Aktuell

Nicht nur den Körper auch die Seele heilen

SKH vermittelt und trägt psychologische Behandlung von betroffenen Mitgliedern und deren Angehörigen
Eine Krebserkrankung betrifft nie nur den Körper, sondern auch die Seele. Von einem Moment auf den anderen, wird alles, was bisher selbstverständlich war, in Frage gestellt. Ein Psychologe kann wertvolle Hilfe dabei leisten, wieder zu einem Gleichgewicht zu finden. Im Krankenhaus steht den Patienten der onko-psychologische Dienst zur Verfügung. Die SKH vermittelt Betroffenen und ihren Angehörigen auch in der Phase danach Psychologen und übernimmt die Kosten von 5 Behandlungseinheiten.
Im Krankenhaus werden Krebs-Patienten routinemäßig von einem Onko-Psychologen besucht und haben die Möglichkeit auf Wunsch weitere Treffen mit ihm zu vereinbaren. Aber auch wenn die akute Phase längst vorbei ist, wenn Entscheidungen anstehen, wenn es zu einem Rückfall kommt, wenn die Rückkehr in ein „normales“ Leben sich schwieriger gestaltet, als angenommen, wenn es zu Problemen in der Partnerschaft kommt und in vielen anderen Situationen mehr, kann ein Mensch, der mit einer Krebserkrankung lebt, Hilfe brauchen. Gespräche mit Angehörigen, mit dem Partner, mit Freunden sind wichtig, aber oft braucht es doch die Hilfe eines Experten, um tatsächlich an den Kern des Problems zu gelangen.
Viele Patienten scheuen sich, einen Psychologen aufzusuchen. Sie wissen nicht, an wen sie sich wenden können oder sie fürchten, die mit der Behandlung verbundenen Spesen nicht tragen zu können. Die Krebshilfe verfügt über einen Pool aus erfahrenen Psychologen und kann ihren betroffenen Mitgliedern und auch deren Angehörigen den geeigneten Facharzt vermitteln. Auch für die Kosten von 5 Behandlungseinheiten kommt die Krebshilfe zur Gänze auf.
Der psychologischen Behandlung hängt immer noch der Ruf an, etwas für Leute zu sein, die verrückt sind. Dabei geht es darum, mithilfe eines Experten, der Zeichen erkennen kann und mit richtigen Fragen Knoten lösen kann, innere Blockade aufzuheben und zu neuer Sicherheit zu finden. Ein Psychologe ist neutral. Es fällt oft leichter einem fremden Menschen auch intime und sehr persönliche Details anzuvertrauen. Im Gespräch mit einem Psychologen muss der Patient keine Angst haben, verurteilt oder missverstanden zu werden, er muss keine negative Reaktion fürchten, kann sich ganz frei öffnen und auch fallen lassen.
Informationen über diesen Dienst und die Modalitäten gibt es in jedem Bezirksbüro.

Leserbrief

„Die Mär vom starken Mann“

Liebe Leserinnen und Leser, Hans Schölzhorn, Mitglied der Südtiroler Krebshilfe und Delegierter von „EUROPA UOMO“, Mailand hat der Redaktion der Chance diese Lebensgeschichte zugeschickt, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen und deshalb in Form eines Leserbriefes veröffentlichen. nd
Oder worüber Männer schon gar nicht reden wollen
Ein Mann will gesund und potent sein, bis ins hohe Rentenalter, wenn möglich. Auf dem Karriereplan des Mannes ist Krebs nicht vorgesehen, schon gar nicht der Prostatakrebs. Manche Männer versuchen das Thema einfach zu ignorieren und ziehen es vor, möglichst lange keinen Männerarzt aufzus.Aber wenn es dann mit der Potenz so nicht ganz nach Wunsch klappen will, oder wenn sich eine Blasenentleerungsstörung bemerkbar macht, muss man(n) wohl oder übel zum Urologen.
Angst vor Impotenz/Inkontinenz
Im Jahr 1999 begann meine “Karriere“ bei der Urologie. Es war gerade die Zeit, als meine Frau das erste Kind entband. „Weil mir schon mal da sind, schau doch in der Urologie vorbei“, meinte sie. Da Frauen meistens recht haben, ließ ich mich durchchecken. „Im Grunde sei soweit alles in Ordnung“, stellte der Primar damals fest. „Dass aber beim Wasserlassen nicht alles so perfekt laufe, sei dem Alter (mit 47?) geschuldet“, legte er nach. Das kam mir nicht ganz geheuer vor, aber wenn`s der Primar so sagt, wollte ich nicht widersprechen. Im Frühjahr 2003 meinte aber ein nachdenklicher Urologe, der PSA-Wert gefalle ihm nicht so besonders und er schlug eine Biopsie vor. Nicht wissend, was so eine Biopsie eigentlich genau ist, stimmte ich nichtsahnend zu.
Wenige Wochen später wurde ich zum Primar gerufen. „Das Ergebnis der Biopsie ist leider nicht gut ausgefallen“, teilte er mir mit. Und, was heißt das nun? „Nun ja, sie haben leider Krebs und wir sollten über mögliche Therapien nachdenken“, gab der Primar mir, einem ziemlich verdatterten Patienten, mit auf dem Heimweg.
Operation mit 51?
Zuhause angekommen, machte ich mich erst einmal kundig. Wozu hat man denn schließlich Internet und Dr. Google? Der Urlaub steht an, fahren oder sich gleich operieren lassen? Es folgte mehrere Gespräche mit den Urologen, die natürlich die Entfernung der Prostata favorisierten. Als der Primar bemerkte, dass ich nicht so „auf Operation stehe“, meinte er, es gäbe mit der Bestrahlung eine gute Alternative. In Trient bedeutete man mir, dass die interne Bestrahlung (Brachttherapie) – bei meinem PSA-Wert und Gleason-Score von 5 (der sogenannte Aggressivitätswert) durchaus indiziert sei , es könnte nicht viel schiefgehen. Schließlich handle es sich hier um einen „Haustierkrebs“.
Haustier- oder Raubtierkrebs?
Irgendwie hatte ich kein gutes Gefühl. „Sollten sich die Werte bestätigen, werde ich wiederkommen“, sagte ich den Ärzten in Trient. Leider bestätigte sich der „Gleason-Score“ bei einer genauen Zweitprüfung nicht. Gleason Score 7 ist schon eine andere Hausnummer, das hatte ich inzwischen von Dr. Google gelernt. Manche Prostatazentren wenden die Brachtherapie bei diesen Werten noch an, andere nicht.
Warum nicht die Hormontherapie?
Wenn bei Patienten die Operation und/oder Bestrahlung nicht den gewünschten Effekt erzielen, raten die Urologen/Onkologen zur Hormontherapie. Eine gewisse Zeit verspricht die Hormontherapie auch Erfolg, aber wie lange? Da sind sich die Experten nicht einig. Einige Jahre könnte das schon gutgehen, meinte ein Urologe. Ein andererArzt erklärte mich hingegen für verrückt, als ich die Hormontherapie als Therapie erster Wahl wählen wollte.
Wenn die PSA-Werte zu schnell steigen
Einige Monate später zeigten die Blutwerte, dass der PSA nicht schläft, es bestand also dringender Handlungsbedarf. Sechs Monate brauchte ich bis zum Start der Hormontherapie. Mir wurde aus den vielen Gesprächen mit anderen Betroffenen, mit dem Bundesverband Prostatakrebs, mit österreichischen Betroffenen, mit „Europa Uomo“, Mailand, klar, dass die Hormontherapie auf längere Sicht nur den sogenannten "Haustierkrebs" in Schach halten kann. Einen gefährlicheren "Raubtierkrebs" (ab Gleason-Score 7 aufwärts, und/oder mit einem höheren PSA-Wert) kann die Hormontherapie nicht heilen. Auch habe ich gelernt, dass der zu schnelle Anstieg der PSA-Werte – wenn er nicht gestoppt werden kann – ein ernstzunehmendes Alarmzeichen ist.
15 Monate Hormontherapie
Die anschließenden 15 Monate Hormontherapie sind gut verlaufen, die Werte sind erfreulich gesunken. Über einen zu langen Zeitraum kann diese Therapie allerdings nicht fortgeführt werden, will man nicht Impotenz und eventuell Osteoporose riskieren. Eine gute Knochenstrategie ist unerlässlich, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Und es braucht viel Überzeugungsarbeit, dass die Ärzte hier mithelfen, damit die Knochen der Patienten nicht allzu sehr Schaden erleiden.
Achtung auf Knochendichte
Zum Beispiel können erhöhte Werte der Pyridinoline ein Hinweis auf Knochenmetastasierung oder Osteoporose sein. Daher sollte nicht nur der PSA-Wert, sondern auch der Testosteronwert regelmäßig gemessen werden, vor, während und nach der Hormontherapie. Ist der Testosteronwert vor der Therapie und nach der Therapie auffallend niedrig, besteht die Gefahr der Osteoporose. Eine Knochendichtemessung ist daher unerlässlich, kostet nicht viel und kann sowohl in der Bonvicini-Klinik oder Marienklinik umgehend vorgemerkt werden. Um all diese Dinge muss sich der Patient allerdings oft selbst kümmern, es sei denn, er findet einen aufgeschlossenen Urologen/Onkologen, der ihn dabei begleitet.
Rückfall nach 15 Jahren
Fast hätte ich meinen „Untermieter“ in den folgenden Jahren vergessen. Nun hat er sich aber wieder gemeldet. Und so starte ich wieder mit der Hormontherapie. Zusätzlich muss ich mich dieses Mal auch einer externen Bestrahlungstherapie unterziehen. Ich bin nun gespannt, wie sich mein weiterer Krankheitsverlauf entwickelt. „Haustierkrebs“ ist das keiner mehr, das ist mir klar.
Selbsthilfe ist auch Hilfe
Ich habe mich der Selbsthilfegruppe „Der Baum“ angeschlossen, die sich einmal monatlich (am ersten Dienstagabend des Monats) in Bruneck trifft. Außerdem habe ich mich in der italienisch- internationalen Patientenorganisation „EUROPA UOMO“ engagiert, die Patienten zur Seite steht, die vom Prostatatumor betroffen sind.

Für Anfragen und Informationen stehe ich Betroffenen gerne zur Verfügung: Handy 339 36 72 009 oder Mail sparhaus@yahoo.de.