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Bozen - Misano Adriatico und zurück

Blitzbesuch beim Ferienturnus der Krebshilfe in Misano Ariatico, 28. Mai bis 9. Juni
Schon seit mehreren Jahren hatte ich vor, eine Reportage über den Ferienaufenthalt am Meer zu schreiben. Dieses Jahr hat es geklappt und so steige ich am 4. Juni um 5.16 in Bozen in den Zug, um um 10.30 Uhr, nach zweimaligem Umsteigen, in Misano Adriatico wieder auszusteigen. Eigentlich gar nicht so lange. Um 16.20 geht es dann wieder zurück.
Kaum aus dem Zug gestiegen, empfängt mich die typische Meeresluft. Feucht und leicht salzig. Es ist warm, aber nicht drückend, die leichte Brise zeigt mir, dass das Meer nicht weit sein kann. Misano Adriatico bereitet sich auf den großen Ansturm vor. Kaffee-Bars, Eisdielen und Geschäfte sind erst seit wenigen Wochen wieder geöffnet und für die Sommersaison auf Hochglanz gebracht. Aber noch ist es ruhig, wenige Leute sind auf der Straße. In einer Woche, wenn bis auf Südtirol in ganz Italien die Schulen schließen, wird es anders hier aussehen. Der Spaziergang vom Bahnhof zum Hotel Kursaal ist angenehm und noch sehr ruhig.
In der Hall des Hotels wartet Gruppenleiter Alessandro Altadonna bereits auf mich. Die meisten Teilnehmer des Meeresaufenthalts sind am Strand und so gehen wir gleich über die Straße, grüßen den Bademeister Lino und treffen sofort auf die Burraco-Gruppe. Vier Frauen spielen hier Tag für Tag ihr Lieblings-Kartenspiel, einige sitzen im Schatten, andere in der Sonne: Kira, Maura, Bruna und Cinzia.
Ein paar Schritte weiter und wir erreichen die ersten Sonnenschirme der Krebshilfe. Die Teilnehmer kommen aus fast ganz Südtirol, Bozen, Meran, Brixen Unterland…Die meisten teilen sich ein Zweier-Zimmer und auch denselben Sonnenschirm, wie z. B. Vittorio aus Meran und Mario aus Bozen.
Die wenigen Männer sind Hahn im Korb, auf 37 Frauen kommen nur neun Männer. Vittorio ist es gewöhnt, in seiner Gymnastikgruppe ist er der einzige Mann. Probleme hat er damit nicht. Nur findet er es schade für die Männer: „Wir wissen alle, wie viele Männer es gibt, die an Krebs erkranken, bei der Krebshilfe aber sieht man nur wenige.“
Franco, der eigentlich Mirto mit Vornamen heißt, kommt seit vier Jahren zusammen mit seiner Frau Kira nach Misano. „Wir haben alle beide Glück gehabt“, sagt er und meint damit, dass die dunklen Tage der Krankheit hinter ihnen liegen. „Hier geht es uns richtig gut, Animation, Gesellschaft, Sonne und Meer – es ist phantastisch!“
Judith ist die jüngste der Gruppe, Jahrgang 1967. Bevor sie nach Misano Adriatico gefahren ist, hat sie zweimal zusammen mit ihrer Tochter an den „Mutter – Kind Ferienaufenthalten“ teilgenommen. Seit zwei Jahren zieht die Tochter es vor, zusammen mit der Tante in Urlaub zu gehen und so hat Judith Turnus gewechselt und fühlt sich ausgesprochen wohl. „Es ist gar nicht schlecht, einmal etwas alleine zu unternehmen und diese lustige Gesellschaft hat mich ganz herzlich aufgenommen.“ Die Älteste der Gruppe ist übrigens Fernanda mit 81 Jahren.
Als ich bei den Sonnenschirmen stehen bleibe, kommen viele neugierig auf mich zu. Wer mag das sein? Stadtkleidung und in der Hand Block und Stift? Kaum hören sie, dass ich von der Chance bin, möchte jeder etwas beitragen. „Es ist wunderschön hier!” und „Es lebe die Krebshilfe, die uns diese wunderschönen Ferien ermöglicht!“ und „Hier ist es einfach toll, nicht nur das Meer und das Hotel, auch die Animation. Heute Abend gibt es Karaoke und alle sind unwahrscheinlich nett mit uns!“ Nur positive Stimmen und ehrlicher Dank gegenüber der Südtiroler Krebshilfe für ihren Einsatz zugunsten der Betroffenen.
Im Speisesaal sind mehrere Tische in einer etwas abgeschirmten Ecke für die Krebshilfe reserviert und auch hier kann man die ausgelassene Stimmung und das fröhliche Zusammensein förmlich mit Händen greifen. Es gibt historische Tische, wie z. B. der Tisch Nummer sieben, an dem jedes Jahr dieselbe Gruppe sitzt und Tische, die sich neu zusammengefunden haben. Munter geredet und gelacht wird an allen Tischen gleich. Jeder einzelne ist bemüht, diese Tage zu den schönsten des Jahres werden zulassen. Nach dem Mittagessen geht es in an die Bar in die Halle, um den Kaffee einzunehmen, anschließend nutzen die meisten Teilnehmer die Gelegenheit für eine kurze Ruhepause im Zimmer, bevor es um 16.30 Uhr am Strand wieder losgeht mit Spielen und Turnieren.
„Schreiben Sie nur, wie gut es uns hier geht”, fordern mich viele auf, als ich mich verabschiede, um den Zug zurück nach Bozen zu nehmen. „Dass niemand denkt, wir säßen hier nur traurig herum und erzählen uns unsere Krankheitsgeschichten!“ Und das stimmt! Die Krankheit hat hier nichts zu suchen. In Misano Adriatico denkt man nur daran, sich zu entspannen, zusammen mit den anderen Spaß zu haben und es sich gut gehen zu lassen. Der Alltag und die Sorgen sind zu Hause geblieben, die hatten im Koffer keinen Platz!
Es ist Zeit, mich zu verabschieden. Nachdem ich mich bei allen herzlich verabschiedet habe, mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof, nichtsahnend, dass es ein langer Rückweg werden wird. Zwei Züge in großer Verspätung, einen Anschlusszug verpasst… Aber das ist eine andere Geschichte.
Unvergessliche und heitere Tage in Misano Adriatico. Jeder nach seinem Programm: Sich ausruhen, Freundschaften schließen, Sonnenbaden oder Karten spielen.... | unten/links: Vittorio und Franco (alias Mirto) | unten/rechts: Immer gut gelaunt: Bademeister Lino

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In den besten Händen

Krankenpfleger und Begleiter Alessandro Altadonna und die Animateure Lilly und Carlo
Vierzig Jahre arbeitete Alessandro Altadonna im Bozner im Krankenhaus, OP-Krankenpfleger in der Orthopädie und in der Pädiatrie und Pfleger im Gipsraum. 1973 Abschluss der Ausbildung und seit 2004 in Rente. Lilly und Carlo sind hingegen das sympathische Animations-Team des Hotels Kursaal und des Strandbads 55-56, zuständig für Spiel, Spaß und gute Laune.
An Erfahrung mangelt es Alessandro Altadonna sicher nicht. Seit Jahren begleitet Ale, wie ihn alle liebevoll nennen, Jugendgruppen in die Ferienkolonie 12 Stelle. Vom 28. Mai bis 9. Juni hat er zum ersten Mal eine Gruppe der Südtiroler Krebshilfe nach Misano Adriatico begleitet.
„Eine tolle Gruppe”, sagt Altadonna. „Jeder auf seine Weise ganz besonders, mit seiner ganz besonderen Geschichte. Für mich ist es wichtig, jedem zuzuhören, jedem zu vermitteln, dass ich für ihn da bin. Ich möchte den Leuten Vertrauen und Ruhe vermitteln.“ Und das gelingt ihm auch, wie den Kommentaren der Mitglieder der Reisegruppe zu entnehmen ist. Alle sind begeistert von Ale und alle schätzen es, dass er sich darum bemüht hat, ein eigenes Krankenzimmer zu bekommen, um jedem die notwendige Privacy zu garantieren. „In der Hotelhalle vor allen anderen Blutdruck- oder Blutzuckermessen oder Verbände wechseln, das geht doch nicht!“
Zur Überraschung aller, hat sich Alessandro Altadonna aber auch noch als professioneller Entertainer entpuppt. Jeden Abend steigt er zusammen mit Lilly und Carlo auf die Bühne und sorgt für Ströme von Lachtränen. Wer ihn im Gespräch mit den Reiseteilnehmern sieht, hat das Gefühl, sie kennen sich seit Jahren. Er hat es sofort geschafft, Vertrautheit zu schaffen. Jemand zum Unsinn machen und zum Spaß haben, aber ebenso ein ernster und beruhigender Gesprächspartner. Vom 25. Juli bis zum 7. August ist er dann ein zweites Mal in Misano Adriatico, zusammen mit der „Gruppe Mutter/ Vater – Kind. Die Texte für seine Abendshow schreibt er am Nachmittag oder vor dem Abendessen und wenn er mit seiner Lilly-Gruber-Parodie loslegt, dann lacht das ganze Hotel.
Alessandro Altadonna hat auch zwei Bücher geschrieben. Eines über seine Erfahrungen als Krankenpfleger, das andere über seine Teilnahme an fünf Missionen im Irak. Er war außerdem nach dem Erdbeben im Einsatz in Irpinia und hat an mehreren Hilfseinsätzen in Eritrea und in Syrien teilgenommen.
Gute Laune ist ihre Arbeit und wer sie strahlen sieht, der fühlt sich gleich angesteckt. Die beiden Animateure des Hotels Kursaal für die Sommer Saison 2019 heißen Lilly und Carlo. Jung aber dennoch schon erfahren im Umgang mit Gruppen und vor allem sehr motiviert. Chronisch gut gelaunt und voll Ideen, um jeden Tag zu einem ganz besonderen Erlebnis werden zu lassen, überraschen sie die Gruppe immer wieder aufs Neue mit ihrem Programm.
Alle beide sind ihren Dienst einen Tag bevor die Südtiroler angereist sind, angetreten. Jeden Morgen um 9.30 sind sie schon am Strand für die Freikörper-Gymnastik, um den Gästen dabei zu helfen, alle Muskeln wach zu kriegen, anschließend heißt es zu latein-amerikanischen Rhythmen tanzen. Lilly hat bereits mit Kranken gearbeitet, für Carlo ist es die erste Erfahrung. „Aber die Gruppe der Krebshilfe ist topfit”, sagen beide. „Und Krankheit ist hier kein Thema.” Das Wichtigste ist ihnen bei ihrer Arbeit die Menschen fröhlich zu stimmen und ihnen viel positive Energie zu vermitteln. Und darin sind sie Spitze!