Häufige Fragen und Antworten

16. Können Impfungen zu Epilepsie führen?

Krampfanfälle gehören zu den seltenen oder sehr seltenen Ereignissen, die nach einer Impfung auftreten können. Kinder, die nach einer Impfung Fieberkrämpfe haben, weisen kein erhöhtes Risiko späterer neuropsychiatrischer Probleme auf (Barlow 2001). Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass verschiedene klinische Zustände zu Krämpfen führen können (bei einigen Kindern kann es zu Fieberkrämpfen kommen, unabhängig von der Ursache des Fiebers), während die Epilepsie eine eigene, abgegrenzte Krankheit ist, die auch (jedoch nicht nur) Krampfanfälle auslösen kann.
In der Wissenschaftsliteratur wurde kein Zusammenhang zwischen der Verabreichung von Impfstoffen im Kindesalter und der Epilepsie festgestellt. Obwohl einige Epilepsieformen nach der Verabreichung von Impfungen das erste Mal auftreten, gehören Impfstoffe nicht zu den möglichen Ursachen der Epilepsie (Barlow 2001, Huang 2010). Darüber hinaus gelten Epilepsie und Enzephalopathien nicht zu den möglichen Reaktionen, die von den derzeit verwendeten Impfstoffen hervorgerufen werden (Wiznitzer 2010). Eine zwischen 2003 und 2008 an 378.834 in Dänemark geborenen Kindern durchgeführte Studie belegte im Zusammenhang mit den im ersten Lebensjahr verabreichten Impfungen ein erhöhtes Risiko von Fieberkrämpfen (die wie bereits erwähnt zu den seltenen, jedoch nicht unerwarteten Ereignissen gehören), jedoch kein erhöhtes Epilepsie-Risiko (Sun 2012).
Zudem darf man nicht vergessen, dass Epilepsie bei Kindern in der Regel im ersten Lebensjahr auftritt (Allen Hauser 2007) – also im selben Zeitraum, in dem über 95% der Kinder der von den geltenden Impfkalendern vorgesehenen Grundimmunisierung unterzogen werden: Die Assoziation zwischen dem ersten Krampfanfall und der Impfung könnte also fälschlicherweise als kausale Beziehung zwischen den beiden Ereignissen interpretiert werden. Manchmal deckt die Impfung eine bereits vorhandene, genetisch bedingte Epilepsieform, das Dravet-Syndrom, auf (siehe dazu die Antwort auf die Frage Nr. 23).
Kürzlich haben Neuropädiatrie-Experten die italienischen Leitlinien über Epilepsie und Impfungen veröffentlicht. Dies sind ihre Schlussfolgerungen (Pruna 2013):
„Aus der Analyse der Fachliteratur gehen folgenden Ergebnisse hervor:
1. Impfungen verursachen keine fieberfreien Krämpfe oder Epilepsie
2. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Impfungen und spezifischen Epilepsiesyndromen
3. Impfungen erhöhen bei Kindern mit idiopathischer oder symptomatische Epilepsie nicht das Risiko von unerwünschten Wirkungen“.

Häufige Fragen und Antworten

17. Können Impfungen zu Enzephalitis oder Enzephalopathie führen?

Früher wurde der Verdacht geäußert, der Keuchhusten-Impfstoff würde eine Enzephalopathie verursachen, die zu Krampfanfällen und geistiger Beeinträchtigung führt. Eine Studie (Berkovic 2006) hat bewiesen, dass der Großteil der Menschen, bei denen eine durch Impfung hervorgerufene Enzephalopathie diagnostiziert worden war, in Wahrheit seit der Kindheit an schwerer myoklonischer Epilepsie des Kindesalters (Dravet-Syndrom) litt. Bei den meisten Betroffenen konnten Mutationen im SCN1A-Gen nachgewiesen werden, das für die Bildung von Kanälen für den Transport von Natrium in Nervenzellen zuständig ist und folglich eine entscheidende Rolle bei der Übertragung von Nervenimpulsen spielt.
Eine 2010 durchgeführte Studie (McIntosh 2010) schloss die Impfung als Ursache für das Dravet-Syndrom aus; bei diesen Kindern erfolgt die Mutation des SCN1A-Gens in der Embryonalentwicklung, also im Mutterleib, wobei die Krankheit früher oder später auch ohne Impfung auftritt.
Gelegentlich löst die Impfung die Symptome zwar aus, diese würden jedoch in jedem Fall auftreten, etwa nach unbedenklichen Ereignissen wie Fieber oder einem banalen Infekt.
Neuere Studien schlossen eine Beziehung zwischen Impfungen und Enzephalopathien aus:
Eine vom California Encephalitis Project durchgeführte Studie, die sich auf Daten stützte, die im Zeitraum von 1998 bis 2008 gesammelt worden waren, stellte kein erhöhtes Enzephalitisrisiko nach Verabreichung der Impfungen - einschließlich jener gegen Keuchhusten und Masern - fest (Pahud 2012);
Eine zwischen 2000 und 2012 vom Vaccine Safety Datalink an amerikanischen Kindern zwischen 12 und 23 Monaten durchgeführte Studie stellte kein erhöhtes Risiko von Enzephalitis oder anderen neurologischen Symptomen nach Impfung fest (Kline 2015).