Aktuell

Im kleinen Kreis

Die zweite Landesversammlung während Corona am 23. April im Pastoralzentrum Bozen
Eine vertagte Landesversammlung, die schlussendlich mit dem Landesausflug zusammengelegt wurde 2020 und eine Landesversammlung 2021 im Kleinen, mit allen Bezirksvorsitzenden und Bezirkvorständen, versehen mit Vollmachten und ohne Gäste. Auch die Südtiroler Krebshilfe hat sich auf Corona einstellen und anpassen müssen. Austragungsort der Landesversammlung am 23. April 2021 war das Pastoralzentrum in Bozen.
Keine Gäste, keine Ehrengäste, keine in Szene gesetzte Präsentation des Tätigkeitsberichts. Am Freitag, 23. April 2021 war es zum ersten Mal die Landesvorsitzende Ida Schacher die gemeinsam mit Koordinator Markus Unterkircher über die vielfältigen Tätigkeiten der Krebshilfe informierte. Vieles musste Corona-bedingt ruhen, aber vieles ging auch weiter.
Zunächst ein allgemeiner Ausblick: „Die Covid19-Pandemie“, so die Landesvorsitzende Ida Schacher in ihrer Ansprache, „hat sich nicht nur auf das soziale und das Arbeits-Leben sowie auf die Wirtschaft ausgewirkt. Neben einer neuen Solidarität waren leider auch negative Folgen wie zunehmender Egoismus, mangelnde Rücksicht auf den Nächsten oder auch ganz konkret ein Rückgang der Spenden durch das Ausfallen von Veranstaltungen und Spendenaktionen zu verzeichnen.“
Im Anschluss an ihren detaillierten Ausblick auf die Tätigkeiten im Jahr 2020, richtete die Landesvorsitzende einen eindringlichen Appell an alle Bezirke: Im nächsten Jahr stehen Neuwahlen an. „Die Zeit geht schnell vorbei und wir müssen jetzt schon daran denken, wie es weitergeht. Es stehen Wechsel in einigen Bezirken an und wir brauchen Menschen, die motiviert sind, sich ehrenamtlich für unsere Belange einzusetzen; gerne auch junge Menschen.“ Nicht zuletzt sei die Kandidatenfindung auch erschwert, weil man sich nicht mehr treffen würde. Deshalb, so Ida Schacher: „Bitte jetzt schon dran denken!“
Seit vierzig Jahren ist die Krebshilfe ein zuverlässiger Partner und eine Säule für alle Menschen, die in Südtirol an Krebs erkranken. Die Vereinigung hat selbst durch Spenden, Unterstützung der Forschung und Aufklärungsinitiativen dazu beigetragen, dass Südtirol heute moderne Therapien anbieten kann und dass das Thema Krebs kein Tabu-Thema mehr ist. Mit sieben Bezirken, dem Verwaltungssitz in Bozen, den Ambulatorien für Lymphdrainage, 21 hauptberuflichen Mitarbeitern und 72 Ehrenamtlichen begleitet die SKH die Betroffenen ebenso wie ihre Angehörigen.
Zum ersten Mal seit Jahren ist die Mitgliederzahl gesunken und nicht angestiegen. 2019 war erstmals die magische zehntausender Marke überschritten worden, Ende 2020 ist dies Zahl auf 9.861 zurückgegangen, 104 ordentliche Mitglieder weniger und 115 fördernde.
Die von Ida Schacher präsentierten Zahlen spiegeln die Situation der Pandemie wider. Nur 1.984 Betroffene haben 2020 Dienstleistungen der Krebshilfe in Anspruch genommen – ein Drittel weniger als noch im Vorjahr. Dienstleistungen im medizinischen Bereich wie Informationsabende, Wasser- und Nachsorgegymnastik, Kurse, Ausflüge. Vieles hat abgesagt bzw. eingeschränkt werden müssen. Dasselbe gilt für das Bildungs- und Freizeitprogramm. Dennoch nutzten 739 Mitglieder die noch durchführbaren Angebote. Insgesamt wurden 1.646,50 Kursstunden abgehalten, entweder unter höchsten Sicherheitsauflagen oder aber im Online-Modus. Zwei Info-Abende konnten kurz vor dem ersten Lockdown noch über die Bühne gehen: Informationsabende mit Dr. Bernd Gänsbacher und mit Dr. Michael Kob. Das gleiche gilt für die dritten Brunecker Krebsgespräche. Am 2. Februar 2020 war das Ufo in Bruneck bis auf den letzten Platz gefüllt: Das Thema Krebs und Sterben. Die SKH unterstützt diese Initiative finanziell.
Die Frühsommer Turnusse der Ferienaufenthalte am Meer mussten abgesagt werden; für 59 Mitglieder gab es dann aber im Sommer und Spätsommer grünes Licht.
Gesundheits- und heilungsfördernde Leistungen wie die Lymphdrainage, die individuelle Heilgymnastik, die Bandagierung oder die Narbenbehandlung musste während des ersten Lockdowns zur Gänze eingestellt werden; das Personal musste in den Lohnausgleich gestellt werden. Dank der Anwendung größter Sicherheitsmaßnahmen konnte diese Dienste ab Mai aber wieder aufgenommen und bis Jahresende ohne weitere Unterbrechungen durchgeführt werden. Die TherapeutInnen der Krebshilfe versorgten 481 Patienten in insgesamt 6.850 Therapiestunden.
Die aus der Zusammenarbeit von SKH und Sanitätsbetrieb erwachsene Initiative Von Herz zu Herz zugunsten von Frauen, die einer Brustkrebsoperation unterzogen worden sind, ist 2020 durch ein weiteres Element ergänzt worden. Zusätzlich zu einem Kompressions-BH oder einem Korsett im Fall eines Brustaufbaus, haben die Patientinnen auch einen Fächer erhalten. Ein frischer Hauch wie eine Streicheleinheit und ein kleines Zeichen der besonderen Aufmerksamkeit für die Schwierigkeiten dieser Patientinnen.
Rechtzeitig vor dem Lockdown hat die Krebshilfe im vergangenen Jahr wie jedes Jahr über die neuesten Erkenntnisse in der Krebsbehandlung, den Europäischen Krebs-Kodex und die neuesten Zahlen des Tumorregisters berichten können. Im Rahmen der alljährlichen Pressekonferenz zum Weltkrebstag referierten Dr. Emanuela Vattemi, Dr. Christoph Leitner und Dr. Guido Mazzoleni.
Auch die Primelaktion der SVP-Frauen am Weltfrauentag konnte gerade noch vor dem Lockdown durchgeführt werden. Insgesamt 36.000 Euro kamen zusammen, um die Forschungsarbeit von Dr. Petra Obexer am Tiroler Krebsforschungsinstitut zu unterstützen. Die Krebshilfe leistete überdies einen Beitrag zur Einrichtung eines neuen Labors in der Onkologie Bozen.
Ein neues Element hat die Sensibilisierungskampagne der Krebshilfe ergänzt: Radiospots in den Sendern Südtirol 1, Radio Tirol und auch Radio NBC informierten dank der Zusammenarbeit mit Südtiroler Ärztinnen und Ärzten über die Krebsprävention.
Einen Rückgang verzeichneten auch die Anfragen nach dem Fahrtendienst der SKH. Viele Therapien und Untersuchungen mussten gestrichen werden und viele Betroffenen verzichteten aus Sicherheitsgründen auf eine Nutzung des Fahrtendienstes. Dennoch konnte die Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für Behinderte ausgebaut werden.
Corona hinderte die Südtiroler nicht am Spenden ihrer Haare. Das vor drei Jahren von Evi Wegner gestartete Projekt Rapunzel lief auch im vergangenen Jahr weiter. Die Haarspenden werden an den Perückenhersteller Bergmann für die Produktion von Echthaarperücken weitergereicht. Die Mittel aus dieser Initiative werden den Mitgliedern für den Ankauf von Perücken und andere Kopfbedeckungen zur Verfügung gestellt.

Aktuell

Die Krebshilfe in Zahlen

Lockdown hat die Möglichkeiten zur Eigenfinanzierung der Krebshilfe eingeschränkt
Neben den Therapiemaßnahmen und dem sozialen Aspekt der Arbeit der Krebshilfe ist die finanzielle Hilfe eine dritte Säule der Tätigkeit der Vereinigung. Die Krebshilfe hat 2020 ihre Rechnung mit Corona machen müssen, aber dennoch konnte sie vielen Menschen aus erster Not und auf unbürokratische Weise helfen; alleine und zusammen mit Südtirol hilft.
Trotz des Rückgangs der Spenden durch die Streichung vieler Veranstaltungen konnte sich die Südtiroler Krebshilfe 2020 zu 40% selbst finanzieren; 60% kamen von der öffentlichen Hand. Landesweite Benefizaktionen wie Eine Rose für das Leben und andere Veranstaltungen mussten abgesagt werden und haben zu Einbußen in Höhe von 250.000 Euro geführt. Gerade deshalb, so die Landesvorsitzende Ida Schacher, dankt die SKH allen ihren Unterstützern. „Jeder noch so kleine Betrag hilft uns zu helfen, ebenso wie der ehrenamtliche Einsatz unserer vielen Freiwilligen.“
Auf einen Blick
Mitglieder: 9.861 (-219), 6.408 fördernde und 3.453 ordentliche Mitglieder.
Mitgliedsbeiträge: 98.610 Euro (-2.190 Euro)

Rückgang an Spenden: -112.726,39 Euro
Rückgang an Einnahmen aus Veranstaltungen: -129.664,27 Euro
Gesamtumsatz 2020: 2.137.147,46 (ohne den Geschäftsverlust in Höhe von -4.639,73 Euro.)

Finanzierung: 40% Eigenfinanzierung und 60% öffentliche Hand

6.850 Lymphdrainagen für 481 Patienten.

30,5 Stunden psycho-onkologische Betreuung für sechs Mitglieder.

Rechtsberatung für fünf Mitglieder.

Fachvisiten für 13 Mitglieder.

Mutter mit Kind-Turnus: 14 Mütter mit Kind und eventuell einer Begleitperson.
Ferienaufenthalte an Meer und Berg für 45 Mitglieder.

1.646,5 Stunden Kurse und Ergotherapie für 739 Mitglieder (Ergotherapie, Selbsthilfe, Psychologie, Rehabilitation und Sport, Tanz- und Maltherapie, Lesecafé und Schreibwerkstatt, Turn- und Entspannungsübungen, Krebsnachsorgeturnen und Krebsnachsorge-Wassergymnastik, Rückenschule und Hand- und Bastelarbeiten.

Knapp 145.000 Euro für finanzielle Unterstützung von Mitgliedern, Perücken, Prothesen BH, Komplementärmedizin, Unterstützung Kinderhilfsfonds, Härtefonds in den sieben Bezirken.

Notstandshilfen über „Südtirol hilft“ für 49 Betroffene: 209.400 Euro.

Im Herbst 2020 bestand die Südtiroler Krebshilfe mit Erfolg das Zertifizierungs-Audit nach der Norm DIN ISO 9001:2015. Die Zertifizierung der Tätigkeit gehört unter anderen zu den Mindestanforderungen für die Akkreditierung sanitärer Dienstleistungen.

Dank der großzügigen Unterstützung des zuständigen Landesamts war die Südtiroler Krebshilfe imstande, sämtliche Erträge der Eigenfinanzierung (Mitgliedsbeiträge, Spenden und Erlöse aus Veranstaltungen) zur Gänze im sozialen Bereich einzusetzen.