Aktuell

Wenn neues Leben Leben rettet

Auch in Südtirol: Vereinigung der Spenderinnen von Blut aus der Nabelschnur

Jedes Neugeborene ist ein potentieller LebensretterJedes Neugeborene ist ein potentieller Lebensretter

Der Vorgang ist schmerzlos und kann ohne großen Aufwand und Kosten durchgeführt werden: das Gewinnen des Bluts aus der Nabelschnur unmittelbar nach der Abnabelung. Eine kleine Geste, die Leben retten kann.
Die italienische Vereinigung der Spenderinnen von Blut aus der Nabelschnur, Associazione Donatrici Italiane Sangue Cordone Ombelicale, ADISCO wurde 1995 gegründet, in Südtirol gibt es sie seit 2003. Die ehemalige Hebamme Marisa Cantisani hat sie ins Leben gerufen und ist nach wie vor unermüdlich dabei, diese Vereinigung und ihre Ziele bekannt zu machen.

Das Blut aus der Nabelschnur wurde bis vor wenigen Jahren entsorgt, d. h. weggeworfen. Ein Jammer, denn die in diesem Blut enthaltenen Stammzellen haben ähnliche Eigenschaften wie die im Knochenmark enthaltenen Stammzellen. Allerdings teilen sie sich schneller und deshalb braucht man nur ein Zehntel der Menge wie bei Knochenmarksblutzellen. Sie sind zudem besser verträglich für den Empfänger, weil das Immunsystem des Neugeborenen noch nicht ausgereift ist.

Zunächst wurde das aus der Nabelschnur gewonnene Blut ausschließlich bei Kindern eingesetzt, mittlerweile können auch Erwachsene eine Transplantation erhalten. Da die in der Nabelschnur enthaltene Menge an Blut nur selten 190 ml überschreitet, erhalten Erwachsene mitunter Blutzellen von zwei Spendern. In Europa kommen auf hundert Stammzellentransplantationen nur etwa vier Transplantationen aus Nabelschnurblut. In den USA und in Japan hingegen sind es schon 20% bzw. 50%. Das Blut kann gespendet werden bzw. für den „privaten“ Gebrauch bestimmt werden, wenn z. B. ein Geschwisterkind eine Transplantation benötigt.

Das gespendete Blut wird in Nabelschnurbanken bei minus 180 Grad in flüssigem Stickstoff aufbewahrt. Forschungen zeigen, dass sich das Blut zwanzig Jahre unverändert hält, die Wissenschaftler gehen heute aber davon aus, dass es sich unbegrenzt kriokonservieren lässt.

Der Vorteil des Nabelschnurbluts im Gegensatz zu Knochenmarksspenden ist, dass es im Bedarfsfall sofort zur Verfügung steht. Bei einer Knochenmarksspende vergehen ein paar Tage; der Spender muss benachrichtigt werden und verschiedene Untersuchungen durchlaufen, bis es schließlich zur eigentlichen Spende kommt.

Zum Einsatz kommen diese Stammblutzellen bei Empfängern, die an Leukämie erkrankt sind, an Blutbildungsstörungen oder genetischen Erkrankungen leiden. Ein Teil des gespendeten Bluts geht in die Forschung über stammzellenbasierte Therapien für Menschen mit Querschnittlähmung, mit Diabetes 1, mit degenerativen oder Erb-Krankheiten.

In Südtirol können Mütter seit 2003 am Krankenhaus Bozen das Blut aus der Nabelschnur spenden, seit 2010 auch in den Krankenhäusern von Brixen, Bruneck und Meran. Das gespendete Blut wird von hier zur Blutbank in Padua geschickt und wird an Leukämie erkrankten Kindern gespendet.

Mit der Hebamme bzw. der Geburtenabteilung muss eine mögliche Spende im Voraus abgesprochen werden. Mutter und Kind spüren jedenfalls nichts von der Spende, das Blut wird nach erfolgter Abnabelung aus der Nabelschnur gewonnen.

Die 1993 gegründete Milano Cord Blood Bank war die erste ihrer Art in Italien. Am 31. August 2015 gab es in Italien 33.871 Nabelschnurblutspenden, weltweit waren es 658.234. Im Vergleich dazu: 357.253 potentielle Knochenmarkspender waren zu diesem Zeitpunkt in das nationale Register eingeschrieben. In Italien wurden 2014 509.000 Kinder geboren. Wenn jede Mutter ihr Einverständnis zur Spende gegeben hätte...

ADISCO investiert in Infokampagnen z. B. auch in Schulen, um die Bevölkerung für diese Spende zu sensibilisieren. Eine eigene Kampagne richtet sich in der jeweiligen Sprache an junge Frauen chinesischer oder arabischer Herkunft. Da das Blut dieser Ethnien eigene Gewebseigenschaften (HLA-Typisierung) aufweist und mit europäischem Blut nicht oder nur bedingt kompatibel ist, sollen diese Frauen zur Spende animiert werden. Weitere Aufgaben sieht die Vereinigung in der Information werdender Mütter sowie im Spendensammeln, im Organisieren von Kursen für Hebammen und von wissenschaftlichen Tagungen.

Auf der Abteilung für Hämatologie am Krankenhaus Bozen wurden bisher erst zwei solcher Spenden vorgenommen. Dr. Norbert Pescosta: „Das Blut aus der Nabelschnur ist unreifer und passt deshalb besser, außerdem ist es sofort verfügbar. Aber diese Technik kann - zumindest bisher - nur in ganz bestimmten spezialisierten Zentren durchgeführt werden, da bei dieser Art Transplantation eine größere Infektionsgefahr besteht als bei Transplantationen von Stammzellen aus Knochenmark. Es ist im Augenblick sicher noch eine Nischen-Therapie.“ Bei Kindern funktioniere die Nabelschnurblutspende bis zu einem Gewicht von 35 – 40 kg sehr gut, bei Erwachsenen käme es eben auf das Gewicht des Patienten an, bzw. müssten zwei Spenden zugleich verwendet werden.

Aktuell

Gemeinsam gegen Brustkrebs

Europäischer Brustkrebsmonat – Jede 9. Südtirolerin ist betroffen

Brustkrebs ist heilbar, wenn er früh erkannt wird.
Diese positive Botschaft steht für die Südtiroler Krebshilfe im Mittelpunkt des Europäischen Brustkrebsmonats Oktober. Ein qualifiziertes Netz unterstützt dabei betroffene Frauen in Südtirol.
400 Frauen erkranken in Südtirol jährlich an Brustkrebs. Also jede neunte Südtirolerin. Glücklicherweise sind jedoch auch die Heilungschancen wesentlich gestiegen und in Südtirol verfügt man mittlerweile über ein qualifiziertes Betreuungs- und Hilfsnetzwerk für Betroffene, erläutert die Südtiroler Krebshilfe anlässlich des Europäischen Brustkrebsmonats Oktober.

Eine frühzeitige Diagnose sowie eine fundierte Therapie und Begleitung sind dabei wesentliche Faktoren, die eine Heilung positiv beeinflussen. „Als Südtiroler Krebshilfe machen wir uns vor allem für die Präventionsarbeit stark und sorgen für eine Begleitung der Patientin von der Diagnose bis zur Genesung und darüber hinaus“, so Ida Schacher, Präsidentin der Südtiroler Krebshilfe. Ein wichtiger Partner hierbei sind die Brustkrebszentren in Südtirol (BZG). Um diese Zertifizierung zu erhalten, müssen jährlich über 150 neue Brustkrebs-Fälle behandelt werden. Dazu braucht es ein Kernteam mit zwei spezialisierten Brust-Chirurgen und Radiologen. Außerdem sind (Video)Konferenzen vor und nach jeder Operation für jede Patientin notwendig, unter anderem mit der Universitätsklinik Innsbruck, um die Therapiestrategie festzulegen, das sogenannte Tumorboard. Separate Räume für die Diagnose, Behandlung, Nachbetreuung und die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen, inklusive der sogenannten Brustkrebsschwestern, sind weitere Rahmenbedingungen.

Die Experten in den Brustkrebszentren bringen reichlich Wissen und Erfahrung ein, sodass die Patientinnen dort eine optimale medizinische Betreuung erhalten: Zahlreiche Studien belegen dabei einen Überlebensvorteil für Brustkrebs-Patientinnen, die in solchen qualitätsorientierten Zentren behandelt werden. Dabei wird im Brustgesundheitszentrum jeweils auch auf die Zusammenarbeit mit Ärzten aus anderen Disziplinen, Psychologen oder Patientenorganisationen geachtet. Mit begleitenden Angeboten, Vorträgen oder der Unterstützung beim Ankauf von Prothesen-BHs unterstützt die Südtiroler Krebshilfe die Betroffenen, wo immer sie kann. Gemeinsam bemüht man sich also, die Frauen und ihre Angehörigen ganzheitlich zu begleiten und betreuen.

Vermeidbar ist Brustkrebs leider nicht, auch wenn mit einem gesunden Lebensstil das Risiko reduziert werden kann. Bei Früherkennung ist Brustkrebs heilbar! Von besonderer Wichtigkeit sind dabei auch die monatliche Selbstuntersuchung der Brust sowie die Screening-Maßnahmen in den Krankenhäusern, zu denen Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren eingeladen werden. Weitere Infos zum Thema sind auch auf der Webseite der Südtiroler Krebshilfe
www.krebshilfe.it einsehbar.