzt sich die Situation kontinuierlich zu.
Vor allem in den großen Gemeinden und Städten des Landes, am meisten in Bozen, haben die Preise ein Niveau erreicht, welches für viele nicht mehr bezahlbar ist. Die Folge ist, dass Menschen in kleinere Gemeinden ausweichen. Aufgrund der höheren Nachfrage steigen dann aber auch dort die Preise. Je weiter die Menschen von ihrem Arbeitsplatz wegziehen müssen, um eine leistbare Wohnung zu finden, desto länger wird die tägliche Fahrt zur Arbeit und desto mehr Verkehr entsteht in den großen Gemeinden des Landes.
Viele fragen sich: Wo liegen die Gründe für diese nicht enden wollende Preisspirale? Die Antwort ist nicht immer die Gleiche. Die Gründe weichen je nach Gemeinde voneinander ab.
Die signifikantesten aber, darüber sind sich die Fachleute einig, sind:
die Kaufkraft der Südtiroler ist hoch; die Allermeisten haben viel Geld, das sie ausgeben können und - im Fall des Wohnens - auch müssen
sehr hohe Kosten für Grund und Boden
hohe Baukosten aufgrund hoher Materialpreise und sehr hoher Qualität
hohe Kosten für die Planung, Abnahmen und Genehmigungen
und nicht zuletzt ein sehr hoher Anspruch an die Größe und Ausstattung der Wohnung. Das ist für mich der bedeutendste Preistreiber.
In meinen landesweiten Vorträgen zum Thema Wohnbau melden sich immer wieder Teilnehmer, die fordern: „die Politik muss handeln! Wohnungen müssen leistbarer werden!“ Zum Teil gebe ich diesen Forderungen recht. Denn, wenn die Gemeinden keinen oder viel zu wenig Grund ausweisen, bzw. es nicht schaffen bestehende Gebäude für den Wohnbau nutzbar zu machen, steigen die Preise für die wenigen verfügbaren Baugründe extrem an. Hier besteht in sehr vielen Gemeinden definitiv Handlungsbedarf!
Die Politik allein aber kann das Problem nicht lösen. Sobald ich den Bauherren und -herrinnen sage, dass sie es sind, die den größten Einfluss auf den Preis haben, wird es meist ruhig. Viele jammern über die erhöhten Materialpreise, die Bauen noch teurer machen aber der Hauptgrund liegt woanders, nämlich bei den eigenen hohen Ansprüchen, was Fläche und Qualität der Ausstattung angeht.
Das größte Einsparungspotential liegt dabei bei den Flächen. Vier-Zimmerwohnungen starten im freien Wohnbau bei rund 75 m², im geförderten Wohnbau werden dafür meist 90 m² und nicht selten 110 m² verbaut. Dasselbe gilt für die Kellerflächen. Im freien Wohnbau sind die Keller meist zwischen sechs und zehn m² groß, im geförderten Wohnbau werden oft Kellerräume mit 40 m² und mehr gebaut.
Ein schlüsselfertiges Reihenhaus auf gefördertem Grund kostet derzeit im Durchschnitt rund 500.000 Euro. Es wäre aber durchaus möglich, um ein Fünftel günstiger zu bauen. Das bedeutet, die Realisierung einer großzügigen Vier-Zimmerwohnung auf gefördertem Grund in einem Mehrfamilienhaus ist in der Regel mit 400.000 Euro machbar. Das ist eine große Summe, die sich die den Bau in Auftrag gebende Person sparen kann!
Mein Appell bezüglich des leistbaren Wohnen richtet sich deshalb zum einen an die Gemeinden mit der Aufforderung ausreichend Bauvolumen für Wohnraum zu schaffen und zum anderen an die angehenden Bauherren und -herrinnen mit der Bitte die eigenen Ansprüche bezüglich Flächen und Ausstattung kritisch zu hinterfragen.
TEXT: Leonhard Resch

KVW Aktuell

Austausch unter Frauen

Im Juni trafen sich die Frauen im KVW, lvh-Frauen, Vertreterinnen von sozialen und wirtschaftlichen Frauenorganisationen und Frauenverbänden mit Renate Gebhard, Abgeordnete der Kammer und Luisa Gnecchi.
V.l. Helga Mutschlechner, Miriam Leopizzi, Renate Gebhard, Angelika Mitterrutzner, Michela Morandini, Margareth Fink, Irene Vieider, Marlies Dabringer, Petra Holzer, Doris Goller; nicht im Bild: Luisa Gnecchi
Der Austausch zwischen Politik und Frauen aus dem sozialen Bereich und der Wirtschaft ist von großer Wichtigkeit. Im Rahmen des Sommergesprächs haben die Frauen viele Punkte diskutiert und angesprochen. Im Fokus dieses Treffens stand in erster Linie die lückenhafte Vereinbarkeit von Familie und Beruf und deren Auswirkung auf die Rente der Frauen und wie Frauen aufgefangen werden können, wenn sie den Arbeitsplatz verlieren.
Frauen entscheiden sich oft der Familie zuliebe, zuhause zu bleiben, auf Teilzeit umzustellen oder ihre Karrierepläne vorerst auf Eis zu legen. „Frauen sind nicht nur während ihres Erwerbslebens durch die geringere Lohntüte benachteiligt, sondern angesichts des beitragsbezogenen Berechnungssystems auch im Alter bei ihrer Rente“ sagt KVW Frauenvorsitzende Helga Mutschlechner.
Vor großen Herausforderungen stehen auch selbständige und mitarbeitende Frauen im Handwerk, welche teils nur gering oder nicht rentenversichert sind, so Petra Holzer und Marlies Dabringer von den lvh-Frauen.
Um eine reelle und allgemeine Verbesserung zu erreichen, muss über einen Zusatzrentenfonds interveniert werden. Die Zusatzrente besteht bereits, aber sie müsste noch besser bekannt gemacht und weiter ausgebaut werden. Zur Umsetzung dieser Maßnahmen sollte vermehrt mit Vertretern der Politik zusammengearbeitet werden.
Die Statistik der Renten, besonders jener der Frauen ist alarmierend, erklärt Luisa Gnecchi. Sie schlägt vor, sich alle Maßnahmen, die Pensplan bereithält hält, erklären zu lassen und dazu auch Sensibilisierungsarbeit zu leisten, damit sie auch beansprucht werden.
Im Ministerium ist „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ derzeit ein zentrales Thema, berichtet Renate Gebhard. Erstmals ist die gesetzliche Basis für Maßnahmen zum gerechten Lohn in der Gesetzgebungskommission durchgegangen. Sie betonte, dass dies ist eine Frage der Gerechtigkeit sei.
Die Gleichstellungsrätin Michela Morandini wies auf den Geburtenrückgang hin. Wir müssen die Frauen sensibilisieren, aber jede Frau ist selbst dafür verantwortlich, sich über die rechtliche Absicherung zu informieren
„Egal aus welchen wirtschaftlichen oder sozialen Bereichen die Frauen kommen, sie sind durch gemeinsame Bedürfnisse verbunden: es braucht angemessene Rahmenbedingungen, damit Frau so wie Mann, Familie und Beruf partnerschaftlich leben und ausüben kann“, sind sich die Frauen einig.