KVW Aktuell

Gemeinnützige „Stiftung Wohnen Südtirol“ gegründet

„Gesellschaftliche Verantwortung und Chance zugleich“
Die Stifter gemeinsam mit Landesrätin Ulli Mair.
Der gemeinnützige Wohnbau ist Teil der Wohnbaureform 2025 der Autonomen Provinz Bozen: die „Stiftung Wohnen Südtirol“ setzt den gemeinnützigen Mietwohnbau konkret um, indem sie darauf abzielt, in ganz Südtirol leistbaren Mietwohnraum für die Südtiroler Bevölkerung - allen voran den Mittelstand - zu schaffen.
Ende Juli wurde die gemeinnützige Stiftung Wohnen Südtirol ins Leben gerufen. Dies ist die erste Stiftung dieser Art, die interdisziplinär zusammengesetzt ist mit dem Ziel, preiswerten Wohnraum zu schaffen. Zu den Stiftern zählen der Raiffeisenverband Südtirol, 26 Raiffeisenkassen, die Raiffeisen Landesbank, der KVW, die Arche im KVW, Familienverband, Renovas, Unternehmerverband, Stiftung St. Elisabeth, Stiftung Liebenau, Lebenshilfe, Stiftung H. Oberrauch, Stiftung Anton Schär, Stiftung Hermann Rubner und der lvh -Wirtschaftsverband für Handwerk und Dienstleister. Woher rührt das Engagement so vieler Akteure? „Das Thema Wohnen ist in Südtirol eines der drängendsten Themen unserer Zeit, weswegen wir uns mit Raiffeisenkassen aus allen Landesteilen kapillar in Südtirol für das Gemeinwohl einbringen wollten“, umreißt Verbandsobmann Herbert Von Leon stellvertretend für die Raiffeisenfamilie das große Engagement. Es war Leonhard Resch von der Arche im KVW, die zusammen mit dem Raiffeisenverband, der Raiffeisen Landesbank und der Politik dieses Projekt entwickelt hat, um den gemeinnützigen Wohnbau in Südtirol zu etablieren. „Bei Stiftungen kommen Menschen zusammen, um gemeinsam einen Stiftungszweck voranzubringen. In Südtirol haben wir die gesellschaftliche Aufgabe, genügend bezahlbaren Wohnraum für die ansässige Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Mietwohnungen bieten hier eine flexible Lösung. Deshalb ist es notwendig und sinnvoll, dass Akteure aus dem sozialen Bereich, der Bankenwelt und dem Unternehmertum zusammenarbeiten, um dieses Vorhaben konkret umzusetzen. Bezahlbarer Wohnraum ist ein essentielles Anliegen für Südtiroler*innen und ein wesentlicher Bestandteil für mehr Lebensqualität. Es freut mich, dass es gelungen ist, mit breiter Unterstützung die Stiftung Wohnen Südtirol zu gründen“, so Heiner Schweigkofler, Geschäftsführer der Stiftung Liebenau.
Eine Haltung, die auch die beteiligten Unternehmen teilen: „Mit der Gründung der Stiftung Wohnen möchten wir als Unternehmer aktiv dazu beitragen, dass leistbares Mietwohnen in Südtirol effizient umgesetzt werden kann“, so Esther Ausserhofer Verwaltungsratsmitglied in Vertretung der Anton Schär Stiftung. „Für uns ist dieses Engagement gesellschaftliche Verantwortung und Chance zugleich: Wir schaffen neuen Wohnraum und stärken damit die Lebensqualität und Attraktivität unseres Landes – für junge Menschen, die heimische Bevölkerung im Allgemeinen, sowie für dringend benötigte Fachkräfte aus dem In- und Ausland. Das innovative Konzept des gemeinschaftlichen Wohnens fördert Integration und bietet ein Umfeld, in dem sich Menschen schneller einleben und wohlfühlen können. So entsteht nicht nur Wohnraum, sondern auch ein lebendiges Miteinander.“
Jeder der Stifter bringt sich zu gleichen Teilen mit einem Kapital von je 25.000 Euro ein, was einer Million Euro entspricht. Damit werden nunmehr verschiedene Wohnbauten gestartet – das erste mit 30 Mietwohnungen wurde von der Gemeinde Brixen im Frühjahr vorgestellt. Diesem Pilotprojekt werden weitere im ganzen Land folgen, um Bewegung in den teuren Mietmarkt zu bringen und die Mittelschicht mit Mieten, die 10 Prozent unter dem Landesmietzins liegen, merkbar zu entlasten.

KVW Aktuell

Tourist go home?

Tourismus ist positiv, aber seine Schattenseiten drohen, Überhand zu nehmen. Damit zerstört man unser Land und entzieht auch dem Wirtschaftsfaktor Tourismus den Nährboden.
Werner Atz, KVW Geschäftsführer
Man muss nicht auf die Seceda gehen, um Touristenmassen zu sehen. Auch nicht zu den Drei Zinnen oder zum Pragser Wildsee. Gehen Sie nach Bozen oder Meran, ins Überetsch und an viele weitere Orte im Lande, oder zwängen sie sich über die Autobahn, an den LKW-Kolonnen vorbei und den Urlaubermassen hinterher. Natürlich ist Tourismus notwendig. Er hat Wohlstand ins Land gebracht, er öffnet unseren Blick auf die Welt und hebt Südtirol auf die große Bühne. Aber in den vergangenen Jahren erleben wir Auswüchse, die dem Land und seinen Menschen schaden, und auch dem Tourismus selbst.
Wie können wir dem entgehen? Ansätze gibt es einige. Wir können Besucherobergrenzen einführen, was am Beispiel Prags gut funktioniert. Wir können auf Qualitätstourismus statt Massentourismus setzen. (Aber Achtung, steigende Preise für Unterkünfte und Gastronomie treffen dann auch die Einheimischen!)
Wir können Touristen von Hotspots zu weniger bekannten Gebieten lenken und die Besucherströme über das Jahr verteilen. Aber wollen wir Tourismus das ganze Jahr über und auch noch die letzten ruhigen Täler kommerzialisieren? Wir können versuchen, den Tagestourismus zu erschweren.
Möglichkeiten gibt es. Wichtig ist, dass wir aufhören zu reden und endlich konkret handeln. Ein Teil der Tourismuseinnahmen kann etwa der lokalen Bevölkerung zugutekommen, Investitionen in den öffentlichen Personennahverkehr, in Spielplätze und Kultur. Und wir müssen versuchen, die Menschen vor Ort in die Entscheidungen einzubinden. Es geht schließlich um unseren Lebensraum, Herr und Frau Südtiroler sind nicht nur Kulisse für schöne Urlaubsfotos.
Die Tourismustreibenden und die Politik müssen Acht geben, dass sie der Gier und dem Geld nicht alles unterordnen. Südtirol als Tourismusland hat nur Zukunft, wenn die Bevölkerung dahintersteht, wenn sie den Tourismus als Gewinn für alle betrachtet, und nicht als Goldgrube für einige wenige.