KVW Aktuell

Kante zeigen als Friedensaufgabe

Frieden zu stiften, bedeutet nicht, um des lieben Friedens willen den Mund zu halten.
Karl Brunner, Geistlicher Assistent im KVW
Ganz im Gegenteil! Für eine langfristige Friedensperspektive ist es erforderlich, für die eigenen Interessen klar einzustehen, sich aber auch nicht zu verrennen.
Viel Kritik ernten die Lehrer:innen für ihre Entscheidung, bis auf weiteres keine Lehrausflüge durchzuführen. Eigentlich ein moderates Zeichen, zumal sie ihrer Aufgabe – dem Unterricht – weiterhin normal nachkommen. Die schulbegleitenden Maßnahmen sind für die Vertiefung und für das Miteinander der Schüler:innen auch wichtig, keine Frage. Dennoch verstehe ich sehr gut, dass die Lehrerschaft nach Jahren der eher moderaten Verbesserungen ein klares Bekenntnis von der Politik und von uns als Gesellschaft verlangt.
Dass ein Protest auch spürbar ist, muss so sein. Auch ich würde mir für meine Kinder wünschen, dass sie Lehrausflüge machen könnten. Ich bin andererseits davon überzeugt, dass uns Bildung ein großes Anliegen sein muss und wir als Gesellschaft den Lehrpersonen unsere Solidarität ausdrücken sollten. Eine Form der Wertschätzung ist der Gehalt. Es finden sich immer weniger Menschen, die diesen angeblich so komfortablen Beruf ausüben möchten. Spätestens das sollte uns zu denken geben.
Für die Zukunft unserer Kinder und unserer Gesellschaft braucht es einen klaren Schwerpunkt in der Bildung, im Sozialen und Gesundheitswesen und zwar mit klaren Fakten unterlegt. Dass auch die Lehrerschaft sich dabei nicht verrennen und das große Ganze im Blick behalten muss, versteht sich von selbst. Am Ende muss es – trotz der klaren Kante – einen fairen Kompromiss geben, der beide Seiten lächeln lässt.
Dann haben wir einen wichtigen Baustein für den Frieden gesetzt!
Hören Sie rein in unseren Podcast WERT-voll Leben!

KVW Aktuell

Der Westen stirbt in Gaza

Gaza ist ein 40 Kilometer langer und 8 Kilometer breiter Landstreifen, in dem mehr als zwei Millionen Menschen leben. Seit Jahrzehnten gilt das Gebiet als das größte Freiluftgefängnis der Welt, umgeben von einem hochentwickelten Sicherheitssystem – Mauern, Stacheldraht, Kontrolltürme und Grenzübergänge –, das seine Bewohner faktisch einsperrt.
FOTO: Unsplash/ Mohammed Ibrahim
Walter Nicoletti
Vor diesem Hintergrund führte die Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 einen brutalen Angriff auf Israel durch, bei dem 1200 Menschen getötet wurden (darunter 800 Zivilisten) und mehr als 250 Geiseln genommen wurden. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu reagierte mit einem massiven Angriff auf den Gazastreifen, der zur fast vollständigen Zerstörung des Gebiets führte. Laut dem Schweizer Fernsehen, das sich auf verschiedene zuverlässige Quellen stützt, liegt die Zahl der palästinensischen Todesopfer zwischen 60.000 und 80.000, die meisten davon Zivilisten, die mit den Angriffen der Hamas nichts zu tun hatten.
Hamas kann inzwischen weder die eigene Organisation noch die Bevölkerung ausreichend mit Nahrung oder medizinischer Versorgung versorgen. Über die Hälfte der Wohngebäude Gazas ist zerstört oder schwer beschädigt, ebenso viele Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen. Krankheiten breiten sich aus, Hunger nimmt zu, und laut der UNO (IPC – Integrated Food Security Phase Classification) steht der Gazastreifen kurz vor einer vollständigen Hungersnot, wobei 132.000 Kinder akut vom Tod bedroht sind.
Während Gaza in dieser Notlage steckt, kontrolliert die israelische Armee große Teile des Gebiets und humanitäre Hilfe wird durch ständige Bombardierungen behindert. Gleichzeitig verurteilt Europa zwar den russischen Angriff auf die Ukraine und verhängt Sanktionen gegen Moskau, setzt jedoch die militärische Zusammenarbeit und Waffenlieferungen an Israel unverändert fort. Dieser doppelte Standard zeigt die moralische Krise, in der sich der Westen befindet: In der Ukraine tritt er als Verteidiger der Demokratie auf, während er bei Israel schweigt, um nicht der Komplizenschaft mit dem Terrorismus beschuldigt zu werden.
Der demokratische Westen muss diese Spirale aus der demokratische Westen diese Spirale aus Schweigen und Mitverantwortung durchbrechen, um zu beweisen, dass er wirklich auf demokratischen Werten basiert – und nicht auf Gleichgültigkeit und Zynismus.
TEXT: Walter Nicoletti, Präsident der ACLI Trentine