Aktuell

Erzwungene Ruhepause

Die Selbsthilfegruppe für Männer „Der Baum“ – Seit Februar 2020 nur drei Treffen
Seit September haben sie sich nur dreimal getroffen, die Männer der Selbsthilfegruppe „Der Baum“. Eine Online-Version schließen die Gruppenleiter, Dr. Hartmann Aichner und Psychologe Anton Huber, aus. Zu unterschiedliche Menschen. Unterschiedliche Zugänge. Und: Gruppenatmosphäre stellt sich über Video nicht ein.
Dr. Hartmann Aichner ist in der Doppelfunktion als Patient und Gesprächsleiter mit medizinischem Hintergrund in der Gruppe. Die Treffen im Herbst, meint er, seien wie Begegnungen mit alten Freunden gewesen. „Man fremdelt die ersten fünf Minuten, danach geht es dort weiter, wo man aufgehört hat.“ Möglich ist dies allerdings auch, gibt er zu, weil die meisten Mitglieder schon lange dabei sind und ihre Erkrankung schon länger zurückliegt, nur ein Mann ist derzeit noch in Therapie. „Aber wenn Fragen auftauchen, bin ich jederzeit telefonisch erreichbar. Ich selbst starte gegen Monatsende einen Rundruf und frage nach dem Befinden.“
Zwei Mitglieder der Gruppe sind an Corona erkrankt, einer davon relativ schwer. „Wir haben zwar einen großen Raum zur Verfügung“, meint Dr. Aichner, „aber die Gruppe zählt eben doch zu den gefährdeten Kategorien.“ Deshalb wird es bis auf Weiteres (Stand Mitte März, Anm. d. Red.) keine Treffen geben. Ihm selbst, muss er zugeben, fehlt der Austausch mit den anderen schon auch. Aber es ist auch die generelle Isolierung durch die Corona-Bedingungen, die zu schaffen macht. „Ich gehe viel an der frischen Luft spazieren und halte mich auf Distanz. Keine unnötigen Kontakte!“
Psychologe Anton Huber ist auch in der onko-psychlogischen Ambulanz erreichbar. „Wir werden Monat für Monat entscheiden, wie wir weitermachen“, meint Huber. Bis Ostern seien Treffen in Präsenz jedenfalls ausgeschlossen. „Danch werden wir ganz spontan entscheiden, die 15 Mitglieder sind schnell benachrichtigt.“ Unter normalen Umständen trifft sich die geleitete Selbsthilfegruppe einmal pro Monat, am Abend im Krankenhaus von Bruneck.
Als Psychologe führt Anton Huber auch Zoom-Gespräche mit Patienten, aber die Qualität des Austausches sei nicht dieselben. „Die Gruppenatmosphäre lässt sich nicht über Video vermitteln.“ Einzeltherapie-Gespräche seien hingegen möglich.
Wenn die Pandemie eine Wiederaufnahme der Gruppentreffen ermöglichen wird, wird es jedenfalls viel aufzuarbeiten und gemeinsam zu verarbeiten geben. "Covid und was die Pandemie mit uns, mit unserem Leben gemacht hat, wird Spuren hinterlassen."
Die Selbsthilfegruppe der Baum wurde von Dr. Hartmann Aichner und Anton Huber gegründet. Die erste Selbsthilfegruppe in Südtirol nur für Männer, alle mit einer Prostatakrebs-Diagnose. Reden, sich austauschen, merken, dass man mit seinem Leiden, seinen Erfahrungen, seinen Ängsten und Schwierigkeiten nicht allein ist, hilft diese schwierige Lebensphase besser zu überwinden. Der Baum, ein schönes Bild für das wieder in den Griff bekommen seines Lebens. Verwurzelt, stabil, optimistisch gen Himmel wachsend.

Aktuell

Kein Weg zu weit

Lucio Bazzanella ist einer von 15 freiwilligen Fahrern im Bezirk Unterland Überetsch
Seit rund fünf Jahren fährt Lucio Bazzanella regelmäßig vom Unterland oder Überetsch ins Krankenhaus Bozen, zur Strahlentherapie in die Bonvicini-Klinik oder nach Meran, manchmal fährt er auch nach Aviano, Pavia oder Bologna. Lucio ist einer von 15 freiwilligen Fahrern des Bezirks Unterland der Südtiroler Krebshilfe.
Lucio ist das Patenkind der Vorsitzenden des Bezirks Unterland-Überetsch, Mariangela Berlanda Poles. Als er in Pension ging, verlor sie keine Zeit, um ihn für die gute Sache zu gewinnen. Lucio fährt für sein Leben gerne Auto, er hat viel Erfahrung und fährt sicher. „Bei unseren Transporten müssen wir sehr vorsichtig fahren. Kein ruckartiges Bremsen oder Beschleunigen; die Patienten sollen keine Angst bekommen und manch einem könnte es auf der Rückfahrt von einer Therapie bereits etwas schlecht gehen.
Neben der Fahrkunst gehören auch Empathie und Einstellungsvermögen zu den Eigenschaften, die ein Fahrer der Krebshilfe mit sich bringen sollte. Lucio Bazzanella: „Man muss erkennen, wann ein Patient plaudern möchte und wann er Bedürfnis hat nach Ruhe.“ Gewöhnlich wartet er auf das erste Wort seines Fahrgastes, bevor er eine Konversation aufnimmt. Und er achtet sensibel auf mögliche Stimmungsschwankungen, um sich umgehend darauf einzustellen.
Das Dienstauto der Krebshilfe Unterland – Überetsch verfügt über sieben Sitze, aber seit Ausbruch der Covid-Pandemie können maximal zwei Patienten auf einmal transportiert werden. Das Auto ist mit einer Trennwand aus Polykarbonat ausgestattet und nach jeder Fahrt werden die Griffe desinfiziert, am Abend nach der letzten Fahrt auch die Sitze.
Die 15 Fahrer wechseln sich ab. Etwa alle 12 Wochen ist Lucio von Montag bis Freitag im Dienst. Vor Covid gab es manchmal so viele Nachfragen, dass ein zweiter Fahrer hinzugezogen werden musste. Wenn ein Fahrer während des Bereitschaftsdienstes eine Verpflichtung hat, ist das kein Problem. Die Fahrer sind ein eingespieltes Team und ersetzen sich gegenseitig. „Wenn längere Fahrten anstehen“, erzählt Lucio Bazzanella, fragen mich die Kollegen oft, ob ich das übernehmen möchte, auch wenn ich nicht im Dienst bin.“ Sie wissen, dass für ihn keine Straße zu weit ist. Während seines ersten Turnus in diesem Jahr, im Januar, hatte Lucio hingegen in der ganzen Woche nur drei Fahrten. Die Bereitschaftstage können trotzdem lang sein. Oft beginnt der Dienst schon um 6 Uhr und dann gibt es vielleicht erst um 17 Uhr eine weitere Fahrt. Auch das Warten will gelernt sein, wenn ein Patient sich langwierigen Untersuchungen oder Therapien unterziehen muss. Nicht immer ist es möglich, in der Zwischenzeit eine andere Fahrt zu organisieren. Lucio nimmt das gerne in Kauf.
Warum sind jetzt weniger Patienten zu transportieren? Zum einen sind Untersuchungen und Therapien Covid-bedingt zum Teil verschoben; zum Teil, meint Lucio, hätten die Patienten aber auch Angst. Vor allem, weil nicht auszuschließen sei, dass sich ein weiterer Fahrgast an Bord befindet. „Deshalb wählen viele ein Taxi. Außerdem," so Lucio, „sind durch die Pandemie viele Familienmitglieder von der Arbeit zuhause und so können sie ihre Angehörigen selbst zu den Terminen begleiten.“ Er freut sich jedenfalls darauf, wenn sich die Lage wieder normalisiert!