KVW Aktuell

Landesversammlung des KVW

Am Samstag, 18. April 2020, von 8.30 bis 12.30 Uhr im Waltherhaus in Bozen
Tagesablauf
Begrüßung durch den KVW Landesvorsitzenden Werner Steiner
Vorstellung des Tätigkeitsberichts und der Bilanz 2019, Bericht des Rechnungsrevisors, Genehmigung der Abschlussrechnung 2019, des Tätigkeitsberichtes 2019 sowie des Haushaltvoranschlages 2020
Pause mit Imbiss
10.45 Uhr Eröffnung des öffentlichen Teils der Landesversammlung und Begrüßungsrede durch den KVW Landesvorsitzenden Werner Steiner
Moderierte Grußworte der Ehrengäste
Impulsreferat zum Jahresthema „Ich baue am Wir“ vom Moraltheologen Martin Lintner
KVW Bezirke kommen zu Wort• Schlusswort durch den geistlichen Assistenten im KVW, Karl H. Brunner

KVW Aktuell

Weibliche Beteiligung an der Politik

In 75 Prozent der Gemeinden verwalten Frauen das Soziale und Familie
Die Gemeindewahlen stehen vor der Tür. Es geht um das politische Engagement vor Ort. Verantwortung für die Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde zu übernehmen liegt dem KVW am Herzen und ganz besonders die stärkere Beteiligung von Frauen in der Gemeindepolitik. Josef Bernhart ist stellvertretender KVW Bezirksvorsitzender im Vinschgau und beschäftigt sich als EURAC-Forscher seit Jahren mit dem Thema „Frauen in politischen Führungspositionen“. Gemeinsam mit Hermann Atz und Kurt Promberger hat er das Buch „Wie weiblich ist die Gemeindepolitik? Der mühevolle Weg der Frauen ins Rathaus“ veröffentlicht.
Josef Bernhart / FOTO: Heiss
KVW Bezirk Vinschgau und Eurac Research
Herr Bernhart, wie weiblich ist die Gemeindepolitik in Südtirol?
Josef Bernhart: Den Zahlen nach sind die Frauen in politischen Gremien immer noch unterrepräsentiert. Wir haben zum Stichtag unserer Studie im Juni 2017 in den 116 Gemeinden nur elf Bürgermeisterinnen gezählt. Im Gemeinderat, dem kommunalen Legislativorgan, sind die Frauen mit 21,3 Prozent von 1.317 Gemeinderatsmitgliedern auch nicht adäquat vertreten. Ähnlich schaut es bei den Vizebürgermeisterinnen mit 22,6 Prozent aus. Am besten bei den Gemeindereferentinnen. Als Referentinnen sind 160 Frauen engagiert, somit 44,7 Prozent aller 358 Referentinnen und Referenten.
Also doch ein kleiner Erfolg der Quotenregelung?
Bernhart: Mit der Quote ist es so eine Sache. Natürlich helfen Quoten, mehr Frauen in politische Verantwortungsebenen zu bringen. So haben wir festgestellt, dass mehr Frauen auf den Listen dazu führt, dass auch mehr Frauen gewählt werden. Auf der anderen Seite ist es aber so, dass Frauen immer noch weniger Chancen haben, tatsächlich gewählt zu werden. Sogar bei einer Liste mit halbe-halbe würden nur 40 Prozent der Frauen gewählt. Warum das so ist, untersuchen wir in einer Folgestudie. Und noch etwas zur Quote: Etwa die Hälfte der amtierenden Referentinnen und Bürgermeisterinnen sieht sich nicht als „Quotenfrau“.
Und wie sieht es mit den Zuständigkeiten der Frauen in Gemeinden aus?
Bernhart: Man kann generell beobachten, dass Frauen eher für das Soziale im weiteren Sinne zum Zuge kommen. Das ist auch ein klares Ergebnis unserer Untersuchung. In ca. 75 Prozent der Gemeinden verantworten Frauen die Sozial- und Familienpolitik. Die Ressorts, die am wenigsten von Frauen geleitet werden, sind Rettungsdienst und Zivilschutz sowie öffentliche Ordnung und Sicherheit. Das ist immer noch eine starke Männerdomäne. Hier weise ich gerne darauf hin, dass laut unserer Studie die Stärken weiblicher Politik auch im zwischenmenschlichen, sachlichen und teamfähigen Umgang liegen. Ich finde, das sind Eigenschaften, die auch in den „klassischen Männerdomänen“ mehr denn je benötigt würden.
Was ist also konkret zu tun, um das politische Engagement von Frauen zu fördern?
Bernhart: Die Vereinbarkeit von Familie, Haushalt und Beruf ist und bleibt ein wichtiger Faktor. Somit sind alle Maßnahmen sinnvoll, die Frauen allgemein und Politikerinnen im Besonderen hierbei entlasten, um die weibliche Beteiligung in der Politik zu fördern. Das beginnt bei der Frage, wann die Sitzungen anberaumt werden und wie lange sie dauern. Ganz wichtig sehe ich als KVW-Ehrenamtlicher, das vielfältige Engagement von Frauen sichtbarer zu machen. Gerade im vorpolitischen Feld unseres Sozialverbandes haben wir sehr viele Frauen an vielen verantwortlichen Stellen. Alle diese Frauen haben sich bewährt und profiliert und sind potentiell geeignete Kandidatinnen für die kommenden Gemeindewahlen. Sie sollten angesprochen und unterstützt werden. Ich bin absolut überzeugt: mehr Frauen in der Politik heißt mehr nachhaltige Politik.