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Gemeinsam einzigartig

Die Landesversammlung der SKH – Im Mittelpunkt steht der Mensch – Trauer um Mariangela Berlanda Poles


Durch die Diagnose vereint, aber trotzdem einzigartig: Bei der Vollversammlung der Südtiroler Krebshilfe am 5. April stand der Mensch als Ganzes im Mittelpunkt und ein Mensch im Besonderen: Zwei Tage vor der Versammlung verstarb völlig unerwartet, nur drei Wochen vor ihrem 90. Geburtstag die langjährige Landesvorsitzende und Gründungsmitglied der Krebshilfe, Mariangela Berlanda Poles.
Die Südtiroler Krebshilfe berät, begleitet und unterstützt seit über vierzig Jahren mit einer Vielfalt an Dienstleistungen und Angeboten die an Krebs erkrankten Menschen in Südtirol und deren Angehörige. Mit über 10.000 Mitgliedern und sieben Bezirksstellen ist die Südtiroler Krebshilfe dabei eine der größten Vereinigungen in Südtirol.
Die Vorsitzende Maria Claudia Bertagnolli würdigte in ihrer Eröffnungsrede das Verdienst von Mariangela Berlanda Poles. „Ihr Name stand für Aufbaugeist und Effizienz, vor allem aber auch für gelebte Solidarität und Engagement für die Betroffenen. "
„Für die diesjährige Vollversammlung haben wir das Motto des internationalen Weltkrebstages „Gemeinsam einzigartig“ aufgegriffen. Denn KrebspatientInnen sind zwar durch ihre Diagnose miteinander verbunden, aber hinter jeder Diagnose steht ein Mensch mit seinen einzigartigen Erfahrungen, Bedürfnissen und Gefühlen. Wir sind mehr als eine Krankheit oder eine Statistik“, unterstrich Maria Claudia Bertagnolli. Die Wichtigkeit der Südtiroler Krebshilfe unterstrichen auch Landesrat Hubert Messner, Sanitätsdirektor Josef Widmann und die Gemeinderätin Chiara Rabbini in ihren Grußworten.
„Die Südtiroler Krebshilfe leistet Großartiges und ist eine wichtige Unterstützung des öffentlichen Gesundheitssystems“, so Landesrat Dr. Hubert Messner. „Sie ist für die Betroffenen und ihre Familien Anlaufstelle, gibt ökonomische, und psycho-soziale Hilfe, sie ein unentbehrlicher Partner in der Krebsvorsorge!“ Er betonte, dass auch seine Vorgabe immer sei, den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen.
Auch der Direktor des Sanitätsbetriebs, Dr. Josef Widmann, bezeichnete die SKH als wichtigen Partner. „Das Schicksal von Krebskranken ist heute nicht mehr das gleiche wie noch vor 20 Jahren. Krebs wird immer mehr von einer tödlichen zur chronischen Erkrankung.“ Der Südtiroler Sanitätsbetrieb garantiere den PatientInnen modernste Therapieverfahren. „Aber die Entwicklung ist unwahrscheinlich rasant. Darauf heißt es sich einstellen. „Wir stehen vor großen Herausforderungen. Der Mangel an Nachwuchskräften im medizinischen und im Pflegebereich, die Kostenexplosion .... Vorbeugung und Vorsorge, Frühdiagnostik werden von immer größerer Bedeutung und hier leistet auch die SKH gute und wertvolle Arbeit.“.
Die Bozner Gemeinderätin Chiara Rabbini überbrachte die Grüße des Bürgermeisters Renzo Caramaschi und sprach der SKH ihren tiefen Dank aus. „Die Tätigkeit der Krebshilfe und ihrer Freiwilligen kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden; ihr steht den Menschen mit Seele zur Seite!“
Die Versammlung wurde vom Männerchor Gries musikalisch begleitet, der zu den Klängen von „Marina, Marina, Marina“ und von „Che sarà“ den ganzen Saal zum Singen brachte. Den Rückblick auf die Tätigkeit von 2024 trug Margot Schwienbacher vor, die Landesvorsitzende Maria Claudia Bertagnolli führte durch die Versammlung. Die Rechnungsprüfer, Dr. Giuseppe Paulato und Dr. Karl Florian bestätigten der Vereinigung wie jedes Jahr eine vorbildliche Buchführung. Die Simultanübersetzung vom Deutschen ins Italienische hat wie jedes Jahr David Casagranda übernommen, dem die Präsidentin dafür ihren besonderen Dank aussprach wie allen anderen, die zum Gelingen der Landesversammlung beigetragen haben.
Vielfältiges Angebot
Ob Vorträge, Mal- und Schreibwerkstätten, Ausflüge, Nachsorgeturnen oder Selbsthilfegruppe: Die Südtiroler Krebshilfe bietet ihren Mitgliedern ein umfangreiches Angebot an Dienstleistungen, Kursen, Ergotherapien und Freizeitmöglichkeiten in den Bezirksstellen in allen Landesteilen an. Unverzichtbar sind auch die sanitären Dienstleistungen wie die Lymphdrainage, die in den eigenen Ambulatorien durchgeführt werden: Rund 141 Stunden in der Woche waren es im Vorjahr. Mit zahlreichen Initiativen tragen die Verantwortlichen am Hauptsitz in Bozen sowie in den Bezirksstellen und viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zur Eigenfinanzierung der Tätigkeiten bei: Bei Benefizkonzerten, Weihnachtsmärkten, oder Aktionen wie „Eine Rose für das Leben“ werden Spenden gesammelt, die direkt für die Betroffenen eingesetzt werden.
Neue Projekte
Neben bewährten Projekten startete die Südtiroler Krebshilfe im vorigen Jahr einige neue Initiativen. Bei der Aktion „Von Kopf bis Fuß“ erhalten Frauen mit gynäkologischen Krebserkrankungen wärmende Socken, da sie therapiebedingt unter kalten Füßen leiden. Die Wollsocken werden von freiwilligen Helferinnen gestrickt. Mit dem Projekt „Humanisierung der Pflege“ wurde die Abteilung Onkologie im Krankenhaus Bozen einladender gestaltet, um eine entspanntere Atmosphäre für die Patientinnen und Patienten zu schaffen. Zum Wohlbefinden trägt auch die Onko-Ästhetik bei, bei der an Krebs erkrankte Menschen spezifische kosmetische Behandlung nach der Methode APEO zur Linderung von Therapie-Nebenwirkungen wie z.B. Haarausfall oder schmerzende Hand- und Fußnägel erhalten.
Information und Sensibilisierung
Ein wichtiges Anliegen ist der Südtiroler Krebshilfe die Information und Sensibilisierung zu diversen Aspekten rund um eine Krebserkrankung und zu den Früherkennungs- und Vorsorgemöglichkeiten in Südtirol. So trägt die Krebshilfe mit der jährlichen Prressekonferenz zum Weltkrebstag, regelmäßigen Radiokampagnen, Informationsbroschüren und -veranstaltungen dazu bei, das Thema Krebs aus seiner Tabuzone zu holen.
Krebsforschung unterstützen
Um die Therapiemöglichkeiten kontinuierlich zu verbessern, unterstützt die Südtiroler Krebshilfe auch die Krebsforschung. Im vorigen Jahr erhielten zwei Südtiroler Forschungsprojekte einen finanziellen Beitrag: Die von Primarin Dr.in Sonia Prader geleitete Studie zur Kryotherapie am Krankenhaus Brixen und Meran untersucht, inwiefern der Einsatz von Kältereizen negative Folgen der Chemotherapie lindern kann. Diese Studie erhielt den Erlös der Primelaktion der SVP-Frauen zugunsten der Krebsforschung: Im Jahr 2024 erzielten die SVP-Frauen mit dem Verkauf von Primeln dabei den Rekorderlös von knapp 63.000 Euro. Finanziell unterstützt wird auch die von Dr. Gilbert Spizzo geleitete und vom Südtiroler Sanitätsbetrieb initiierte Pilotstudie am Krankenhaus Brixen, die einen Zusammenhang zwischen Insulinresistenz und Darmkrebs (CRC) erforscht.
Finanzielle Hilfen
Eine Krebserkrankung kann zu einer finanziellen Notlage führen, die zusätzlich belastet. Umso wichtiger sind die finanziellen Hilfen, mit denen die Südtirol Krebshilfe bei Bedarf Betroffenen und deren Familien unterstützt. Diese Notstandshilfen werden über die Plattform „Südtirol hilft“ vergeben. Im vorigen Jahr konnten Beiträge in Höhe von 100.000 Euro an Menschen in Notlagen weitergereicht werden.
Die Südtiroler Krebshilfe auf einem Blick
gegründet im Jahr 1981
7 Bezirksstellen
10.115 Mitglieder
22 Mitarbeitende
über 500 Ehrenamtliche
2.482 Mitglieder nahmen eine/mehrere Dienstleistungen in Anspruch
7.345 Stunden an sanitäre Leistungen wie Lymphdrainage, das entspricht 141 Stunden pro Woche
über 1.500 Stunden an Kursen und Ergotherapien
Trasuer um Gründungsmitglied Mariangela Berlanda Poles

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Ein Leben für die Krebshilfe Mariangela Berlanda

Die Gründerin, langjährige Vorsitzende und Ehrenpräsidentin des Bezirks Überetsch – Unterland, Gründungsmitglied und ehemalige Landespräsidentin der Südtiroler Krebshilfe, Mariangela Berlanda Poles, ist am 3. April plötzlich und unerwartet verstorben. Am 27. April wäre sie 90 Jahre alt geworden.
Mariangela Berlanda, selbst an Krebs erkrankt, kam 1979 mit Irma Mayr in Kontakt. Sie veranstalteten gemeinsam einen Informationsabend im Unterland, wodurch Mariangela Berlanda einer kinderreichen Familie in einer Notsituation helfen wollte. Dank dieser ersten, gelungenen Benefizveranstaltung, der ersten in dieser Art, die im Unterland auf Wirken von Mariangela Berlanda hin organisiert wurde, konnte Geld für den Start der Südtiroler Krebshilfe auf Landesebene gesammelt werden.
Im Jahr 1988 folgte Berlanda der Gründungspräsidentin Irma Mayr und übernahm die Vereinsführung. In diesen Jahren wurde die soziale Tätigkeit für die Bedürftigen landesweit ausgebaut. Es wurden Selbsthilfegruppen gegründet, Ambulatorien eröffnet, Sprechstunden abgehalten, Beratung angeboten, gemeinsame Initiativen für die Freizeitgestaltung geplant. Die Lymphdrainage wurden zu einem fixen Angebot für operierte PatientInnen. Im Jahr 2022, nach über 40 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit ist Mariangela Berlanda aus Altersgründen nicht mehr zu den Vorstandswahlen angetreten.
Sie war über viele Jahre der treibende Motor im Überetsch - Unterland. Sie führte den Bezirk mit beispielhafter sozialer und menschlicher Kompetenz, enormer Begeisterung und vorbildlicher Überzeugung. In ihrer Tätigkeit für die Krebshilfe stand immer der Mensch im Mittelpunkt. Sie redete mit den Betroffenen, gab Hoffnung und spendete Trost.
Die Mutter von fünf Kindern versuchte stets die Anliegen und Bedürfnisse ihrer Mitmenschen ernst zu nehmen, auf sie einzugehen und Ihnen eine wertvolle Stütze zu sein, soweit dies im Rahmen der ehrenamtlichen Tätigkeit möglich war. Genauso gewissenhaft setzte sie die Spenden und Beiträge für die Betroffenen und deren Angehörigen ein.
In freundschaftlicher Erinnerung sei ihr für all ihren Einsatz und ihre selbstlose Hingabe gedankt.