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Alle Jahre wieder...

Allergie und Krebs: Kein Do-it-Yourself - Alles mit den Ärzten abklären

Jedes Jahr im Frühling ist es soweit. Oder eigentlich schon vor dem Frühling. Kaum steigen die Temperaturen auf über sechs oder sieben Grad, geht es los. Kribbeln in der Nase. Nasenputzen ohne Ende. Brennende, tränende Augen. Pfeifen beim Atmen. Kurz Allergie. Was ist eigentlich, wenn ein Allergiker an Krebs erkrankt, bzw. Chemotherapie macht?
Nun, es gibt sicher wichtigere Probleme im Zusammenhang mit Krebs. Aber eine Allergie kann die Lebensqualität sehr beinträchtigen. Die meisten Allergiker bekämpfen die übertriebene jedes Jahr wiederkehrende Reaktion ihres Immunsystems gegen Pollen und Gräser, gegen Staub, Lebensmittel oder was sonst auch immer, im Do-it-Yourself-Verfahren. Kortison-Spray, Anti-Histaminikum, Inhalieren. Meistens hat man alles zuhause griffbereit, lässt es sich von Jahr zu Jahr vom Hausarzt verschreiben.
Aber, was passiert, wenn ich ohnehin schon Kortison im Rahmen meiner Chemotherapie zu mir nehme? Oder Anti-Histaminikum und Chemotherapie zusammen? Geht das gut? „Eins ist sicher“, sagt Dr. Susanne Baier, Onkologin am Krankenhaus Bozen. „Ohne Rücksprache mit dem Arzt geht gar nichts.“ Meistens kommen solche Dinge ganz am Anfang zur Sprache, wenn der behandelnde Onkologe die Anamnese des Patienten zusammenstellt.
„Viele Allergiker haben während der Chemotherapie keine Probleme mit ihrer Allergie, weil die Chemotherapie auf das Immunsystem wirkt“, sagt auch Dr. Klaus Eisendle, Primar der Abteilung für Dermatologie wo auch die Allergologie angesiedelt ist.
Jede Chemotherapie ist ein Cocktail an Substanzen, die ganz spezifisch für den jeweiligen Patienten zubereitet werden. „Auch hier“, so Susanne Baier, „könnten theoretisch Stoffe drinnen sein, gegen die es allergische Reaktionen gibt. „ Manche Chemotherapien werden deshalb erst nach einer Prämedikation mit Antihistaminikum oder mit Kortison verabreicht.“ Andererseits verschreiben die Ärzte ihren Patienten leichte Kortisondosen, um die Nebenwirkungen der Chemotherapie abzuschwächen. „Ein großes Problem kann sein, wenn der Patient nicht unter einer typischen Frühlingsallergie leidet, sondern z. B. allergisch ist gegen Latex oder gegen Haut- und Fixierungspflaster“, erklärt die Onkologin. „Oder aber, wenn er gegen Bestandteile der Chemotherapie allergisch ist.“
Sollte der Krebspatient eine Desensibilisierungstherapie gegen seine Allergie begonnen haben, dann muss er diese leider abbrechen“, erklärt Dr. Baier. „Diese Therapien, die im Schnitt drei Jahre dauern, wirken auf das Immunsystem und dieses ist während der Chemotherapie heruntergefahren.“
Was übrigens während einer Chemotherapie auch nicht funktioniert, sind Impfungen. „Die Chemotherapie reduziert die weißen Blutkörperchen, das kann im Zusammenhang mit Impfstoffen, wie z. B. gegen Grippe zu Komplikationen führen.“ Deshalb, so die Onkologin: „Während einer Krebsbehandlung nichts auf eigene Faust tun, sondern alles, aber wirklich alles mit den Ärzten abklären. Dumme Fragen gibt es nicht“, so Susanne Baier, „nur dumme Antworten!“

Die Onkologin Dr. Susanne BaierDie Onkologin Dr. Susanne Baier


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Schau auf dich

Pressekonferenz der Südtiroler Krebshilfe – Vorsorgepass vorgestellt

V. li. n. re.: Dr. Susanne Baier, Ulrich Seitz, Ida Schacher, 
Dr. Brigitte Innitzer von Lutterotti, Dr. Adolf Engl (Foto Dolomiten)V. li. n. re.: Dr. Susanne Baier, Ulrich Seitz, Ida Schacher, 
Dr. Brigitte Innitzer von Lutterotti, Dr. Adolf Engl (Foto Dolomiten)

Jeder ist in erster Linie für sich selbst verantwortlich. Das gilt auch oder besser vor allem dann, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Nur zu oft lassen wir uns dazu verleiten, unsere Gesundheit zu delegieren oder aber den Sand in den Kopf zu stecken.
Jedes Jahr anlässlich des internationalen Krebstags hält die Südtiroler Krebshilfe eine Pressekonferenz ab. So auch im vergangenen Februar. Die Onkologin Susanne Baier vom Krankenhaus Bozen ist Stammgast, die Onkologie ist bei jedem Thema betroffen. Unterstützt war sie dieses Mal von Ulrich Seitz vom Amt für Krankenhäuser, von Adolf Engl, Allgemeinarzt in Brixen und Präsident der SAKAM (Südtiroler Akademie der Allgemeinmedizin) sowie von Brigitte Innitzer von Lutterotti, ebenfalls Allgemeinärztin und Präsidentin der Sügam (Südtiroler Gesellschaft für Allgemeinmedizin). Mit dem Slogan „Schau auf Dich“ hat die SKH das diesjährige Thema, Eigenverantwortung und Vorsorge, auf den Punkt gebracht.
Die Landesvorsitzende Ida Schacher stellte den neu erarbeiteten Vorsorgepass samt Infofolder vor, der bei den Büros der Krebshilfe und in den Hausarztpraxen ausliegt. Die Untersuchungen zur Früherkennung regelmäßig wahrzunehmen und selbst aktiv Vorsorge zu betreiben, ist von besonderer Wichtigkeit. „Denn bei Früherkennung“, so Ida Schacher, „ ist Krebs in vielen Fällen heilbar. Diese Folder sind ein weiterer Anreiz, um das Vorsorgeprogramm zu nutzen, informieren über das gesetzliche Vorsorgeprogramm, mögliche zusätzliche Untersuchungen und sind eine Dokumentation für die bereits vorgenommenen bzw. eine Erinnerung an die noch ausstehenden Screenings.“ Für den Patienten aber auch für den ihn betreuenden Hausarzt.
Auf die Wichtigkeit der Vorsorge wies auch die Onkologin Susanne Baier hin. „Aber die Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen allein reicht nicht“, unterstrich sie. „Jeder kann Krebs durch gesundheitsbewusstes Verhalten, durch einen gesunden und verantwortlichen Lebensstil aktiv vorbeugen.“ Experten aus ganz Europa haben im Europäischen Krebs-Kodex einfache Regeln zusammengestellt, mit denen das Krebsrisiko gesenkt werden kann. „Und zwar um die Hälfte!“, so Dr. Baier. Regeln, die durch das Vorbild der Erwachsenen auch den Kindern bereits in Fleisch und Blut übergehen sollten.
Nicht Rauchen, Übergewicht vermeiden, tägliche Bewegung, eine ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse sowie wenig bis gar kein Alkoholkonsum helfen, Krebserkrankungen vorzubeugen. Als weitere Regel gilt ein ausreichender Schutz vor der Sonnenstrahlung und vor krebserregenden Stoffen. Um mögliche Krebserkrankungen frühzeitig zu erkennen, sollte der eigene Körper kontinuierlich beobachtet und bei Veränderungen ein Arzt aufgesucht werden.
Ulrich Seitz vom Amt für Krankenhäuser gab einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse im Zusammenhang mit den Screening-Programmen in Südtirol und berichtete über den konkreten Ablauf der dafür notwendigen klinischen und technisch-organisatorischen Schritte. „Derzeit sind in Südtirol vier Früherkennungsuntersuchungen gesetzlich verankert: der Pap-Test für die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs, die Mammografie, der Blut-Stuhl-Test zur Erkennung von Darmkrebs sowie die Tastuntersuchung und der PSA-Test, um Prostatakrebs frühzeitig diagnostizieren zu können. Zur Vorsorge von Gebärmutterhalskrebs können sich Mädchen vor ihrem ersten sexuellen Kontakt der HPV-Impfung unterziehen: Diese schützt vor den Human Papilloma Viren (HPV), die Gebärmutterhalskrebs auslösen können.“
Die Teilnahme an den Früherkennungsuntersuchungen ist freiwillig. Jeder Bürger wird ab dem dafür vorgesehenen Alter dazu eingeladen, aber die Entscheidung muss er selbst treffen. Hier spielt nicht zuletzt auch die persönliche Risikoeinschätzung eine Rolle. „In der Praxis begegnen wir Hausärzten meist zwei Extremen: Patienten, die sich so oft wie möglich einer Früherkennungsdiagnostik unterziehen möchten, bzw. Patienten , die diese Untersuchungen ablehnen“, erläuterte Adolf Engl, Präsident der SAKAM. „Hier geht es nicht um eine Wertung, was richtig oder falsch ist, es handelt sich um eine persönliche Entscheidung, mit dem individuellen Lebensrisiko umzugehen.“ Der Hausarzt ist gefordert, diese Problematik vorurteilsfrei mit seinen Patienten zu besprechen. In der Beratung und Begleitung der Patienten, der offenen Diskussion über das individuelle Risiko für Krebserkrankungen sieht auch Dr. Brigitte Innitzer von Lutterotti, Präsidentin der Sügam, die Aufgabe der Allgemeinmediziner: „Das Krebsrisiko hängt von vielen Faktoren ab, familiäre Veranlagung, krankheitsfördernder Lebensstil, Stress u. v. a. m. Wir sprechen mit den Patienten über gesundheitsfördernde Maßnahmen, gesunden Lebensstil, Stressabbau usw., informieren über das Vorsorgepaket, aber die Entscheidung liegt bei jedem selbst.“
Der Vorsorgepass und das Infofolder seien in dieser Hinsicht eine weitere wichtige Hilfe. Aber , „Schau auf Dich!“ Schlussendlich liegt es an jedem Einzelnen, wie gesundheitsbewusst er sein Leben gestaltet.
Tumorerkrankungen in Südtirol
In Südtirol erkrankten im Jahr 2013 laut einer Schätzung des Tumorregisters im Jahr  3.327 Menschen neu an Krebs, davon 1.421 Frauen und 1.905 Männer. Nach den Herz-Kreislaufkrankheiten nehmen Krebserkrankungen den zweiten Platz in der Rangfolge der Todesursachen ein. Die Zahl dieses Anstieges ist unter anderem auf das zunehmende Durchschnittsalter der Bevölkerung und den Lebensstil zurückzuführen. 
Die Inzidenzrate (die Wahrscheinlichkeit an einem Tumor zu erkranken) lag für das Jahr 2003 bei 577 Fällen pro 100.000 Einwohner (501 Fälle auf 100.000 Frauen und 655 Fälle auf 100.000 Männer). Die Sterblichkeitsrate aufgrund von Krebserkrankungen lag im Jahr 2013 bei 240 Todesfällen auf 100.000 Einwohner (210 alle 100.000 Frauen und 271 alle 100.000 Männer). 
Die häufigste Krebsdiagnose bei Südtirolern (2013):
Prostatakrebs mit 438 Neuerkrankungen
Colon-Rektum-Karzinom (Darmkrebs) mit 228 Neuerkrankungen
Lungenkrebs mit 183 Neuerkrankungen
Die häufigste Krebsdiagnose bei Südtirolerinnen (2013):
Brustkrebs mit 349 Neuerkrankungen
Colon-Rektum-Karzinom (Darmkrebs) mit 176 Neuerkrankungen
Lungenkrebs mit 75 Neuerkrankungen
Screening-Programme
Screening bedeutet, dass allen Menschen einer Altersgruppe ohne Krankheitsanzeichen eine bestimmte Untersuchung angeboten wird.
Krebs-Früherkennungs-untersuchungen für Männer:
ab dem 45. Lebensjahr: Tastuntersuchung der Prostata sowie Inspektion des äußeren Genitals und auffälliger Hautareale
50. – 55. Lebensjahr: Blut-Stuhl-Test zur Darmkrebsvorsorge
Krebs-Früherkennungs-untersuchungen für Frauen:
ab dem 23. Lebensjahr: alle 3 Jahre Pap-Test zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs (ticketbefreit) sowie gynäkologische Untersuchung
ab dem 30. Lebensjahr: Tastuntersuchung der Brust und Inspektion auffälliger Hautareale
50 – 69. Lebensjahr: Mammographie-Untersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs (ticketbefreit alle 2 Jahre)
50. – 55. Lebensjahr: Blut-Stuhl-Test zur Darmkrebsvorsorge