KVW Aktuell

Sternwallfahrt des KVW

Über 1500 Personen feiern 70 Jahre KVW mit Bischof Ivo Muser
Bischof Ivo Muser macht dem KVW Mut, sich gesellschaftlich, menschlich und politisch einzumischen, weil es um den Menschen geht, um „unsere gemeinsame Zukunft“, um das menschenwürdige Zusammenleben.
Über 1500 KVW Mitglieder und Gläubige aus dem ganzen Land sind zur Jubiläumswallfahrt des KVW nach Maria Weißenstein gekommen. Die Sternwallfahrt war ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr zu 70 Jahre KVW.
Im wahrsten Sinne des Wortes „sternförmig“ sind die Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus allen Richtungen nach Weißenstein gekommen. Neben der Hinfahrt mit einem der 30 Busse haben auch viele das Angebot für eine Fußwallfahrt von Aldein, Petersberg, Deutschnofen oder Leifers aus angenommen.
Heilige Messe mit Bischof
Die heilige Messe wurde von Bischof Ivo Muser mit dem geistlichen Assistenten des KVW, Josef Stricker, und anderen Geistlichen zelebriert. In seiner Predigt ging Bischof Muser auf den Text des Evangeliums ein: dafür wurde das Magnifikat Marias ausgesucht, das der Bischof einen „radikalen Gesang im wörtlichen Sinn“ nannte. Im Lichte dieses revolutionären Textes legte Ivo Muser dem KVW einige Anliegen ans Herz und äußerte sich kritisch zur momentanen Stimmung im Land.
„Die Solidarität ist ein zentraler Begriff, wenn das Wort an sich in der Bibel auch gar nicht vorkommt“, so Muser. Dafür sind die Armen und Schwachen zentrale Begriffe, und es finde sich immer wieder der Aufruf, diesen beiden Gruppen besonders zu schützen. Teilen habe eine besondere Bedeutung, wobei es nicht nur darum gehe, Almosen zu geben, sondern auch um eine gesetzlich geregelte Umverteilung der Güter.
„Solidarität und Gerechtigkeit sollen Maßstab für die Politik sein“, so Muser. „Leider hat es den Anschein, dass wir uns Nächstenliebe nicht mehr leisten wollen“. Eigentlich müsse ein lauter Aufschrei zu hören sein, wenn Menschengruppen pauschal als Parasiten oder Schmarotzer bezeichnet werden oder dazu aufgerufen wird, das Land zu reinigen.
Aufforderung, sich einzumischen
Deshalb brauche es mutige und am Gemeinwohl orientierte Antworten. Dem Katholischen Verband der Werktätigen legte der Bischof anlässlich der Jubiläumswallfahrt nahe, weiterhin die Stimme zu erheben und sich einzubringen und sich gesellschaftlich, menschlich und politisch einzumischen.
Landesvorsitzender Werner Steiner bekräftigte den Willen des KVW, sich für Solidarität einzusetzen. So lautet auch das heurige Jahresthema „Macht euch solidarisch“ und in diesem Sinne wir der KVW – so wie in den vergangenen 70 Jahren - sich weiterhin an die christliche Soziallehre halten und sich zusammen mit der Ortskirche für ihre Verwirklichung einsetzen.
Linde gepflanzt
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde als Erinnerung an das Jubiläum „70 Jahre KVW“ nahe der Kirche eine Linde gepflanzt. Bischof Muser segnete das Bäumchen. Es soll an diesen einmaligen und besonderen Festtag erinnern, den die über 1500 Wallfahrerinnen und Wallfahrer im Kreise der KVW Familie verbracht haben, so das Anliegen der KVW Landesfrauenvorsitzenden Helga Mutschlechner.
Gemeinschaft erleben
Die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer es KVW Bezirks Bozen mit dem Vorsitzenden Thomas Angerer sorgten für einen reibungslosen Ablauf, der Südtiroler Zivilschutz kochte ein warmes Mittagessen.
So erlebten die über 1500 Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus dem ganzen Land eine schöne Feier in einer großen Gemeinschaft.
TEXT: Ingeburg Gurndin

KVW Aktuell

Siebzig Jahre KVW

„Unser Leben währt siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, sind es achtzig. Das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer, rasch geht es vorbei, wir fliegen dahin“ (Psalm 90,10).
Josef Stricker,
geistlicher Assistent des KVW
Siebzig Jahre sind ein Zeitraum, der in der Bibel immer wieder vorkommt. Runde Zahlen weisen auf eine besondere Erinnerungskultur hin. Der KVW hat zu seinem Siebzigsten zwei beachtliche Auftritte hingelegt. Teil eins ging am 28. April in den Räumen der Bozner Messe über die Bühne; Teil zwei bestand aus der Sternwallfahrt am 6. Oktober nach Maria Weißenstein. Beide Male großer Zuspruch von Seiten der Mitglieder, viel Prominenz, nahezu perfekte Regie. Der Verband zeigte sich von seiner starken Seite: organisatorische Verwurzelung auf dem Land, weit über tausend ehrenamtlich tätige Multiplikatoren, kompetentes Dienstleistungsangebot.
Ob ein Weiter-so-wie-bisher für die Zukunft reichen wird? Die gegenwärtige Lage in der Welt, in Europa, in Südtirol zeigt uns, dass die Herausforderungen gewachsen sind. Das Konfliktpotential ist größer, die Auseinandersetzung härter, der Zusammenhalt in der Gesellschaft brüchiger. Vor diesem Hintergrund braucht der KVW eine neue Positionsbestimmung. Anstöße dazu lieferte der Bischof sowohl in seiner Grußbotschaft auf dem Messegelände als auch bei der Predigt am Wallfahrtsort. Ivo Muser regt an: „Es braucht mutige und am Gemeinwohl orientierte Antworten. Der KVW soll die Stimme erheben, sich einbringen, sich gesellschaftlich, menschlich und politisch einmischen“.
Das verbale Bekenntnis zur christlichen Soziallehre allein reicht nicht. Sozialprinzipien müssen geerdet werden – will heißen - es braucht klare Vorstellungen aber auch Druck auf die öffentliche Meinung, wie Gemeinwohl, Gerechtigkeit, Subsidiarität, Nachhaltigkeit in konkrete Politik übersetzt werden können. Eine Herausforderung, der sich der KVW nicht entziehen sollte.
TEXT: Josef Stricker