Aktuell

Unsere Männer…

Auswertung der Ergebnisse einer Umfrage unter den männlichen Mitgliedern

Die Graphik gibt einen Überblick über die Ergebnisse. Die Tatsache, dass der Mittelwert auf jeden Fall bei 2,5 (von 4) liegt, zeigt, dass prinzipiell alle ang sprochenen Belange positiv bewertet wurden, wenn auch in unterschiedlichem Maße!Die Graphik gibt einen Überblick über die Ergebnisse. Die Tatsache, dass der Mittelwert auf jeden Fall bei 2,5 (von 4) liegt, zeigt, dass prinzipiell alle ang sprochenen Belange positiv bewertet wurden, wenn auch in unterschiedlichem Maße!

Im vergangenen Herbst erhielten alle männlichen Mitglieder der Krebshilfe, betroffene und fördernde, einen Fragebogen ins Haus. Was sie sich von der Krebshilfe erwarten? Welches Angebot sie besonders schätzen und was sie gerne zusätzlich hätten. Etwa zehn Prozent der Mitglieder sind Männer und von diesen haben etwa zehn Prozent geantwortet.

Carmen RaffaCarmen Raffa

Ernüchtert ist Carmen Raffa, die von der Krebshilfe mit dieser Umfrage beauftragte Psychologin aber nicht. „Ich bin zufrieden. Bei dieser Art von freiwilligen Umfragen rechnet man mit zehn bis zwanzig Prozent. Die Antworten sind zwar statistisch gesehen nicht räpresentativ, aber dennoch ausreichend, um aussagekräftige Schlussfolgerungen zu ziehen.“ Abgesehen davon, dass die Beteiligung in etwa den Prozentsatz der Männer an den allgemeinen Aktivitäten der Krebshilfe und auch das Verhältnis der Männer, die als Freiwillige oder auch in den Vorständen aktiv sind, wiederspiegelt. Die Inhalte der Umfrage sind in der vorletzten Chance (3/2015) ausführlich dargestellt worden.
Ein signifikanter Aspekt der Umfrage ist für Raffa allein schon die Tatsache, dass die SKH in eine solche Initiative investiert hat. „Das zeigt den Wert, den die Vereinigung auf bestimmte Dinge legt.“
Die Antworten zeigen, dass für die männlichen Mitglieder vor allem die finanziellen Hilfestellungen der Krebshilfe einen hohen Stellenwert haben. Das liegt daran, dass auch heute noch in Südtirol viele Männer der Altersgruppe über 50 der Allein- bzw. Haupternährer der Familie sind. Die Erkrankung kann die Familie in größte finanzielle Not (zusätzlich zu allen anderen Problemen) stürzen und die unbürokratische und direkte Hilfe der Krebshilfe ist mehr als nur ein Rettungsanker.
Die meisten Männer erklärten, an den Informationsveranstaltungen der Südtiroler Krebshilfe interessiert zu sein. Alles, was die Krankheit betrifft, Vorträge, Broschüren, Statistiken und sonstige Informationsveranstaltungen sind für die Männer von Interesse.
Dies zeigt einen Unterschied zwischen Mann und Frau auf, erklärt die Psychologin Carmen Raffa. „Männer scheinen vor allem an praktischen und konkreten Dingen interessiert zu sein, auch was das Angebot der SKH betrifft!“
Im Bereich Freizeitgestaltung, Ausflüge, und Kurse zeigt sich ein Unterschied zwischen den betroffenen und den fördernden Mitgliedern. Während die Betroffenen ein sehr geringes Interesse an derartigen Initiativen zeigten, halten die fördernden Mitglieder den Aspekt der Gemeinschaft und der gemeinschaftlichen Unternehmungen für sehr wichtig. Und: Je jünger die Männer, desto weniger Interesse haben sie an gemeinschaftlichen Unternehmungen.
Das Angebot von neuen, auf Männern ausgerichteten Initiativen erhielt eine klare Absage. Birdwatching, gemeinsames Tischlern, der Besuch von sportlichen Veranstaltungen, Angeln usw. wurde von den Männern als nicht interessant erachtet. Es sind auch nur wenige Vorschläge für weitere neue Initiativen eingegangen.
Mit einer Ausnahme: Die Mehrheit der teilnehmenden Männer gab an, Initiativen auch psychologischer Natur, vor allem zur Förderung der Kommunikation in der Familie und in der Partnerschaft zu begrüßen. Laut Raffa ein Hinweis auf das Problem vieler (nicht nur kranker) Männer sich zu öffnen und mitzuteilen. Carmen Raffa: „Es ist ein positives Zeichen, dass die Männer diese Schwierigkeit anerkennen, ein Unbehagen empfinden und etwas dagegen tun möchten.“
Was die Freizeit-Aktivitäten anbelange, insbesondere Kurse zur Förderung der Kreativität, sei bei allgemeinem Desinteresse auch ein Stadt-Land-Gefälle auszumachen. Auf dem Land lebende Männer bekunden weniger Interesse als in der Stadt lebende. Carmen Raffa: „In Südtirol ist das Vereinsleben sehr ausgeprägt und viele Männer, gerade auf dem Land, sind bereits in diversen Vereinigungen organisiert. Da bleibt keine Zeit für anderes."
Für die Krebshilfe ist dieses Umfrageergebnis in jedem Fall eine Hilfe für die zukünftige Weichenstellung. In Informationsveranstaltungen kann noch mehr investiert werden. Die Bedürfnisse der männlichen Mitglieder bezüglich Freitzeitaktivitäten scheinen mit dem derzeitigen Programm scheinbar völlig zufriedengestellt. Was die medizinisch-technische Information anbelangt, ist die SKH ohnehin bemüht, diese weiterhin auszubauen, besonders auch in Bezug auf die Krebsvorsorge.

Aktuell

Stark wie ein Baum

Selbsthilfegruppe von Männern nach Prostataerkrankung - Krankenhaus Bruneck

Anfang Mai haben sie sich das erste Mal getroffen, die Teilnehmer der Selbsthilfegruppe „der baum“. Dass es nur Männer waren, ist kein Zeichen von Diskriminierung. Die Männer haben alle eines gemeinsam, sie sind an Prostatakrebs erkrankt. Angemeldet hatten sich fünf, beim ersten Treffen in Bruneck waren es dann aber zwölf Männer. Hinweis auf ein Unbehagen und auf Bedarf.
Am Anfang stand auch tatsächlich ein persönliches Unbehagen. Dr. Hartmann Aichner, von Oktober 1991 bis Oktober 2012 Primar der Gynäkologie am Krankenhaus Innichen, hat während seiner ärztlichen Laufbahn viele Mammakarzinome operiert. Vor dreieinhalb Jahren hat es ihn selbst getroffen: Diagnose Prostatakrebs.
„Zunächst war ich wie alle Krebspatienten geschockt, gelähmt von der Diagnose und irgendwie verloren im Strudel der Ereignisse,“ erinnert er sich. „Dann habe ich begonnen, mich umzuschauen, ob etwas angeboten wird. Von meiner Arbeit an der Gynäkologie wusste ich, dass Selbsthilfegruppen sehr gut funktionieren!“. Eine ernüchternde Suche: Die nächste Selbsthilfegruppe für Männer gab es in Innsbruck, dann Bayern. Hartmann Aichner beschloss, selbst aktiv zu werden und kontaktierte Dr. Anton Huber, Leiter des psychologischen Dienstes am Krankenhaus Bruneck.
Anton Huber begriff sofort die Chance. In den Selbsthilfegruppen, die er als Psychologe des Sanitätsbetriebs betreut, „Mein zweites Leben“ und die Schreib-Therapie-Gruppe „Verrückte Zellen“ sind Männer Randerscheinungen. „Frauen gehen grundsätzlich offener mit ihrer Erkrankung um, haben einen anderen Zugang. Ich habe auch schon vergeblich versucht, reine Männergruppen zu gründen. Ohne Erfolg.“ In einer gemischten Gruppe tun sich Männer mit Prostata-Karzinom verständlicherweise ausgesprochen schwer, über ihre intimsten Probleme zu sprechen. „Männer tun Probleme gewöhnlich ab mit einem „Mir geht´s ja eigentlich gut“ und damit ist die Sache erledigt“, sagt auch Dr. Aichner. In Wirklichkeit sitzen die Probleme und das Leid aber tief!
Dass die Sache eben nicht so einfach ist, beweist die Tatsache, dass fünf Männer sich auf die Broschüre, mit der die Gründung der Selbsthilfegruppe bekannt gemacht wurde, gemeldet haben. Zum ersten Treffen im Gymnastikraum des Brunecker Krankenhauses am 5. Mai waren es dann sogar zwölf. Eine Zahl, die die Erwartungen von Aichner und Huber weit übertroffen hat. Bis zur Sommerpause wurden drei Treffen angesetzt, Ende September geht es weiter. Die Zielgruppe sind Männer, deren Diagnose mindestens drei Monate zurückliegt.

Dr. Hartmann Aichner & Dr. Anton HuberDr. Hartmann Aichner & Dr. Anton Huber

Während des ersten Treffens wurden die Regeln der Gruppe aufgestellt.“ Wir haben uns dabei am Konzept der themenzentrierten Interaktion von Ruth Cohn orientiert“, erklärt Psychologe Anton Huber. Das heißt: Die erste Bedingung ist Respekt vor dem anderen, Reden in der Ich-Form, Schweigepflicht nach außen. Es geht darum den Selbstwert zu stärken, Lebensfreude und Selbstvertrauen zurückzugewinnen, die Sinnhaftigkeit des Lebens wiederfinden, aber auch um Informationen, um psycho-soziale Aspekte, um das Gruppenerleben, die Verbesserung der Kommunikation in der Familie, mit dem Partner, mit anderen. Es geht aber auch um Gesundheitsverhalten, um medizinische Maßnahmen, Ernährung, um Tiefenentspannung, um eine Stärkung des Bewusstseins sowie Stressmanagement.
„In der Gruppe“, so Dr. Aichner, der einerseits als Arzt, andererseits als Selbst-Betroffener die Treffen mitleitet aber auch intensiv mitlebt, „sind wir ganz offen."„Es wird ohne Hemmungen Tacheles gesprochen“, bestätigt auch Anton Huber. „Auch Probleme wie Inkontinenz, Erektionsstörungen, Hemmungen in der Partnerschaft und andere mit dieser Erkrankung verbundenen Probleme werden ganz offen auf den Tisch gelegt. Es hilft, zu sehen, dass man(n) nicht alleine ist!“
Was beiden Gruppenleitern, dem Psychologen Anton Huber und dem Arzt und Selbstbetroffenen Dr. Hartman Aichner wichtig ist: „Wir werden das Programm unterwegs entscheiden, sehen, was es braucht." Männerthemen einmal anders, die Suche nach eigenen Ressourcen, Anregungen von Seiten der Teilnehmer. Vorträge, Tiefenentspannungsübungen. Dr. Hartmann Aichner: „Männer können im Allgemeinen gar nicht, schlecht oder blöd über diese Sphäre reden. Viele müssen erst lernen, sich zu öffnen.“
„der baum – Aktiv nach Prostataerkrankung“ ist eine halb-offene Gruppe, die bis maximal 15 Männer aufnehmen kann. Halb-offen deshalb, weil die Interessenten gebeten sind, mindestens dreimal zu kommen, bevor sie entscheiden, ob sie bleiben oder nicht. „Sonst kommt zu viel Unruhe hinein“. Wer verhindert ist, wird gebeten, sich rechtzeitig abzumelden. Im Augenblick sind die Mitglieder über 50 und kommen aus dem gesamten Pustertal bis Brixen. Die Treffen sind alle zwei - drei Wochen. Das letzte Treffen vor der Sommerpause war im Juni, im Herbst geht es wieder los.