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Die Magie von Blau, Rot und Gelb

Therapeutisches Malen in Neumarkt – Farben und Pinselstrich öffnen Fenster zur Seele.
Stille. Oder fast. Im Hintergrund das leise Radio von Erika Plank, Sekretärin des Bezirks Überetsch-Unterland. Ein paar Autos fahren vorbei. Ansonsten Stille und das Geräusch der Pinsel, die über das Blatt streichen. Beim Absetzen wird es einen Augenblick stärker. Rita und Gerlinde sind konzentriert bei der Arbeit. Sie besuchen den von Emanuela Laurenti angebotenen Kurs "Therapeutisches Malen".
Maltherapie, das heißt nicht, Kunstwerke erstellen. Das Ergebnis zählt nicht, erklärt Emanuela, es geht nicht darum, ein schönes Bild zu malen, es geht um den Prozess des Malens, um die unmittelbare Wirkung der Farbe auf den Patienten. Der Kurs ist auf zwölf Treffen angesetzt. Eine Teilnehmerin ist zum heutigen vierten Treffen nicht mehr gekommen. „Nicht jeder packt das“, sagt die Kunsttherapeutin. Der Umgang mit Farbe und Pinsel geht tief ins Innere. „Das muss man aushalten können.“
„Wie ist es euch ergangen nach dem letzten Mal?“, fragt Emanuela. Ein Gefühl des Wohlbefindens, berichten Rita und Gerlinde. Eine Freude aus dem Inneren.
Emanuela weiß wovon sie spricht. 2013 war sie selbst Krebspatientin. Leukämie. 28 Jahre war sie damals alt. Bei Rita liegt die Therapie zwei Jahre zurück. Sie ist bereits ins Arbeitsleben zurückgekehrt. „Aber ich wollte etwas für mich tun“. Zuhause, das weiß sie, würde sie sich die Zeit nicht nehmen. Sie hat sich mit anthroposophischer Maltherapie auseinandergesetzt und diesen Kurs ganz bewusst ausgesucht, um an ihrer Persönlichkeit zu arbeiten.
„Das kann mir nur guttun.“ Gerlinde ist seit November 2018 in Therapie, noch zwei Wochen Strahlentherapie und sie hat es hinter sich (Mitte März, Anm. d. Red.). Sie besucht außerdem noch den von Krebshilfe angebotenen Entspannungs- und Atmungskurs. Die Therapien lassen ihr wenig Zeit, aber die Zeit, die sie hat, möchte sie intensiv für sich selbst nutzen.
Gerlinde und Rita sitzen sich gegenüber. Vor sich das weiße Blatt, wie ein Fenster zur Seele. Drei Wassergläser und drei Töpfchen mit Aquarellfarben: blau, rot und gelb. Emanuela erklärt die Aufgabe. Sie liest aus der Genesis. Der zweite Tag der Schöpfung. Luft. Die Trennung von oben und unten. In der Blattmitte sollen Gerlinde und Rita anfangen. Zunächst mit gelb. Horizontal. Dann kommen rot und blau. Nach oben hin immer leichter, nach unten hin kräftiger. Die breiten Pinsel streichen über das Blatt. Mehrmals fahren sie der horizontalen Linie nach. Wenn sie zu dick aufgetragen wird, kann die Farbe mit Wasser verstrichen werden. Beim Wiederholen des Vorgangs, soll immer von der Blattmitte ausgegangen werden. Die gleichmäige Bewegung der Hand, das Geräusch des Pinsels, die Farben führen zu einer Art Trance. Gerlinde und Rita sind ganz vertieft in die Bewegungen, wirken versunken. Rita malt in Wellen, Gerlinde gerade Striche. Sie setzt den Pinsel häufig ab, tunkt ihn ganz vorsichtig und zart in die Farbe. Rita zieht ihre Wellen durch. Die Wiederholung ist ein wichtiges Element der anthroposophischen Maltherapie, das therapeutische Moment liegt in der Automatisierung der Geste.
"Den Abschluss des vierjährigen Studiums der Kunst-Therapie, habe ich dem Krebs zu verdanken." Verdanken. Emanuela wählt genau dieses Wort. Die Krankheit hat sie mit sich selbst konfrontiert. Drei Monate war sie in Isolierung auf der Abteilung für Hämatologie. „Wenn Du so ganz allein mit dir bist, dann stellst du dir Fragen. Was habe ich bis jetzt gemacht? Ist die Krankheit meine Schuld? Habe ich Gutes getan? Gibt es etwas, was ich gerne noch tun möchte? Sie hatte bereits die Kunstakademie besucht und im Internet ist sie auf die anthroposophische Kunsttherapie gestoßen. Über das Malen direkt an seiner Selbstgestaltung, seiner Selbstheilung und seiner Individuation beteiligt sein. Kaum aus dem Krankenhaus entlassen und noch während der Chemotherapie schrieb sie sich an der Schule Stella Maris in Bologna ein. „Meine Familie, mein damaliger Freund alle waren dagegen. Das Hin- und Herfahren mit dem Zug ist gefährlich, das ist zu anstrengend… sagten sie. Aber ich musste das einfach machen! Emanuela hat nicht nur die Krankheit überwunden, sie hat auch ihr Studium abgeschlossen.
Die Therapie orientiert sich an der Genesis, vom Chaos, von der Leere zu meiner wieder erfüllten Welt. Die Krankheit schafft eine Leere, die gefüllt werden muss. „Wir sind allein mit unserer Krankheit und in dieser Situation ist es richtig, dass wir uns uns selbst stellen!“ Aus der Farbe, so Emanuela erwächst Neues. „Die Farbe und die Geste des Malens helfen uns, das Licht, die Flamme in unserem Inneren wieder zu finden, die uns trägt. Der Tumor zwingt uns, uns auf unsere eigenen Beine zu stellen, das kann eine Chance sein, kann uns innerlich befreien. Das Blatt ist ein Fenster zur Seele, das Emanuela lesen kann. Am Ende jedes Treffens werden die Empfindungen thematisiert.
Eine zentrale Rolle spielt die Farbe Blau. „Die Therapie beginnt immer mit Blau und sie endet mit Blau.“ Am Ende werden die beiden Blau miteinander verglichen und aus diesem Vergleich wird der Weg erkenntlich, den die Patienten während der Therapie zurücklegen. Von Blau zu Blau. Und dazwischen liegen Welten.

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Auf den Bergen…

…ewig such ich Dich – Benefizkonzert in Jenesien zu Gunsten der Südtiroler Krebshilfe
Alle zwei Jahre ist es wieder soweit: Die Musi spielt auf in der Aula Magna in Jenesien. Super Stimmung und Spaß für die Liebhaber der Volksmusik und Hilfe für Menschen mit Krebs. Organisiert wurde das Konzert wie immer von Sepp Rungaldier und den „Soltnflitzern“.
Persönlicher Höhepunkt für Sepp Rungaldier war eine ganz besondere Uraufführung: Stefan Santi trug das Lied vor, das Rungaldier für seine 2007 verstorbene Frau Emmi geschrieben hat. „Als sie starb“, erzählte Rungaldier, „wollte ich ein Lied für sie schreiben. Geschafft habe ich es erst im letzten Jahr auf einem Dreitausender, den ich alleine bestiegen habe. Dort kamen mir die Worte, nach denen ich so lange gesucht habe. Ein besinnliches Lied. Der Refrain: „Es ist schön die Gletscher in der Sonne zu sehen doch auch sie können nicht bestehen und auch die Rosen müssen mit den Schatten gehen – so wie ich.“ Aufgetreten sind am Samstag, 16. März in Jenesien die Runden Oberkrainer, Tiroler Wind, Stefan Santi sowie die Salten Oberkrainer. „Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt“, sagt Sepp Rungaldier, "und wir sind stolz, der Krebshilfe wieder eine große Summe spenden zu können.“ Vor zwei Jahren waren es mehr als 4.000 Euro. Den Ehrenschutz der Veranstaltung hatten der SVP Senator Meinhard Durnwalder und Jenesiens Bürgermeister Paul Romen übernommen. Unter den Gästen die Vorsitzende der Krebshilfe Bozen Salten Schlern, Maria Claudia Bertagnolli, ihre Vorgängerin Monika Gurschler sowie Stellvertreterin Brigitta Thaler.