Aktuell

Die Europäischen Pezcoller Awards

Anerkennung für Spitzenforschung von Nachwuchswissenschaftlern und Frauen
Die Pezcoller Stiftung aus Trient setzt seit jeher auf Forschung und blickt in die Zukunft. Die Pandemie hat die grundlegende Bedeutung der Forschung zur Vorbeugung und Bekämpfung von Krankheiten noch deutlicher gemacht. Neben dem hoch angesehenen Internationalen Pezcoller Preis, der an die renommiertesten Wissenschaftler aus aller Welt im Bereich der Onkologie vergeben wird, weitet die Stiftung aus der Nachbarprovinz Trentino ihre Unterstützung für die Forschung in Europa aus: Erstmals wurden zwei Auszeichnungen vergeben für Nachwuchstalente, die sich bereits durch innovative Entdeckungen hervorgetan haben sowie für die Arbeit von Forscherinnen.
Die Auszeichnungen werden in Zusammenarbeit mit der European Association of Cancer Research (EACR) vergeben. Die drei Gewinner wurden auf dem europäischen Kongress der EACR im vergangenen Juni vorgestellt. Jeder Preisträger hielt einen Vortrag vor einem Publikum von Tausenden von europäischen Forschern, die online verbunden waren.
Preis für den europäischen Nachwuchs: Andrea Ablasser
Preisträger ist Prof. Andrea Ablasser aus Lausanne (Schweiz), Gewinnerin des "Translational Cancer Researcher Award", ausgewählt aus dreizehn Nominierungen aus ganz Europa. Sie ist Forscherin an der Eidgenössischen Polytechnischen Schule Lausanne, wo sie seit 2019 auch einen Lehrstuhl innehat. Die erst 38jährige ist Autorin von 45 wissenschaftlichen Publikationen von sehr hoher Relevanz mit über 6.400 Zitierungen. Sie hat bereits zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen und Preise erhalten. Sie wurde von der Pezcoller-Stiftung für ihre Forschung über einen komplexen Mechanismus der angeborenen Immunität ausgezeichnet: ein Abwehrsystem, das aktiviert wird, sobald der Organismus auf fremde oder abnorme DNA von Viren, Bakterien oder Gewebeschäden trifft. Wenn das System gut funktioniert, verteidigt es den Körper effektiv gegen die Träger oder Verursacher der fremden oder abnormalen DNA. Wenn das System jedoch nicht gut reguliert ist, ist es für viele Autoimmun-, Entzündungs- und degenerative Krankheiten und sogar Krebs verantwortlich.
Preis für Frauen in der Forschung: Karen Vousden
Der „Women in Cancer Research Award“ ist an Prof. Karen Vousden aus London verliehen worden. Die Genetikerin und Mikrobiologin ist seit 2016 Direktorin des Cancer Research Institute-UK Beatson und Laborleiterin am Francis Crick Institute in London. Sie ist Autorin von 260 wissenschaftlichen Publikationen mit über 49.000 Zitierungen. Sie hat bahnbrechende Studien über das Gebärmutterhalskrebsvirus (Papillomavirus) durchgeführt, die zur Entwicklung des Impfstoffs gegen das humane Papillomavirus führten, der heute weltweit eingesetzt wird. Ein weiteres Forschungsgebiet ist ein Protein, das als Tumorsuppressor fungiert.
Preis für junge Forscher: Sam Behjati
Gewinner des „Rising Star Award“ ist der aus Deutschland stammende Dr. Sam Behjati. Der promovierte Mediziner aus Oxford und PhD aus Cambridge, ist seit Oktober 2018 Laborleiter für Zellgenetik am Wellcome Sanger Institute, Cambridge tätig. Er ist Autor von 80 wissenschaftlichen Publikationen mit über 11.500 Zitierungen. Behjatis Arbeit hat einen großen Beitrag zur Erforschung von sehr häufigen pädiatrischen Krebsarten wie Wilms-Tumor und Neuroblastom geleistet.
Pezcoller Stiftung und Auszeichnungen
Der renommierte „Pezcoller International Award“ wurde 1980 von Prof. Alessio Pezcoller (1896–1993), ehemaliger Chefarzt der Chirurgie am Krankenhaus Santa Chiara in Trient, ins Leben gerufen und 1988 zum ersten Mal verliehen. Die Kandidaten werden von einem internationalen wissenschaftlichen Exzellenzkomitee ausgewählt. Viele von ihnen wurden nach Erhalten des Pezcoller-Preises auch mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Seit 1997 wird der PEZCOLLER FOUNDATION - AACR INTERNATIONAL AWARD FOR CANCER RESEARCH nicht mehr alle zwei Jahre, sondern jährlich verliehen. Im Jahr 2012 wurde eine zweite Auszeichnung für junge europäische Forscher eingeführt, 2020 (für die Vergabe in 2021) wurden zwei weitere Preise für Frauen in der Forschung und Nachwuchsforscher eingerichtet. Präsident der Pezcoller Stiftung ist seit 2016 Dr. Enzo Galligioni, bis 1998 Primar für Medizinische Onkologie am Krankenhaus Santa Chiara in Trient.

Aktuell

Im kleinen Kreis

Die zweite Landesversammlung während Corona am 23. April im Pastoralzentrum Bozen
Eine vertagte Landesversammlung, die schlussendlich mit dem Landesausflug zusammengelegt wurde 2020 und eine Landesversammlung 2021 im Kleinen, mit allen Bezirksvorsitzenden und Bezirkvorständen, versehen mit Vollmachten und ohne Gäste. Auch die Südtiroler Krebshilfe hat sich auf Corona einstellen und anpassen müssen. Austragungsort der Landesversammlung am 23. April 2021 war das Pastoralzentrum in Bozen.
Keine Gäste, keine Ehrengäste, keine in Szene gesetzte Präsentation des Tätigkeitsberichts. Am Freitag, 23. April 2021 war es zum ersten Mal die Landesvorsitzende Ida Schacher die gemeinsam mit Koordinator Markus Unterkircher über die vielfältigen Tätigkeiten der Krebshilfe informierte. Vieles musste Corona-bedingt ruhen, aber vieles ging auch weiter.
Zunächst ein allgemeiner Ausblick: „Die Covid19-Pandemie“, so die Landesvorsitzende Ida Schacher in ihrer Ansprache, „hat sich nicht nur auf das soziale und das Arbeits-Leben sowie auf die Wirtschaft ausgewirkt. Neben einer neuen Solidarität waren leider auch negative Folgen wie zunehmender Egoismus, mangelnde Rücksicht auf den Nächsten oder auch ganz konkret ein Rückgang der Spenden durch das Ausfallen von Veranstaltungen und Spendenaktionen zu verzeichnen.“
Im Anschluss an ihren detaillierten Ausblick auf die Tätigkeiten im Jahr 2020, richtete die Landesvorsitzende einen eindringlichen Appell an alle Bezirke: Im nächsten Jahr stehen Neuwahlen an. „Die Zeit geht schnell vorbei und wir müssen jetzt schon daran denken, wie es weitergeht. Es stehen Wechsel in einigen Bezirken an und wir brauchen Menschen, die motiviert sind, sich ehrenamtlich für unsere Belange einzusetzen; gerne auch junge Menschen.“ Nicht zuletzt sei die Kandidatenfindung auch erschwert, weil man sich nicht mehr treffen würde. Deshalb, so Ida Schacher: „Bitte jetzt schon dran denken!“
Seit vierzig Jahren ist die Krebshilfe ein zuverlässiger Partner und eine Säule für alle Menschen, die in Südtirol an Krebs erkranken. Die Vereinigung hat selbst durch Spenden, Unterstützung der Forschung und Aufklärungsinitiativen dazu beigetragen, dass Südtirol heute moderne Therapien anbieten kann und dass das Thema Krebs kein Tabu-Thema mehr ist. Mit sieben Bezirken, dem Verwaltungssitz in Bozen, den Ambulatorien für Lymphdrainage, 21 hauptberuflichen Mitarbeitern und 72 Ehrenamtlichen begleitet die SKH die Betroffenen ebenso wie ihre Angehörigen.
Zum ersten Mal seit Jahren ist die Mitgliederzahl gesunken und nicht angestiegen. 2019 war erstmals die magische zehntausender Marke überschritten worden, Ende 2020 ist dies Zahl auf 9.861 zurückgegangen, 104 ordentliche Mitglieder weniger und 115 fördernde.
Die von Ida Schacher präsentierten Zahlen spiegeln die Situation der Pandemie wider. Nur 1.984 Betroffene haben 2020 Dienstleistungen der Krebshilfe in Anspruch genommen – ein Drittel weniger als noch im Vorjahr. Dienstleistungen im medizinischen Bereich wie Informationsabende, Wasser- und Nachsorgegymnastik, Kurse, Ausflüge. Vieles hat abgesagt bzw. eingeschränkt werden müssen. Dasselbe gilt für das Bildungs- und Freizeitprogramm. Dennoch nutzten 739 Mitglieder die noch durchführbaren Angebote. Insgesamt wurden 1.646,50 Kursstunden abgehalten, entweder unter höchsten Sicherheitsauflagen oder aber im Online-Modus. Zwei Info-Abende konnten kurz vor dem ersten Lockdown noch über die Bühne gehen: Informationsabende mit Dr. Bernd Gänsbacher und mit Dr. Michael Kob. Das gleiche gilt für die dritten Brunecker Krebsgespräche. Am 2. Februar 2020 war das Ufo in Bruneck bis auf den letzten Platz gefüllt: Das Thema Krebs und Sterben. Die SKH unterstützt diese Initiative finanziell.
Die Frühsommer Turnusse der Ferienaufenthalte am Meer mussten abgesagt werden; für 59 Mitglieder gab es dann aber im Sommer und Spätsommer grünes Licht.
Gesundheits- und heilungsfördernde Leistungen wie die Lymphdrainage, die individuelle Heilgymnastik, die Bandagierung oder die Narbenbehandlung musste während des ersten Lockdowns zur Gänze eingestellt werden; das Personal musste in den Lohnausgleich gestellt werden. Dank der Anwendung größter Sicherheitsmaßnahmen konnte diese Dienste ab Mai aber wieder aufgenommen und bis Jahresende ohne weitere Unterbrechungen durchgeführt werden. Die TherapeutInnen der Krebshilfe versorgten 481 Patienten in insgesamt 6.850 Therapiestunden.
Die aus der Zusammenarbeit von SKH und Sanitätsbetrieb erwachsene Initiative Von Herz zu Herz zugunsten von Frauen, die einer Brustkrebsoperation unterzogen worden sind, ist 2020 durch ein weiteres Element ergänzt worden. Zusätzlich zu einem Kompressions-BH oder einem Korsett im Fall eines Brustaufbaus, haben die Patientinnen auch einen Fächer erhalten. Ein frischer Hauch wie eine Streicheleinheit und ein kleines Zeichen der besonderen Aufmerksamkeit für die Schwierigkeiten dieser Patientinnen.
Rechtzeitig vor dem Lockdown hat die Krebshilfe im vergangenen Jahr wie jedes Jahr über die neuesten Erkenntnisse in der Krebsbehandlung, den Europäischen Krebs-Kodex und die neuesten Zahlen des Tumorregisters berichten können. Im Rahmen der alljährlichen Pressekonferenz zum Weltkrebstag referierten Dr. Emanuela Vattemi, Dr. Christoph Leitner und Dr. Guido Mazzoleni.
Auch die Primelaktion der SVP-Frauen am Weltfrauentag konnte gerade noch vor dem Lockdown durchgeführt werden. Insgesamt 36.000 Euro kamen zusammen, um die Forschungsarbeit von Dr. Petra Obexer am Tiroler Krebsforschungsinstitut zu unterstützen. Die Krebshilfe leistete überdies einen Beitrag zur Einrichtung eines neuen Labors in der Onkologie Bozen.
Ein neues Element hat die Sensibilisierungskampagne der Krebshilfe ergänzt: Radiospots in den Sendern Südtirol 1, Radio Tirol und auch Radio NBC informierten dank der Zusammenarbeit mit Südtiroler Ärztinnen und Ärzten über die Krebsprävention.
Einen Rückgang verzeichneten auch die Anfragen nach dem Fahrtendienst der SKH. Viele Therapien und Untersuchungen mussten gestrichen werden und viele Betroffenen verzichteten aus Sicherheitsgründen auf eine Nutzung des Fahrtendienstes. Dennoch konnte die Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für Behinderte ausgebaut werden.
Corona hinderte die Südtiroler nicht am Spenden ihrer Haare. Das vor drei Jahren von Evi Wegner gestartete Projekt Rapunzel lief auch im vergangenen Jahr weiter. Die Haarspenden werden an den Perückenhersteller Bergmann für die Produktion von Echthaarperücken weitergereicht. Die Mittel aus dieser Initiative werden den Mitgliedern für den Ankauf von Perücken und andere Kopfbedeckungen zur Verfügung gestellt.