Thema

Den Kurs bestimmt die christliche Soziallehre

70-Jahr-Feier des KVW
Zahlreiche Ehrengäste feierten im Sheraton in der Messe Bozen mit dem KVW sein 70-jähriges 
Bestehen.
Der KVW wurde vor 70 Jahren in Südtirol gegründet. Die Landesversammlung wurde heuer zur Geburtstagsfeier, mit Rückschau, Blick in die Zukunft, mit vielen Glückwünschen, mit Danksagungen und Bitten.
1948 wurde der KVW nach dem Vorbild der Acli gegründet. So wie vor 70 Jahren orientiert sich der Katholische Verband der Werktätigen an der christlichen Soziallehre und setzt sich für Solidarität, Gerechtigkeit und Gemeinwohl ein. „Die christliche Soziallehre lehrt uns, dass der Mensch gestalten kann, er braucht nichts passiv erleiden“, sagte der KVW Landesvorsitzende Werner Steiner zu beginn der ganztägigen Veranstaltung in Bozen. Danach haben engagierte Frauen und Männer im KVW in den vergangen 70 Jahren gehandelt.
Der KVW wird gebraucht
Auf der 70-Jahr-Feier überbrachten Bischof Ivo Muser, Landeshauptmann Arno Kompatscher, Acli-Präsident Roberto Rossini und Vertreterinnen und Vertreter der Südtiroler Landesregierung sowie der KAB und der EBCA Glückwünsche zum runden Geburtstag. „Wir sagen dem Geburtstagskind, warum wir es brauchen“, erklärte Bischof Ivo Muser. Die Bischof sprach die Bitte aus, dass sich der KVW mit Überzeugung einbringe, sich getraue klar Position zu beziehen und sich nicht den Mund verbieten lasse. Es formulierte auch den klaren Auftrag, christliches Profil zu zeigen und sich gesellschaftlich, sozial und politisch einzubringen.
Soziale Umverteilung
Der KVW Landesvorsitzende Werner Steiner betonte das Ziel des Verbandes: allen Menschen müsse es gut gehen. Dafür braucht es den Einsatz und den Willen der Menschen. „Von alleine geschieht ein soziales Ausgleich nicht“, merkte Steiner an. Der Wirtschaft gehe es in Südtirol sehr gut, das lese und höre man ständig. „Dies bedeutet aber nicht, dass es automatisch allen gut gehe“, so Steiner. Er erinnerte an die armutsgefährdeten Menschen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, an die kinderreichen Familien und die Alleinerziehenden sowie an die alleinstehenden Rentner.
Die christliche Soziallehre war dem KVW vor 70 Jahren Kompass und Wegweiser und sie ist es auch heute. Sie lehre hinzuschauen, zu urteilen und daraus ein Tun abzuleiten.
Entwicklungen mitgestalten
Waren es in den 40er und 50er Jahren die Abwanderung und mangelnde Arbeitsplätze, so sind es heute der Wandel in der Arbeitswelt, die Digitalisierung, das Prekariat. „Der Sozialstaat darf nicht geschwächt werden, einen Umbau muss es vor dem Hintergrund des demografischen Wandels aber geben“. Entwicklungen könne man nicht aufhalten, so Steiner, aber sehr wohl mitgestalten.
Verunsicherung ist spürbar
Landeshauptmann Arno Kompatscher sprach der „KVW Familie“ seine Glückwünsche und seinen Dank aus. Nach den Erfolgen für die Wirtschaft und der Senkung der Arbeitslosigkeit müsse nun in die Richtung gearbeitet werden, dass die Reallöhne wieder steigen, so Kompatscher. „Hass und Missgunst sind eine Folge der Verunsicherung, die bei den Menschen spürbar sei“, sagte der Landeshauptmann.
Einsatz muss stets weiter gehen
Der nationale Präsident der Acli, Roberto Rossini, betonte die gemeinsamen Werte, für die die beiden Schwesternorganisationen Acli und KVW stehen. „Der Einsatz müsse aber weiter gehen“, so Rossini, „denn Freiheit und Gleichheit werden nicht einmal für immer erreicht“. Es brauche den weiteren, täglichen Einsatz.
Soziale Heimat für Südtiroler
Landesrätin Martha Stocker erinnerte daran, dass der KVW damals den deutschen und ladinischen Werktätigen im Lande so etwas wie eine Heimat gegeben habe, eine Heimat im sozialen Sinne. Die Werte von damals sind auch heute noch Auftrag und Verpflichtung.
Hinschauen und etwas tun
Der KVW habe stets jenen eine Stimme geben, die keine haben, so Landesrätin Waltraud Deeg in ihren Grußworten. Hinschauen statt wegschauen und ans Werk gehen, das zeichnet die Arbeit des KVW aus. Deeg sprach die Bitte aus, dass der KVW auf diesem Weg weiter mache.
Tun und Mut
Wünsche an den KVW formulierte Landesrat Philipp Achammer: er wünsche sehr viel „Tun“ und sehr viel „Mut“. „In diesen sechs Buchstaben liegt die Aktualität des KVW“, so Achammer. Er dankte den vielen Ehrenamtlichen für ihr Engagement, ohne das dies alles nicht möglich wäre.
So wie Papst Franziskus
Grußworte sprachen auch Maria Etl von der KAB Deutschland und Armin Huerner von der EBCA, der Europäischen Bewegung christlicher ArbeitnehmerInnen. So wie die KAB in Deutschland und in der Schweiz und die EBAC auf europäischer Ebene, ist der KVW aktiv an vielen Orten. „Papst Franziskus verleiht uns Rückenwind, wenn wir uns für die Armen und Ausgegrenzten einsetzen und ein gutes Leben für alle fordern“, so Etl.
Am KVW weiter bauen
Die sechs KVW Bezirke haben für die Zukunft des Verbandes Ideen gesammelt und diese zum Abschluss, als Blick in die Zukunft, präsentiert. Auf einer Südtirolkarte wurden die Themen gesammelt, die Umsetzung werde nun gemeinsam erfolgen, sagte KVW Landesvorsitzender Werner Steiner. „Mit dem Logo des KVW ist die Landkarte vollständig“, so Steiner.
Text: Ingeburg Gurndin

Jugend

Auf die nächsten 70 Jahre

Die Arbeit geht dem KVW nicht aus
Der KVW feiert Geburtstag und bei solchen Anlässen blicken wir gerne zurück. Das ist auch berechtigt, weil wir durch den Verband für viele Menschen in unserem Land in den letzten 70 Jahren viel erreichen konnten. Danke allen Mitgliedern, Haupt- und Ehrenamtlichen, die über sieben Jahrzehnte dies alles ermöglicht haben. Als KVW Jugend möchten wir den Blick bewusst auch nach vorne richten. Für was soll sich der KVW in Zukunft einsetzen? Wofür stehen wir, damit die Menschen auch wissen, warum sie bei uns mitarbeiten und uns unterstützen sollen? Dazu haben wir einige unserer ehemaligen und aktuellen Akteure befragt:
Christian Bassani
„In unserer Gesellschaft sollten wir auf mehr Zusammenhalt und Rücksicht setzen. Die Diskussionen werden zunehmend aggressiver, sachliche Auseinandersetzungen werden immer seltener, das tut unserer Gesellschaft langfristig nicht gut.“
Ursula Thaler
„Wir stehen vor der großen Herausforderung unseren allgemeinen Wohlstand in Südtirol in Zukunft so zu gestalten, dass er möglichst allen zugutekommt. Jeder für sich kann auf Dauer nicht gut leben, an einer positiven Zukunft müssen wir gemeinsam bauen.“
Claudia Raffl
„Die Gesellschaft braucht auch in Zukunft Rückhalt, wichtige Informationen, soziale Unterstützung, das Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt. All das kann man auch in den kleinen Ortsgruppen des KVW erfahren.“
Alois Costadedoi
„Ich glaube, wir sollten uns für mehr Miteinander im Lande einsetzen. Ich denke dabei nicht nur an Migranten, sondern auch an alte und junge Menschen.“
Linda Pizzini
„Jeder Mensch hat ein Talent und eine Leidenschaft. Wenn wir die Jugendlichen darin unterstützen, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen, kann daraus eine zufriedenere Gesellschaft entstehen, in der Empathie und Solidarität wachsen können.“
Olav Lutz
„Ich wünsche mir, dass sich der KVW stark in die Meinungsbildung einbringt und das Verständnis dafür, dass die Welt nicht uns alleine gehört. Wir tragen Verantwortung für unsere Kinder.“
Charly Brunner
„Die junge Generation hat heute viel mehr Möglichkeiten, sie muss das eigene Leben aber auch sehr individuell gestalten. Tragen wir dazu bei, dass Menschen, die viel Energie auf ihre Selbstentfaltung legen, den Sinn für das Ganze und die Solidarität untereinander ausgewogen mitent­wickeln.“
Thomas Angerer
„Der KVW soll auch weiterhin die konkreten Menschen in den Mittelpunkt stellen, ihre Bedürfnisse aufgreifen und – wo immer möglich – beim Umsetzen von Lösungen unterstützend tätig werden.“