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Chemotherapie muss nicht immer sein

Südtirol italienweit erste Provinz, die Gen-Test für an Brustkrebs operierte Patientinnen finanziert
Seit Anfang Mai 2019 können in Südtirol Patientinnen mit operiertem Brustkrebs auf medizinische Indikation hin kostenlos einem Gentest unterzogen werden, durch den die Art der durchzuführenden Vorsorgetherapie besser definiert werden kann. In bestimmten Fällen kann dieser Test verhindern, dass eine Chemotherapie durchgeführt wird, da unnötig.
Der Einsatz pharmakologischer Therapien nach der Entfernung von Brustkrebs - die so genannte adjuvante Therapie - spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Heilungschancen der Patientinnen zu erhöhen. Ziel dieser ergänzenden und unterstützenden Therapie ist es, mögliche Krebszellen, die nach der Operation noch vorhanden sind, zu eliminieren und so einen möglichen Rückfall zu verhindern.
Die heute verwendeten adjuvanten Therapien sind die Chemotherapie, die Hormontherapie und die Immuntherapie, die oft in Kombination eingesetzt werden. Die Wahl der Art dieser Therapie richtet sich nach den spezifischen Eigenschaften des Tumors. Brustkrebs ist in der Tat sehr unterschiedlich und aufgrund einiger Merkmale (Dauer und Stadium der Erkrankung, Expression von Hormonrezeptoren, Zellreproduktionsrate und Expression des HER2-Rezeptors) definiert der Arzt die für jede einzelne Patientin anzuwendende Therapieform.
Es gibt jedoch komplexe Fälle (bei zirka 15 Prozent der Patientinnen), in denen nicht klar ist, ob der Einsatz einer Chemotherapie sinnvoll ist. Bei derartigen Fällen hat sich gezeigt, dass die Verwendung einiger Tests, die das genetische Profil des Tumors analysieren, es möglich machen, das Risikorückfallprofil der Patientin und den möglichen Nutzen einer Begleit-Therapie besser einzuschätzen.
Die Verwendung dieser so genannten genomischen Tests wird von spezialisierten Labors unter Verwendung von Proben des Tumors durchgeführt. Das Testergebnis ist eine wertvolle Hilfe für Ärzte und Ärztinnen bei der Planung der Behandlung. Ein besseres Verständnis des Risikoprofils der Patientin sowie der Reaktionsempfindlichkeit der Krankheit kann eine Chemotherapie, von der die Patientin kaum einen Nutzen hätte, verhindern.
Die Südtiroler Landesregierung hat nun beschlossen, diese Tests für Patientinnen mit lokalisiertem Brustkrebs in das Landestarifverzeichnis für fachärztliche ambulante Leistungen aufzunehmen. Dies bedeutet, dass für die Patientinnen des Südtiroler Sanitätsbetriebes keine Kosten anfallen. Die tatsächlichen Kosten belaufen sich auf rund 2.200 Euro pro Test. Damit ist Südtirol italienweit die erste Provinz, die diese Tests anbietet und gleichzeitig die Kosten dafür übernimmt.
Mit der Einführung dieser Gentests orientiert sich Südtirol an den Standards der meisten europäischen Länder gemäß den Empfehlungen der internationalen Leitlinien zur Behandlung von Brustkrebs.
In Südtirol erkranken jährlich rund 400 Frauen an Brustkrebs. Schätzungen gehen davon aus, dass in Zukunft rund 30 bis 40 dieser Brustkrebspatientinnen pro Jahr einem genomischen Test unterzogen werden. Bei etwa der Hälfte dieser Patientinnen kann aufgrund der Reaktion auf den Test auf eine Chemotherapie verzichtet werden - weil nicht notwendig.
Dr. Carlo Carnaghi, Primar der Onkologie am Krankenhaus Bozen
Carlo Carnaghi, Primar der medizinischen Onkologie, Bozen:
„Prädiktiv-diagnostische Gentests helfen, den Behandlungspfad der Patientinnen immer präziser zu personalisieren. In diesem speziellen Fall ist besonders die Tatsache wichtig, dass aufgrund der Testergebnisse einigen Frauen der Weg der Chemotherapie - mit allen damit zusammenhängenden Beschwerden – erspart bleibt, da diese keine Vorteile brächte.“
Florian Zerzer, Generaldirektor Südtiroler Sanitätsbetrieb:
„Dies ist eine weitere, wichtige Verbesserung bei der Patientenversorgung. Für mich ist dies auch ein Zeichen, dass der Sanitätsbetrieb gerade in der onkologischen Versorgung imstande ist, erstklassige Diagnostik anzubieten und Neuerungen schnell und patientennah einzuführen. Die Kosten des Tests übernimmt der Südtiroler Sanitätsbetrieb.“
Thomas Lanthaler, Sanitätsdirektor:
„Die Vorbereitung dafür, diesen Test in Südtirol einzuführen, laufen bereits seit längerem. Onkologen, Gynäkologen, Pathologen, Verwalter und die Sanitätsdirektion waren bei der Vorbereitung zur Einführung miteinbezogen. Das Resultat dieser Zusammenarbeit kommt nun den Patientinnen zugute. Schlussendlich gibt es sogar noch auf der Ausgabenseite positive Effekte, denn der Test kostet weniger als eine Chemotherapie.“

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Vorbeugen ist der beste Schutz

Hautkrebs: Südtirol hat die höchste Hautkrebs-Quote in Europa
Der Sommer lädt ein zu Sport, Sonnenbädern und leichter Bekleidung. Aber aufgepasst: Südtirol hat die höchste Hautkrebs-Quote in Europa. Die hohe Sonnenbestrahlung und die Höhenlage des Landes sowie die Tatsache, dass die Südtiroler sich gerne im Freien aufhalten, zählen mit zu den Ursachen.
Frühzeitig erkannt, lässt sich die Hautkrebs gut behandeln. Noch besser ist es allerdings, sich vor dieser Tumorerkrankung zu schützen. Mit der Sensibilisierungskampagne „Ich schaue auf mich – und du?“ erläutert die Südtiroler Krebshilfe die wichtigsten Maßnahmen.
Sich ins Haus einsperren und jeglichen Sonnenschein meiden, ist kein Ausweg: „Wir müssen lernen, der Sonne intelligent und mit der gebotenen Vorsicht zu begegnen. Schützen Sie sich in der Sonne vor den gefährlichen Strahlen und beobachten Sie außerdem regelmäßig ihre Muttermale. Bei Verdacht auf Veränderungen gilt es, sofort den Hausarzt aufsuchen“, erläutert Professor Klaus Eisendle, Primar der Dermatologie am Krankenhaus Bozen.
Schwierig ist das nicht! Der beste Schutz vor Hautkrebs besteht darin, zwischen 11 und 15 Uhr die direkte Sonneneinstrahlung zu meiden, wobei zu beachten ist, dass die schädlichen UV-Strahlen auch im Schatten vorhanden sind. Sonnenschutzcreme mit hohem Lichtschutzfaktor, 30 oder noch besser 50, Sonnenbrille, langärmeliges T-Shirt und Sonnenhut gehören zum Schutz mit dazu – insbesondere bei Kindern.
Braun ist out. Der Besuch im Solarium stellt keine gesunde Alternative zum Sonnenbaden dar, denn auch die künstliche UV-Strahlung kann die Entstehung von Hautkrebs begünstigen. Um Hautkrebs frühzeitig zu erkennen, sollte jeder sich regelmäßig vom Hautarzt kontrollieren lassen. Zusätzlich ist die Selbstuntersuchung von Muttermalen ein wirksames Mittel, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen: Erweist sich ein Pigmentfleck als nicht gleichmäßig rund oder oval, hat er unregelmäßige Ränder oder mehrere Farben oder ist er größer als 2 Millimeter, so sollte auf alle Fälle der Arzt aufgesucht werden. Ab 40 empfiehlt es sich außerdem in regelmäßigen Abständen, etwa alle zwei Jahre, eine Kontroll-Visite beim Hautarzt vorzumerken.
Im Rahmen der Sensibilisierungs-Kampagne der Südtiroler Krebshilfe, „Ich pass auf mich auf und Du?“ sind im Mai eine Woche lang Radiospots über Radio Südtirol 1 ausgestrahlt worden. Im Herbst ist eine Radio-Infokampagne auch auf italienisch geplant.