KVW Aktuell

Jede Krise ist eine Chance

Quereinsteiger*innen haben gerade jetzt gute Möglichkeiten, in den Pflegeberuf im Seniorenwohnheim einzusteigen
Bis zum Jahr 2030 fehlen 2.000 Pflegekräfte in den Seniorenwohnheimen. Das hat eine Umfrage des Verbandes der Seniorenwohnheime 2018 ergeben. Nur mit Nachwuchskräften kann diese Zahl nicht erreicht werden, deshalb bietet sich jetzt Frauen und Männern eine gute Chance, als Quereinsteiger*innen in den Pflegeberuf einzusteigen. Ein Interview mit Martina Ladurner, der Präsidentin des Verbandes der Seniorenwohnheime Südtirols
Die Pandemie hat deutlich gezeigt, dass der Pflegeberuf ein krisensicherer Beruf ist. Wird das so bleiben?
Martina Ladurner: Fakt ist, dass unsere Gesellschaft altert. In den kommenden Jahren steigt die Anzahl der Personen, die Betreuungs- und Pflegeangebote in Anspruch nehmen müssen, weiter an. Pflegefachkräfte werden überall gesucht. Es ist somit ein Berufsfeld, bei dem auch in Zukunft die Arbeitsplätze gesichert sind. Doch nur mit Nachwuchskräften aus den klassischen Berufsausbildungen kann der Bedarf an Mitarbeiterinnen in den Seniorenwohnheimen nicht gedeckt werden. Viele Stellen sind und werden frei. Gerade deshalb setzt sich der Verband der Seniorenwohnheime dafür ein, dass neben der klassischen Ausbildung auch alternative Formen der Ausbildung ermöglicht werden.
Bietet der Bereich jetzt also auch Chancen für QuereinsteigerInnen?
Martina Ladurner: Auf alle Fälle. Es ist jetzt schon möglich, ohne Vorkenntnisse in einem Seniorenwohnheim eine Anstellung in der Pflege zu bekommen, unter der Voraussetzung berufsbegleitend die Ausbildung zum Pflegehelfer, zur Pflegehelferin zu absolvieren.
Menschlichkeit, Empathie und Lust am Umgang mit älteren Menschen sind genauso wichtig wie fachliche Qualifikation. Uns ist es ein großes Anliegen, dass es allen, die den Wunsch haben, sich dieser Aufgabe zu stellen, aber im Moment nicht die richtigen Voraussetzungen haben, ermöglicht wird zu arbeiten und berufsbegleitend und praxisbezogen die Ausbildung zu absolvieren. Vor allem auch Frauen, die sich beruflich weiterentwickeln wollen und wieder ins Arbeitsleben einsteigen möchten. Vorteil dabei ist, dass man sofort ab Arbeitsbeginn abgesichert ist und ein festes Einkommen hat. Der Verband setzt sich auch dafür ein, dass in Zukunft auch neue Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden. Wir müssen weg von alten Mustern und offen sein für neue Ausbildungswege.
Was macht den Pflegeberuf aus?
Martina Ladurner: Der Pflegeberuf ist sehr vielseitig. Es ist ein verantwortungsvoller und wichtiger Beruf mit vielen verschiedenen Arbeitsmodellen. Es ist ein Arbeiten im Team, nahe am Menschen, das auch herausfordernd sein kann. Ein großer Vorteil der Arbeit in den Seniorenwohnheimen ist die Nähe zum Wohnort. In fast jeder größeren Ortschaft in Südtirol gibt es ein Seniorenwohnheim und ist in vielen Fällen der größte Arbeitgeber vor Ort.
Wo können sich Interessierte melden?
Martina Ladurner: Am besten die Seniorenwohnheime in ihrer Nähe direkt vor Ort kontaktieren. Unter www.vds-suedtirol.it sind alle Seniorenwohnheime aufgelistet.
INTERVIEW: Julia Penn, VdS

KVW Aktuell

Neue Projekte bei Wohnen im Alter

Ältere Menschen in die Gesellschaft einbinden
Bei der Vollversammlung der Genossenschaft Wohnen im Alter wurden viele neue Projekte vorgestellt. Auch in den Jahren 2021 und 2022 will die Genossenschaft weiterhin an verschiedenen Wohnmodellen arbeiten, die das Leben älterer Menschen einfacher machen.
Präsident Otto von Dellemann blickte auf das Jahr 2020 zurück und berichtete, dass trotz Coronapandemie einige Projekte dennoch umgesetzt werden konnten. Im Herbst 2020 fand eine Tagung in Zusammenarbeit mit dem Assessorat der Landesrätin Waltraud Deeg zum Thema „Aktives Altern“ statt. Weiters wurde eine Studienreise nach Weyarn (Bayern) organisiert, um die Koordinationsstelle „Wohnen im Alter – Bayern“ und eine Wohnanlage zum Thema „Soziale Quartiersarbeit“ zu besuchen. Es wurde weiters an neuen Wohnmodellen und Projekten für seniorengerechtes Wohnen gearbeitet.
Gesundheit und Kontakte fördern
In den Nachbarregionen und Nachbarstaaten gibt es gute Beispiele von gelebter Nachbarschaft. Am 24. September 2021 soll dazu auch eine Tagung stattfinden, zusammen mit dem Amt für Senioren, dem Wobi und den Rentenvertretern der Gewerkschaften. Zudem plant die Genossenschaft Wohnen im Alter im Herbst eine Exkursion zu einem Vorzeigewohnprojekt in Innsbruck.
Ein weiteres Projekt ist geplant. Es nennt sich „Gesund fürs Leben“. Dabei geht es um körperliche und geistige Fitness für ältere Menschen. Ehrenamtliche im Alter von 65+ machen mit anderen Menschen über 65 Jahren Fitnessübungen und sprechen mit ihnen über gesunde Ernährung. Die Uni Wien hat das Projekt erfolgreich durchgeführt. Die Auswertung der Daten zeigte, dass die Leistungsfähigkeit deutlich zugenommen und gleichzeitig die Gebrechlichkeit abgenommen hat. Das Projekt soll nun auch in Südtirol starten. Nächstes Jahr im Frühling soll es vorerst mit der Ausbildung von 20 Ehrenamtlichen losgehen.
Kontakte fördern ist wichtig, wenn es darum geht, ältere Menschen in die Gesellschaft einzubinden. „Sommer mal anders“, ist die Idee der Genossenschaft Wohnen im Alter und der Stiftung Sparkasse. Es werden Sensibilisierungskurse für 100 Jugendliche angeboten. Sie bekommen die Möglichkeit ein Ferialpraktikum in einem Seniorenwohnheim zu machen um sicherer und befreiter im Umgang mit älteren Menschen zu werden. Ein Treffen der Generationen, von dem Jung und Alt gleichermaßen profitieren können.
Lehrgang für barrierefreies Wohnen im Alter
Ältere Menschen lassen sich ihre „Hoamat“ nur ungern wegnehmen. Ins Altersheim gehen zu müssen, weil das Zuhause zu unsicher ist, es keinen Aufzug gibt, keine geeignete Dusche, zu schmale Türen, das ist leider immer noch Realität. Dabei gibt es viele Möglichkeiten eine Wohnung so umzubauen, dass sie auch für gebrechliche Menschen sicher bewohnbar ist. Die meisten Planer und Handwerker haben noch wenig Erfahrung, worauf es bei „barrierefrei“ ankommt. Die Genossenschaft Wohnen im Alter bietet zusammen mit dem LVH genau für diese Berufsgruppen im Herbst 2021 wieder den Lehrgang „Fachplaner für Wohnen im Alter” an. Dazu können die Teilnehmer auch einen Selbsttest mit GERT machen, einem Anzug, der die Einschränkungen des Alters imitiert.
Weiters wird an der Herausgabe eines Seniorenführers gearbeitet. Zudem wird die Genossenschaft mit einem eigenen Stand an der Herbstmesse 2021 teilnehmen und über ihre Tätigkeiten informieren. Die Genossenschaft (dazu zählen: Südtiroler Gemeindenverband, LVH, Weißes Kreuz, KVW, Cooperdolomiti, Humanistas24, ASP Servizi, Coopbund Alto Adige Südtirol, Stiftung St. Elisabeth, Sophia-Genossenschaft, Ethical Banking – Raiffeisenkasse Bozen, Arche im KVW)plant, die gemeinsamen Projekte mit den verschiedensten Organisationen, Verbänden und Abteilungen weiterzuführen.