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Es geht weiter

Die 2. Brunecker Krebsgespräche im Rückblick der Organisatoren
Krebs, das ist ein Thema, das mit Angst verbunden ist, mit Unsicherheit, mit Tabu. Auf der einen Seite die Wissenschaft, die Ärzte, auf der anderen Seite der Patient, der sich oft ausgeliefert fühlt. Und irgendwo dazwischen die Eigenverantwortung. Was kann ich tun, um vorzubeugen, was kann ich tun, wenn ich schon erkrankt bin. Die ersten Brunecker Krebsgespräche haben sich im Februar 2018 dieser Herausforderung gestellt. Eine Wiederauflage der Veranstaltung zum Weltkrebstag 2019 schien fast schon eine Verpflichtung. Jetzt ist es ein Must!
Sie sind ein Team, das sich aus Zufall zusammengefunden hat. Der Onkologe Dr. Christoph Leitner und sein Jugendfreund, der Brunecker Rechtsanwalt Andreas Leiter sowie dessen Frau, die Journalistin Verena Duregger. Im vergangenen Jahr hatten sie noch Zweifel, ob ihre Idee funktionieren könnte. Nach der zweiten Auflage besteht kein Zweifel, dass es weitergeht. Wie und wo, darüber darf noch nachgedacht werden. Auch wenn die Location UFO in Bruneck perfekt ist, nur ein bisschen zu klein.
Die Chance hat mit den drei Organisatoren gesprochen. Wie haben Sie die zweite Auflage der Krebsgespräche erlebt und wie geht es weiter bzw. geht es weiter?
Dr. Christof Leitner: Wir können absolut zufrieden sein. Das große Interesse an der zweiten Auflage der Krebsgespräche und die Tatsache, dass die Leute auch trotz des Schneefalls und blockierter Straßen versucht haben, zu kommen, hat uns bestätigt. Krebs ist ein Thema das brennt. Die Leute wollen wissen und zwar nicht nur die Patienten. Wir hatten mehr als 300 Anmeldungen und mussten hundert Personen absagen. Für uns Ärzte sind diese Gespräche eine Herausforderung, der wir gerne nachkommen, unsere Informationen so weiterzugeben, dass auch Außenstehende sie verstehen können. Ich glaube auch unser Mix an Experten und Betroffenen macht das Ganze so interessant. Die Patienten, die bei uns auf die Bühne kommen sind mutig so offen über ihre Geschichte zu sprechen und sie machen anderen Mut. Was mir dieses Jahr gefehlt hat, war die Diskussion auf der Bühne.
Es gab keine Möglichkeit, um politische Strategien zu diskutieren. Die einzelnen Beiträge waren für mich persönlich zu lang, da sind wir das nächste Mal gefordert, ein effizienteres Zeitmanagement zu führen. Man darf das Publikum auch nicht mit zuvielen und nicht unbedingt relevanten Informationen überlasten. Weniger ist hier wohl mehr!
Rechtsanwalt Andreas Leiter: Mein größtes Anliegen ist es, der Angst zu begegnen. Und das haben wir glaube ich geschafft. Im ersten Jahr wurde ich noch gefragt, warum nennt ihr die Veranstaltung Krebsgespräche? Zur zweiten Auflage bekam ich diese Frage nicht mehr gestellt. Welchen Namen sonst hätten wir wählen sollen? Es geht um Krebs. Und wir wollen über Krebs reden. Darüber reden, Informationen sammeln, Einblicke in Leben mit Krebs nehmen, das nimmt Angst. Ein aufgeklärter, mündiger Patient kann mit dem Arzt ein paritätisches Verhältnis aufbauen. Es stimmt, Informationen bekommen wir heute viele, Stichwort Dr. Google. Aber nicht immer ist diese Information kontrolliert, oft wird mit Emotionen gespielt, mit reißerischen Titeln, eben mit Angst. Das tun wir nicht. Unser Ziel geht über die Krebsgespräche hinaus. In diesem Jahr war die Veranstaltung über einen Monat in irgendeiner Weise in den Medien präsent. Das ist gut so. Das müssen wir langfristig verankern. Im UFO vermitteln wir ausgewogenes Wissen. Letztes Jahr wussten wir nicht, ob es ein zweites Mal geben wird. Jetzt müssen wirüberlegen, wie wir die dritte Auflage angehen wollen und wo. Im UFO haben wir ideale Bedingungen, aber wenig Platz. Bruneck als Austragungsort mag dezentriert sein, aber es ist mittlerweile ein Begriff…
Verena Duregger: Die 1. Krebsgespräche haben wir als Premiere erlebt, es ging uns darum, das Thema Krebs salonfähig zu machen. Für die 2. Auflage mussten wir uns nicht mehr rechtfertigen, unsere Forderung, „Reden wir darüber“ wird inzwischen angenommen. Ich bin stolz, dass wir im Februar das Who is Who der onkologischen Internistik Südtirols auf die Bühne des UFO geholt haben. Und nicht nur auf die Bühne. Ärzte zum Anfassen. Das hat sich auch in den Pausen gezeigt, in denen die Ärzte von vielen Seiten angesprochen wurden. Für mich persönlich ist der Kern der Brunecker Krebsgespräche das Gespräch mit den Patienten. Es braucht Mut dazu, nicht jeder könnte das. Aber die Geschichte aus erster Hand präsentiert zu bekommen, das betrifft, das macht verständlich, was in diesen Menschen vorgeht, das macht Mut. Krebs ist tragisch, auch wenn es gut ausgeht, hinterlässt er seine Spuren. Es ist kein Thema, das einfach abgehakt werden kann. Aber ich hatte den Eindruck, dass bei unserer Tagung doch auch eine gewisse Leichtigkeit mit ins Spiel kam, auch ein Lachen. Sehen, wie diese Menschen, Klaus Gasperi, unser Gast vom letzten Jahr, Walther Lücker oder die Ärztin Barbara Mair im Leben stehen, ihr Leben nach dem Krebs, mit dem Krebs meistern, das nimmt Ängste und zeigt gleichzeitig: Krebs geht uns alle an!

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Der Motor der Abteilungen

Film über die Pflegekoordinatorinnen der Onkologie Bozen, Meran und Bruneck
Vor allem wenn es um Krebs geht ist immer die Rede von Patienten und Ärzten. Ein dritter Part hingegen bleibt meist im Hintergrund, obwohl dieser Gruppe ein ganz besonderer Stellenwert in der Krebstherapie zukommt: das Pflegepersonal. Bei den 2. Brunecker Krebsgesprächen war all jenen Frauen und Männern, die sich täglich um die Patienten kümmern und die der Motor der Abteilungen sind, ein Film gewidmet: ein Blick in den Alltag der Pflegekoordinatorinnen Margareth Reier (Bruneck) und Monika Alber (Meran) sowie der stellvertretenden Pflegekoordinatorin Silvia Libera (Bozen). Verena Duregger hat den Film zusammen mit Stefan Ghedina verwirklicht. Herausgekommen ist ein einfühlsames Portrait, ein Bericht über drei Frauen im Hintergrund, die kontrollieren, hinterfragen und organisieren. Eine Tätigkeit mit einer großen Verantwortung, die Professionalität, die Fähigkeit zur Empathie aber auch des Distanzhaltens voraussetzt. Keine der drei würde ihren Arbeitsplatz gegen eine andere Abteilung tauschen. „Wir müssen Nähe zulassen und gleichzeitig uns selbst schützen lernen, bereit sein zuzuhören, aber auch neutral bleiben können und sind in einen unaufhörlichen Lernprozess eingebunden, um mit den neuesten Entwicklungen Schritt zu halten.“ Im Foto v. li.n.re.: Silvia Libera, Margareth Reier und Monika Alber.