Thema

Jeder kann etwas tun!

Krebs muss nicht sein - Pressekonferenz
zum Weltkrebstag-Info-Pyramide

Vor zehn Jahren wurde er das erste Mal begangen, der Weltkrebstag am 4. Februar. An diesem Tag wird weltweit über das Thema Krebs und über Vorsorge informiert. Die Südtiroler Krebshilfe organisiert jedes Jahr eine Pressekonferenz zu einem spezifischen Thema. Im vergangenen Februar stellte sie die Vorsorge-Pyramide vor.
Drei Experten, Dr. Guido Mazzoleni, Dr. Susanne Baier und Dr. Michael Kob waren eingeladen über folgende Themen zu referieren: Zahlen zu Krebserkrankungen in Südtirol, den Europäischen Krebskodex und die Rolle der Ernährung in der Krebsvorsorge.

Die wie jedes Jahr gut besuchte Pressekonferenz wurde von der Landesvorsitzenden der SKH, Ida Schacher Baur eröffnet. „Die Prävention ist unserer Vereinigung seit jeher ein Anliegen, ein verantwortlicher Lebensstil ist ein wesentlicher Beitrag, das Risiko an Krebs zu erkranken, zu minimieren", so die Präsidentin.

Die Südtiroler Krebshilfe hat sich etwas Originelles einfallen lassen, um die Bevölkerung kurz und prägnant über das Thema Krebs und wie man sich schützen kann, zu informieren. Eine handliche Papierpyramide auf deren drei Seiten die wichtigsten Informationen rund um das Thema Krebs und Vorsorge zusammengefasst sind. „Die Pyramide enthält die wichtigsten Zahlen zu den Krebserkrankungen in Südtirol, die zehn Regeln des Europäischen Krebskodex sowie eine Nahrungsmittelpyramide, die auf einem Blick aufzeigt, worauf man bei der Ernährung achten sollte“, erklärte Ida Schacher. Eine Seite Zahlen, eine Seite konkrete Anleitung zum gesunden Essen und eine Seite für die Regeln des Krebs-Kodex. Die Pyramide wird in allen Büros der Krebshilfe sowie in den Arztpraxen ausliegen.

Dr. Guido Mazzoleni ist Primar der Abteilung Pathologische Anatomie und Histologie am Krankenhaus Bozen und Direktor des Südtiroler Tumorregisters. Er gab einen Überblick darüber wie viele Südtiroler jährlich an Krebs erkranken und welche die häufigsten Tumorerkrankungen in Südtirol sind.

Demnach erhielten in Südtirol im Jahr 2014 insgesamt 3.360 Menschen die Diagnose Krebs, davon 1.917 Männer und 1.443 Frauen. Die häufigsten Krebsarten sind bei Männern der Prostatakrebs (22,7%), gefolgt vom Kolon-Rektum-Karzinom (12.2%) und dem Lungenkrebs (5,2%); Frauen erkranken am häufigsten an Brustkrebs (25,2%), gefolgt vom Kolon-Rektum-Karzinom (11,7%) und ebenfalls an Lungenkrebs (9,9%).

Im Zeitraum 2004 – 2008 waren es 1.576 Männer und 1.248 Frauen. Der Anstieg der Zahlen ist vor allem auf drei Faktoren zurückzuführen: die längere Lebenserwartung, der Anstieg der Bevölkerung und ein nach wie vor verbreiteter, ungesunder Lebensstil. Der Vergleich mit anderen regionalen Krebsregistern (die im italienischen Zentralregister zusammengefasst sind) zeigt, dass in Norditalien mehr Frauen an Brustkrebs erkranken als in Süditalien. Bei Leberkrebs sieht es genau umgekehrt aus.

Die Inzidenzrate (die Wahrscheinlichkeit an einem Tumor zu erkranken) im Zeitraum 2004-2008 lag bei Männern bei 653,3 pro 100.000 Einwohnern und bei den Frauen bei 505,7 pro 100.000 Einwohner. Im gleichen Zeitraum verstarben 651 Männer (270 pro 100.000 Einwohner) und 507 Frauen (205 pro 100.000 Einwohner) an einer Krebserkrankung. Das sind etwas weniger als im restlichen Norditalien. Das Krebsrisiko der Südtiroler Frauen liegt insgesamt etwas unter dem italienischen Durchschnitt.

Nach den Herz-Kreislauferkrankungen sind Krebserkrankungen auch in Südtirol die zweithäufigste Todesursache.

Stichwort Lebensstil: Jeder kann selbst viel dafür tun, um sich vor Krebs zu schützen. Die Onkologin Susanne Baier erläuterte die zehn Regeln des europäischen Krebs-Kodex. „Jeder kann Krebs aktiv vorbeugen und jeder Erwachsene sollte ein Vorbild für Kinder sein, indem er ein gesundheitsbewusstes Verhalten an den Tag legt.“

Durch eine konsequente Umstellung der Lebensgewohnheiten ließe sich die Hälfte aller Krebserkrankungen vermeiden, so die Onkologin am Bozner Krankenhaus. Die von Experten zusammengestellten Regeln des Krebs-Kodex sind ebenso einfach wie einleuchtend. Nicht rauchen – Tabakgenuss ist an erster Stelle der krebsfördernden Verhaltensweisen. Regelmäßige Bewegung schützt nicht nur vor Krebs, sondern auch vor Rückfällen! Und auch vor Übergewicht, ein weiterer Risikofaktor. Eine ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse, wenig und vor allem kein rotes Fleisch, sowie wenig bis gar kein Alkoholkonsum helfen ebenfalls, Krebserkrankungen vorzubeugen.


Die Landesvorsitzende der SKH, Ida Schacher Baur, Dr. Susanne Baier, Dr. Michael Kob, und Dr. Guido MazzoleniDie Landesvorsitzende der SKH, Ida Schacher Baur, Dr. Susanne Baier, Dr. Michael Kob, und Dr. Guido Mazzoleni

Als weitere Regel gilt ein ausreichender Schutz vor der Sonnenstrahlung und vor krebserregenden Stoffen. Um mögliche Krebserkrankungen frühzeitig zu erkennen, sollte der eigene Körper kontinuierlich beobachtet und bei Veränderungen ein Arzt aufgesucht werden. Auch die regelmäßige Wahrnehmung der Vorsorge-Untersuchungen ist Teil des Krebs-Kodex. Mammographie und Selbst-Untersuchung der Brust, die Untersuchung auf Blut im Stuhl, die Impfung von Mädchen und Jungen gegen den Papillomavirus. Zehn Prozent der Krebsarten werden nebenbei durch Viren verursacht! Der Pap-Test für Frauen und die Kontrolle des PSA-Spiegels im Blut für Männer, auch wenn dieser kein eindeutiger Hinweis auf einen Krebs ist. Die Selbstuntersuchung des Hodens. Sowohl bei Frauen als bei Männern gilt es auch zunehmend die jungen Generationen von der Wichtigkeit der Vorsorge- und Selbstuntersuchungen zu überzeugen.

30 bis 40 % der Krebserkrankungen gehen auf das Konto falscher Ernährung zurück, erläuterte Dr. Michael Kob von der Abteilung Klinische Ernährung am Krankenhaus Bozen. So ist Adipositas (starkes Übergewicht) ein Risikofaktor für mindestens 13 Krebsarten. Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken, steigt mit hohem Fettkonsum, vermehrter Aufnahme von Substanzen, die beim Grillen und Räuchern entstehen, und mit erhöhter Alkoholzufuhr.

Der Verzehr von Fleisch und die Häufigkeit von Darmkrebs stehen ebenso nachweislich in Zusammenhang. „Eine ausgewogene Ernährung sowie die Kombination bestimmter Nahrungsmittel können zur Stärkung der körpereigenen Abwehr beitragen, die Heilung fördern und das allgemeine Wohlempfinden heben“, so Michael Kob.

Zu bevorzugen sei eine pflanzenbetonte Ernährung, fünf Mal am Tag sollten wir Obst und Gemüse zu uns nehmen - sie sind wichtige Quellen für Vitamine, Mineralsalze, Ballaststoffe und Antioxidantien. Ebenso sollten weniger Fleisch und mehr Hülsenfrüchte wie Vollkorngetreide, Nüsse und Samen auf dem Speiseplan stehen. Verarbeitetes Fleisch wie Wurstwaren sind zu vermeiden; der Verzehr von rotem Fleisch auf maximal 300 Gramm pro Woche einzuschränken und mit weißem Fleisch und Fisch zu ersetzen.

Auch empfehle es sich, den Alkoholkonsum einzuschränken: „Männer sollten sich mit maximal drei und Frauen maximal zwei Alkoholeinheiten am Tag begnügen“, so Dr. Michael Kob. Ein absolutes Muss sei hingegen die tägliche Bewegung, mindestens eine halbe Stunde täglich sollte man mit Spazierengehen, Wandern, Radfahren, Tanzen oder sonstigem Sport verbringen.

Schlussendlich: Die Gesundheit ist immer noch das höchste Gut, das wir besitzen – und jeder sollte eigenverantwortlich darauf achten, für sich und auch als Vorbild für die nachkommenden Generationen! Krebs ist nach wie vor eine Geißel der Menschheit – aber mit ewas Disziplin und gesundheitsbewusstem Verhalten kann man sich davor schützen.


Aktuell

Ein Platz am Fenster mit Blick

Die neue onkologische Tagesklinik am Krankenhaus Bruneck

Zum Greifen nah scheinen sie, der Kronplatz und das Brunecker Schloss. Der große lichtdurchflutete Saal der onkologischen Tagesklinik in Bruneck kann bis zu zehn Patienten aufnehmen.
Seit 2. November erhalten die onkologischen Patienten aller Abteilungen des Krankenhauses hier ihre Chemotherapie.
Wenn man die Abteilung im fünften Stock des Brunecker Krankenhauses betritt, fällt einem sofort die Ruhe auf. Die Ruhe und die freundliche Atmosphäre. Helle Farbtöne, gelb und lindgrün. Die technischen Konsolen neben jedem Platz für die Chemotherapie sind mit einem Lichtbild verkleidet, das einen blühenden Kirschbaum darstellt. Keine Hektik, kein Geschirrklappern, kein frenetisches Hin- und Her-Gerenne, wie man es von Abteilungen mit Betten im Krankenhaus gewohnt ist.

Bis November behandelte jede Abteilung, Gynäkologie, Urologie, Gastroenterologie, HNO usw. ihre Tumorpatienten selbst. Nicht immer gab es dafür geeignete Räumlichkeiten. Im Zuge der Umsetzung eines Staatsgesetzes, das die zentrale Verteilung der Chemotherapie vorsieht, wurde nun das Day Hospital geschaffen.

Im fünften Stock des Brunecker Krankenhauses gibt es vierzehn Plätze, zehn im großen Saal, vier im kleinen, der entweder für bettlägerige Patienten genutzt wird oder für Patienten, die Blutproben machen müssen oder Transfusionen erhalten, die keine Chemotherapie sind, z. B. zur Osteoporose-Vorsorge oder Vitamine.

Die onkologische Tagesklinik untersteht der Abteilung für Innere Medizin und Primar Siegfried Weger, geleitet wird sie von Oberärztin Ulrike Felder, die sich mit Dr. Marlene Nothdurfter und Dr. Evelyn Hainz in der medizinischen Betreuung der Patienten abwechselt. Jeweils zwei Monate versehen die Ärztinnen im Wechsel den Dienst im Day Hospital. Im Sommer wird ein vierter Arzt dazustossen, der derzeit noch in Innsbruck auf der Onkologie arbeitet.

„Zunächst waren die Patienten skeptisch und fürchteten um die Kontinuität der Behandlung, weil sie während der Chemotherapie nicht mehr ihre betreuenden Ärzte sehen“, berichtet Dr. Felder. „Jetzt aber sind wir eine Großfamilie, die Patienten fühlen sich gut aufgehoben bei uns!“ Die Ärztin verfügt über langjährige Erfahrung im Umgang mit onkologischen Patienten und strahlt eine große Ruhe aus, die sie auch im Umgang mit Angehörigen und Pflegepersonal zeigt. „Unsere Abteilung fungiert von 8 bis 16 Uhr für onkologische Patienten auch als Erste Hilfe“, so Dr. Felder. „Wer ein Problem hat, kann ohne Termin in die Abteilung kommen, ohne zuerst über die Erste Hilfe zu gehen.“


Ein perfekt eingespieltes Team, v. l. n. r.: Dr. Ulrike Felder, Katja Mair, Rosi Declara, Margareth Reier, Ulrich Messner, Monika Pellegrini, Dr. Verena Niederwanger, Anna Burgmann und Heidi NiederkoflerEin perfekt eingespieltes Team, v. l. n. r.: Dr. Ulrike Felder, Katja Mair, Rosi Declara, Margareth Reier, Ulrich Messner, Monika Pellegrini, Dr. Verena Niederwanger, Anna Burgmann und Heidi Niederkofler


Das Einzugsgebiet des Day Hospitals Bruneck ist Antholz, das Gsieser- und das Gadertal, von Welsberg abwärts bis Vintl.

Pro Tag versorgt die Abteilung im Schnitt acht Patienten, die zur Chemotherapie kommen. Die Patienten machen am Morgen zunächst Blutproben, die direkt auf der Abteilung entnommen und untersucht werden. Apotheker und Arzt überprüfen gemeinsam, ob die Werte des Patienten eine chemotherapeutische Behandlung zulassen, wenn ja, wird im zytostatischen Labor, das sich direkt auf der Abteilung befindet, die jeweilige, vom Tumorboard gemäß der internationalen Standards zusammengestellte Chemotherapie zubereitet.

In der Tagesklinik versehen sieben Krankenschwestern ihren Dienst. Nicht alle von ihnen waren schon vorher mit der Pflege von onkologischen Patienten befasst. Zwei Vollzeitkräfte, zwei Part-Time mit 75%, zwei mit 50% plus die Pflegekoordinatorin, Margareth Reier, die auch für die Innere Medizin zuständig ist.

Im Zytostatika-Labor arbeiten vier Techniker und zwei Apotheker, Dr. Verena Niederwanger und Dr. Martin Großgasteiger. Die Infusionsbeutel mit den Chemotherapien werden im Isolator von den Technikern zubereitet, eingeschweißt und ausgeschleust und dann in einem sterilen Tragebehälter in den Chemotherapie-Raum gebracht.

Zwei Techniker können am Isolator nebeneinander arbeiten. Sie sind durch Kleidung, Handschuhe, Brille, Maske usw. vor jedem Kontakt mit den hochgiftigen Substanzen der Chemotherapie geschützt. Die Zubereitung im sterilen Isolator hat den Vorteil, dass die Medikamentenfläschchen aufgebracht werden können und nicht nach einmaliger Entnahme entsorgt werden müssen. Bei einem Preis von bis zu 2.000 €uro pro Medizin ist mit der Arbeit am Isolator eine große Kostenersparnis verbunden.

Die Beutel werden von den Schwestern in Empfang genommen, die ebenfalls Schutzkleidung anlegen, wenn sie die Patienten an die Chemotherapie-Infusion anhängen. Mehrere Stunden verbringen die Patienten im Chemotherapie-Raum. Einige schauen aus dem Fenster, andere reden leise miteinander, wieder andere lesen.

Die Schwestern gehen mit großer Kompetenz und Ruhe ihrer Arbeit nach und sorgen dafür, dass die Patienten sich wohl fühlen. Ein buntgemischtes Team aus Onkologie, Gynäkologie, Innerer Medizin und Orthopädie.

Anna arbeitet seit drei Wochen in der Tagesklinik und ist immer noch erstaunt darüber, welche Stärke und positive Einstellung die Patienten ausstrahlen. Ihre Kollegin Katja betont, dass nie gedrückte Stimmung herrsche. „Die Patienten sind gut gelaunt, lachen miteinander. Ich habe den Eindruck, dass sie sich hier wohlfühlen.“ Pflegedienstleiterin Margareth Reier, die das Team der Tagesklinik und die Arbeit des Pflegeteams der Abteilung Medizin B koordiniert, betont, wie wichtig auf so einer Abteilung neben der Kompetenz das menschliche Klima für die Patienten sei.

Wie wird man mit der Arbeit in einer onkologischen Tagesklinik fertig? Nimmt man Probleme mit nachhause oder kann man abschalten? Katja ist seit 17 Jahren auf der Abteilung Innere Medizin und betreut seit zehn Jahren onkologische Patienten. „Es gibt solche und solche Tage, wo man abschaltet und andere, wo man eine Last mit nachhause nimmt.“ Rosi: Solange wir untereinander offen sind und auch mitein-ander scherzen können, funktioniert das Team gut und das ist wichtig für die Patienten und für uns!“