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Zurück zu einem positiven Körpergefühl

Pilates für Krebspatienten in Neumarkt mit Urszula Paravento
Vier Frauen stehen auf ihrer Gymnastikmatte. Jede hat einen Ball zwischen den Füßen eingeklemmt. Eva, Erika, Maria und Cristina. Urszula Paravento führt die Übung vor und erklärt mit ruhiger Stimme: „Beinmuskeln anspannen, ausatmen und sich langsam hinunterbeugen. Jede soweit sie kommt. Einatmen und Wirbel für Wirbel langsam wieder in die stehende Position kommen." Pilates für Krebspatienten in Neumarkt.
Urszula Paravento stammt aus Breslau, sie hat zwanzig Jahre in arabischen Ländern gelebt und ist dort zum ersten Mal mit Pilates in Berührung gekommen. Der ständige Aufenthalt in klimatisierten Räumlichkeiten verursachte ihr chronische Rückenschmerzen. Durch Zufall stieß sie auf Pilates und bekam damit ihre Beschwerden in Griff. „Ich bin pilates-abhängig seither“, scherzt sie. Und sie möchte auch anderen Menschen diese wohltuende Praxis vermitteln, deren Basis eine korrekte Atemtechnik ist sowie die sukzessive Stärkung vor allem der Bauch- und Rückenmuskulatur als Stütze des gesamten Körpers.
Sie betreibt zusammen mit Marina Calì das Pilates-Studio Lotus in Neumarkt. Dreimal in der Woche gibt sie vor allem Einzel-Unterricht, montags hingegen betreut sie seit September eine Gruppe der Krebshilfe. Vier Frauen sind es, zwei mehr dürften es sein. Urszula hat eine spezifische Ausbildung für Pilates für Menschen mit Krebs absolviert. „Der Kurs ist wunderbar“, sagt sie, „meine Frauen sind fantastisch und es macht mir eine große Freude mit ihnen zu arbeiten und zu sehen wie sie von Mal zu Mal besser und sicherer in die Bewegungen hineinfinden.“
„Das Wichtigste ist am Anfang, die Menschen zu motivieren sich wieder zu bewegen. Es geht nicht darum, Muskeln aufzubauen und den Körper zu stählen, sondern es geht darum, zu einem positiven Körpergefühl zurückzufinden, sich in seinem Körper und in der Bewegung wieder sicher zu fühlen“, betont sie. Die Ausbildung „Pilates Krebs“ ist europaweit anerkannt.
Urszula Paravento ist selbst Pilates-abhängig
Der Unterschied zum normalen Pilates liegt vor allem in der Frequenz und der Abfolge der Übungen. „Wer eine Chemo- oder eine Strahlentherapie hinter sich hat“, erklärt Urszula, „kann nicht 20 oder mehr Wiederholungen für eine Muskelgruppe machen, sondern muss abwechseln. Beine, Arme, Schultern, Bauch, Rücken im Wechsel. Die Übungen werden nur drei- bis fünfmal wiederholt. Dann kommt eine neue Muskelgruppe dran. Kleine Sequenzen. Kein Stress, keine Anstrengung, sondern Freude an der Bewegung und Entspannung. Und atmen. Deshalb wechseln die Teilnehmerinnen auch häufig ihre Position. Im Stehen, im Liegen, auf allen Vieren, mit und ohne Ball.
Urszula erklärt sehr ausführlich den Bewegungsablauf, führt es vor und geht dann von Frau zu Frau, um zu kontrollieren, ob die Übung auch korrekt durchgeführt wird. Sie hilft, sanft nach, wenn es irgendwo fehlt. Lobt ihre Frauen. „Ihr seid super.“
Tamara Poles hofft auf weitere Einschreibungen
Cristina hat viel Stress. Die Stunde Pilates ist für sie Relax pur, für Körper und Geist. Auch Eva, Maria und Erika empfinden Pilates als Wohltat für Körper und Geist und nach den ersten fünf Treffen fühlen sie sich schon viel beweglicher, haben das Gefühl, ihren Körper wieder in Griff zu bekommen. Sanft und mit Geduld. Missen möchten sie diese Stunde am Montagabend von 18.30 bis 19.30 Uhr nicht mehr. Was ihnen vor allem guttut, auch im Alltag, ist die korrekte Atemtechnik. „Nach einer so traumatischen Erfahrung wie Krebserkrankung und Therapie, sind viele Patienten blockiert“, erklärt Urszula Paravento. Korrektes Atmen löst Spannungen im Körper und in der Seele. Das erste Treffen war nur dem Atmen gewidmet.
Sanfte Übungen bringen den Körper wieder unter Kontrolle
Gewünscht hat sich diesen Kurs die Vizevorsitzende des Bezirks Unterland, Tamara Poles. Sie selbst praktiziert seit ihrer Erkrankung seit mehreren Jahren Pilates und wollte deshalb unbedingt, dass auch die Mitglieder des Bezirks von dieser Technik profitieren können. „Pilates ist für mich das beste Entspannungsmittel. Gerade während des Lockdowns habe ich gemerkt, wie wichtig diese Übungen für mich sind.“ Genau: Man kann auch zuhause trainieren. Der Pilateskurs von Urszula Paravento ist übrigens der erste Kurs im Bezirk, der am frühen Abend angeboten wird. Es wird nicht der letzte bleiben. Und hoffentlich auch nicht der einzige Pilateskurs, sagt Tamara. Sie hofft auf mehr Einschreibungen und die Möglichkeit, zwei Kurse anzubieten, einen am Vormittag und den anderen am frühen Abend, um auch Berufstätigen oder kinderbetreuenden Großmüttern oder besser Großeltern die Teilnahme ermöglicht, denn Männer sind natürlich auch willkommen.
Sanfte Übungen bringen den Körper wieder unter Kontrolle
Die letzten zehn Minuten des Pilateskurses sind Entspannung pur. Eine das Lymphsystem anregende Selbstmassage und Meditation. „Ein Genuss“, sagen Eva, Maria, Cristina und Erika. „Und dann geht es uns einfach nur gut!“
Die Pilates Lehrerin hilft, die korrekte Bewegung zu finden

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Die Kraft der Natur

Kräuterfrau Jutta Tappeiner: Natürlich das Immunsystem stärken
Trank der Freude. Happymaker. Biokerne. Lustzucker. Wildrosen. Artemisia. Goldener Balsam. Schon allein diese Worte stimmen positiv. Der Winter steht vor der Tür und damit auch die Zeit der Infektionskrankheiten. Der Bezirk Vinschgau hat die Kräuterfrau Jutta Tappeiner eingeladen, einen Vortrag über die Stärkung des Immunsystems zu halten. Mitgebracht hat sie ein „Kistl“, voll Kraft, Gelassenheit und Lebensfreude. Zum Kosten.
Kräuterfrau. Kneipp Gesundheitstrainerin. Expertin für Volksmedizin, Naturkosmetik und abendländische Räucherkunde. Und Biobäuerin. Das ist Jutta Tappeiner. Die erste Regel bei all ihren Anwendungen, betonte sie gleich zu Beginn ihres Vortrags: Kein Do-it-yourself! Das heißt, bevor irgendetwas eingenommen wird, immer vorher mit dem behandelnden Arzt absprechen. Vor dem Vortrag für die Krebshilfe hat die Kräuterfrau, wie sie sich selbst gerne nennt, alles mit dem Primar der Onkologie Meran, Dr. Mitterer abgesprochen. „Es kommt auch sehr darauf an, in welchem Stadium der Patient sich gerade befindet, in der Therapie, zwischen zwei Therapien oder nach abgeschlossener Therapie“, betont Tappeiner.
Für ihren Vortrag hat sie so einiges zum Kosten aus ihrem „Kistl“ gezogen. Zum Beispiel den Trank der Freude aus Rosenwurzelixir. „Er weckt die Lebensfreude, reinigt das Blut und stärkt die Lebenskraft.“ Das Rezept stammt von Hildegard von Bingen, die auch nach 800 Jahren noch führend, ist was natürliche Heilmittel anbelangt. Dieser Tank besteht aus drei Kraftwurzeln: Rosenwurz, Engelswurz und Löwenzahn (der auch Ginseng des Westens genannt wird). „Das sind ganz große Entgifter, sie helfen auch bei Stress und gegen leichte Depressionen.“
Apropos Depressionen: Ein absoluter Happymaker ist laut Jutta Tappeiner Safran. „Safran bringt Sonne ins Herz, ist ein Aphrodisiakum, was schlichtweg bedeutet, ein Freudebringer. Eine Alternative zu diesem Trank ist der Lustzucker. Rosenwurz und Salbei getunt mit Rohrzucker und Damiana, einem anderen Aphrodisiakum.“ Ein Wort, das jedes Mal Heiterkeit im vollbesetzten Saal in Schlanders hervorruft. Diese Mischung stimmt positiv und bringt Gelassenheit.
Als wichtigstes Mittel bezeichnete die Kräuterfrau ihr Wildrosenpräparat. Es hilft gegen Viren, Herpes, Gürtelrose, wiederkehrende Infekte und auch gegen Rheuma oder Halsschmerzen. Gute Energie vermitteln auch getrocknete Kräutersträuße, wie z. B. Artemisia, mit denen man die Stube oder auch Krankenzimmer ausräuchern kann. Ein guter Duft trägt auch zum Wohlbefinden bei. Auch das wusste schon Hildegard von Bingen. Wenn man diese Kräuterbündel aufhängt, halten sie zudem die Motten fern.
Dass die Rose nicht nur Jutta Tappeiners Lieblingsblume, sondern auch ihre liebste Ingredienz ist, versteht man schnell. Sie hat auch ein Rosenbuch rund um Kulinarik, Gartentipps und Naturkosmetika geschrieben: „Meine Rosenwelt: Naturkosmetik, Kulinarik und Gartentipps. Das große Praxisbuch", Edition Raetia.
Und zuletzt noch ein Mittel, das Jutta Tappeiner sich jeden Morgen vorbereitet: den goldenen Balsam. Hierfür nimmt man einen Löffel Leinsamen (am besten gelben), kocht ihn mit ¼ l Wasser für 10 Minuten, lässt das Gebräu noch 5 Minuten ziehen und seiht es dann ab. „Das ist ein phantastischer Entgifter, ein Darmzauberer. Der Leinsamensud legt sich wie ein Schild auf unseren Darm, nährt, schützt und befeuchtet ihn. Schon beim Trinken stelle ich mir vor, wie er alles einhüllt. Die Kraft der Gedanken ist Teil des Für sich Sorgens. Take care!“ Schleimstoffe schützen nebenbei nicht nur, sie binden auch, z. B. Medikamente und Gifststoffe.
Wie Jutta Tappeiner zur Kräuterkunde gekommen ist? „Meine Mutter war Hebamme und wir hatten in der Küche nie schönes Geschirr, aber Unmengen von „Tegelen“ mit Tees und Kräutern herumstehen. So und durch viel Lektüre, vor allem über meine beiden großen Vorbilder Hildegard von Bingen und Sebastian Kneipp, bin ich zu meinen Tinkturen gekommen.“