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Vinschgau

Drei Fragen an Michael Raffl

Dr. Michael Raffl stammt aus Meran und hat in Innsbruck, Freiburg und Padua Medizin studiert. Nach langjähriger Berufstätigkeit in Österreich und Deutschland wurde Dr. Raffl an das Krankenhaus Schlanders berufen, um dort eine Orthopädie-Abteilung aufzubauen. Er hat sich stets für eine periphere Patientenversorgung eingesetzt. Für den Kompass hat der stellvertretende Bezirksvorsitzende Josef Bernhart mit Dr. Raffl über die aktuelle Situation in der Corona-Pandemie und Qualitätsstrategien im Südtiroler Medizinangebot gesprochen.



Wie geht es den Patientinnen und Patienten mit klassischen Hüft- oder Kniebeschwerden derzeit? Welche Probleme hat die Corona-Pandemie gebracht?
Dr. Michael Raffl: Klassische Gelenksprobleme sind meist durch Verschleißerscheinungen bedingt. Deshalb sind diese Patienten leider in der momentan kritischen Phase als zweitrangig eingestuft. Das ist natürlich bei akuten Schmerzen nicht optimal. Zudem hat die Pandemie auch dazu geführt, dass sich viele Patienten derzeit nicht so gut bewegen können und sozial zurückziehen. Das verschlimmert bestehende stumme Arthroseerkrankungen.


Die aktuelle politische Linie ist, die periphere Grundversorgung zu stärken. Was könnte zudem zur Optimierung der Arzt-Patienten-Beziehung geschehen?
Raffl: Für Südtirol ist die Erhaltung der medizinischen Versorgung in der Peripherie zukunftsweisend. Gott sei dank werden Menschen immer älter, gleichzeitig aber Hausärzte und Pflegepersonal leider immer weniger. Das macht es notwendig, alle verfügbaren Ressourcen vor Ort zu bündeln. Gut finde ich, wenn Allgemeinmediziner 24 Stunden täglich in der Erste-Hilfe-Station sind. Befunde sollten konsequent online an die Patienten gehen, damit sie diese direkt ihren Vertrauensärzten zeigen können.


Öffentliches und privates Gesundheitswesen, Gegensatz oder Ergänzung? Was bedeutet dies für die sozial Schwächeren in unserer Gesellschaft?
Raffl: Das öffentliche solidarische Gesundheitssystem als Grundpfeiler der medizinischen Versorgung muss weiterhin unser aller Ziel sein. Dieser korrekte gesellschaftliche Konsens hat aber mangels Alternativen das öffentliche System aufgebläht und träge gemacht. Es fehlt diesem riesigen Dampfer an Effizienz, Leistungsanreizen und Vitalität. Hier kommt der private Bereich als Ergänzung und gesunde Konkurrenz ins Spiel. Neuerdings wird hier vermehrt auf Konventionen gesetzt, um auch dem „einfachen“ Bürger den Zugang zu den privaten Einrichtungen zu ermöglichen. Die Herausforderung dieser Lösungsansätze wird es sein, die hohe Qualität der Leistungen zu garantieren.

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