Sozialfürsorge

Antworten des Patronats KVW-ACLI auf Fragen der LeserInnen

Anrecht auf Sozialgeld (gebunden an Alter und Einkommen/Vermögen)
Ich habe fünf Jahre in einem Gastbetrieb gearbeitet, habe geheiratet und mich später vollständig meiner Familie gewidmet. Im Dezember bin ich 65 Jahre alt geworden und habe den Antrag um Sozialgeld mit Hilfe meines Enkels selbst online an die Rentenanstalt NISF/INPS eingereicht. Nun wurde der Antrag abgelehnt. Wieso? Meine Nachbarin hat auch mit 65 Jahren das Sozialgeld erhalten!
Die Berechtigung zum Sozialgeld ist an Einkommensgrenzen und Altersgrenzen gekoppelt. Bis zum Jahre 2012 reichte ein Lebensalter von 65 Jahren aus, im Zeitraum 2016/2017 musste man bereits 65 Jahre und 7 Monate alt sein, im Jahre 2018 ist ein Alter von 66 Jahren und 7 Monaten Voraussetzung für das Anrecht. Ab 2019 bis 2020 ist ein Alter von 67 Jahren für den Bezug des Sozialgeldes vorgesehen. Die Ablehnung ist also rechtens.
Weiters darf für die Berechtigung des Sozialgeldes die Einkommens- und Vermögensgrenze von 5.889 Euro für Alleinstehende und 11.778 Euro für Ehepaare nicht überschritten werden.
Werden sowohl Altersvoraussetzung als auch Einkommensgrenzen erfüllt, so besteht Anrecht auf Sozialgeld in der Höhe von 453 Euro monatlich.



Für „bonus bebè“ braucht es die ISEE-Erklärung
Mein Kind ist im Mai 2017 geboren und ich habe um den „bonus bebè“ in der Höhe von 80 Euro angesucht und auch erhalten. Im letzten Monat habe ich keine Gutschrift mehr auf mein Bankkonto erhalten. Wieso?
Damit monatlich der sogenannte „bonus bebè“ ausbezahlt wird, muss eine gültige ISEE-Erklärung der Versicherungsanstalt NISF/INPS vorliegen. Die ISEE-Erklärung verfällt am 15. Jänner eines jeden Jahres. Es ist also anzunehmen, dass Sie ab dem Jänner 2018 keine gültige ISEE-Erklärung haben und somit die Zahlung ausgesetzt wurde. Wenden Sie sich sofort an das Steuerbeistandszentrum CAF zum Abfassen einer gültigen ISEE-Erklärung. Diese wird automatisch an das NISF/INPS übermittelt und bei Nicht-Überschreitung des ISEE-Wertes von 25.000 Euro wird die Zahlung wieder aufgenommen.

KVW Soziales

Trotz Job in der Armutsfalle

Tagung des Afi zur Armutsgefährdung von Erwerbstätigen
Es gibt Menschen, die trotz eines Arbeitsverhältnisses armutgefährdet sind: sie können sich keinen Urlaub leisten oder eine Ausgabe von 1000 Euro bereitet Schwierigkeiten. Armutsgefährdete Haushalte, welche sich Folgendes nicht leisten können (Mehrfachnennungen), in Prozent
16 Prozent der Arbeitnehmerfamilien mit nur einem Lohneinkommen leben in Südtirol an der Armutsgrenze. „Trotz des boomenden Arbeitsmarktes und des optimistischen Stimmungsbildes in allen Wirtschaftsbereichen landet der in Südtirol geschaffene Wohlstand noch nicht in den Taschen aller Arbeitnehmer”, stellt AFI-Vizedirektorin Silvia Vogliotti fest. Den working poor fehle das Geld für die notwendigsten Dinge.
Als working poor bezeichnet man Erwerbstätige, deren Einkommen an der Armutsschwelle liegt. Trotz des Aufschwungs der letzten Jahre gibt es working poor auch in Südtirol: „Wir wollen heute den ‚arbeitenden Armen‘ Raum und Stimme geben und die Problematik zusammen mit europäischen, italienischen und hiesigen Experten beleuchten“, sagt AFI-Vizedirektorin Silvia Vogliotti zur Eröffnung der Fachtagung „Working poor - Wenn arbeiten nicht reicht“. Das Arbeitsförderungsinstitut Afi und das Meinungsforschungsinstitut Apollis haben zu diesem Zweck eine Datenbank der Michael-Gaismair-Gesellschaft von 1.228 repräsentativ ausgewählten Haushalten in Südtirol ausgewertet. „16 Prozent der Arbeitnehmerfami-lien mit nur einem Lohneinkommen leben in Südtirol an der Armutsgrenze“, brachte AFI-Forschungsmitarbeiter Friedl Brancalion das markante Ergebnis seiner Auswertungen auf den Punkt.
Armutsrisiko bei kinderreichen Familien, Jungen und im Süden
Valentina Ferraris vom Forschungsinstitut REF in Mailand zeigt auf, dass in Italien über 2,2 Millionen Arbeitnehmerhaushalte an der Schwelle zur Armut leben. Bezogen auf Haushalte tragen das größte Armutsrisiko die kinderreichen Familien, die Familien mit (wenigstens) einem teilzeitbeschäftigten Mitglied und die Familien im Süden Italiens. Unter den Arbeitnehmern sind die Ausländer (35 Prozent der working poor insgesamt) und die unter 30-Jährigen dem größten Armutsrisiko ausgesetzt.
Ursachen der Arbeitsarmut
Risikofaktoren der Arbeitsarmut seien auch in Südtirol der Anteil arbeitender Familienmitglieder, Bildungsniveau, Kinderzahl und Migrationshintergrund. „Jobs in Branchen mit prekären Arbeitsverhältnissen, schlechtbezahlte Jobs oder Jobs mit geringer Qualifikation sind Katalysatoren für die Armut von Beschäftigten und ihrer Familien“, fasst Friedl Brancalion die strukturellen Ursachen der Arbeitsarmut zusammen.
Geld zum Leben fehlt an allen Ecken
Armutsgefährdete Arbeitnehmer in Südtirol tun sich schwer, die notwendigsten Ausgaben für ein würdiges Leben aufzubringen. Auch nur ein einziger Urlaub im Jahr ist für 43 Prozent der working poor unerschwinglich; 38 Prozent von ihnen ist außerstande, Ausgaben von über 1.000 Euro zu tätigen; 13 Prozent können sich eine vollständige Mahlzeit alle zwei Tage nicht leisten. Haushaltsplanung findet kaum statt, weil sich diese Familien keine Geldmittel für Notfälle zurücklegen können“, führte Friedl Brancalion aus.
Sozialpolitik verringert Armut
Luca Critelli, Abteilungsdirektor des Landes für Soziales unterstrich in seinem Vortrag die Wirksamkeit von sozialpolitischen Gegenmaßnahmen im Kampf gegen die Armut. Die Zah-len des Landesstatistikinstituts würden bestätigen, dass die sozialen Stützmaßnahmen die Anzahl der armutsgefährdeten Familien insgesamt von 24,7 Prozent auf 16,6 Prozent verringern. Critelli gab zu Bedenken, dass die Unterstützung auf der Wohlfahrtsseite aber auch die Gefahr berge, dass anderweitig Anreize weniger werden, etwa bei Betriebsverhandlungen, Lohnverhandlungen oder bei Besteuerungspolitik.