Der Kommentar

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Dr. Nicole Dominique Steiner, Chefredakteurin
Dr. Nicole Dominique Steiner, Chefredakteurin


Informieren ist eine der Hauptaufgaben der Südtiroler Krebshilfe. Zahlreiche Broschüren und Informationsveranstaltungen zeigen, wie ernst es die Krebshilfe mit dieser Aufgabe nimmt. Informieren über Vorsorgeuntersuchungen. Informieren über die verschiedenen Krebsarten und wie man diese heilen kann, Infomieren über Dienstleistungen der öffentlichen Hand zugunsten der betroffenen. Vorträge mit Experten und Diskussionsrunden, Tagungen und Pressekonferenzen sowie Internet und Facebook. Es gibt viele Wege zu informieren und die Krebshilfe nutzt sie alle.

Auch die Chance sieht es als ihre Hauptaufgabe an zu informieren. Nicht nur über Krebs und wie man ihn heilen kann, sondern auch wie man damit fertig werden kann, was die Krebshilfe alles tut und was in den einzelnen Bezirken und Sektionen vor sich geht.

Die jährliche Pressekonferenz am Weltkrebstag ist ein wichtiger Anlass mit den Anliegen der Krebshilfe an die Öffentlichkeit zu treten. In diesem Jahr stellten die Onkologin Dr. Susanne Baier, der Primar der Abteilung für Pathologie, Guido Mazzoleni und der Dr. Michael Kob von der Abteilung für klinische Ernährung die Vorsorgepyramide vor.

Ein Bündel an Informationen über Krebs, Vorsorge und Ernährung. Klein, anschaulich, praktisch und informativ, das ist die Pyramide, die in den nächsten Monaten landesweit verteilt und hoffentlich auch aufgestellt wird. Ich bin jedes Jahr wieder erstaunt und freudig überrascht, wie positiv die Medien auf diese Veranstaltung reagieren und wie intensiv sie die angesprochenen Themen aufgreifen. Eine wahrgenommene Gelegenheit, Informa-tion landesweit zu verteilen!

Auch die Chance ist in dieser Hinsicht ein wichtiges Medium der Krebshilfe. Sie sieht es zudem als ihre Aufgabe, Hintergrundinformationen zum Thema Krebs und über Behandlungsmethoden zu vermitteln, bzw. Abteilungen des Sanitätsbetriebs, die Menschen, die täglich den Kranken helfen und zur Seite stehen, vorzustellen.

In dieser Chance wird es zugegeben etwas technisch, wenn wir die Krankenhausapotheke vorstellen. In Bozen wurde ein Robot zur Zusammenstellung von Chemotherapien entwickelt, der mittlerweile auf der ganzen Welt verbreitet ist. Auch das ist wichtig zu kommunizieren: Südtirol liegt sicher nicht am Nabel der Welt, aber unser Land ist ganz vorne mit dabei, wenn es um die Bekämpfung der Krankheit Nummer 1 des Menschen geht.

Aber Technik und Forschung allein reichen nicht, es braucht auch noch etwas anderes, um Menschen helfen, wieder gesund zu werden. Zuwendung, selbstlose Pflege und Strukturen, die nicht nur modern eingerichtet sind, sondern auch den menschlichen Aspekt nicht vernachlässigen. Das neue onkologische Day Hospital in Bruneck ist ein Paradebeispiel dafür. Modernste Technik gepaart mit Menschlichkeit und einem wunderschönen Blick auf den Kronplatz vom Sessel aus, wo man die Infusion mit der Chemotherapie erhält.

Ich schreibe für mein Leben gerne Geschichten, Portraits oder stelle Lebenswege vor. Emanuela Imprescia, Präsidentin von ADMO hat uns ihre Geschichtete erzählt. Eine Geschichte, in der alles vorkommt: Krankheit, Verzweiflung, Hoffnung, Glück und Zufall, Mut und Kompetenz. Ihr Sohn Alessandro hat es geschafft, den Krebs zu besiegen, dank der Hilfe eines Spenders. Und sie setzt sich Tag für Tag dafür ein, dass es viele und immer mehr solcher Geschichten mit Happy End zu erzählen gibt.
Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen
Nicole Dominique Steiner

Thema

Jeder kann etwas tun!

Krebs muss nicht sein - Pressekonferenz
zum Weltkrebstag-Info-Pyramide

Vor zehn Jahren wurde er das erste Mal begangen, der Weltkrebstag am 4. Februar. An diesem Tag wird weltweit über das Thema Krebs und über Vorsorge informiert. Die Südtiroler Krebshilfe organisiert jedes Jahr eine Pressekonferenz zu einem spezifischen Thema. Im vergangenen Februar stellte sie die Vorsorge-Pyramide vor.
Drei Experten, Dr. Guido Mazzoleni, Dr. Susanne Baier und Dr. Michael Kob waren eingeladen über folgende Themen zu referieren: Zahlen zu Krebserkrankungen in Südtirol, den Europäischen Krebskodex und die Rolle der Ernährung in der Krebsvorsorge.

Die wie jedes Jahr gut besuchte Pressekonferenz wurde von der Landesvorsitzenden der SKH, Ida Schacher Baur eröffnet. „Die Prävention ist unserer Vereinigung seit jeher ein Anliegen, ein verantwortlicher Lebensstil ist ein wesentlicher Beitrag, das Risiko an Krebs zu erkranken, zu minimieren", so die Präsidentin.

Die Südtiroler Krebshilfe hat sich etwas Originelles einfallen lassen, um die Bevölkerung kurz und prägnant über das Thema Krebs und wie man sich schützen kann, zu informieren. Eine handliche Papierpyramide auf deren drei Seiten die wichtigsten Informationen rund um das Thema Krebs und Vorsorge zusammengefasst sind. „Die Pyramide enthält die wichtigsten Zahlen zu den Krebserkrankungen in Südtirol, die zehn Regeln des Europäischen Krebskodex sowie eine Nahrungsmittelpyramide, die auf einem Blick aufzeigt, worauf man bei der Ernährung achten sollte“, erklärte Ida Schacher. Eine Seite Zahlen, eine Seite konkrete Anleitung zum gesunden Essen und eine Seite für die Regeln des Krebs-Kodex. Die Pyramide wird in allen Büros der Krebshilfe sowie in den Arztpraxen ausliegen.

Dr. Guido Mazzoleni ist Primar der Abteilung Pathologische Anatomie und Histologie am Krankenhaus Bozen und Direktor des Südtiroler Tumorregisters. Er gab einen Überblick darüber wie viele Südtiroler jährlich an Krebs erkranken und welche die häufigsten Tumorerkrankungen in Südtirol sind.

Demnach erhielten in Südtirol im Jahr 2014 insgesamt 3.360 Menschen die Diagnose Krebs, davon 1.917 Männer und 1.443 Frauen. Die häufigsten Krebsarten sind bei Männern der Prostatakrebs (22,7%), gefolgt vom Kolon-Rektum-Karzinom (12.2%) und dem Lungenkrebs (5,2%); Frauen erkranken am häufigsten an Brustkrebs (25,2%), gefolgt vom Kolon-Rektum-Karzinom (11,7%) und ebenfalls an Lungenkrebs (9,9%).

Im Zeitraum 2004 – 2008 waren es 1.576 Männer und 1.248 Frauen. Der Anstieg der Zahlen ist vor allem auf drei Faktoren zurückzuführen: die längere Lebenserwartung, der Anstieg der Bevölkerung und ein nach wie vor verbreiteter, ungesunder Lebensstil. Der Vergleich mit anderen regionalen Krebsregistern (die im italienischen Zentralregister zusammengefasst sind) zeigt, dass in Norditalien mehr Frauen an Brustkrebs erkranken als in Süditalien. Bei Leberkrebs sieht es genau umgekehrt aus.

Die Inzidenzrate (die Wahrscheinlichkeit an einem Tumor zu erkranken) im Zeitraum 2004-2008 lag bei Männern bei 653,3 pro 100.000 Einwohnern und bei den Frauen bei 505,7 pro 100.000 Einwohner. Im gleichen Zeitraum verstarben 651 Männer (270 pro 100.000 Einwohner) und 507 Frauen (205 pro 100.000 Einwohner) an einer Krebserkrankung. Das sind etwas weniger als im restlichen Norditalien. Das Krebsrisiko der Südtiroler Frauen liegt insgesamt etwas unter dem italienischen Durchschnitt.

Nach den Herz-Kreislauferkrankungen sind Krebserkrankungen auch in Südtirol die zweithäufigste Todesursache.

Stichwort Lebensstil: Jeder kann selbst viel dafür tun, um sich vor Krebs zu schützen. Die Onkologin Susanne Baier erläuterte die zehn Regeln des europäischen Krebs-Kodex. „Jeder kann Krebs aktiv vorbeugen und jeder Erwachsene sollte ein Vorbild für Kinder sein, indem er ein gesundheitsbewusstes Verhalten an den Tag legt.“

Durch eine konsequente Umstellung der Lebensgewohnheiten ließe sich die Hälfte aller Krebserkrankungen vermeiden, so die Onkologin am Bozner Krankenhaus. Die von Experten zusammengestellten Regeln des Krebs-Kodex sind ebenso einfach wie einleuchtend. Nicht rauchen – Tabakgenuss ist an erster Stelle der krebsfördernden Verhaltensweisen. Regelmäßige Bewegung schützt nicht nur vor Krebs, sondern auch vor Rückfällen! Und auch vor Übergewicht, ein weiterer Risikofaktor. Eine ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse, wenig und vor allem kein rotes Fleisch, sowie wenig bis gar kein Alkoholkonsum helfen ebenfalls, Krebserkrankungen vorzubeugen.


Die Landesvorsitzende der SKH, Ida Schacher Baur, Dr. Susanne Baier, Dr. Michael Kob, und Dr. Guido MazzoleniDie Landesvorsitzende der SKH, Ida Schacher Baur, Dr. Susanne Baier, Dr. Michael Kob, und Dr. Guido Mazzoleni

Als weitere Regel gilt ein ausreichender Schutz vor der Sonnenstrahlung und vor krebserregenden Stoffen. Um mögliche Krebserkrankungen frühzeitig zu erkennen, sollte der eigene Körper kontinuierlich beobachtet und bei Veränderungen ein Arzt aufgesucht werden. Auch die regelmäßige Wahrnehmung der Vorsorge-Untersuchungen ist Teil des Krebs-Kodex. Mammographie und Selbst-Untersuchung der Brust, die Untersuchung auf Blut im Stuhl, die Impfung von Mädchen und Jungen gegen den Papillomavirus. Zehn Prozent der Krebsarten werden nebenbei durch Viren verursacht! Der Pap-Test für Frauen und die Kontrolle des PSA-Spiegels im Blut für Männer, auch wenn dieser kein eindeutiger Hinweis auf einen Krebs ist. Die Selbstuntersuchung des Hodens. Sowohl bei Frauen als bei Männern gilt es auch zunehmend die jungen Generationen von der Wichtigkeit der Vorsorge- und Selbstuntersuchungen zu überzeugen.

30 bis 40 % der Krebserkrankungen gehen auf das Konto falscher Ernährung zurück, erläuterte Dr. Michael Kob von der Abteilung Klinische Ernährung am Krankenhaus Bozen. So ist Adipositas (starkes Übergewicht) ein Risikofaktor für mindestens 13 Krebsarten. Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken, steigt mit hohem Fettkonsum, vermehrter Aufnahme von Substanzen, die beim Grillen und Räuchern entstehen, und mit erhöhter Alkoholzufuhr.

Der Verzehr von Fleisch und die Häufigkeit von Darmkrebs stehen ebenso nachweislich in Zusammenhang. „Eine ausgewogene Ernährung sowie die Kombination bestimmter Nahrungsmittel können zur Stärkung der körpereigenen Abwehr beitragen, die Heilung fördern und das allgemeine Wohlempfinden heben“, so Michael Kob.

Zu bevorzugen sei eine pflanzenbetonte Ernährung, fünf Mal am Tag sollten wir Obst und Gemüse zu uns nehmen - sie sind wichtige Quellen für Vitamine, Mineralsalze, Ballaststoffe und Antioxidantien. Ebenso sollten weniger Fleisch und mehr Hülsenfrüchte wie Vollkorngetreide, Nüsse und Samen auf dem Speiseplan stehen. Verarbeitetes Fleisch wie Wurstwaren sind zu vermeiden; der Verzehr von rotem Fleisch auf maximal 300 Gramm pro Woche einzuschränken und mit weißem Fleisch und Fisch zu ersetzen.

Auch empfehle es sich, den Alkoholkonsum einzuschränken: „Männer sollten sich mit maximal drei und Frauen maximal zwei Alkoholeinheiten am Tag begnügen“, so Dr. Michael Kob. Ein absolutes Muss sei hingegen die tägliche Bewegung, mindestens eine halbe Stunde täglich sollte man mit Spazierengehen, Wandern, Radfahren, Tanzen oder sonstigem Sport verbringen.

Schlussendlich: Die Gesundheit ist immer noch das höchste Gut, das wir besitzen – und jeder sollte eigenverantwortlich darauf achten, für sich und auch als Vorbild für die nachkommenden Generationen! Krebs ist nach wie vor eine Geißel der Menschheit – aber mit ewas Disziplin und gesundheitsbewusstem Verhalten kann man sich davor schützen.