Aktuell

Bewegung hält gesund

Sensibilisierungskampagne „Ich schau auf mich – und du? – Nie zu spät für Sport“
Unter dem Motto „Ich schau auf mich – und du?“ sensibilisiert die Südtiroler Krebshilfe zum Thema Früherkennung und Vorsorge von Krebserkrankungen. Eine wichtige Rolle im Rahmen der Vorbeugung spielt die Bewegung, die das körperliche und psychische Wohlbefinden stärkt.
Der Mensch ist nicht für das Sitzen gemacht. Ob Wandern, Radfahren, Schwimmen, Tanzen oder Treppensteigen, jegliche Art von Bewegung fördert die Gesundheit. „Bewegung und körperliche Aktivität sind nicht nur gut für das allgemeine Wohlbefinden, sondern können auch das Risiko für zahlreiche Krebserkrankungen senken, beziehungsweise die Prognose im Falle einer Erkrankung verbessern“, erläutert Dr. Stefan Resnyak, Primar des Dienstes für Sportmedizin am Krankenhaus Bozen.
Allerdings sind wir längst zu einer sitzenden Gesellschaft geworden, die unter akutem Bewegungsmangel leidet. Dies fördert Zivilisationsleiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Übergewicht, aber eben auch Tumorerkrankungen. „Aktuelle Untersuchungen zeigen auf, dass gut ein Drittel der europäischen erwachsenen Bevölkerung sich viel zu wenig körperlich bewegt“, unterstreicht Dr. Stefan Resnyak.
Gesunde Bewegung heißt dabei nicht Leistungssport. Ein regelmäßiges, moderates Ausdauer- oder Krafttraining zeigt auch schon seine Wirkung. Und keinen Sport treiben möchte, sollte versuchen, so viel körperliche Aktivität wie möglich in den Alltag zu integrieren: Öfter mal das Auto stehen lassen und zu Fuß gehen, Treppensteigen und nicht den Aufzug nehmen. Wer täglich viele Stunden vor dem Computerbildschirm arbeitet, sollte sich immer wieder wieder kurze Bewegungspausen gönnen. Aufstehen und sich frei bewegen. Es gibt viele Gelegenheiten, mehr Bewegung ins Leben zu bringen. „Jede Bewegung ist besser als keine“, unterstreocht Dr. Resnyak, „und auch wer noch nie Sport getrieben hat: Es ist nie zu spät, damit anzufangen!“

Lymphdrainage

Sicherer bei uns als beim Einkaufen

Lymphdrainage der Krebshilfe geht unverändert weiter – Interview mit Ingeborg Nollet
Die Turnhallen und Schwimmbäder sind geschlossen. Kurse können nicht, bzw. nur online abgehalten werden. Die Bewegungsfreiheit für mehrere Wochen eingeschränkt. Und viele Betroffene haben auch nach der Lockerung der Auflagen noch Angst, aus dem Haus zu gehen. Regelmäßige Bewegung ist aber das Um und Auf eines gesunden und vorbeugenden Lebensstils und besonders wichtig für chronische Patienten, wie z. B. krebskranke Menschen. Ein Gespräch mit der SKH-Physiotherapeutin Ingeborg Nollet.
Auch nach Lockerung des Lockdowns bleiben Schwimmbäder und Turnhallen geschlossen. Welche Alternativen gibt es für regelmäßige Bewegung?
Ingeborg Nollet: Was immer gut geht, ist täglich und viel an der frischen Luft spazieren gehen oder Rad fahren. Das ist an und für sich ausreichend.
Wer aber in der Stadt so z. B. in Bozen lebt und keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen möchte, ist nicht unbedingt motiviert, zum langen Spaziergehen, geschweige denn zum Radfahren…
Ingeborg Nollet: Wir halten für alle unsere Patienten ein individuelles Programm mit Übungen bereit, die sie zuhause machen können. Möglichst an der frischen Luft.
Wer körperlich fit ist, nach Abschluss der Therapien, beginnt vielleicht im Internet nach Ersatz für das ausgefallene Bewegungstraining oder die Wassergymnastik zu suchen…
Ingeborg Nollet: Dies ist mit Vorsicht zu betrachten. Nicht alles, was angeboten wird, kommt von kompetenter Seite und ohne direkte Kontrolle eines Trainers kann man viel falsch machen und sich womöglich verletzen. Aber ich sehe, dass unsere Patienten sehr vorsichtig sind und das ist gut so. Wer mehr Bewegung braucht, kann sich diese auch durch Treppensteigen ermöglichen. Viele haben ein Heimrad. Das geht immer gut! Wenn man sich nicht sicher ist, mit uns besprechen.
Sie und ihre KollegInnen konnten während des zweiten Lockdowns durchaus arbeiten. Beim ersten Lockdown war das nicht so.
Ingeborg Nollet: Das stimmt. Vom 11. März bis zum 5. Mai war auch die Lymphdrainage untersagt und alle Ambulatorien geschlossen. Das war für Patienten, die an einem schweren Lymphödem leiden, eine schwierige Zeit und effektiv hat sich der Zustand der schweren Fälle auch verschlechtert. Ich bin dankbar, dass wir dieses Mal von einer Schließung verschont blieben! Unsere Patienten brauchen uns. Aber auch während des letzten Lockdowns war ich zumindest telefonisch immer erreichbar.
Sie verfolgen sehr strenge Sicherheitsmaßnahmen.
Ingeborg Nollet: Absolut. Es ist ohne Zweifel sicherer, zu uns ins Ambulatorium zu kommen, als einkaufen zu gehen. Wir haben zwischen einem und dem anderen Patienten genügend Zeit, um zu lüften, um alles zu desinfizieren und den Raum zu sanifizieren. Und bevor die Patienten kommen, nehmen wir eine akkurate Telefonanamnese vor. Wenn der Patient da ist, wird immer Fieber gemessen und ein weiteres Monitoring gemacht. Und wir sowie unsere Patienten tragen selbstverständlich immer den Nasen-Mundschutz.
Die Behandlungszeit wird deshalb aber nicht verkürzt?
Ingeborg Nollet: Ansonsten werden die Patienten behandelt wie immer!
Und es bleibt auch Zeit zum Reden…
Ingeborg Nollet: Ja. Das ist gerade jetzt in dieser Zeit der großen Verunsicherung noch wichtiger als sonst. Wir sind immer bereit für unsere Patienten. Bei dringenden Fragen und Zweifeln können uns auch telefonisch jederzeit erreichen. Ich habe nebenbei einen großen Unterschied zwischen Stadt und Land festgestellt.
Inwiefern?
Ingeborg Nollet: Wer in der Stadt lebt, ist nicht nur viel eingeschränkter, sondern oft ängstlicher. Manche haben Zweifel, ob sie überhaupt kommen sollen. Aber die meisten sind sehr froh. Immer wieder kommen Anrufe von Patienten, die fragen, „Darf ich denn auch kommen?“ und die bei der positiven Antwort glücklich sind.
Und die Therapeuten selbst? Werden sie regelmäßigen Test unterzogen?
Ingeborg Nollet: Bei Bedarf. Aber wir haben ein sehr strenges Eigen-Monitoring. Wir sind auch im privaten Umfeld sehr vorsichtig, beobachten uns sehr gut, achten auf die kleinsten Anzeichen, messen regelmäßig Temperatur, halten uns an alle Sicherheitsmaßnahmen, Abstand, Hygiene, Maske… und sind bereit, beim geringsten Anzeichen oder Zweifel, sofort um einen Test anzufragen und zuhause zu bleiben. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen um unseren Patienten für ihr Verständnis und dafür zu danken, dass auch sie sich sehr vorsichtig verhalten und die Regeln beachten, denn damit schützen sie sich selbst, uns Therapeuten und die anderen Patienten.
Was würden sie ihren Patienten und ganz allgemein raten?
Ingeborg Nollet: Im Rahmen der Möglichkeiten viel Bewegung an der frischen Luft. Abstand halten und immer den Nasen-Mundschutz tragen. Hände regelmäßig desinfizieren. Nicht den ganzen Tag die neuesten Covid-Nachrichten verfolgen und zusätzlich etwas für das Immunsystem zu tun, z. B. mit Sanddorn hoher Anteil an Vitamin C und weiteren Vitaminen. Natürlich immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt. Wir müssen vorsichtig sein, aber man darf sich von der Angst nicht überwältigen lassen. Jeder sollte sich Zeit nehmen, für schöne Dinge und sich vornehmen, positiv zu denken. Wir sind jedenfalls da.
SKH-Physiotherapeutin Ingeborg Nollet