Thema

Arbeit 4.0

Große Veränderungen durch Digitalisierung und Automatisierung
Werner Steiner,
KVW Landesvorsitzender
Eine der größten Veränderungen der nächsten Jahre liegt im Bereich der Automatisierung und Digitalisierung. Für uns als KVW ist das eine große Herausforderung. „Den Menschen in den Mittelpunkt stellen“ ist eine unserer wichtigsten Aussagen. Nun stehen aber diese Veränderungen an. Auf dem Kongress der ACLI in Neapel wurden bereits Roboter vorgestellt, die im Bereich der Pflege von Menschen eingesetzt werden könnten. Roboter könnten Menschen zum Einkaufen begleiten, Roboter können Hausarbeiten abnehmen und es gibt bereits Roboter, die mit dem Menschen sprechen und auf Sprachbefehle reagieren. Sogar Kinderspielzeug wie Spielpuppen können bereits sprachgesteuert mit Kindern in Kontakt treten. Eltern sprechen über Handy und über die Puppe mit ihrem Kind. Roboter können sogar schon als Orchesterdirigenten eingesetzt werden. Einen Versuch dazu gab es schon in Pisa mit dem Startenor Andrea Bocelli.


Es eröffnen sich neue Möglichkeiten


Was für die Einen Innovation schlechthin bedeutet, ist für die Anderen der Untergang der zwischenmenschlichen Beziehungen. Dabei stehen wir als KVW mittendrin in dieser Entwicklung. Menschen und Maschinen stehen in Kommunikation und damit eröffnen sich viele neue Möglichkeiten. Vor allem rein wirtschaftlich denkende Menschen können diesen Strömungen sehr viel abgewinnen. Maschinen arbeiten kostengünstig, brauchen keine Ruhepausen und sind perfekt in den Endergebnissen. Wenn nun Kürzungen von öffentlichen Beiträgen erfolgen, bedeutet das für uns, dass wir unbedingt notwendige Arbeitsplätze nicht erhalten können. Während wir vor nicht allzu langer Zeit bei Vormerkungen noch mit einer Person verbunden worden sind, gibt es heute als Ersatz einen Calldienst. Wir alle wissen aber was es für uns bedeutet, am Telefon zu hören: „wenn Sie …wollen, tippen Sie die 1 und warten bis unser nächster Mitarbeiter für sie frei wird“.


Menschen passen sich Neuerungen an


Auch im Bereich der Arbeitswelt wird noch vieles an Veränderung auf uns zukommen. Wenn wir aber die Veränderungen der letzten Jahrzehnte oder auch Jahrhunderte in Erinnerung rufen, stellen wir fest, dass alle großen und kleineren Veränderungen bei den Menschen Ängste hervorgerufen haben. Die Ängste der Menschen im Zusammenhang mit der Erfindung der Eisenbahn erscheinen uns amüsant, vor allem wenn wir an die modernen Hochgeschwindigkeitszüge denken, mit denen gerade wir als Südtiroler uns das Tor zur Welt öffnen. Mit den ersten Robotern in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden viele Arbeitsplätze wegrationalisiert. Tätigkeiten, die mit der Hand erledigt wurden, konnten nun kostengünstig mit Maschinen erledigt werden. Bereits im Haushalt gibt es heute eine Reihe von nützlichen und weniger nützlichen Maschinen, die bereitwillig eingesetzt werden. Wir sind als Menschen sehr flexibel und passen uns an die vielen Neuerungen schnell an. Wir müssen uns nur die Sichtweise für die Neuerungen offen halten. Wenn also Arbeitsplätze abgebaut werden, öffnen sich gleichzeitig aber auch neue Möglichkeiten.


Gute Ausbildung und Erfahrung zählen


Digitale Expertinnen und Experten mit Kenntnissen in Mathematik, Informatik, Technik werden vermehrt erforderlich sein. Wir als KVW wollen dazu informieren und auf den Wert einer guten Ausbildung hinweisen. Während es für die ältere Generation selbstverständlich war, ihr gesamtes Arbeitsleben an einem Arbeitsplatz zu verbringen, wollen viele junge Menschen das gar nicht mehr. Sie möchten die Welt kennenlernen und ihre Arbeitserfahrungen an verschiedenen Orten sammeln. Diese Offenheit ist zu unterstützen und bringt auch neue Chancen. Allerdings sind viele Berufe mit einer entsprechend guten Ausbildung verbunden. Vielfältige Interessen und Kenntnisse erweitern unseren Bildungshorizont und müssen genutzt werden. Unsere KVW Sprachreisen werden vor allem von Jugendlichen genutzt um ihre Sprachkenntnisse für ein Arbeitsleben in einem anderen Staat vorzubereiten. Gleichzeitig stellen wir aber fest, dass wir Arbeitsplätze mit bestimmten hohen Qualifikationen in unserem Land gar nicht anbieten. Eine Abwanderung ist die Folge. Für uns bedeutet das, dass wir in bestimmten Bereichen auch schon auf qualifizierte Menschen aus anderen Ländern angewiesen sind. Es wird Aufgabe der Politik sein, geeignete Rahmenbedingung zu schaffen, dass es für unsere Jugend auch interessant sein kann, ihr Leben in unserem Land zu verbringen.


Soziale Kompetenz ist nicht ersetzbar


Zu vieles in diesem Zusammenhang wir ökonomischen Gesichtspunkten untergeordnet. Es ist billiger, günstiger, wenn es von einer Maschine gemacht wird. Menschliche Arbeitszeit wird unbezahlbar. Wir müssen als Gesellschaft uns Gedanken machen, welche Zukunft wir wollen. Als Sozialverband werden wir auf die Bedeutung des Humanismus in unserem Tun größten Wert legen. Dieser Wert wird aber zusehends ins Hintertreffen geraten, wenn wir unser Leben nur mehr am Konsum ausrichten. Viel zu konsumieren bedeutet, über entsprechende Geldmittel zu verfügen, sich die Konsumgüter leisten zu können. Die Forderung nach immer billigeren Konsumgütern und damit verbundenen Geschäftsideen – ich denke an den „Black Friday“ – lassen mich nur mehr den Kopf über unsere eigene Dummheit schütteln. Unsere christlichen Werte sind auch in Zukunft Grundstein für eine solidarische Gemeinschaft. Wir werden auch weiterhin gerne mit anderen Menschen in Kontakt treten. Einkaufen im Netz – einkaufen im Krämerladen in unserem Dorf mit den entsprechenden sozialen Kontakten? Soziale Kompetenz werden wir nicht mit Maschinen ersetzen können. Soziale Kompetenz und Empathie sind die Stärken des KVW, dafür setzen wir uns ein und darauf können wir auch in einer digitalisierten Arbeitswelt der Zukunft setzen.
Text: Werner Steiner

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Fähigkeiten des Menschen zählen

Vieles können künstliche Intelligenz und schlaue Roboter erledigen. Und doch gibt es bestimmte Fähigkeiten, die immer dem Menschen vorbehalten bleiben.
In der Arbeitswelt übernehmen Computer und künstliche Intelligenz immer mehr Aufgaben, die vorher Menschen machten. Dies ist eine Tatsache, die an und für sich nicht negativ ist. Trotzdem sind mit der Digitalisierung, der sogenannten Arbeit 4.0, viele Ängste und Unsicherheiten verbunden.
Dies muss jedoch nicht so sein. Es gibt jede Menge an Untersuchungen und Prognosen, die feststellen, dass Befürchtungen über einen massiven Beschäftigungsabbau unbegründet sind. Es gibt in sehr vielen Berufen auch Tätigkeiten, die nicht ersetzbar sind. Katharina Dengler vom deutschen Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) schreibt „Fest steht: Die fortschreitende Digitalisierung wird unsere Arbeitswelt weiter verändern. Dies hat für einzelne Berufe ganz unterschiedliche Folgen“.
Die Welt der Arbeit und die gesamte Gesellschaft stehe mitten in einem großen Wandel. Deshalb ist es wichtig, sich einige Dinge und Tatsachen vor Augen zu führen. Maschinen können vieles, Maschinen der Zukunft werden noch viel mehr können. Es gibt aber einige Fertigkeiten und Fähigkeiten, die sie nie beherrschen werden. Es gibt Bereiche, in denen es immer Menschen brauchen wird.
Dazu zählen Arbeiten und Berufe, in denen soziale Kompetenzen benötigt werden. Lehrerinnen und Lehrer leisten mehr als reine Wissensvermittlung, denn das könnte auch durch E-Learning mit dem Computer geschehen. Es geht ums kompetente Beibringen und Erklären, um die Vermittlung von sozialen Kompetenzen, um Problemlösung und auch um kreative Betätigung. Das selbe gilt für die Berufe im Pflegebereich. Die neuen, computergesteuerten Pflegehilfen mögen einiges an Arbeit abnehmen, aber auch hier geht es um Beziehung, um das Zwischenmenschliche. Soziale Berufe in der Betreuung und Pflege werden – auch aufgrund des demografischen Wandels – eine zunehmend wichtigere Rolle in der Gesellschaft einnehmen.Trotzdem weren auch hier clevere Roboter die Arbeit verändern.
Ryan Holmes, kanadischer Internetunternehmer, appelliert daran, herausragende und einmalige menschliche Fähigkeiten zu kultivieren. Holmes formuliert es so: „Investiert in die Fähigkeiten, die eine Maschine nicht reproduzieren kann. Es geht um höhere Funktionen: Kreativität, Problemlösung, Erfindungsgabe“. Diese drei Bereiche sind es, in denen eine Maschine nie den Menschen ersetzen kann.
Text: Ingeburg Gurndin
Kompetenzen: Top 10
Die zehn wichtigsten Fähigkeiten, die Beschäftigte im Jahr 2020 benötigen:


Lösen komplexer Probleme
Kritisches Denken
Kreativität
Personalmanagement
Teamkoordination
Emotionale Intelligenz
Urteils- und Entscheidungsfähigkeit
Dienstleistungsmentalität
Verhandlungsgeschick
Flexibilität im Denken
Quelle: World Economic Forum, Davos