Kommentar

Friday for future

Gestreikt wurde auch in Südtirol
Diesen Text hat Ivan Gufler, 16 Jahre, aus Lana geschrieben. Er ist bei der Bewegung FridaysForFuture SouthTyrol.
Text: Ivan Gufler
Weltweit gingen SchülerInnen für den Klimaschutz auf die Straße. In Südtirol war Ivan Gufler einer der Initiatoren der „Schulstreiks für das Klima“.
Faul, unnütz, ständig am Handy hängend, politisch uninteressiert - das sind die üblichen Anschuldigungen, die wir von Tag zu Tag hören.
So oft haben wir das gehört, dass wir es inzwischen beinahe selbst geglaubt haben. Seit Jahren hört man von jungen Menschen nichts mehr, sie scheinen wie untergetaucht zu sein, genau deshalb: Mittlerweile waren wir so weit, uns wirklich faul und unnütz zu fühlen, politisch uninteressiert.
Bis Ende vergangenen Jahres etwas Unglaubliches passierte, bis uns jemand, der genau ist wie wir, ein einfaches 16-jähriges Mädchen uns wieder daran erinnert hat, was wir eigentlich sind: Wir sind nicht faul, wir sind nicht unnütz, und schon gar nicht abhängig von unseren Smartphones, nein. Im Gegenteil, wir jungen Menschen haben Ziele und Träume, Motivation und Lebensfreude, aber vor allem auch etwas anderes: Angst. Angst vor unserer Zukunft. Keine Generation sollte Angst vor dem Morgen haben müssen, aber es ist so.
Und unsere Zukunft sieht düster aus: Schmelzende Gletscher, Unwetter und Naturkatastrophen nehmen rapide zu, Menschen, die wegen Hitze und Kälte, Überschwemmung und Sturm fliehen.
Das ist es, was uns erwartet, und wer ist schuld? Wir, die meistens kaum das 25. Lebensjahr überschritten haben, sollen verantwortlich dafür sein?
Oder sind es eben vielmehr jene, die uns weismachen wollen, wir seien nichts wert, unnütz und faul?
Aber wie gesagt, das sind wir nicht.Das, was wir heute führen, ist ein Kampf, für unsere Zukunft. Und gleichzeitig auch ein Befreiungsschlag gegenüber all denen, die uns jegliche Kompetenz und Glaubwürdigkeit absprechen.
Wir jungen Menschen sind aufgewacht, wir haben wieder erkannt, dass es an uns liegt, unsere Zukunft zu gestalten, und dass es unsere Aufgabe ist, zu zeigen, dass wir es ernstmeinen, dass unsere Stimme gehört werden muss.
Nachhaltig zu leben, seinen eigenen Lebensstil zu überdenken, bedeutet nicht nur Respekt vor unserer Erde, unserem Zuhause, sondern auch Respekt vor den zukünftigen Generationen, die mit dem leben müssen, was ihnen die Älteren überlassen. Es bedeutet Respekt vor uns.
Jetzt wissen wir wieder, dass Respekt gegenüber der jungen Generation nie etwas Selbstverständliches war, dass wir ihn uns erkämpfen müssen.
Dieser Kampf findet natürlich auch viele Gegner, interessanterweise genau bei denjenigen, die uns Faulheit und Desinteresse nachsagen. Wenn wir ihren Zorn auf uns ziehen, dann zeigt das nur, dass wir im Moment beweisen, dass sie sich geirrt haben, wie unrecht sie doch haben.
Wir jungen Menschen fordern nur unser Recht ein, die Zukunft, in der wir leben werden, aktiv mitzugestalten.
Solange nicht eingesehen wird, dass es sich dabei nicht nur um ein Recht, sondern auch um unsere Pflicht handelt, werden wir weiter da sein, um daran zu erinnern, dass nicht wir es waren, die diese Welt so zugerichtet haben, dass es nicht unsere Verantwortung ist, was bis jetzt passiert ist, dass es aber sehr wohl in unserer Macht und Absicht liegt, es besser zu machen.
Das ist der Grund, warum wir nach Jahren des Schlafes endlich aufgewacht sind, uns ist klar geworden, dass es unsere Zukunft ist. Und, dass, wenn wir sie nicht retten, es niemand anderes für uns tun wird. Die Jugend auf der ganzen Welt erhebt sich, auch in Südtirol, und macht ihren Anspruch auf eine saubere Welt, ihren Anspruch auf Respekt ihr gegenüber geltend.
Und ich kann allen nach bestem Wissen und Gewissen versichern, dass das erst der Anfang war.
Friday for Future
Fridays for Future („Freitage für die Zukunft“) ist eine Schüler- und Studentenbewegung, die sich für den Klimaschutz einsetzt. Nach dem Vorbild der Initiatorin Greta Thunberg gehen SchülerInnen freitags während der Unterrichtszeit auf die Straßen und protestieren. Der Protest findet weltweit statt und wird von den Schülern und Studierenden selbst organisiert.

KVW Aktuell

Neue Formen des Wohnens nötig

Innovative und bewährte Beispiele aus Deutschland
Um generationenübegreifendes Wohnen ging es auf der Tagung der „Plattform Land“.
Dass das generationenübergreifende Wohnen am Land aktueller denn je ist, zeigte sich auch am großen Interesse an der Jahrestagung der Plattform Land zum Thema „Generationen – Leben und Wohnen im Dorf“
Auch Südtirol wird nicht vom demografischen Wandel verschont bleiben. Um besonders den ländlichen Raum dennoch attraktiv zu halten sowie älteren Menschen ein würdiges Altern im eigenen Dorf zu ermöglichen, wird es neue Modelle des Wohnens und Zusammenlebens brauchen, von denen auch jüngere Menschen profitieren. Auf der Jahrestagung der Plattform Land wurden interessante Beispiele vorgestellt.
Lebenserwartung steigt

Die Zahlen, die Thomas Streifeneder von der Eurac präsentierte, sind eindeutig: Jeder fünfte Bürger war 2015 über 65 Jahre alt, in nur zehn Jahren werden es bereits 25 Prozent sein. Und aufgrund einer immer höheren durchschnittlichen Lebenserwartung wird das Thema „Leben im Alter“ auch in Südtirol immer aktueller. Weitere Faktoren, wie der Klimawandel, die Mobilität oder der Wunsch älterer Menschen nach einem Leben in vertrauter Umgebung, erfordern, das Wohnen auf dem Land teilweise neu zu gestalten, waren die Teilnehmer überzeugt. „Die Nachfrage nach neuen Wohnformen, die selbstbestimmtes Leben im Alter ermöglichen, wird zunehmen.“
Hier sieht Andreas Schatzer, Präsident der Plattform Land, auch die Gemeinden stark gefordert, die wiederum die Unterstützung des Landes brauchen. „Ebenso wichtig ist das Engagement der Bevölkerung. Besonders in kleinen Gemeinden kann dank der Ehrenamtlichen das Miteinander der Generationen positiv gestaltet werden.“
Generationen unter einem Dach

Eine Möglichkeit, dem demografischen Wandel zu begegnen, ist das generationenübergreifende Leben. Ein Beispiel dafür gibt es in der Gemeinde Eichstetten in Baden-Württemberg. „Die Bevölkerung hat, mit Hilfe der Gemeinde, den Generationenvertrag übernommen“, berichtete der frühere Bürgermeister Gerhard Kiechle. Die Gemeinde habe Strukturen angekauft und engagierten Bürgern zur Verfügung gestellt, die dort Dienste für ältere Menschen anbieten. „Wir haben ein Seniorenhaus, Pflegewohngruppen, bieten Nachbarschaftshilfe oder die Tagespflege an. Dabei werden ehrenamtliche Mitarbeiter von Fachpflegekräften unterstützt.“
Ehrenamt ist gefragt

Ohne die aktive Beteiligung der Bevölkerung wären diese Strukturen kaum möglich. Zudem achten Gemeinde und Ehrenamtliche auf den Austausch zwischen den Generationen. „Im Seniorenhaus gibt es neben Sozialräumen, Wohnungen für betreutes Wohnen oder einer Tagespflegeeinrichtung ein integratives Café, Wohnungen für junge Familien und ein Geschäft. Daneben werden Grundschüler betreut. Der Kontakt zwischen Jung und Alt fördert das gegenseitige Verständnis“, so Kiechle.
In Langenfeld in Bayern steht ein preisgekröntes Mehrgenerationenhaus. „Auch wir setzen stark auf eine Daseinsvorsorge in der Hand der Gemeinde, Bürgerinnen und Bürgern. Dafür nutzen wir ausschließlich ehemals leerstehende Gebäude, die die Gemeinde erwirbt, umbaut und den Bürgern zur Verfügung stellt – für Dienste für alte, aber auch junge Menschen“, erklärte Reinhard Streng, Bürgermeister von Langenfeld. Ähnlich wie in Eichstetten hat der Kontakt zwischen den Generationen eine zentrale Bedeutung. „Wir haben einen Seniorentreff, betreute Wohngemeinschaften, eine Krabbelgruppe, ein Nachhilfeangebot für Schüler und ein Internetcafé unter einem Dach.“ Zudem konnte im Dorf ein Dorfladen und ein Wirtshaus wiedereröffnet werden. Sehr beliebt sei auch der „Mittagstisch“, wo sich ältere Menschen und Kindergartenkinder zum gemeinsamen Mittagessen treffen.