Aktuell

Ein Platz am Fenster mit Blick

Die neue onkologische Tagesklinik am Krankenhaus Bruneck

Zum Greifen nah scheinen sie, der Kronplatz und das Brunecker Schloss. Der große lichtdurchflutete Saal der onkologischen Tagesklinik in Bruneck kann bis zu zehn Patienten aufnehmen.
Seit 2. November erhalten die onkologischen Patienten aller Abteilungen des Krankenhauses hier ihre Chemotherapie.
Wenn man die Abteilung im fünften Stock des Brunecker Krankenhauses betritt, fällt einem sofort die Ruhe auf. Die Ruhe und die freundliche Atmosphäre. Helle Farbtöne, gelb und lindgrün. Die technischen Konsolen neben jedem Platz für die Chemotherapie sind mit einem Lichtbild verkleidet, das einen blühenden Kirschbaum darstellt. Keine Hektik, kein Geschirrklappern, kein frenetisches Hin- und Her-Gerenne, wie man es von Abteilungen mit Betten im Krankenhaus gewohnt ist.

Bis November behandelte jede Abteilung, Gynäkologie, Urologie, Gastroenterologie, HNO usw. ihre Tumorpatienten selbst. Nicht immer gab es dafür geeignete Räumlichkeiten. Im Zuge der Umsetzung eines Staatsgesetzes, das die zentrale Verteilung der Chemotherapie vorsieht, wurde nun das Day Hospital geschaffen.

Im fünften Stock des Brunecker Krankenhauses gibt es vierzehn Plätze, zehn im großen Saal, vier im kleinen, der entweder für bettlägerige Patienten genutzt wird oder für Patienten, die Blutproben machen müssen oder Transfusionen erhalten, die keine Chemotherapie sind, z. B. zur Osteoporose-Vorsorge oder Vitamine.

Die onkologische Tagesklinik untersteht der Abteilung für Innere Medizin und Primar Siegfried Weger, geleitet wird sie von Oberärztin Ulrike Felder, die sich mit Dr. Marlene Nothdurfter und Dr. Evelyn Hainz in der medizinischen Betreuung der Patienten abwechselt. Jeweils zwei Monate versehen die Ärztinnen im Wechsel den Dienst im Day Hospital. Im Sommer wird ein vierter Arzt dazustossen, der derzeit noch in Innsbruck auf der Onkologie arbeitet.

„Zunächst waren die Patienten skeptisch und fürchteten um die Kontinuität der Behandlung, weil sie während der Chemotherapie nicht mehr ihre betreuenden Ärzte sehen“, berichtet Dr. Felder. „Jetzt aber sind wir eine Großfamilie, die Patienten fühlen sich gut aufgehoben bei uns!“ Die Ärztin verfügt über langjährige Erfahrung im Umgang mit onkologischen Patienten und strahlt eine große Ruhe aus, die sie auch im Umgang mit Angehörigen und Pflegepersonal zeigt. „Unsere Abteilung fungiert von 8 bis 16 Uhr für onkologische Patienten auch als Erste Hilfe“, so Dr. Felder. „Wer ein Problem hat, kann ohne Termin in die Abteilung kommen, ohne zuerst über die Erste Hilfe zu gehen.“


Ein perfekt eingespieltes Team, v. l. n. r.: Dr. Ulrike Felder, Katja Mair, Rosi Declara, Margareth Reier, Ulrich Messner, Monika Pellegrini, Dr. Verena Niederwanger, Anna Burgmann und Heidi NiederkoflerEin perfekt eingespieltes Team, v. l. n. r.: Dr. Ulrike Felder, Katja Mair, Rosi Declara, Margareth Reier, Ulrich Messner, Monika Pellegrini, Dr. Verena Niederwanger, Anna Burgmann und Heidi Niederkofler


Das Einzugsgebiet des Day Hospitals Bruneck ist Antholz, das Gsieser- und das Gadertal, von Welsberg abwärts bis Vintl.

Pro Tag versorgt die Abteilung im Schnitt acht Patienten, die zur Chemotherapie kommen. Die Patienten machen am Morgen zunächst Blutproben, die direkt auf der Abteilung entnommen und untersucht werden. Apotheker und Arzt überprüfen gemeinsam, ob die Werte des Patienten eine chemotherapeutische Behandlung zulassen, wenn ja, wird im zytostatischen Labor, das sich direkt auf der Abteilung befindet, die jeweilige, vom Tumorboard gemäß der internationalen Standards zusammengestellte Chemotherapie zubereitet.

In der Tagesklinik versehen sieben Krankenschwestern ihren Dienst. Nicht alle von ihnen waren schon vorher mit der Pflege von onkologischen Patienten befasst. Zwei Vollzeitkräfte, zwei Part-Time mit 75%, zwei mit 50% plus die Pflegekoordinatorin, Margareth Reier, die auch für die Innere Medizin zuständig ist.

Im Zytostatika-Labor arbeiten vier Techniker und zwei Apotheker, Dr. Verena Niederwanger und Dr. Martin Großgasteiger. Die Infusionsbeutel mit den Chemotherapien werden im Isolator von den Technikern zubereitet, eingeschweißt und ausgeschleust und dann in einem sterilen Tragebehälter in den Chemotherapie-Raum gebracht.

Zwei Techniker können am Isolator nebeneinander arbeiten. Sie sind durch Kleidung, Handschuhe, Brille, Maske usw. vor jedem Kontakt mit den hochgiftigen Substanzen der Chemotherapie geschützt. Die Zubereitung im sterilen Isolator hat den Vorteil, dass die Medikamentenfläschchen aufgebracht werden können und nicht nach einmaliger Entnahme entsorgt werden müssen. Bei einem Preis von bis zu 2.000 €uro pro Medizin ist mit der Arbeit am Isolator eine große Kostenersparnis verbunden.

Die Beutel werden von den Schwestern in Empfang genommen, die ebenfalls Schutzkleidung anlegen, wenn sie die Patienten an die Chemotherapie-Infusion anhängen. Mehrere Stunden verbringen die Patienten im Chemotherapie-Raum. Einige schauen aus dem Fenster, andere reden leise miteinander, wieder andere lesen.

Die Schwestern gehen mit großer Kompetenz und Ruhe ihrer Arbeit nach und sorgen dafür, dass die Patienten sich wohl fühlen. Ein buntgemischtes Team aus Onkologie, Gynäkologie, Innerer Medizin und Orthopädie.

Anna arbeitet seit drei Wochen in der Tagesklinik und ist immer noch erstaunt darüber, welche Stärke und positive Einstellung die Patienten ausstrahlen. Ihre Kollegin Katja betont, dass nie gedrückte Stimmung herrsche. „Die Patienten sind gut gelaunt, lachen miteinander. Ich habe den Eindruck, dass sie sich hier wohlfühlen.“ Pflegedienstleiterin Margareth Reier, die das Team der Tagesklinik und die Arbeit des Pflegeteams der Abteilung Medizin B koordiniert, betont, wie wichtig auf so einer Abteilung neben der Kompetenz das menschliche Klima für die Patienten sei.

Wie wird man mit der Arbeit in einer onkologischen Tagesklinik fertig? Nimmt man Probleme mit nachhause oder kann man abschalten? Katja ist seit 17 Jahren auf der Abteilung Innere Medizin und betreut seit zehn Jahren onkologische Patienten. „Es gibt solche und solche Tage, wo man abschaltet und andere, wo man eine Last mit nachhause nimmt.“ Rosi: Solange wir untereinander offen sind und auch mitein-ander scherzen können, funktioniert das Team gut und das ist wichtig für die Patienten und für uns!“

Aktuell

Nur positive Rückmeldungen

Primar Dr. Siegfried Weger:
Top Sicherheitsvorkehrungen und Pflegeteam

Primar Dr. Siegfried WegerPrimar Dr. Siegfried Weger

Dr. Siegfried Weger ist Primar der Inneren Medizin am Krankenhaus Bruneck. Das onkologische Day Hospital gehört zu seiner Abteilung. Jeden Tag kommt er vorbei, um nach dem Rechten zu schauen.

Chance: Die Tagesklinik ist nach einem ganz modernen Konzept strukturiert…

Primar Weger: Seit 2. November sind hier alle chemotherapeutischen Behandlungen konzentriert wie es der Gesetzgeber schon vor Jahren vorgeschrieben hat. In dieser Abteilung gibt es ganz kurze Wege und die Sicherheitsvorkehrungen sind top!

Chance: Haben Sie auf die Planung zur Einrichtung der Abteilung Einfluss nehmen können?

Primar Weger: Ja, sowohl ich als auch die verantwortliche Ärztin der Tagesklinik, Dr. Ulrike Felder, waren in den Umbau involviert.

Chance: Was war für sie wichtig?

Primar Weger: Neben den technischen Einrichtungen auf dem neuesten Stand, dem zytostatischen Labor, war uns auch das Ambiente wichtig. Einen Ort zu schaffen, an dem der Patient sich wohl fühlen kann.

Chance: Wie sind die Rückmeldungen von Seiten der Patienten? Nicht alle haben es begrüßt, nicht mehr in der Fachabteilung (Gynäkologie, Urologie etc.) weiter behandelt zu werden?

Primar Weger: Wir haben eigentlich nur positive Rückmeldungen! Die Fensterplätze sind am beliebtesten und man kann sehen, dass sich die Patienten den Umständen entsprechend gut aufgehoben fühlen. Es ist mir auch wichtig festzustellen, dass wir hier ein sehr gutes Schwesternteam haben. Das Pflegepersonal ist sensibel und fein, es harmonisiert sehr gut, ist menschlich und fachlich einfach sehr gut drauf!