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Musik vereint und hilft

Benefizkonzert mit Federico Manara, 1. Violine an der Mailänder Scala und Luigi Mariani, Professor für Klavier am Konservatorium


Es war mehr als nur Musik. Es war auch die Energie, die diese beiden Musiker, Freunde seit der Zeit, in der sie das Konservatorium in Turin gemeinsam besucht haben, auf der Bühne vereinigt und die diesen Abend zu etwas so Besonderem machten. Luigi Mariani weiß, was es heißt, auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Er ist nicht nur ein meisterhafter Pianist, sondern auch ein Meister im Bewältigen von schwierigen Lebenssituationen. Seit seinem 10. Lebensjahr ist er fast erblindet. Mit der Krebshilfe fühlt er sich verbunden, weil er 2009 seine Schwester Stefi durch Krebs verloren hat. Beide sind zudem Jugendfreunde von Birgitta Thaler, der stellvertretenden Vorsitzenden des Bezirks Bozen. Und so kam eines zu anderen.
Als Luigi Mariani seinem Freund ein gemeinsames Benefizkonzert vorschlug, war es nur ein Problem der Daten. Die Zusage musste nicht lange überlegt werden. Und es war wirklich ein ganz besonderes Konzert, das die Vorsitzende des Bezirks Bozen Salten Schlern und Landesvorsitzende der SKH, Maria Claudia Bertagnolli und ihre Stellvertreterin im Bezirk Birgitta Thaler ankündigen durften. Einen Konzertabend der ganz besonderen Art. Nicht nur aufgrund der Virtuosität, sondern auch aufgrund der Freude am gemeinsamen Spiel, das aus jeder Note herausklang. Der Abend war nicht nur ein Geschenk für die Krebshilfe, sondern auch für die beiden Musiker und Freunde selbst, die Seite an Seite auf der Bühne stehen und das mit dem Publikum teilen konnten, was sie im Tiefsten verbindet: Musik.
Vorgetragen haben die beiden Musiker die Sonatine für Violine und Klavier op. 137 Nr. 1, D 384 von Franz Schubert (1797-1828); drei Romanzen op. 24 von Robert Schumann (1810-1856) sowie die Sonate K. 454 in B-Dur für Violine und Klavier von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) sowie zum Abschluss drei „Aquarelle“ komponiert von Luigi Mariani. Farben durch Musik sehen.
Maria Claudia Bertagnolli und Birgitta Thaler nutzten ihre Einführung nicht nur für einen warmherzigen Dank an beide Musiker, sondern auch, um in Kürze einen Überblick über die wichtige Arbeit der Krebshilfe auf Bezirks- und Landesebene zu geben. Von den unterschiedlichen Hilfeleistungen praktischer, sozialer und auch finanzieller Natur bis zur Information über die Krankheit und die Vorsorge.

Professor Luigi Mariani


Eine Geschichte voller Umzüge. Turin, Leipzig, Bozen, München, Ragusa auf Sizilien, Castelfranco Veneto, Mantua, Roma und schließlich wieder Bozen. Zuerst für das Studium von Klavier, Orchesterleitung und Komposition, dann für seine Lehrtätigkeit. Kein leichtes Leben. Seit er zehn Jahre alt ist, ist Luigi Mariani blind. In seinen Jugendjahren ein Handicap, für das es noch nicht viele Hilfsmittel gab. Schon gar nicht in der Musik. Francesco Manara und andere Mitschüler unterstützten ihn im Studium, indem sie ihm Stücke aufnahmen, die es noch nicht in Brailleschrift gab. In Bozen, so Luigi Mariani, hat er in seiner Jugendzeit, als er selbst Student am Konservatorium war, wo er heute lehrt, eine der schönsten Perioden seines Lebens verbracht. Musik war und ist für ihn ein Weg, um weiterhin zu sehen. Vor allem die Orchestermusik, wo ihn die schrittweise und gemeinsame Konstruktion der Stücke, das gemeinsame Proben fast mehr faszinieren, als die eigentliche Aufführung an sich. Der Verlust seiner Schwester Stefania, im Jahr 2009, die Umstände ihrer Krebs-Erkrankung und ihres Sterbens haben ihn tief geprägt. Vor allem die Tatsache, dass seine Schwester, Mutter eines kleinen Sohnes, und mit ihr die ganze Familie, sich allein gelassen gefühlt haben. Auch aus diesem Grund war es Luigi Mariani ein Anliegen, etwas für die Südtiroler Krebshilfe zu tun, die den Betroffenen in dieser schwierigen Situation so wertvolle Hilfe leistet. Und wie könnte es besser gehen, als über Musik, seinen Lebensinhalt und für ihn von jeher auch eine Hilfe, um seinen alles andere als leichten Alltag zu bewältigen.

Professor Francesco Manara


Es war ein Zufall, der ihn zur Scala geführt hat. Eigentlich hatte Francesca Manara von einer Karriere als Solo-Violinist geträumt. Sein Professor am Konservatorium schrieb ihn vor 33 Jahren für den Wettbewerb um die Stelle als Erste Geige an der Scala in Mailand ein. Zeit zum Vorbereiten hatte er damals wenig, weil er gerade seinen Zivildienst absolvierte. Er bestand nicht nur das erste Vorspiel mit Salvatore Accardo, einem der bekanntesten italienischen Violinisten, sondern auch das zweite mit Riccardo Muti, der damals das Orchester der Scala leitete und fand sich zu seiner großen Überraschung im Alter von 23 Jahren als Erste Geige eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt wieder. Eine Wahl, die er nie bereut hat. Das gemeinsame Leben der Musik mit dem Orchester-Ensemble, das Teilen der Begeisterung oder auch der Enttäuschung über Misserfolge, das Sich-Aufeinander-Einstellen, begeistern ihn immer noch. Er ist Gewinner zahlreicher internationaler Musikwettbewerbe und hat einen dichtgefüllten Terminkalender – im Januar und Februar 2025 standen in der Scala Falstaff von Giuseppe Verdi und die „Walküre (Der Ring des Nibelungen)“ von Richard Wagner auf dem Programm, sechs bzw. sieben Aufführungen, zahlreiche Proben und jeweils zwei Generalproben. Als sein Freund Luigi Mariani ihn fragte, ob er bereit sei, ein gemeinsames Konzert in Bozen zu halten, sagte er ohne Zögern zu.
Das Leben eines Musikers, zumal in einer so exponierten Position, ist kein Spaziergang, sondern harte Arbeit. Die Stücke müssen kontinuierlich studiert und geübt werden, nicht nur während der Orchesterproben, auch zuhause, das Spiel des Instrument muss kontinuierlich geübt und verfeinert werden. Francesco Manara nimmt sich nur einen Monat im Jahr Pause von seiner Geige, einer Nicola Amati aus dem Jahr 1660. Detoxing nennt er das und die Pause ist notwendig, um die Sehnen und Muskeln von Hand und Arm zu entspannen. „Am Ende kann ich es kaum noch erwarten, meine Geige endlich wieder in den Händen zu halten.“ Ein Leben mit und für das Instrument und skandiert von Vorstellungsterminen. Er spielt nicht nur im Orchester der Scala, sondern ist auch erste Geige im Streichquartett der Scala sowie Gründer des Trio Johannes. Zu den Aufführungen an der Scala in Mailand kommen Konzerte und Masterclasses in allen Teilen der Welt. Er hat mit den bekanntesten Dirigenten der Welt gespielt. Aber der Mann, der in Bozen seinen blinden Freund Luigi Mariani ans Klavier begleitet und mit ihm zusammen für ein Publikum von nicht ganz 200 Personen und nicht wie an der Scala von 2.000 musiziert hat, ist im täglichen Leben „ein ganz normaler“ Mensch, sensibel für das weniger glückliche Schicksal anderer.
Zur Geige ist er relativ spät gekommen, im Alter von zehn Jahren. Aber als Sohn eines Opern-begeisterten Vaters zitierte er schon mit sechs Jahren auswendig Opernarien und versuchte – mit wenig Erfolg, wie er lachend zugibt - seine Freunde dafür zu begeistern. Mit Luigi Mariani verbindet ihn eine Freundschaft seit den ersten Tagen im Konservatorium. Eine Freundschaft gewachsen mit der Passion für die Musik, aber auch bestehend aus der Freude an gemeinsamen Spaziergängen, Philosophieren über Gott und die Welt und zusammen in Bozen auf der Bühne des Konservatoriums zu spielen für einen guten Zweck!

Il prof. Luigi Mariani
Il prof. Francesco Manara, primo violino al Teatro alla Scala a Milano
Ein wunderschöner Konzertabend ist zu Ende. V. li. Brigitta Thaler, Luigi Mariani, Maria Claudia Bertagnolli und Francesco Manara

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Der neue Präsident der LILT

Dr. Ivo Gentilini: Im Zentrum stehen der Mensch als Ganzes und seine Familie
Der scheidende und der neue Präsident der Lega Italiana per la Lotta contro il Tumore, Dr. Giulio Donazzan (li) und Dr. Ivo Gentilini (re) – Foto: LILT


Nach vielen Jahren Arbeit in der Abteilung für Hämatologie, in der Tagesklinik und schließlich im Blutspendezentrum kannte Dr. Ivo Gentilini natürlich die Lega Italiana per la Lotta contro il Tumore, LILT. Der Anruf letzten Sommer kam für ihn dennoch überraschend: „Möchten Sie Nachfolger von Dr. Giulio Donazzan als Präsident unserer Vereinigung werden?“
Für den seit sechs Jahren pensionierten Onko-Hämatologen stehen in seiner neuen Funktion – wie schon während seiner beruflichen Laufbahn – die Betreuung des Patienten im Mittelpunkt, der Mensch als Ganzes und auch seine Familie. Vor der Diagnose, während und nach der Therapie. „Was kann ich persönlich zur bereits wertvollen Arbeit der LILT beitragen?“, fragte sich Dr. Gentilini und fand einige Punkte, mit denen er das bereits sehr umfassende Dienstleistungsangebot der LILT für ihre Mitglieder ergänzen könnte. Zum Beispiel die Kontakte und auch die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im sozialen Bereich verbessern – auch wenn diese vielleicht auf eine andere Weise, mit einer anderen Art der Sozialisation oder anderen Schwerpunkten arbeiten. Die Trennung zwischen italienisch- und deutschsprachigen Betroffenen, überwinden. Eine engere Zusammenarbeit mit der Südtiroler Krebshilfe, mit mamazone und anderen Organisationen, die sich für Krebspatienten einsetzen. Ein weiteres Ziel ist die Intensivierung der Informationsarbeit. Nicht nur in Bezug auf Prävention, sondern auch über ein so wichtiges Instrument wie die Patientenverfügung. Ein weiteres Anliegen ist ihm, PatientInnen zu helfen, ihre Diagnose, die Therapie sowie die vielen medizinischen Abkürzungen und Zahlen besser zu verstehen – Dinge, die für medizinische Laien oft schwer zu entschlüsseln sind. In diesem Sinne hat er bereits eine Informationsstelle eingerichtet und einen pensionierten Chirurgenkollegen eingebunden. Zudem ist es ihm ein besonderes Anliegen, die Aufklärung über die Wichtigkeit der HPV-Impfung für Mädchen und Jungen an den Südtiroler Schulen zu intensivieren.
Die LILT Bozen wurde 1986 vom damaligen Primar der Abteilung für Hämatologie am Bozner Krankenhaus, Dr. Enrico Coser, gegründet. Heute zählt sie rund 600 Mitglieder. Einer der wichtigsten Dienste – neben Aufklärungs- und Präventionsarbeit – ist die Bereitstellung von vier kleinen Wohnungen in der Nähe des Bozner Krankenhauses für PatientInnen in Behandlung und ihre nicht in der Nähe wohnenden Angehörigen während der Therapie. Der Sitz der LILT befindet sich in am W. A. Loew Cadonna Platz 10. Die LILT Bozen ist Teil der nationalen Italienischen Liga zur Krebsbekämpfung mit Sitz in Rom.