Altersgerechtes Wohnen

Zu Hause alt werden

Das Leben im Alter selbstständiger, attraktiver und aktiver gestalten
Die Alterung der Gesellschaft ist heute eine globale Realität, die Gesellschaft und Wirtschaft weitreichend verändern wird. Die Menschheit steht damit vor einer neuen Alterskultur, dessen Wünsche und Herausforderungen aktiv in Angriff genommen werden müssen. Deshalb wurde die neue Genossenschaft „Wohnen im Alter“ ins Leben gerufen, die neue Dienstleistungen für die Silver Society anbietet.
Die Lebenserwartung steigt. Das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) hat errechnet, dass 28 Prozent der neugeborenen Mädchen mindestens 100 Jahre alt werden, bei den neugeborenen Buben sind es immerhin noch sieben Prozent. Um auf die demografische Entwicklung zu reagieren und den älteren Personen konkrete Hilfestellungen zu bieten, hat sich im Frühjahr 2016 die Genossenschaft „Wohnen im Alter“ gegründet. Es gibt viele Dienstleistungen und Produkte, welche das Leben im Alter sicherer machen und verbessern. Die Genossenschaft „Wohnen im Alter“ hat sich deshalb zur Aufgabe gemacht, diese Dienstleistungen gebündelt der Südtiroler Bevölkerung anzubieten.
Gebündelte Dienste der 13 Mitgliedsorganisationen

Über die Plattform Wohnen im Alter bieten aktuell 13 Mitgliedsorganisationen ihre Dienste an, die in fünf Themenbereiche eingeteilt werden: Altersgerechtes Wohnen, Hilfe für zu Hause, Sicherheit, Finanzen und Recht, Mobilität und Freizeit.
Im ersten Jahr der Tätigkeit waren es vor allem die Bereiche Altersgerechtes Wohnen und Hilfe für zu Hause, die auf reges Interesse gestoßen sind. Die Genossenschaft bietet Beratung zur Umsetzung von barrie­refreien Wohnungen und zu Alltagshilfen für Zuhause an.
Ehrenamt enorm wichtig für Betreuung der Senioren

„Unser Ziel ist es, den Senioren die Erhaltung eines individuellen und privaten Lebensstils in sicherem Umfeld zu ermöglichen. Wenn hierfür eine bodenbündig eingebaute Dusche, automatisches Licht, stundenweise Haushaltshilfen oder soziale Für- und Vorsorge notwendig sind, so werden wir den Inte­ressierten die entsprechenden Kontakte vermitteln und Unterstützung anbieten“, so der Präsident Otto von Dellemann. „Wir versuchen auch das Ehrenamt miteinzubeziehen. Die Betreuung von Senioren ist schon heute ohne ehrenamtliche Hilfe kaum vorstellbar. In Zukunft, so die Prognose von Experten, wird das Ehrenamt zunehmend wichtiger.“
Barrieresfreies Wohnen zu Hause

Um auch im hohen Alter die Möglichkeit zu wahren, selbstständig in den eigenen vier Wänden leben zu können, sollten bereits bei der Planung von Neubauten, aber auch bei Umbauten und Sanierungen einige Kriterien beachtet werden:
1. Eingänge und Zufahrten sind breit, gut beleuchtet und stufenlos, bzw. ohne Schwellen
2. Die Durchgangsbreite von mindestens 90 cm bei Türen. Überdachte Haustüren
3. Türgriffe sind nicht höher als 110 cm
4. Treppen und Stufen vermeiden. Damit später ein Treppenlift eingebaut werden kann, müssen die Treppen breit genug sein.
5. Die Dusche bodenbündig einbauen. Die Wände sollten stabil genug sein, dass später eventuell Griffe und Halterungen montiert werden können.
6. Bewegungsflächen mit einem Mindestdurchmesser von 150 cm, damit man sich auch mit einem Rollstuhl gut bewegen kann.
Nicht nur für ältere Menschen, auch für Familien

Barrierefreies Wohnen ist nicht nur für ältere Menschen oder Personen im Rollstuhl interessant, sondern auch für Familien mit Kinderwägen, Rollkoffern oder Gipsfüßen. Werden die beschriebenen Punkte bereits bei der Planung berücksichtigt, entstehen meist keine Mehrkosten. So kann die Wohnung in einem späteren Moment ohne großen Arbeitsaufwand an die neuen individuellen Anforderungen angepasst werden. Bei bereits bestehenden Wohnungen, die eine Anpassung benötigen, unterstützt die Autonome Provinz Bozen den Abbau architektonischer Barrieren mit verschiedenen Förderungen. Für dauerhafte und funktionelle Beeinträchtigungen wird ein Beitrag in Höhe von 30 bis 70 Prozent (abhängig vom Einkommen) für die Anpassung an die individuellen Bedürfnisse gewährt. Jedoch ist darauf zu achten, dass die Wohnfläche die 160 m² Grenze nicht überschreitet.
Zusätzlich können 50 Prozent der Investitionskosten für den Abbau architektonischer Hindernisse abgeschrieben werden. Für diese Abschreibung gewährt die Provinz ein zinsloses Darlehen.
Auch gibt es die Möglichkeit über das Förderprogramm „Ethical Banking“ der Raiffeisenkassen Südtirols, günstige Kredite für die Anpassungen zu erhalten.
Viele Hilfen erleichtern den Alltag zu Hause

Damit auch der Alltag im Alter erleichtert wird, gibt es einige besondere Hilfsmittel. So kann durch spezielle Haushaltsartikel das Kochen oder durch besondere Teller oder Besteck das Essen erleichtert werden. Weiters gibt es eigene Schreibhilfen, Knöpfhilfen oder Anziehilfen, die motorische Schwächen ausgleichen. Durch Anti-Rutsch-Streifen kann die Sicherheit erhöht werden. Sollte dennoch etwas passieren und Hilfe benötigt werden, bietet das Weiße Kreuz den Dienst des Hausnotrufes an. Dabei können sich die Klienten im Ernstfall über ein spezielles Gerät schnell und unkompliziert mit der Einsatzzentrale verbinden. Das Hausnotrufgerät wird mit dem Festnetz und dem Stromnetz und dann mit einem Sender verbunden. Wird der Notrufknopf des Sensors gedrückt, wird die Einsatzzentrale des Weißen Kreuzes, welche rund um die Uhr zur Verfügung steht, alarmiert.
Sollte eine Person trotz aller Vorkehrungen nicht mehr in der Lage sein, selbstständig in den eigenen vier Wänden zu wohnen, stellt die Sozialgenossenschaft Humanitas 24 Betreuungspersonen zur Verfügung. Die Betreuung kann stundenweise erfolgen, bei Bedarf wird aber auch eine 24-Stunden Betreuung angeboten. Die Sozialgenossenschaft Humanitas 24 kümmert sich um die Vermittlung der Betreuungskräfte, die Anstellung, den Arbeitsvertrag und die monatliche Lohnabrechnung. Weiteres bietet Humanitas 24 Hilfestellung bei Anträgen für Pflegegeld, Zivilinvalidität oder Hilfsmittel, Unterstützung bei Haus- und Gartenarbeiten oder einen Begleitdienst zum Arzt oder zu Behörden an.

Zusätzlich zu den angebotenen Dienstleistungen der Mitglieder möchte die Genossenschaft Wohnen im Alter für das Thema sensibilisieren und neue Projekte ins Leben rufen. So werden zum Beispiel Lehrgänge für Handwerker zum Abbau architektonischer Barrieren angeboten. Weitere Lehrgänge für Techniker und Planer sind geplant. Auch befindet sich die Genossenschaft zurzeit in einer Testphase für intelligente Hilfssysteme zur Erkennung von Gefahrensituationen.
Im Sommer 2017 unterstützte Wohnen im Alter ein Projekt der Stiftung Südtiroler Sparkasse bei dem rund 70 Jugendliche ein Praktikum in einem Südtiroler Seniorenwohnheim absolvierten. Ein nächster wichtiger Schritt der Genossenschaft wird die Entwicklung von neuen Wohnmodellen sein. „Bei der Entwicklung von neuen Projekten und Dienstleistungen ist ein enger Kontakt und die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Partnern gefragt“, so der Geschäftsführer Leonhard Resch.
Text: Lisa Ploner

Altersgerechtes Wohnen

Wohnen im Alter

Die angebotenen Dienste sowie weitere Informationen zu der Genossenschaft Wohnen im Alter finden sich auf der Plattform unter: www.wohnen-im-alter.it. Gerne bietet die Genossenschaft aber auch telefonische Beratungen unter der Telefonnummer 0471 053 835 an.