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#ichbleibezuhause

Interview mit dem Primar der Onkologie Bozen, Dr. Carlo Carnaghi
Dienstag, 17. März. Ganz Europa und auch die Vereinigten Staaten stehen weitgehend still. Auch Länder wie Spanien, Frankreich und Deutschland, die die strengen Maßnahmen, die die italienische Regierung Anfang März beschlossen hat, zunächst als übertrieben angesehen haben mögen, haben sich der Covid-19 Pandemie ergeben müssen. #ichbleibezuhause gilt nun fast überall, wenn auch nicht in allen Ländern in derselben strikten Auslegung. Das Interview mit dem Primar der Onkologie Bozen, Dr. Carlo Carnaghi, wurde bereits am 5. März gemacht; nach dem Eskalieren der Coronavirus Pandemie war es nicht mehr möglich, ihn ans Telefon zu bekommen. Die Redaktion der Chance hat beschlossen, das Interview dennoch zu veröffentlichen. nd
Was zunächst als Problem einer weit entfernten Provinz in China erschien, hat sich nun zur Pandemie entwickelt. Wuhan ist mittlerweile in aller Munde. Wuhan ist mitten unter uns. Der Corona-Virus hat sich in allen Kontinenten verbreitet, mit Ausnahme der Antarktis. Die Krankheit, deren Symptome zunächst einer Grippe ähneln (Fieber, trockener Husten und Atembeschwerden) entwickelt sich in schweren Fällen zu einer Lungenentzündung, die zum Atemstilstand, zum Ausfall der Nierentätigkeit und schließlich auch zum Tod führen kann.
Krebspatienten gelten als Risikogruppe, da ihr Immunsystem geschwächt ist. Wir haben den Primar der Onkologie, Dr. Carnaghi gefragt, welche Maßnahmen sie ergreifen sollen.
Chance: Dr. Carnaghi, Krebspatienten und hier vor allem, wer sich gerade in Chemotherapie befindet, gehören zu den Risikogruppen. Was tun?
Dr. Carlo Carnaghi: Vor allem nicht in Panik ausbrechen! Aber höchste Vorsicht ist geboten. Man muss sich strikt an alle Vorkehrungen, alle von der Regierung beschlossenen Maßnahmen halten. In Südtirol ist die Situation (noch) weniger schlimm als anderswo, bisher haben nur relativ wenige der positiv getesteten Personen auch die Symptome entwickelt. (am 17. März waren in Südtirol 8 Tote zu beklagen, alle (weit) über 80, Anm. d. Red.).
Chance: Wie kann man sich schützen?
Dr. Carlo Carnaghi: In dem man sich an die von der Regierung erlassenen Maßnahmen hält. Und zwar streng hält. Keine Hände schütteln, sich nicht umarmen oder küssen, Abstand halten, sich nicht das Gesicht, den Mund oder die Nase mit den Händen berühren und vor allen Dingen: Sich sehr oft die Hände desinfizieren oder gründlich waschen. Abstand halten. Zuhause bleiben.
Chance: Müssen Patienten in Chemotherapie eine Maske tragen?
Dr. Carlo Carnaghi: Nicht unbedingt, nicht überall. Man sollte einen vernünftigen Gebrauch der Masken machen. Wer in Kontakt mit einer infizierten Person gekommen ist oder wer Symptome wie Fieber und Husten aufweist, soll sich umgehend telefonisch mit seinem Hausarzt oder mit der grünen Nummer 800 751 751 in Verbindung setzen, die von 8 bis 20 Uhr besetzt ist. Auf keinen Fall zum Hausarzt oder ins Krankenhaus gehen.
Chance: Was ist mit den Therapie- und Kontrollterminen?
Dr. Carlo Carnaghi: Für dringende Untersuchungen und für die Therapien müssen die Patienten in die Onkologie kommen, aber nur dafür. Wir sind dabei, nicht absolut dringende Kontrolluntersuchungen für zwei, drei Monate zu verschieben.
Chance: Gelten besondere Vorkehrungen für das medizinische Personal?
Dr. Carlo Carnaghi: Auch wir gehören einer Risikogruppe an und stellen mehr als 12% der Infizierten. Beim geringsten Anzeichen sind wir aufgerufen, uns in Quarantäne zu begeben. Wir sind dabei einen Arbeits- und Turnusplan zusammenzustellen, der vorsieht, dass immer dieselben Personen zusammen ihren Dienst versehen, also fixe Arbeitsgruppen. Auf diese Weise hoffen wir, das Ansteckungsrisiko zu verringern.
Chance: Wir sind jetzt Anfang März… Ist es vorauszusehen, wie sich diese Pandemie weiter entwickeln wird?
Dr. Carlo Carnaghi: Eine schwierige Frage. Im Augenblick scheint die Situation unter Kontrolle, aber das kann sich von einem Moment zum anderen radikal ändern…
Chance: Dr. Carnaghi, Sie stammen aus Mailand, ihre Familie lebt dort. Wie verhalten Sie sich?
Dr. Carlo Carnaghi: Zum heutigen Tag (5. März, A.d.R.) sind es zwei Wochen, dass ich nicht mehr zuhause war und ich habe nicht die Absicht, dorthin zu fahren!
#ichbleibezuhause
Fieberkontrolle in einem Triage-Zelt

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20 Jahre Weltkrebstag

Informieren ist vorbeugen – Krebs in Europa zweithäufigste Todesursache
Vor zwanzig Jahren wurde der 4. Februar als Weltkrebstag von der Welt-Krebs­organisation, Union for International Cancer Control, UIVV ins Leben gerufen. Ziel ist das Thema Krebs aus der Tabuzone zu holen und ein breites Publikum auf Themen wie Krebsprävention und Früherkennung sowie Forschung aufmerksam zu machen.
Fast 300 Organisationen in 86 Ländern beteiligen sich jedes Jahr weltweit an diesem Tag und nutzen ihn, um mit Pressekonferenzen, Aktionen und Veranstaltungen auf das Thema Krebs, die neuesten Forschungsergebnisse und Therapiemöglichkeiten, Zahlen und vor allem auf die Eigenverantwortung aufmerksam zu machen. Krebs ist in Europa nach Herz-Kreislauferkrankungen (50%) die zweithäufigste Todesursache (20%). Der Genuss von Tabak ist in beiden Fällen ein entscheidender Faktor. Jedes Jahr legt der Weltkrebstag den Bürgern die Regeln der Weltgesundheitsbehörde für einen gesunden Lebensstil ans Herz.
Nicht rauchen
Kein Übergewicht
Ausreichend Bewegung
Ausgewogene Ernährung
Wenig rotes Fleisch
Geringer Alkoholkonsum
Ausreichend Sonnenschutz
Regelmäßige Krebsfrüherkennungsuntersuchungen
Impfung gegen Hepatitis B und HPV
Schutz vor krebserregenden Stoffen
Jedes Jahr steht der Weltkrebstag unter einem anderen Motto, in diesem Jahr „ICH BIN UND ICH WERDE“. Mit anderen Worten, Wer bin ich und was kann ich persönlich zur Bekämpfung von Krebs tun? Ein gesunder Lebensstil geht Hand in Hand mit einem umweltbewussten Lebensstil. Neben dem schon erwähnten Tabakgenuss zählt auch die Umweltbelastung zu den Hauptgründen für Krebserkrankungen.
Weltweit erkranken rund 14 Millionen Menschen an Krebs, im Jahr 2018 sind 8,8 Millionen Menschen an Krebs gestorben. Laut Hochrechnungen werden im Jahr 2030 etwa 21 Millionen Menschen die Diagnose Krebs erhalten und 13 Millionen Menschen an Krebs sterben. Die Hälfte der Krebserkrankungen könnte durch einen gesunden und verantwortlichen Lebensstil vermieden werden. Umso wichtiger ist die Information.
Auch die Südtiroler Krebshilfe nutzt jedes Jahr den Weltkrebstag, um umfassend über das Thema zu informieren. Jedes Jahr wird ein neuer Aspekt beleuchtet: Ernährung, Lungenkrebs, Mammakarzinom, Prostatakrebs, Darmkrebs usw. Der Primar des Dienstes für Pathologische Anatomie und Histologie und Direktor des Südtiroler Tumorregisters, Dr. Guido Mazzoleni ist dabei regelmäßiger Gast der Veranstaltung und wartet Jahr für Jahr mit den neuesten Zahlen über die Krebserkrankungen in Südtirol auf.