Aktuell

Rapunzel: Schenk mir Deinen Zopf

Haare spenden und an Krebs erkrankte Menschen in Südtirol unterstützen
Im Bild: Der Vorsitzende des Bezirks Unterpustertal Paul Oberarzbacher mit Klotilde Aichner, Miriam Mayr &Team vom Haarstudio Mayr (v.r.n.l.)


Es ist so einfach: Zopf abschneiden für einen flotten und frischen Kurzhaarschnitt und Haare spenden. Seit vier Jahren unterstützt die Initiative „Rapunzel“ von Evi Weger in Kooperation mit der Südtiroler Krebshilfe und Projektpartnern den Ankauf von Echthaar-Perücken und sensibilisiert die Öffentlichkeit für dieses Thema. Gesammelt werden Spenden ungefärbter Haare von mindestens 30 cm Länge. Sie werden an Perückenhersteller verkauft, der Erlös fließt in einen Fonds, der den Ankauf von Perücken für Betroffene finanziert.
Der nackte Kopf ist für viele Frauen (und auch Männer) bei jedem Blick in den Spiegel immer wieder ein Schock. Der Haarausfall während einer Krebstherapie wird oft als stigmatisierend erlebt und kann zu einem Verlust des Selbstwertgefühls führen, das ohnehin schon durch die Krankheit belastet ist. Über unser Äußeres präsentieren wir uns schließlich der Außenwelt. Eine Perücke kann zu neuer Selbstsicherheit verhelfen und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben erleichtern. Zwischen Echt- und Kunsthaarperücken besteht ein großer Unterschied, nicht nur im Aussehen und Tragekomfort, auch im Preis. Die Anschaffung einer hochwertigen Echthaarperücke ist mit hohen Kosten verbunden.
Das „Haarstudio Mayr“ in Bruneck und der Salon „fantasy – hair und beauty“ in Terlan sind schon von Anfang an mit dabei, mittlerweile ist auch der Friseursalon Elisabeth in St. Martin in Passeier dazu gestoßen, weitere Partnerbetriebe sind herzlich willkommen! Die Idee dahinter: Jeder kann seine Haare spenden und unterstützt damit an Krebs erkrankte Menschen in Südtirol. Die Haarspenden können in den mitwirkenden Haarsalons abgegeben oder dorthin per Post versendet werden.
Die Friseursalons dienen als Sammelstelle für die Haarspenden, die dann an Perückenhersteller weitergeleitet werden. Um die Haare zu einer Echthaar-Perücke verarbeiten zu können, müssen diese jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllen: Eine Mindestlänge von 30 Zentimetern und sie dürfen nicht gefärbt sein. Auch Haare, die schon länger abgeschnitten und als Zopf aufbewahrt wurden, können abgegeben werden. Jegliche natürliche Haarfarbe, von blond bis braun, ist willkommen. Der Erlös der gespendeten Haare kommt der Südtiroler Krebshilfe zugute: Die Vereinigung reicht die Spenden an Betroffene als finanzielle Unterstützung für den Ankauf von Echthaar-Perücken weiter.
Jedes Jahr häufen sich die Haarspenden. So konnte das Haarstudio Mayr in den letzten Monaten mehrere Kilogramm Haare sammeln. Die Haare stammen von Frauen und Mädchen, auch ein junger Mann hat nach der Rückkehr von einer Weltreise mit dem Fahrrad seinen langen Zopf gespendet. Die per Post eintreffenden Haarspenden sind oft begleitet von rührenden Briefen. Auch andere Friseure schicken mittlerweile gespendete Zöpfe an die beteiligten Salons.
Miriam Mayr vom Haarstudio Mayr in Bruneck liefert die Haarspenden nach Deutschland an den Perückenhersteller Dening Hair Hamburg. Sie übergab der Südtiroler Krebshilfe im vergangenen März einen Scheck von 1.800 Euro für den Perückenfonds.
Evi Weger, die Initiatorin des Projekts, kam durch eine Erfahrung in der eigenen Familie auf die Idee. Ihre Tante Margit litt während ihrer Krebserkrankung ganz besonders an den Folgen des Haarausfalls. In Erinnerung an diesen ihr so lieben Menschen, möchte sie mit dieser Initiative all jenen helfen, die sich in derselben Situation befinden. Weitere Infos zum Projekt finden sich auf der Webseite www.projekt-rapunzel.com.

Aktuell

Das Glück im Atmen

Qi Gong Kurs im Unterland mit Maurizio Gottardi


Atmen. Einatmen – ausatmen. In den Bauch. Mit der Nase. Qi Gong ist keine Gymnastik, kein Sport, keine Kur zum Abnehmen. Die Kombination aus Atem-, Bewegungs- und Meditationsübungen ist Teil der chinesischen Medizin. Heilsam. Für Körper und Geist. Koordiniert vom Atem. „Früher war mein Geist in einem engen Tal, begrenzt von hohen Bergen, heute befinde ich mich auf einer Hochebene, mit freiem Blick nach überall.“ So beschreibt sich Maurizio Gottardi.
Bis ins Jahr 2000 war Maurizio Gottardi psychiatrischer Krankenpfleger im Stadlhof bei Pfatten. Als die psychiatrische Klinik geschlossen wurde, ging er in Pension. Im Ruhestand begann er sich für Qi Gong zu interessieren und belegte Kurse bei einem Lehrer in Österreich, der Mitglied der Qi Gong -Vereinigung Peking ist. Im Jahr 2004 erhielt Maurizio sein erstes Diplom, seit 2007 hält er selbst Kurse ab. Und immer wieder nimmt er an Weiterbildungsveranstaltungen teil.
Die erste Person, die von seinen Qi Gong Kenntnissen profitiert, ist er selbst, betont Maurizio Gottardi. „Vor Qi Gong litt ich an hohem Blutdruck, mittlerweile ist er normal. Ich esse weniger und gesünder, verdaue besser und ich bin innerlich und äußerlich ruhig.“ Das strahlt er auch aus.Und dieses Wohlbefinden möchte Maurizio seinen Mitmenschen vermitteln. „Ich rede gerne und viel von Qi Gong, schließlich müssen die Meister sich ihre Schüler suchen, nicht umgekehrt.“
Seit vergangenem Herbst hält er einen Kurs für den Bezirk Unterland in Neumarkt. Jeden Montag ab 16.30 Uhr. Eine Stunde. Fast zu wenig, meint er. „Bei Qi Gong zählen auch die Worte und die Meditation. Eine Stunde reicht deshalb fast nie, findet er. Aber immer noch besser als nichts.
Fünfzehn Personen nehmen an seinem Kurs teil. Im Augenblick (noch) eine reine Frauengruppe. „Mich freut es, anderen helfen zu können“, erzählt Maurizio. Seine Einstellung den Mitmenschen gegenüber hat sich durch Qi Gong geändert. Er ist ruhiger, geduldiger. In seinen Kursen arbeitet er auf mehreren Ebenen. Körper und Psyche. „Der Geist sucht uns immer zu täuschen“, erklärt Maurizio. „Qi Gong hilft uns gegen diese Täuschungsmanöver anzugehen und das Wirkliche zu leben. In der Gegenwart zu leben. Nicht gestern und nicht projiziert auf morgen. Nicht, was möchte ich morgen leben, oder was kann ich nicht mehr leben, sondern, was lebe ich hier und jetzt.“ Ganz bewusst und intensiv.
In den Bewegungen des Qi Gong geht es um einen Austausch, um den Einklang zwischen Ying und Yang, zwischen kalt und warm. Das Zentrum des Universums und das Zentrum der Bewegungen wie auch des Atems ist der Bauch, dan-tien. „Hier sammelt sich die gesamte Energie, hier kann ich Energie „abzapfen“, wenn ich einen erhöhten Bedarf haben sollte. Hier ist meine Mitte.“
Die Treffen verlaufen ähnlich. Nach einer Aufwärmphase, einer einführenden Meditation werden drei bis vier neue Bewegungen erklärt und gemeinsam durchgeführt. Die Wiederholung der Bewegungen dient dem Dehnen und Strecken der Bänder und Muskeln, Verspannungen lösen sich, das Gewebe wird gestrafft, die Organe besser durchblutet. Der Körper wird beweglicher und stärker, eine neue Sicherheit und ein positives Körpergefühl stellen sich ein, die sich auch auf den Geist übertragen. Jede Woche ändert Maurizio das Target: Schultern, Lungen, Nacken… Einige Übungen werden jedes Mal wiederholt.
Jedes gemeinsame Praktizieren ist ein Sich-Austauschen, unterstreicht Maurizio. „Jeder Teilnehmer vermittelt den anderen etwas. Jedes Treffen ist eine neue Erfahrung, die uns bereichert. Meine Kursteilnehmer ebenso wie mich.“
Was lebe ich hier und jetzt. Ganz bewusst und intensiv.Maurizio Gottardi