Häufige Fragen und Antworten

15. Was zeigen die neuesten Erkenntnisse über Autismus-Störungen und deren Ursachen auf?

Die neuesten Studien belegen, dass die Anlagen für Autismus bereits vor der Geburt entstehen (Offit 2008). Dabei wurde Folgendes beobachtet:
a. Autismus kommt bei eineiigen Zwillingen besonders oft vor, folglich könnten genetische Faktoren die Entwicklung der Krankheit beeinflussen (Schendel 2014);
b. Eine schwedische Studie hat belegt, dass das Risiko einer autistischen Störung innerhalb der Familie eines Autisten höher ist als in der gesunden Bevölkerung, und dass es mit näherem Verwandtschaftsgrad zunimmt: Bei Geschwistern war es 10 Mal so hoch wie bei der restlichen Bevölkerung, während es bei Cousins doppelt so hoch war (Sandin 2014);
c. Besonders in den ersten Schwangerschaftswochen können bestimmte Umweltfaktoren das Risiko von Autismus-Störungen erhöhen. Bei Kindern, deren Mütter das Arzneimittel Talidomide genommen hatten, wurde Autismus häufiger festgestellt als bei Frauen, die es nicht genommen hatten (Chess 1978). Auch Kinder, deren Mütter in den ersten Schwangerschaftswochen an Röteln erkranken, weisen angeborene Missbildungen auf und erkranken leichter an Autismus (Strömland 1994).
Kürzlich hat eine Studie festgestellt, dass es bei autistischen Kindern bereits im Mutterleib zu einer Veränderung in der Hirnrinde kommt. Diese beobachteten Veränderungen betreffen gerade die Hirnregionen, welche jene Funktionen steuern, die bei Autisten beeinträchtigt sind, wie etwa die soziale Interaktion, das Gefühlserleben und die Kommunikation (Stoner 2014). Neben genetischen Faktoren tragen vermutlich auch Umweltfaktoren zur Entwicklung von Autismus-Störungen bei. Wissenschaftler sind sich darüber einig, dass diese Faktoren während der Schwangerschaft auf die Entwicklung der Krankheit Einfluss nehmen.
Nachstehend werden zwei Beispiele dafür angeführt:
1. Es wurde festgestellt, dass besonders im dritten Trimester der Schwangerschaft der Kontakt mit einer hohen Feinstaubkonzentration das Risiko von Autismus-Störungen erhöht. Je stärker der Kontakt, desto höher ist das Risiko (Raz 2014);
2. Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft an Präeklampsie erkranken, weisen ein erhöhtes Risiko von Autismus-Störungen auf (Walker 2014). Präeklampsie ist eine Schwangerschaftskomplikation nach der zwanzigsten Schwangerschaftswoche, durch Bluthochdruck, erhöhtem Eiweißverlust durch die Nieren oder Schwellungen zeigt.

Häufige Fragen und Antworten

16. Können Impfungen zu Epilepsie führen?

Krampfanfälle gehören zu den seltenen oder sehr seltenen Ereignissen, die nach einer Impfung auftreten können. Kinder, die nach einer Impfung Fieberkrämpfe haben, weisen kein erhöhtes Risiko späterer neuropsychiatrischer Probleme auf (Barlow 2001). Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass verschiedene klinische Zustände zu Krämpfen führen können (bei einigen Kindern kann es zu Fieberkrämpfen kommen, unabhängig von der Ursache des Fiebers), während die Epilepsie eine eigene, abgegrenzte Krankheit ist, die auch (jedoch nicht nur) Krampfanfälle auslösen kann.
In der Wissenschaftsliteratur wurde kein Zusammenhang zwischen der Verabreichung von Impfstoffen im Kindesalter und der Epilepsie festgestellt. Obwohl einige Epilepsieformen nach der Verabreichung von Impfungen das erste Mal auftreten, gehören Impfstoffe nicht zu den möglichen Ursachen der Epilepsie (Barlow 2001, Huang 2010). Darüber hinaus gelten Epilepsie und Enzephalopathien nicht zu den möglichen Reaktionen, die von den derzeit verwendeten Impfstoffen hervorgerufen werden (Wiznitzer 2010). Eine zwischen 2003 und 2008 an 378.834 in Dänemark geborenen Kindern durchgeführte Studie belegte im Zusammenhang mit den im ersten Lebensjahr verabreichten Impfungen ein erhöhtes Risiko von Fieberkrämpfen (die wie bereits erwähnt zu den seltenen, jedoch nicht unerwarteten Ereignissen gehören), jedoch kein erhöhtes Epilepsie-Risiko (Sun 2012).
Zudem darf man nicht vergessen, dass Epilepsie bei Kindern in der Regel im ersten Lebensjahr auftritt (Allen Hauser 2007) – also im selben Zeitraum, in dem über 95% der Kinder der von den geltenden Impfkalendern vorgesehenen Grundimmunisierung unterzogen werden: Die Assoziation zwischen dem ersten Krampfanfall und der Impfung könnte also fälschlicherweise als kausale Beziehung zwischen den beiden Ereignissen interpretiert werden. Manchmal deckt die Impfung eine bereits vorhandene, genetisch bedingte Epilepsieform, das Dravet-Syndrom, auf (siehe dazu die Antwort auf die Frage Nr. 23).
Kürzlich haben Neuropädiatrie-Experten die italienischen Leitlinien über Epilepsie und Impfungen veröffentlicht. Dies sind ihre Schlussfolgerungen (Pruna 2013):
„Aus der Analyse der Fachliteratur gehen folgenden Ergebnisse hervor:
1. Impfungen verursachen keine fieberfreien Krämpfe oder Epilepsie
2. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Impfungen und spezifischen Epilepsiesyndromen
3. Impfungen erhöhen bei Kindern mit idiopathischer oder symptomatische Epilepsie nicht das Risiko von unerwünschten Wirkungen“.