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Das große Herz der Oberpustertaler Flug-Fans

Plastikstöpsel-Sammlung seit zehn Jahren und Benefizveranstaltungen


Am Anfang war der Stöpsel, oder besser die Stöpsel. Egal ob weiß, blau, schwarz oder rot, größer oder kleiner, ob von Plastikflaschen, Joghurtgläsern, Milchverpackungen, Tuben… sie gehören nicht in den Müll und sie können Gutes bewirken. Seit zehn Jahren sammelt der Frecce-Tricolori-Fanclub von Toblach und mit ihm der Bezirk Oberpustertal der Krebshilfe Plastikverschlüsse aller Art für einen guten Zweck, oder besser zwei: das Krebszentrum in Aviano und den Schutz der Umwelt.
Warum Aviano? Weil dort auch die berühmten Frecce-Tricolori, die Kunstflugstaffel der italienischen Luftwaffe, stationiert sind. In Toblach gibt es einen treuen Fanclub dieser waghalsigen Piloten, Vorsitzender ist Rudi Krautgasser. Und wenn der Verein neben der Begeisterung für die Flugkunststücke der Piloten der Militärflugzeuge auch Gutes tun kann, sind die Mitglieder glücklich.
Mit der Krebshilfe arbeiten die Toblacher Kunstflug-Fans schon seit vielen Jahren zusammen. Nicht nur im Rahmen der Stöpsel-Sammelaktion. Sie veranstalten Sportveranstaltungen, im Winter auch Skirennen für die Piloten, jedes Mal in Form einer Benefizveranstaltung. „Wir unterstützen dabei nicht nur das Krebszentrum in Aviano oder ganz konkret vor Ort die Krebshilfe im Oberpustertal, sondern auch Familien, die in einer Notsituation sind, kranke Menschen oder auch Erdbebengebiete, erklärt Krautgasser.
Am 1. Mai ging in Toblach eine große Veranstaltung über die Bühne, rund um einen LKW mit einer großen Plastikflasche, die mit den gesammelten Stöpseln gefüllt wird. Die Pustertaler sind besonders fleißige Stöpselsammler, berichtet Rudi Krautgasser: so konnten 2015 in nur sechs Monaten mehr als 6000 kg an Stöpseln gesammelt werden.
Die Stöpsel sind aus einem wertvolleren Plastik als Plastikflaschen. Sie werden an eine Spezialfirma geliefert, die daraus Plastikballen fertigt, die wiederum von der Industrie weiterarbeitet werden. Der Erlös geht an das hochspezialisierte Krebszentrum in Aviano.
Mittlerweile haben sich auch andere Bezirke der Südtiroler Krebshilfe der Sammelaktion angeschlossen. Die Stöpsel können in jedem Bezirksbüro oder aber direkt im Oberpustertal abgegeben werden. Rudi Krautgasser freut sich schon heute auf das Jahr 2025: dann nämlich fährt der LKW mit seiner großen Plastikflasche und den vielen Stöpseln bis nach Rom auf den Petersplatz, wo ihnen Papst Franziskus I eine Audienz gewähren wird.
Der Pustertaler Fanclub der Frecce Tricolori zählt fast 800 Mitglieder jeden Alters. Zu den verschiedenen Flugshows der Kunstflieger mit ihrem Wasserdampfschweif in den Farben der italienischen Nationalflagge, die in ganz Italien stattfinden, werden Busse organisiert.
Um zur Kunstflugstaffel zugelassen zu werden, müssen die Piloten mindestens tausend Flugstunden nachweisen. Sie gehören der Staffel maximal fünf bis sechs Jahre an, der Kommandant bis zu zehn Jahre. Jeden Tag trainieren die Berufssoldaten dreimal ihre flugakrobatischen Kunststücke. In den vergangenen 15 Jahren hat der Pustertaler Fanclub insgesamt 150.000 Euro an Spenden sammeln können, unter anderem auch zugunsten der Südtiroler Krebshilfe.
Die Zusammenarbeit mit dem Bezirk Pustertal kam nicht zuletzt zustande, weil früher viele Krebskranke des Pustertals im Krebszentrum von Aviano behandelt worden sind, erinnert sich die Vorsitzende des Oberpustertals und Landesvorsitzende Ida Schacher. „Auch wenn wir selbst nicht mehr davon profitieren, weil wir mittlerweile Exzellenzzentren in Südtirol haben, ist uns diese Aktion doch ein großes Anliegen“, betont Ida Schacher. „Helfen und das auch noch zugunsten der Umwelt!“ Viele Frauen kommen im Bezirksbüro vorbei und liefern mit Stöpseln gefüllte Taschen ab. „Wenn jetzt alle anderen Bezirke auch noch fleißig mitsammeln, ist das uns und dem Frecce-Tricolori-Club eine große Freude.“

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Die Macht tröstender Worte

Es klopft sacht an der Tür. „Darf ich hereinkommen?“, fragt eine freundliche Stimme. Der/die KrankenhausseelsorgerIn. Es sind Menschen mit einer theologischen Ausbildung, nicht unbedingt geweihte Priester. In Südtirol ist die Krankenhausseelsorge zwar christlich-katholisch orientiert, aber die SeelsorgerInnen sind offen für alle, jeder kann von ihnen religiös-spirituellen Beistand bekommen. Die KrankenhaushausseelsorgerInnen sind da, um Menschen zuzuhören, sie zu unterstützen, um schwierige, schmerzerfüllte wie auch glückliche Momente mit den Patienten zu teilen. Die Arbeit der Krebshilfe, gerade auch in den Bezirksbüros, kommt oft sehr nahe an das heran, was Krankenhausseelsorge leistet.



Krankenhausseelsorge ist Teil des Heilungsauftrages

Die Krankenhausseelsorge ist zusammen mit den anderen Diensten am Heilungsauftrag des Krankenhauses beteiligt. Im Mittelpunkt steht der Mensch in seiner momentanen Lebenssituation, mit seiner Lebensgeschichte, mit seiner Erfahrung des Endlich- und Begrenzt Seins, mit seinem Schmerz, seiner Trauer, aber auch mit seiner Lebendigkeit, seinen Hoffnungen, Sehnsüchten und Wünschen.
Christine Leiter ist im Sommer vom Büro der Krebshilfe Toblach ins Krankenhaus Bruneck übergewechselt. Für die Krebshilfe hat sie achteinhalb Jahre lang an zwei Tagen in der Woche das Bezirksbüro betreut, am Telefon geantwortet und auch so manchen Erstkontakt gemanagt, wenn Betroffene an die Tür klopften. Nebenbei hat sie sich ihren Lebenstraum erfüllt und Theologie studiert. Nun wird sie als Krankenhausseelsorgerin arbeiten.
Dass Christine Leiter empathisch ist, hört man schon an der Stimme, wenn sie am Telefon antwortet. Sanft ist sie, zurückhaltend. Im Rampenlicht stehen mag sie gar nicht. Als sie sich auf das Abenteuer eines Theologiestudiums an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen eingelassen hat, hatte sie noch keine Ahnung, ob sie das schaffen würde. Das Pensum war groß und an zwei Tagen in der Woche arbeitete sie. Drei Mal in der Woche nach Brixen zu fahren, war ebenso eine Herausforderung wie Latein, Griechisch und Hebräisch zu lernen. Geschafft hat sie beides: Zeitmanagement und ein komplexes Studium mit 90 Teilprüfungen.
Schon von klein auf haben Themen wie Sterben und Tod sie beschäftigt und fasziniert. „Am liebsten hätte ich vergleichende Religionswissenschaften studiert, als ich 1985 meine Matura ablegte.“ Ihr Leben verlief aber zunächst in anderen Bahnen. Eine Arbeit, Heirat und zwei Söhne. Der Traum blieb. Erst als beide Söhne nach Wien und Innsbruck zum Studium bzw. zu einer Berufsschulausbildung gingen, kramte Christine Leiter ihn wieder hervor und machte sich an seine Verwirklichung.
Das Studium hat sie 2019 erfolgreich abgeschlossen und nun freut sich die 56jährige darauf, einen neuen Weg einschlagen zu können. „Was wir hier am Sitz der Krebshilfe tun, ist auch Seelsorge“, sagt Christine Leiter. „Wir geben viele konkrete Hilfen, aber vor allem sprechen wir viel mit den Betroffenen, gehen auf sie ein, auf ihre Nöte und Sorgen.“ Und die Gespräche, ist sie überzeugt, „sind ebenso wichtig wie alles andere, was die Krebshilfe für die Betroffenen leistet.“
In diesem Sinne waren die Jahre ab Februar 2014 im Sekretariat in Toblach wertvolle Lehrjahre, die sie auf ihre neue Tätigkeit vorbereitet haben. „Ich habe bei der Krebshilfe gelernt, was es heißt, Menschen zu begleiten, da zu sein für sie.“ Die Bezirksvorsitzende Ida Schacher verliert sie ungern, aber sie wünscht ihr mit dem ganzen Vorstand von Herzen alles Gute auf dem neuen Weg.
Christine Leiter