Aktuell

Am Anfang war die Kugel…

Daniela Pircher hat ein Buch über ihre Erfahrungen während der Krebstherapie geschrieben
Cover und Klappentext des Buches von Daniela Pircher
Im Alter von 34 Jahren, im Januar 2014 ist die Musikerin und Künstlerin Daniela Pircher an Brustkrebs erkrankt. In dieser schwierigen Zeit hat sie das Schreiben (und Malen) als „Ventil“ neuentdeckt. Nach dem Abschluss ihrer Therapie hat sie sich selbst ein Buch geschenkt, entstanden aus den vielen kleinen Geschichten, die sie während des Therapiejahres festgehalten hat: „Käferchengeflüster - … weil jeder Tag zählt“. Erschienen im Eigenverlag.
Es war ein Jahr im Zeichen des Buchstaben K. Kugel, Katheter, größere und kleinere Katastrophen, Kolumne, (fehlende) Küsse, komisch extremes Erleben, Komplikationen, Komplimente, Kompromisse. Vor allem aber gab es unzählige Käferchen. Viele, viele Käferchen, ohne die das Überwinden der akuten Therapie-Phase der Erkrankung mit Operation, Strahlen- und Chemotherapie noch um vieles schwieriger gewesen wäre.
Käferchen gibt es viele und überall. Und dank ihnen hat sich die alleinlebende Daniela Pircher einen Gesundheitsdienst (nicht Krankendienst!) fast rund um die Uhr organisieren können. Helfer-Käferchen, Besucher-Käferchen, Koch-Käferchen, Taxi-Käferchen, Friseur-Käferchen, Hundebabysitter-Käferchen, Mützenstrick-Käferchen… Einige Käferchen, vor allem in der ersten Nach-Op- und Chemotherapiephase im Käferchen-Dauerdienst, es gab Abend- und Morgen-Käferchen, Käferchen für ganz besonderen Gelegenheiten oder auch Eintags-Käferchen.
In lockerer Form erzählt Daniela Pircher ihren Alltag, der von schönen Momenten und Überraschungen (wie z. B. den über alles geliebten Räucherlachs im Briefkasten finden), von Lichtblicken, aber auch von den negativen Seiten der Therapie, von Übelkeit und schlechten Blutzuckerwerten. Der Grundtenor ist allerdings ein großes Dankschön, Dank an die Käferchen ebenso wie ans Universum, und die Freude, Schritt für Schritt, dieses schwierige Jahr überstanden zu haben, versüßt durch die vielen großen und Kleinigkeiten, die ihr von allen Seiten widerfahren sind. Am Ende dieses Jahres weiß Daniela Pircher vor allem eines: „Mein Leben wird wunderbar und ich freue mich darauf…. Ich lasse einen Lebensabschnitt hinter mir und beginne einen neuen, eine neue, weiße Seite…“
Was sie außer der Entdeckung der Käferchen-Welt aus der Erfahrung der Erkrankung mitnimmt, fasst ein afrikanisches Sprichwort zusammen: „Im Leben geht es nicht darum, zu warten bis ein Gewitter vorüber ist, sondern darum, zu lernen im Regen zu tanzen.“
Danken wollte die Autorin auch der Südtiroler Krebshilfe und so hat sie im Januar ihren vierzigsten Geburtstag zum Anlass genommen, um sechzig Exemplare kostenlos zur Verteilung an die Betroffenen zur Verfügung zu stellen.
Daniela Pircher führt einen Internet-Blog:
www.gedankensmoothie.com

Aktuell

Erzwungene Ruhepause

Die Selbsthilfegruppe für Männer „Der Baum“ – Seit Februar 2020 nur drei Treffen
Seit September haben sie sich nur dreimal getroffen, die Männer der Selbsthilfegruppe „Der Baum“. Eine Online-Version schließen die Gruppenleiter, Dr. Hartmann Aichner und Psychologe Anton Huber, aus. Zu unterschiedliche Menschen. Unterschiedliche Zugänge. Und: Gruppenatmosphäre stellt sich über Video nicht ein.
Dr. Hartmann Aichner ist in der Doppelfunktion als Patient und Gesprächsleiter mit medizinischem Hintergrund in der Gruppe. Die Treffen im Herbst, meint er, seien wie Begegnungen mit alten Freunden gewesen. „Man fremdelt die ersten fünf Minuten, danach geht es dort weiter, wo man aufgehört hat.“ Möglich ist dies allerdings auch, gibt er zu, weil die meisten Mitglieder schon lange dabei sind und ihre Erkrankung schon länger zurückliegt, nur ein Mann ist derzeit noch in Therapie. „Aber wenn Fragen auftauchen, bin ich jederzeit telefonisch erreichbar. Ich selbst starte gegen Monatsende einen Rundruf und frage nach dem Befinden.“
Zwei Mitglieder der Gruppe sind an Corona erkrankt, einer davon relativ schwer. „Wir haben zwar einen großen Raum zur Verfügung“, meint Dr. Aichner, „aber die Gruppe zählt eben doch zu den gefährdeten Kategorien.“ Deshalb wird es bis auf Weiteres (Stand Mitte März, Anm. d. Red.) keine Treffen geben. Ihm selbst, muss er zugeben, fehlt der Austausch mit den anderen schon auch. Aber es ist auch die generelle Isolierung durch die Corona-Bedingungen, die zu schaffen macht. „Ich gehe viel an der frischen Luft spazieren und halte mich auf Distanz. Keine unnötigen Kontakte!“
Psychologe Anton Huber ist auch in der onko-psychlogischen Ambulanz erreichbar. „Wir werden Monat für Monat entscheiden, wie wir weitermachen“, meint Huber. Bis Ostern seien Treffen in Präsenz jedenfalls ausgeschlossen. „Danch werden wir ganz spontan entscheiden, die 15 Mitglieder sind schnell benachrichtigt.“ Unter normalen Umständen trifft sich die geleitete Selbsthilfegruppe einmal pro Monat, am Abend im Krankenhaus von Bruneck.
Als Psychologe führt Anton Huber auch Zoom-Gespräche mit Patienten, aber die Qualität des Austausches sei nicht dieselben. „Die Gruppenatmosphäre lässt sich nicht über Video vermitteln.“ Einzeltherapie-Gespräche seien hingegen möglich.
Wenn die Pandemie eine Wiederaufnahme der Gruppentreffen ermöglichen wird, wird es jedenfalls viel aufzuarbeiten und gemeinsam zu verarbeiten geben. "Covid und was die Pandemie mit uns, mit unserem Leben gemacht hat, wird Spuren hinterlassen."
Die Selbsthilfegruppe der Baum wurde von Dr. Hartmann Aichner und Anton Huber gegründet. Die erste Selbsthilfegruppe in Südtirol nur für Männer, alle mit einer Prostatakrebs-Diagnose. Reden, sich austauschen, merken, dass man mit seinem Leiden, seinen Erfahrungen, seinen Ängsten und Schwierigkeiten nicht allein ist, hilft diese schwierige Lebensphase besser zu überwinden. Der Baum, ein schönes Bild für das wieder in den Griff bekommen seines Lebens. Verwurzelt, stabil, optimistisch gen Himmel wachsend.