Altersgerechtes Wohnen

Pflegen und Betreuen zu Hause

Zusammenspiel vieler Dienste und Anlaufstellen
Im Alter oder im Krankheitsfall ist das eigene Zuhause der Ort, an dem wir uns am wohlsten fühlen. Die gewohnte Umgebung gibt Sicherheit. Nachstehend eine Auflistung um dies möglichst lange zu gewährleisten.
Beratungsangebote
Die territoriale Anlaufstelle informiert, berät und hilft im Falle eines Pflegebedarfes. Die kostenlosen Beratungen erfolgen durch Fachpersonal aus den Bereichen Gesundheit, Soziales und Seniorenwohnheime. Kontakt: Sozial-und Gesundheitssprengel
Die Beratungsstelle Wohnen im Alter ist ein ergänzendes Angebot zur territorialen Anlaufstelle und gibt weiterführende Beratung in allen Fragen rund um die Pflege und Betreuung zu Hause – für mehr Lebensqualität, das Wohnen im Alter, die private Pflegeunterstützung (sogenannte badante), die Freizeitgestaltung für Senioren. Kontakt: Beratungsstelle Wohnen im Alter 0471 053 835 (siehe S. 36)
Finanzielle Unterstützung
Das Pflegegeld ist eine finanzielle Unterstützung für Menschen mit Pflegebedarf. Es wird monatlich ausbezahlt und ist unabhängig vom Einkommen und Vermögen. Kontakt: Sozialsprengel oder Patronat KVW-ACLI
Die anerkannte Zivilinvalidität ist Voraussetzung für die finanziellen Leistungen für Zivilinvaliden, Zivilblinde und Gehörlose. Die Renten sind Einkommensgrenzen unterworfen, die Zulagen sind unabhängig vom Einkommen. Wer das Pflegegeld bezieht, erhält keine Begleitzulage mehr. Kontakt: Patronat KVW-ACLI oder Sanitätsbetrieb (Gesundheitssprengel).
Für berufstätige Angehörige
Für die Pflege von Angehörigen bis 2. oder 3. Grad mit schwerer Beeinträchtigung ist eine Freistellung von drei Tagen pro Monat bei 100 Prozent Bezahlung möglich.
Zwei Jahre bezahlter Sonderurlaub sind möglich im Verlaufe eines Arbeitslebens. Voraussetzung ist die Feststellung der „schweren Beeinträchtigung“ der zuständigen Ärztekommission. Kontakt: Gesundheitssprengel und Patronat KVW-ACLI
Die Rentenabsicherung während der Pflegezeiten wird ausbezahlt um die Zeiten des Fernbleibens der Arbeit (also keine rentenversicherte Zeit) für die Betreuung von pflegebedürftigen Familienmitgliedern zu decken.
Kontakt: ASWE - 0471 418318 oder Patronat KVW-ACLI.
Finanzielle Sozialhilfe kann in Notlage Unterstützung geben. (z.B für Wohnungsnebenspesen, soziales Mindesteinkommen, Spesen für den Hausnotruf) Kontakt: im Sozialsprengel.
Hilfsmittel für zu Hause:
Zivilinvaliden, Kriegs- und Dienstinvaliden, minderjährige-permanente Invaliden werden kostenlos versorgt mit Hilfsmitteln (z.B. Rollstühle, Betten, Gehhilfen) und Prothesen (z.B. Hörprothesen) Kontakt: im Gesundheitssprengel und Patronat KVW-ACLI
Inkontinenzmittel, Müllbonus
Inkontinenzmittel (Windeln und Einlagen) werden vom Hausarzt/Hausärztin verschrieben. Die Inkontinenzmittel können monatlich in der Apotheke abgeholt werden. Kontakt im zuständigen Gesundheitssprengel oder direkt beim/ bei der Hausarzt/Hausärztin.
Wer Inkontinenzmittel verwendet, kann in vielen Gemeinden Südtirols um eine Reduzierung der Müllgebühren anfragen (Müllbonus). Kontakt: in der Gemeinde.
Personen mit dauerhafter Beeinträchtigungen erhalten finanzielle Unterstützung Beiträge für den Abbau architektonischer Hindernisse – behindertengerecht Wohnen. Kontakt: Beratungsstelle Arche im KVW 0471 061 300.
Nützliche Informationen
Der Sachwalter wird für eine Person ernannt, welche auch nur teilweise oder vorübergehend wegen einer Krankheit bzw. physischen oder psychischen Beeinträchtigung ihre Interessen nicht wahrnehmen kann. Kontakt: Dienststelle für Sachwalterschaft 0471 188 62 35.
Selbsthilfegruppen für Menschen mit chronischer Erkrankung, einer psychischen Erkrankung, Behinderung oder Suchterkrankung, einem Problem in der Familie oder Ähnliches und für Angehörige. Kontakt: Dienststelle für Selbsthilfegruppen - 0471 312 424.
Text: Ursula Thaler

Thema

Keine Angst vor Digitalisierung

Der Mensch bleibt den Maschinen in vielem überlegen
Josef Stricker,
geistlicher Assistent des KVW
Roboter, künstliche Intelligenz werden den Arbeitsmarkt tiefgreifend verändern. Viele fragen sich, wird der Mensch von der Wirtschaft in Zukunft noch gebraucht werden?
Eine diffuse Angst vor Arbeitslosigkeit geht um. Pessimisten meinen, es werde zu einem Kahlschlag am Arbeitsmarkt kommen. Optimisten geben sich da viel gelassener. Ein Blick in die jüngere Geschichte scheint ihnen Recht zu geben. Seit 1800 hat es vier Technikschübe gegeben. Begonnen hat die industrielle Entwicklung mit der Dampfkraft. Fünfzig Jahre danach wird diese von der Elektrizität abgelöst. Ein Jahrhundert später folgt die Elektronik und jetzt ist die digitale Vernetzung dran. Jeder Schub bewirkte einen Anstieg der Produktivität. Und jedes Mal wurde ein massiver Verlust von Arbeitsplätzen vorausgesagt, der aber nicht eingetreten ist. Deswegen nicht, weil es zwar zu einer Verlagerung von Tätigkeiten gekommen ist, aber nicht zu Massenarbeitslosigkeit. Eine Entwicklung, die mitunter zu heftigen Reaktionen geführt hat. Anfang des 19. Jahrhunderts kam es in Schlesien zum Weberaufstand. Aufgebrachte Heimarbeiter stürmten Fabriken, die für die Fertigung mechanische Webstühle verwendeten. Die Weber sahen sich um Arbeit und Brot gebracht. Heinrich Heine hat den schlesischen Webern mit einem Gedicht ein literarisches Denkmal gesetzt.


Die Arbeitswelt wird sich ändern


Historisch betrachtet blieben nach jedem Techniksprung viele Jobs auch deswegen erhalten, weil Menschen den Wettlauf mit der Maschine gewannen. Dass es ausgerechnet dieses Mal zu einem Kahlschlag kommen könnte, ist noch längst nicht ausgemacht. Wie auch immer, die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft täten gut daran, sich rechtzeitig mit dieser Entwicklung auseinanderzusetzen und auf mögliche Folgen vorzubereiten. Maschinen übernehmen in steigendem Ausmaß Arbeiten, die bisher eher gering qualifizierte Menschen verrichteten. Belegschaften in den Fabriken dürften schrumpfen. Maschinen ersetzen einfache Dienstleistungen bei den Banken, in der Gastronomie, im Handel.


Digitalisierung hat Grenzen


Der Mensch dürfte den Maschinen in allem, was mit Empathie, mit Kreativität zu tun hat, überlegen bleiben. Es wird darum gehen, Menschen umzuschulen, neue Berufsbilder zu entwickeln und Fähigkeiten zu erlernen, die zu den anstehenden Herausforderungen passen. Gerade in alternden Gesellschaften mit zunehmender Betreuungsbedürftigkeit und Einsamkeit tun sich neue Chancen auf. Selbst in einer durchdigitalisierten Welt wird der Mensch weiterhin eine wichtige Rolle einnehmen. Menschen werden vor allem dort gebraucht, wo es um menschliche Nähe geht: in Pflegeberufen, in der Medizin, im Gesundheitsbereich insgesamt, in der Bildung. Menschen können nicht ersetzt werden, wo es darum geht, Vertrauen aufzubauen und komplexe Sachverhalte zu erklären. Es wird zu einer teilweisen Verlagerung der Arbeit von der Produktion weg hin zum Umgang mit Menschen kommen.


Technische Lösungen politisch gestalten


Um den Wandel zu lenken, braucht es erstens den politischen Willen dazu, und zweitens Geld, viel Geld. Was die Ressourcen anbelangt, besteht unser gegenwärtiges Dilemma darin, dass die Gewinne im Bereich der Produktion von wenigen abschöpft werden. Diese Entwicklung könnte die Ungleichheit dramatisch verschärfen. Sie hat in den meisten Industrieländern ohnehin zugenommen. Als Antwort auf diese Spaltung der Gesellschaft wird man über neue Formen in der Einkommensverteilung nachdenken müssen. Ansonsten könnte der digitale Kapitalismus eine Schlagseite bekommen, die den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft unterspült.
Text: Josef Stricker