Thema
Der Sozialstaat im Hinblick auf den gesellschaftlichen Wandel
Das Rentensystem - Ein Blick nach Österreich

GRAFIK: AK Wien
Während in vielen Staaten Europas – und auch hier in der autonomen Region Trentino Südtirol – die Möglichkeit einer Zusatzversicherung geschafften wurde und die Altersvorsorge bzw. die Einzahlungen auf mehreren Säulen und auf freiwilliger Basis gestellt wurden, geht man in Österreich den Weg der gesetzlichen Pensionen weiter.

Josef Wöss ehemaliger Leiter der Abteilung Sozialpolitik in der Arbeiterkammer Wien
Bei der internationalen Konferenz in Leuven war Dr. Josef Wöss, ehem. Leiter der Abteilung Sozialpolitik in der Arbeiterkammer Wien dabei. Auf Anfrage hat er uns die Situation und die Aussichten des Rentensystems in Österreich kurz geschildert.
Ein zentrales Kennzeichen der Alterssicherung in Österreich ist die klare Schwerpunktsetzung bei den gesetzlichen Pensionen. Anders als in etlichen anderen Ländern gibt es keine strategische Verlagerung zu betrieblichen oder privaten Ansparmodellen.
Ein zentrales Kennzeichen der Alterssicherung in Österreich ist die klare Schwerpunktsetzung bei den gesetzlichen Pensionen. Anders als in etlichen anderen Ländern gibt es keine strategische Verlagerung zu betrieblichen oder privaten Ansparmodellen.
Pensionsalter
Das Regelpensionsalter ist 65. Für Frauen, die vor Juli 1968 geboren sind, gelten niedrigere Altersgrenzen. Die von der EU-Kommission wiederholt erhobene Forderung, das gesetzliche Pensionsalter an die (steigende) Lebenserwartung anzubinden wurde nicht umgesetzt. Vor Erreichung des Regelpensionsalters ist ein Pensionsantritt nur mit hohen Abschlägen möglich.
Pensionshöhe
Alle Versicherten haben ein Konto bei der gesetzlichen Pensionsversicherung. Dort werden jedes Jahr 1,78% des versicherten Einkommens als zukünftiger Pensionsanspruch gutgeschrieben. Die kumulierten Jahresgutschriften werden jedes Jahr mit dem Lohnindex aufgewertet.
Besonders bei den Frauen liegen die Neupensionen deutlich höher als die Bestandspensionen. Der gender pension gap ist allerdings auch bei den Neupensionen noch immer sehr hoch.
Besonders bei den Frauen liegen die Neupensionen deutlich höher als die Bestandspensionen. Der gender pension gap ist allerdings auch bei den Neupensionen noch immer sehr hoch.
Höhe der Alterspensionen / ohne zwischenstaatliche Teilleistungen / 14 Zahlungen pro Jahr (Werte 2024)

Finanzierung
Die Pensionen werden vor allem aus Beiträgen finanziert. Der Beitragssatz beträgt seit 1988 unverändert 22,8% (AG: 12,55% / AN: 10.25%).
Als zweites Finanzierungsstandbein gibt es den ‚Bundesbeitrag‘, mit dem die Differenz zwischen Beitragseinnahmen und Ausgaben abgedeckt wird (‚Ausfallshaftung‘ des Bundes). Derzeit werden 13% der Ausgaben des Bundes für diesen Zweck aufgewendet.
Als zweites Finanzierungsstandbein gibt es den ‚Bundesbeitrag‘, mit dem die Differenz zwischen Beitragseinnahmen und Ausgaben abgedeckt wird (‚Ausfallshaftung‘ des Bundes). Derzeit werden 13% der Ausgaben des Bundes für diesen Zweck aufgewendet.
Perspektive
OECD-Berechnungen 1) auf Basis des geltenden Rechts zeigen im ‚base case‘ für heutige Berufseinsteiger eine Netto-Einkommensersatzrate von 86,8%. Den heute Jüngeren wird damit bei gutem Erwerbsverlauf eine der höchsten Einkommensersatzraten im EU-Raum geboten.
Beim Pensionsaufwand wird bis 2030 ein Anstieg von 13,7% des BIP auf 15% prognostiziert, danach ein Rückgang auf 14,0%. 2) Ermöglicht wird die längerfristig nur sehr moderate Kostensteigerung trotz veranschlagter Beibehaltung von Pensionsalter 65 vor allem durch massive Einsparungen bei den Beamtenpensionen (ihre Höhe wird an die anderen Pensionen angeglichen) und durch sinkende Ausgaben für Hinterbliebenenpensionen.
Beim Pensionsaufwand wird bis 2030 ein Anstieg von 13,7% des BIP auf 15% prognostiziert, danach ein Rückgang auf 14,0%. 2) Ermöglicht wird die längerfristig nur sehr moderate Kostensteigerung trotz veranschlagter Beibehaltung von Pensionsalter 65 vor allem durch massive Einsparungen bei den Beamtenpensionen (ihre Höhe wird an die anderen Pensionen angeglichen) und durch sinkende Ausgaben für Hinterbliebenenpensionen.
Anmerkung zum demografischen Wandel
Mehr und bessere Arbeitsplätze für die Menschen im Erwerbsalter sind die ökonomisch sinnvollste und sozialste Antwort auf die Alterung der Bevölkerung. Dies zeigt zum Beispiel eine Studie 3), die für den EU-Raum aufzeigt, dass sich die Relation zwischen Beitragszahlern und Leistungsempfängern bei Erreichung der Beschäftigungsziele für 2030 trotz erheblicher Verschlechterung der Altenquote günstiger darstellen würde als heute.
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1) OECD, Pensions at a Glance. 2025
2) EU-Kommission, 2024 Ageing Report
3) EGB SociAll-Projekt, EPSR 2030 Scenario – What would it mean for pensions if the Action Plan's 78% employment target was achieved, with quality jobs (Autoren: J.Wöss/E.Türk)
2) EU-Kommission, 2024 Ageing Report
3) EGB SociAll-Projekt, EPSR 2030 Scenario – What would it mean for pensions if the Action Plan's 78% employment target was achieved, with quality jobs (Autoren: J.Wöss/E.Türk)
TEXT: Josef Wöss

