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Staatliches Register für Patientenverfügung

Vier Fragen an Dr. Walter Crepaz, Präsident der Notarkammer
Die Aufnahme der Patientenverfügungen ins staatliche Register erfolgt automatisch bis spätestens 31. Juli 2020. Die Notare haben sich sofort nach Inkrafttreten des Gesetzes über die Patientenverfügung für die Schaffung eines nationalen Registers eingesetzt, um zu gewährlisten, dass diese Bestimmungen auf dem ganzen Staatgebiet wahrgenommen werden können. Ein Gespräch mit dem Präsidenten der Südtiroler Notarkammer, Walter Crepaz.
Chance: Krankenhaus, Hausarzt, Verfasser der Patientenverfügung und die Vertrauensperson werden einen geschützten Zugang zu dem nationalen Register erhalten? Das heißt, sie erhalten einen persönlichen Account, z. B. über Pincode oder Password?
Walter Crepaz: Ja, sicherlich, wie dies aber konkret technisch vor sich geht, kann ich Ihnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen (auch die Meldeämter hatten zum 29. Februar 2020 noch keine diesbezügliche Mitteilung erhalten, A.d.R.).
Chance: Patientenverfügungen, die nach dem 1. Februar 2020 erfasst werden, werden vom jeweiligen Amtsträger automatisch an das nationale Register weitergeleitet, es sei denn, der Verfasser erklärt ausdrücklich, dass er dies nicht wünscht. Wer seine Erklärung vor diesem Datum abgegeben hat, muss selbst die Initiative ergreifen und einen Antrag auf Registrierung stellen oder erhält er von öffentlicher Seite eine Anfrage?
Walter Crepaz: Weder noch. Die Daten aller vor dem 1. Februar 2020 beglaubigten Patientenverfügungen werden von den Notaren (oder von dem Meldeamt der Wohngemeinde, A.d.Rd.) grundsätzlich innerhalb 31. März beim staatlichen Register gemeldet, die beglaubigten Kopien derselben innerhalb von 180 Tagen ab dem 1. Februar, also spätestens bis 31. Juli, in digitaler Form übermittelt . Wer das nicht wünscht, muss dies der Amtsperson, welche die Patientenverfügung aufgenommen hat, mitteilen.
Chance: Die Notare haben einen großen Beitrag zur Schaffung dieses nationalen, staatlichen Registers geleistet…
Walter Crepaz: In der Tat, die Notare haben sich vom Tag des Inkrafttretens des Gesetzes über die Patientenverfügung für die Schaffung eines nationalen Registers stark gemacht. Die Vorteile liegen auf der Hand. Bislang wurden die von einem Notar beglaubigten Patientenverfügungen lediglich in der Urkundensammlung der Notare vermerkt; diese Urkunden wurden beim lokalen Registeramt (Agentur der Einnahmen) registriert und das Notarsarchiv hat einen Vermerk darüber bekommen, wie dies mit sämtlichen vom Notar beurkundeten Dokumenten geschieht. Ein nationales Register hingegen garantiert den italienweiten Zugang zu diesem wichtigen Dokument. Ab August müssen zudem wie gesagt nicht nur die Mitteilung der erfolgten Beglaubigung, sondern auch die digitalen Kopien italienweit zugänglich sein.
Chance: Mit dem nationalen Register ist die Gültigkeit (bzw. Wahrnehmung) der Patientenverfügung auf nationaler Ebene demnach gewährleistet. Wie sieht es auf internationaler Ebene aus?
Walter Crepaz: Sicherlich wurden auch in anderen Staaten Europas gesetzliche Bestimmungen bezüglich Patientenverfügungen erlassen; Vorreiter waren das sicherlich Staaten Nordeuropas. Italien ist eines der letzten Länder der EU, in denen die Patientenverfügung gesetzlich geregelt worden ist. Inwiefern jedoch heutzutage die Daten überstaatlich verknüpft sind, d.h. ob z.B. die Südtiroler Sanitätseinheit oder die deutschen Gesundheitsämter heutzutage Zugriff auf die in Italien verfassten und registrierten Patientenverfügungen hat, da kann ich ihnen derzeit keine Antwort geben. Mein Rat könnte sein: wer eine Auslandsreise antritt, sollte entweder seine Patientenverfügung mit sich führen oder sicherstellen, dass die Vertrauensperson, die die Verfügung mit unterzeichnet hat, bzw. Angehörige oder nahestehende Personen über die Reise Bescheid wissen und gegebenenfalls kontaktiert werden können. •

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Streicheleinheiten für die Seele…

…und Kühlung bei Hitzewallungen – SKH schenkt Brustpatientinnen Fächer
Im 18. und 19. Jahrhundert gehörte er zum unverzichtbaren Utensil einer Frau. Der Fächer. Nicht nur weil die Mode der eng geschnürten Wespentaillen, die Frauen nur allzu leicht an den Rand einer Ohnmacht brachte, sondern auch als wichtiges Mittel der Kommunikation mit dem anderen Geschlecht. Zu Unrecht ist er in der Mottenkiste verschwunden, die Krebshilfe hat ihn wieder entstaubt. Am 3. März hat die Vorsitzende des Bezirks Bozen Salten Schlern, Claudia Bertagnolli, der Brustabteilung am Bozner Krankenhaus 200 Fächer übergeben.
Zugute kommt dieses Geschenk den frischoperierten Brustkrebspatientinnen, die oft unter den Folgen der behandlungsbedingten, vorzeitigen Wechseljahre und den damit verbundenen Hitzewallungen zu leiden haben. Dr. Elisabetta Cretella hatte die Idee und rannte bei der Vorsitzenden des Bezirks Bozen Salten Schlern, Maria Claudia Bertagnolli offene Türen ein. „Immer wieder sah ich Patientinnen im Warteraum sitzen, die mit Hitzewallungen zu kämpfen haben, und das nicht nur im Sommer“, betont die Onkologin. „Als ich selbst in die Wechseljahre gekommen bin und unter plötzlichen Hitzeattacken zu leiden hatte, haben mir meine Kolleginnen einen Fächer geschenkt. Und damit war die Idee geboren, was mir guttut, wird noch besser sein für meine Patientinnen.“ Neben dem Kühlungseffekt, ist der Fächer aber noch viel mehr: ein kleines Zeichen der Aufmerksamkeit für Frauen, die sich auf grundlegende Veränderungen einstellen müssen. „Unser Team“, so Elisabetta Cretella, „die Breast-Care-Nurses Kathi Stuefer, Martina Tetter, Ketty Tollardo, der Leiter der Breast-Unit, Dr. Romano Polato und ich, verstehen dieses kleine Geschenk als kleine Streicheleinheiten für die Seele und als Botschaft: Dein Leben wird sich ändern, aber wir sind hier für Dich. Im Großen wie im Kleinen.“
Die Fächer der Krebshilfe sind aus Bambusholz, sehr leicht, naturfarben und tragen nur in der Mitte ein kleines, unauffälliges K, vom Griff pendelt ein hellrosafarbenes Band mit einer rosa Schleife. Das Projekt lief Mitte Märzin Bozen an und ist als Pilotprojekt gedacht. Wenn es gut ankommt, soll es auf alle Brustabteilungen Südtirols ausgeweitet werden. Claudia Bertagnolli zeigte sich begeistert: „Es ist ein kleines Projekt mit großer Wirkung. Und es ist außerdem ein sichtbares Zeichen der ausgezeichneten Zusammenarbeit zwischen der Südtiroler Krebshilfe und der Onkologie/ Brustabteilung. Zusammen mit den Breast-Nurses Ketty, Kathi und Martina haben wir das Modell ausgesucht und auch die Personalisierung durch das schlichte K gemeinsam gewählt.
V.l.n.r: Die Vorsitzende des Bezirks Bozen, Maria Claudia Bertagnolli, die Onkologin Dr. Elisabetta Cretella und die Breast-Nurses Ketty Tollardo, Martina Tetter und Kathi Stuefer
Kleine Fächergeschichte
Ein Fächer verursacht durch mehr oder weniger schnelles Hin- und Herwedeln einen Luftzug, der bei Hitze das Gesicht durch Verdunstungskälte kühlt. Die ältesten Darstellungen von Fächern stammen aus dem alten Ägypten. Das waren allerdings große von der Dienerschaft bewegte Wedel. In China bzw. ganz Asien haben die Fächer ebenfalls eine lange Tradition und werden bis heute noch sowohl von Frauen als auch von Männern benutzt. In Europa finden sich Handfächer ab dem 16. Jahrhundert. Vor allem der japanische Klappfächer, der zusammengeklappt in (fast) jeder Handtasche Platz findet, setzte sich mehr und mehr durch.
Zum Teil reich dekoriert, aus Holz, Elfenbein oder Stoff, zum Teil sogar vergoldet. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts galt der Fächer in Europa als unverzichtbares, modisches Accessoire für die Damen. Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich eine Fächersprache. 1757 wurde sogar ein Buch über die geheime Fächersprache herausgegeben. Wie geheim diese Zeichensprache dann tatsächlich war, bleibt dahingestellt. Wichtig dabei: nicht rechts und links bzw. oben und unten verwechseln. Den geschlossenen Fächer auf die rechte Wange lehnen bedeutet „Ja“, auf der linken Seite hingegen „Nein“. Der in der linken Hand gedrehte Fächer signalisiert „Ich möchte sie los sein“, ein über die Wange gezogener Fächer bedeutet: „Ich liebe Sie“. Ein durch die Hand gezogener Fächer hingegen , „Ich hasse Sie“ und ein nach unten hängender oder fallengelassener Fächer heißt „Lassen Sie uns Freunde sein“. Ein sich schließender Fächer hingegen „Ich möchte mit Ihnen sprechen“.
In den vergangenen Jahren ist der Fächer zunehmend wieder in Gebrauch gekommen. Immer öfter kann man im Sommer besonders Frauen sehen, die sich mit diesem schönen Accessoire Kühlung verschaffen. Jeder Luftzug ein sanftes Streicheln.