KVW Aktuell

Brexit und Katalonienkrise

Der KVW im europäischen Austausch
Von links Karl H. Brunner (KVW Südtirol), Mary K. Foy (Schottland) und Joaquim Villanueva (Katalonien)
Der Katholische Verband der Werktätigen (KVW) ist Mitglied der EBCA, der europäischen Vereinigung von christlichen Arbeitnehmerverbänden. Der KVW wird durch Karl H. Brunner vertreten, der kürzlich an einem Treffen in Brüssel teilgenommen hat.
Im Rahmen der Vorstandstagung in Wezemaal bei Brüssel wurden wichtige Weichenstellungen für die Zukunft der Organisation gestellt. Von besonderem Interesse war unter anderem die Situation in Großbritannien und in der Region Katalonien in Spanien, berichtet Brunner.
Mary K. Foy vom MCW aus Gateshead bei Newcastle in Nordengland wünscht sich manchmal, dass zumindest Schottland nicht aus der EU austreten würde. Man könnte dann – sagt sie mit einem schmunzelnden Lächeln – die schottische Grenze etwas in den Süden verlegen, um selber in der EU bleiben zu können. Sie macht sich große Sorgen, was auf das Land und vor allem die ArbeitnehmerInnen zukommt. Die Brexitabstimmung ist für sie ein Beispiel für den Sieg einer populistischen Kampagne, die mit Feindbildern wie „Ausländer raus! Sie nehmen unsere Arbeitsplätze weg“ von den wahren Herausforderungen der Politik in ihrem Land abgelenkt hat. Mary K. Foy selbst war von Tür zu Tür unterwegs und hat versucht, die Menschen für einen Verbleib in der EU zu gewinnen. „Mit dem Brexit-Votum“ – sagt Foy – „hat die ältere Generation, die mehrheitlich für einen Brexit gestimmt hat, über die jüngere abgestimmt und die Jungen haben hoffentlich ihre Lektion gelernt und nehmen in Zukunft ihr Wahlrecht ernst!“
Joaquim Villanueva stammt aus Igualada, ca. 60 km westlich von Barcelona. Er vertritt die spanische Organisation ACO und ist selbst ein Unabhängigkeitsbefürworter. Er hat vor allem auf die schlimmen Szenen während der Abstimmung Anfang Oktober letzten Jahres hingewiesen. Frauen und Männer, die nur von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen wollten, wurden teilweise brutal aus den Wahlsitzen gezerrt. Diese Bilder sind um die ganze Welt gegangen und haben viele Menschen betroffen gemacht. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser zugespitzte Konflikt lösen lässt, sodass am Ende nicht die einfachen Menschen die Zeche für ein offensichtliches Politikversagen tragen müssen.

KVW Aktuell

Standpunkt beziehen

Der KVW muss politische Meinungen äußern.


Werner Atz,
KVW Geschäftsführer
Die ACLI, unser Dachverband auf nationaler Ebene und verschiedene Katholischen Verbände haben zu aktuellen politischen Themen Stellung bezogen. Und gleich machen sich viele Menschen Gedanken darüber, ob es angebracht ist, das katholische Verbände sich in die Politik einmischen und ihre Meinung sagen.
Die Antwort darauf kann nur ein starkes und eindeutiges Ja sein. Kirche und ihre Verbände müssen sich auch zu politischen Themen äußern! Ich bin der Meinung, dass wenn Personen, Organisationen und Menschen die Gesellschaft mitgestalten wollen, auch ihre politischen Meinungen und Vorstellungen präsentieren und kommunizieren müssen. Wir als KVW haben dies im vorpolitischen Raum schon immer gemacht. Gesellschaft mitgestalten und Missstände aufzeigen zum Wohle der Menschen ist in unserer DNA verankert. Aus dieser Haltung heraus haben wir viel in Südtirol mitgestalten können. Dadurch haben wir Menschen geholfen und Missstände vermieden. Unsere politischen Positionen sind abgeleitet aus unserem Leitbild und der darin verankerten christlichen Soziallehre.
Nicht immer stoßen unsere Positionen bei allen auf Begeisterung. Wir aber haben unser Ziel klar vor Augen. Wenn Solidarität gelebt wird, dann ist diese in der Definition ganzheitlich und nicht eingeschränkt. Mensch bleibt Mensch und die Bedürftigkeit ist nicht an Herkunft, Kultur und Religion gekoppelt. Hunger und Kälte spürt jeder. Wir als KVW werden weiterhin im vorpolitischen Raum unsere Meinung sagen und wie in der Vergangenheit auch in der Zukunft die Vertretung der Bedürftigen in unserem Land übernehmen.
Text: Werner Atz