Aktuell

Die PatientInnen müssen sich gut aufgehoben fühlen

Dr. Luca Tondulli ist der neue Primar der onkologischen Abteilung in Bozen
Foto: Nicole Dominique Steiner


Seit seiner Kindheit, als er mit seinen Eltern in den Ferien nach Südtirol kam, sind die Berge seine Leidenschaft. Sommer wie Winter. Natürlich hätte er nie gedacht, dass er den Schwerpunkt seines Lebens, beruflich wie privat, einmal in den Schatten des Rosengartens verlegen würde. Seit dem 1. Dezember ist Dr. Luca Tondulli der neue Primar der Abteilung für Onkologie am Krankenhaus Bozen. Was er dort vorgefunden hat, ist vielversprechend, sagt er, und seine Ziele betreffen sowohl die Funktionsweise der Abteilung als auch die Beziehungen zum Pflegedienst und zu den Patienten.
Bevor er nach Bozen kam, arbeitete Dr. Tondulli 12 Jahre lang in Verona als Facharzt für Kopf- und Halskrebs, Melanome und Hautneoplasien. Davor sammelte er Berufserfahrung an der Klinik San Raffaele in Mailand, nachdem er seine Facharztausbildung an der Klinik Humanitas, ebenfalls in Mailand, abgeschlossen hatte, nebenbei unter Leitung seines Vorgängers, Dr. Carlo Carnaghi, der zwei Jahre lang als Primar die Onkologie in Bozen geleitet hat.
Bis jetzt haben Sie immer in großen Zentren gearbeitet. Das Krankenhaus in Bozen ist weder ein großes Zentrum, noch ist es Teil einer Universitätsklinik ...
Dr. Luca Tondulli: ... noch nicht. Aber lassen wir das beiseite. Ja, ich hatte das Glück, in großen Zentren zu arbeiten, und das bedeutet, dass ich viele Patienten von überall her gesehen habe. Dass ich von Anfang an in einem multidisziplinären Umfeld gearbeitet habe, insbesondere bei komplexen Fällen. Diese positive Einstellung zur Multidisziplinarität habe ich auch hier gefunden, dank des konstanten Austauschs, den das Tumorboard bietet. Ein menschliches und fachliches Netzwerk, das wir durch die zunehmende Vernetzung mit den verschiedenen Bezirken über das in der Covid-Ära neu eingeführte EDV-System noch verstärken werden.
Was hat Sie dazu bewogen, in die Peripherie zu kommen?
Dr. Luca Tondulli: In gewisser Weise war es eine Herausforderung an mich selbst: Meine persönlichen Erfahrungen einzubringen und meine Vorstellung von einer Abteilung zu verwirklichen. Tatsächlich haben wir bereits zusammen mit der Pflegedienstleitung begonnen, die Tagesklinik umstrukturieren. Und weiter: Wir sind am Aufbau eines noch engeren Arbeits-Systems in einem bereits sehr effizienten Zentrum. Die Möglichkeit, ein onkologisches Netzwerk zu entwickeln, gerade weil wir an der Peripherie liegen; mehr und mehr Synergien zwischen Ärzten und Pflegekräften zu schaffen, ist für mich von größter Bedeutung. Sagen wir, die Voraussetzung, um gut im Team zu arbeiten und die PatientInnen noch besser zu begleiten, die sich in der Regel mehr gegenüber dem Pflegepersonal, das entsprechend geschult sein sollte, um alle Fragen zu beantworten, um den PatientInnen zu helfen, die Tragweite der angebotenen Behandlungen zu verstehen. Durch ihren besonderen Kontakt zu den PatientInnen, helfen sie, alles besser und vor allem bewusster auf- und annehmen zu können. In dieser Richtung bieten wir jetzt gezielte Schulungen an.
Also behandeln, informieren und unterstützen?
Dr. Luca Tondulli: Natürlich. Die sozialen und psychologischen Aspekte der Behandlung sind genauso wichtig wie die klinischen! Meine Ziele gehen um 360 Grad und beinhalten, dass wir unseren PatientInnen alle verfügbaren onkologischen Behandlungen sowohl in der klinischen Praxis als auch in Clinical Trials anbieten. Die Onkologie ist eine sehr dynamische Disziplin, deshalb werden wir die klinischen Studien verstärken. Wir haben heute Medikamente, die wir uns vor zehn Jahren noch nicht einmal vorstellen konnten, und es gibt noch neuere Erkenntnisse, dank derer wir auch jenen eine Chance geben können, die nach den herkömmlichen Methoden austherapiert sind. Die Studien sind eine neue Chance für die Therapie, und dank ihnen werden wir auch in der Lage sein, der klinischen Migration der PatientInnen vorzubeugen.
Um keine PatientInnen zu verlieren?
Dr. Luca Tondulli: Nein, nicht aus diesem Grund. Es sind keine egoistischen Motive. Unsere Absicht ist es, den PatientInnen diese Erfahrung zu ersparen, die in jeder Hinsicht belastend und nebenbei auch teuer ist. Von zu Hause wegzugehen, an einem fremden und anonymen Ort sein, weit weg von der gewohnten Umgebung, vom Alltag, von geliebten Menschen, in einer Situation des allgemeinen Unwohlseins - all das ist schrecklich. Ich möchte die traditionellen Leitlinien umsetzen und gleichzeitig gemeinsam mit allen Kolleginnen und Kollegen in unserem Betrieb auch neue Wege beschreiten. Unter diesem Gesichtspunkt sind Studien gerade für junge Menschen eine Attraktion. Die Förderung der klinischen Forschung vor Ort könnte den Drang umkehren, anderswo nach den besten Behandlungen zu suchen. Für mich gehen eine optimale Patientenversorgung und Forschung Hand in Hand.
Was ist Ihnen beim Umgang mit den PatientInnen wichtig?
Dr. Luca Tondulli: An erster Stelle stehen Verständnis und Einfühlungsvermögen. Empathie. Die Menschen müssen sich umsorgt fühlen. Sie müssen Vertrauen haben, müssen verstehen, was mit ihnen geschieht. Ärzte und Krankenschwestern müssen den gesamten therapeutischen Prozess verständlich erklären. Es muss über alles offen gesprochen werden. Über die Risiken, die Nebenwirkungen, die Heilungschancen. Je besser die PatientInnen informiert sind, desto aufgehobener fühlen sie sich, desto besser akzeptieren sie die Therapien und desto besser folgen sie dem Behandlungsweg. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass auch die Arbeit im Umfeld der PatientInnen sehr wichtig ist. Ehrenamtliche Vereinigungen sind sehr wichtig, und ich möchte Vereine wie die Krebshilfe und andere ermutigen, sich (noch) mehr direkt im Krankenhaus zu engagieren, insbesondere in der Tagesklinik. Ihr Beitrag ist unverzichtbar, nicht nur bei der Information der Betroffenen, sondern auch bei der Schaffung eines ruhigen und vertrauensvollen Klimas, bei der aktiven Unterstützung der PatientInnen in allen praktischen Aspekten, die mit der Krankheit zusammenhängen, insbesondere im Zusammenhang mit der Bürokratie. Nicht zu vergessen, die finanzielle Unterstützung, die Organisation von Kursen und die Einbindung der PatientInnen in eine Gemeinschaft, in der sie sich unterstützt und verstanden fühlt.
Wenn wir über neue Therapien sprechen, kommen wir unweigerlich auch auf das Thema der Kosten zu sprechen, die sehr hoch sind...


Dr. Luca Tondulli: Es ist undenkbar, dass Betroffene wegen der Kosten nicht von einer Therapie profitieren können. Es muss der Grundsatz gelten: "Nicht alles für alle", sondern "Alles für die, die es brauchen". Hier gibt es einen großen Kommunika-tionsbedarf. Neue Therapien, immuntherapeutische, zielgerichtete Behandlungen, verdrängen allmählich die traditionellen Medikamente und die Chemotherapie. Aber auch hier gibt es viel zu erklären. Natürlich verlieren die PatientInnen nicht mehr ihre Haare, und ihre Krankheit wird daher von außen nicht mehr so deutlich wahrgenommen. Eine wichtige Tatsache und ein Vorteil, die nicht unterschätzt werden sollte. Aber Vorsicht! Diese Medikamente haben auch Nebenwirkungen, und zwar bedeutende. All dies muss umfassend erklärt werden.
Die Onkologie ist kein einfaches Fachgebiet. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Dr. Luca Tondulli: Als junger Student war ich von der Chirurgie fasziniert. Von der Idee, mit meinen Händen zu heilen. Aber als ich dann während des Studiums mit der Onkologie in Berührung kam, als ich diese so innovative Welt entdeckte, da hat es bei mir Klick gemacht. Nicht zuletzt, weil es neben dem rein wissenschaftlichen Aspekt, ein Bereich mit hoher emotionaler Wirkung ist. Wir haben die Aufgabe, die Last der PatientInnen und ihrer Familie zu lindern, und das ist keine Kleinigkeit.
Empathie kann auch gefährlich sein...
Dr. Luca Tondulli: Das stimmt, ja. Aber sie ist für den Umgang mit den PatientInnen unerlässlich. Man muss lernen, das richtige Gleichgewicht zu halten: empathisch zu sein, aber gleichzeitig eine Barriere zu errichten, um sich selbst zu schützen. An der Universität, zumindest zu meiner Zeit, gab es keine Kurse über den Umgang mit PatientInnen. Diagnose, Behandlung, palliative Therapien, Komplikationen, Tod... zu wissen, wie man richtig kommuniziert, ist sehr wichtig. Die richtigen Worte zu finden, zu verstehen, welche Art von Ansatz man mit der Person, die vor einem steht, wählen sollte. Und man muss auch lernen, die Tatsache zu akzeptieren, dass man nicht alle Erfahrungen auf sich nehmen kann. Ich persönlich habe immer in den Angehörigen meiner PatientInnen große Unterstützung gefunden. Bis heute stehe ich noch in Kontakt mit Angehörigen von PatientInnen, die es nicht geschafft haben.
Es wird viel über den Mangel an qualifiziertem Personal gesprochen, sowohl an Ärzten als auch an Pflegepersonal. Es gibt sogar Überlegungen, eine medizinische Fakultät in Bozen zu eröffnen. Was halten Sie von diesen Plänen?
Dr. Luca Tondulli: Der Personalmangel ist eine Tatsache, die ganz Italien und das ganze System betrifft. Die Menschen arbeiten in den Krankenhäusern oft unter grenzwertigen Bedingungen. Zudem stellt in Südtirol die Zweisprachigkeitsprüfung auf jeden Fall eine nicht zu unterschätzende Hürde dar. Wir haben FachärztInnen in Ausbildung von der Universität Verona hier. Ich habe zwei in meinem Fachbereich, sehr gute Leute. Die Präsenz von StudienabgängerInnen ist immer ein großer Ansporn, junge Menschen sind ein Anreiz, sich zu öffnen. Eine Universität bringt Kultur, führt zu Wachstum. Natürlich fände ich es gut, wenn auch die Onkologie in einen ähnlichen Kontext eingebunden werden könnte. Und klar, es wäre schön, von einem Campus zu träumen....
Und infinis, Dr. Luca Tondulli privat?
Dr. Luca Tondulli: Was soll ich sagen? Ich liebe die Berge und alle damit verbundenen Aktivitäten: Skifahren, Trekking. Die Berge waren von Kind auf ein Bezugspunkt für mich. In meiner Freizeit liebe ich die Oper und Musik im Allgemeinen. Ich denke, dass ich in Bozen, in Südtirol, mit all seinen Festivals, die Großstadt nicht vermissen werde. Und dann lese ich sehr gerne. Im Moment ist es allerdings eine große Herausforderung, auch für diese Dinge Zeit zu finden ...

Aktuell

50% der Krebserkrankungen könnten verhindert werden

Verantwortlicher Lebensstil und Vorsorge – Pressekonferenz am Weltkrebstag


Close the care gap – Versorgungslücken schließen. Unter dem Motto dieser auf drei Jahre angelegten Kampagne stand der diesjährige Weltkrebstag am 4. Februar. Wie gewohnt, nutzte die Südtiroler Krebshilfe dieses Datum, um in einer Pressekonferenz über das Thema Krebs zu informieren und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren für dieses Thema, das immer noch zu oft von einem Tabu überschattet ist. Die zahlreich anwesenden MedienvertreterInnen wurden von Primar Dr. Steinkasserer (Gynäkologie Bozen), Primar Dr. Christoph Leitner (Innere Medizin Bruneck und onkologische Tagesklinik Bruneck) und dem ehemaligen Primar der Pathologie Bozen, Dr. Guido Mazzoleni mit Informationen und neuesten Zahlen zum Stand der Krebserkrankungen in Südtirol versorgt.
Das Motto „Close the care gap – Versorgungslücken“, betonte die Landesvorsitzende der Südtiroler Krebshilfe Ida Schacher in ihrer Begrüßung, „soll auf die ungerechte Verteilung von Information, Versorgung und Hilfsangeboten innerhalb der Krebsfürsorge aufmerksam machen.Faktoren wie Wohnort, Alter, Geschlecht, Sexualität, Wohlstand etc. beeinflussen die Versorgung von KrebspatientInnen weltweit. Leider haben – auch in unserem Land – nicht alle Betroffenen den gleichen Zugang zu einer optimalen onkologischen Information und Versorgung oder zu einer angemessenen Pflege… Die Südtiroler Krebshilfe, so Ida Schacher, „setzt sich ständig dafür ein, dass KrebspatientInnen bestmöglich informiert, behandelt und betreut werden.“
„Das Südtiroler Sanitätswesen“, so Dr. Christoph Leitner in seinem Vortrag, "ist allen Unkenrufen zum Trotz, gut aufgestellt.“ Und gerade deshalb sei eine umfassende und korrekte Information umso wichtiger, um wirklich alle zu erreichen. Der europäische Krebscodex, so Leitner, sollte allen bekannt sein und dennoch ist der Weltkrebstag immer wieder ein Anlass, um diese zwölf so wichtigen Regeln für einen gesunden Lebensstil erneut vorzustellen. „Wenn jeder die Verantwortung für seine Gesundheit übernimmt und ernst nimmt“, so der neuernannte Primar der Inneren Medizin Bruneck, „könnten 50 % der Krebserkrankungen verhindert werden. Weltweit und auch in Südtirol!“ Die restlichen 50% der Erkrankungen seien nicht beeinflussbar, genetisch bedingt oder auf Umwelteinwirkungen oder auch Pech zurückzuführen.
Die wichtigsten Regeln für einen gesunden Lebensstil betreffen den Tabak- und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, Übergewicht und ungeschützte Sonneneinstrahlung, die korrekte Teilnahme am öffentlichen Screening-Angebot (Brustkrebs für Frauen zwischen 50 und 69; Gebärmutterhalskrebs für Frauen zwischen 23 und 65; Dickdarmkrebs für Frauen und Männer zwischen 50 und 69) und das Wahrnehmen des Impfangebots (Hepatitis B und HPV).
Was tun, um die Versorgungsqualität der Patientinnen zu verbessern, dieser Frage ging Dr. Martin Steinkasserer in seinem Vortrag nach. „Die Zentralisierung ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg dorthin, eine Konzentration der Behandlungen ist deshalb so unumgänglich, weil es sich um sehr spezifische Erkrankungen handelt und die Sterblichkeit sehr hoch ist.“ Internationale Leitlinien geben z. B. bei Gebärmutterkörperkrebs eine Idealzahl von mindestens 100 Fällen und eine Realzahl von rund 50 pro Jahr an, um die Behandlungsqualität zu erhöhen. „Es handelt sich um einen Krebs, der in relativ fortgeschrittenem Alter auftritt in Patientinnen, die bereits bedeutende Begleiterkrankungen wie z. B. Diabetes oder Bluthochdruck aufweisen. Wir verzeichneten 2022 insgesamt 42 Eingriffe bei Eierstockkrebs.“ Bei selteneren malignen und sehr aggressiven Tumoren wie Gebärmutterhals-, Scheiden- oder Vulvakrebs ist eine Konzentration noch wichtiger. „In Bozen haben wir 2022 14 Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs, 14 Patientinnen mit Scheidenkrebs und 13 Patientinnen mit Vulvakrebs behandelt."
Die gynäkologischen Ambulatorien in Bozen verzeichneten 203 Erst- und 812 Follow-Up-Visiten. Das multidisziplinäre Tumorboard tritt einmal pro Woche zusammen, es wurden 752 Ultraschalluntersuchungen vorgenommen und insgesamt 104 onko-chirurgische Eingriffe vorgenommen.
Neben der regelmäßigen Teilnahme an den Screening-Untersuchungen sei jede Frau aufgerufen, ihren Körper aufmerksam zu beobachten, um kritische Veränderungen sofort wahrnehmen zu können, betonte Steinkasserer. „Grundsätzlich ist jede Frau einem Krebsrisiko ausgesetzt, je besser sie ihren Körper kennt, desto größer ist die Chance der Früherkennung!“ Veränderungen wie atypische Blutungen, eine Zunahme des Bauchumfangs, undefinierbare Unterleibsschmerzen, Fremdkörpergefühl, Hautschwellungen, chronischer Juckreiz, tastbare Knoten der Brust, Sekretionen der Brustwarzen, Hautveränderungen der Brust, Schwellungen der Lymphknoten und Thrombosen sind Warnsignale, die einen umgehenden Arztbesuch erfordern.
Mit Zahlen und Daten aus Europa, Italien und Südtirol wartete wie jedes Jahr der mittlerweile ehemalige Primar des Dienstes für Pathologie am Krankenhaus Bozen und Direktor des Südtiroler Tumorregisters, Dr. Guido Mazzoleni auf. Zum letzten Mal. Im kommenden Jahr wird sein Nachfolger im Tumorregister, Dr. Michael Mian, der ebenfalls an der Pressekonferenz teilgenommen hat, diese Aufgabe übernehmen.
Eine Zahl sticht ins Auge! In den letzten Jahren war Südtirol mit Ausnahme des Alkoholverbrauchs, in dem unser Land konstant einen besorgniserregenden ersten Platz unter allen italienischen Regionen hält, erfreulicher Zweitletzter, was Übergewicht und Rauchen und erfreulicher Zweiter was Bewegung und Fitness anbelangt. Im Zeitraum 2020-2021 ist Südtirol, was das Rauchen anbelangt, nun auf den sechsten Platz vor gerutscht und liegt damit weit über dem nationalen Durchschnitt. Schon im vergangenen Jahr hatte Dr. Mazzoleni aufgezeigt, dass vor allem Frauen zunehmend mehr rauchen und parallel zu diesem Phänomen die Fälle an Lungenkrebs bei Frauen im Ansteigen sind. Rauchen ist nach wie vor einer der Hauptrisikofaktoren, nicht nur bei Lungenkrebs, sondern auch bei vielen anderen Krebserkrankungen.
Wie jedes Jahr präsentierte Dr. Mazzoleni die neuesten erfassten Daten (das heißt Zeitraum 2015 bis 2019 bzw. 2021) aus Südtirol. Pro Jahr erkranken 2.968 SüdtirolerInnen neu an Krebs (Zeitraum 2015-2019, ohne Berücksichtigung der nichtmalignen Hautkrebse). Davon sind 1.642 Männer und 1.326 Frauen. Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern (25% aller Fälle), gefolgt von Darmkrebs, Blasenkrebs, Lungenkrebs und Hautmelanomen. Bei den Frauen ist Brustkrebs mit 29% die häufigste Krebsart, gefolgt von Darmkrebs, Lungenkrebs, Hautmelanomen und Gebärmutterkrebs. Krebs ist in den letzten Jahrzehnten von einer unheilbaren, auch tödlichen zu einer chronischen Erkrankung geworden, aber immer noch sterben Menschen auch an Krebs. In Südtirol sind es im Durchschnitt 1.151 Personen pro Jahr (Jahreszeitraum 2017-2021), davon 617 Männer und 534 Frauen. Für das Jahr 2022 schätzt das Tumorregister 1.193 Todesfälle aufgrund onkologischer Erkrankungen, davon 646 Männer und 547 Frauen. Die Anzahl der Neuerkrankungen bei Männern ist am Zurückgehen, bei den Frauen bleibt sie stabil. Besonders im Rückgang ist bei Männern die Neuerkrankung an Darmkrebs und Hautmelanomen. Eine leichte Zunahme wurde bei den Neuerkrankungen an Prostatakrebs verzeichnet. Bei den Frauen stieg im Vergleich die Anzahl an Neuerkrankungen bei Brustkrebs leicht an. Allerdings muss man bei diesen Zahlen bedenken, unterstrich Dr. Mazzoleni, dass sich die zwei Jahre der Covid-19-Pandemie auf die Krebsdiagnostik ausgewirkt haben. Er legte eine Tabelle vor, die den Rückgang der Vorsorgeuntersuchungen von 2020 auf 2021 nachweist. „Eine genaue Bewertung dieses Gaps“, so Mazzoleni, „kann erst nach Abschluss der Registrierung der Krebserkrankungen in den Jahren 2020-21 erstellt werden.“